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Veröffentlicht am 22.07.2021

manchmal ist weniger mehr

Mohnschwestern
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1943 ist Lotte 20 Jahre alt, lebt mit ihrer Mutter in Darmstadt, der Vater ist an der Front. Für Lotte steht fest, sie heiratet Hans, ihren Jugendfreund sobald der Krieg vorbei ist. Doch dann lernt sie ...

1943 ist Lotte 20 Jahre alt, lebt mit ihrer Mutter in Darmstadt, der Vater ist an der Front. Für Lotte steht fest, sie heiratet Hans, ihren Jugendfreund sobald der Krieg vorbei ist. Doch dann lernt sie auf seltsame Weise Wilhelm kennen, der direkt in ihrem Garten vom Himmel fällt. Sie fühlt sich von ihm angezogen, spürt, dass es Wilhelm ebenso geht. Trotzdem zieht er sich zwischenzeitlich immer wieder von ihr zurück und lässt sie allein. Nur allmählig kommt Lotte hinter sein Geheimnis…
Mich hatte die Kurzbeschreibung des Buchs neugierig gemacht. Ich fand die Geschichte anrührend. Doch nun, im Nachhinein betrachtet, finde ich, dass die Autorin einmal etwas zu viel Gefühl was die Liebe von Lotte zu Wilhelm betrifft hat einfließen lassen. Es wurde in meinen Augen, wenn auch mit anderen Worten, immer wiederholt.
Die Beschreibungen zu den Bombardierungen, wie auch die Verfolgung der Juden oder die Bräute-Schule der Nazis fand ich dagegen wieder sehr interessant. Als Figur hat mir Lottes kleiner Bruder Otto sehr gut gefallen. Anfangs noch altersentsprechend kindlich naiv, muss und wird er wegen der Kriegsumstände vorzeitig erwachsen. Dabei setzt er für Lottes beste Freundin Ruth sogar sein Leben aufs Spiel. Was mich am Buch gestört hat, waren die Kapitel in die 2000er Jahren in denen Hazel die Hauptfigur ist. Zwar wird am Ende der Geschichte der Zusammenhang zwischen beiden Zeitebenen und Handlungen aufgeklärt, doch haben mich diese Abschnitte immer wieder aus der eigentlichen Geschichte um Lotte gerissen und zu einem gedanklichen Bruch geführt. Ohne diesen Teil hätte mir diese traurige Geschichte wesentlich besser gefallen.
Insgesamt betrachtet gebe ich 3,5 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 22.07.2021

bewegender Einblick das karge Leben einer starken Frau

Die Hebamme
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Mit sieben Jahren zieht Marta Kristine mit ihren Eltern nach Flovik. Ihr Vater, der als Schuster und Schlachter für den Lebensunterhalt sorgt, hat dort einen Häusler Hof gepachtet. Mehr schlecht als recht ...

Mit sieben Jahren zieht Marta Kristine mit ihren Eltern nach Flovik. Ihr Vater, der als Schuster und Schlachter für den Lebensunterhalt sorgt, hat dort einen Häusler Hof gepachtet. Mehr schlecht als recht bringt er damit seine Familie durch. Bereits in diesem Alter steht für Marta Kristine fest: sie will Hebamme werden. Ihr Ziel verliert sie nie aus den Augen, auch wenn dieser Weg für sie sehr steinig wird…
Mir hat es gefallen, wie der Autor hier die Kargheit dieser Gegend beschrieben hat, wie auch die Sitten und Bräuche der damaligen Zeit in Norwegen hat einfließen lassen. Besonders interessant fand ich die Beschreibungen zur Wanderschule, die nur für 4 Monate im Jahr stattfand.
Hebammen-Stina (so wurde Marta Kristine von allen genannt) hat mich beeindruckt. Trotz erfolgreich abgeschlossener Hebammenausbildung suchten die Frauen bei nahender Geburt sie nicht auf. Der Grund: eine Hebamme musste bezahlt werden, während es nachbarschaftliche Hilfe ohne Lohn gab. Dabei stand das Gesetz auf Stines Seite So macht sich Stina stark, und kämpft sogar vor Gericht für ihr Recht. Geld ist immer knapp in ihrem Haushalt, nicht zuletzt, weil die Anzahl ihrer eigenen Kinder, die sie von Hans, ihrem Ehemann bekommt, fast jährlich steigt. Hans ist ihr im Leben selten eine Stütze. Er hat oftmals hochtrabende Ideen, für deren Umsetzung ihm aber stets das Kapital fehlt, was ihn aber nicht davon abhält es mit geborgtem Geld zu versuchen. Gewinnbringend ist keiner seiner Versuche. Zudem leidet er mit zunehmendem Alter an Schwermut, zieht sich immer mehr in sich selbst zurück, so dass selbst Marta Kristine, die immer hinter ihm steht und ihn noch immer liebt, nicht mehr erreichen kann.
Ich fand das Buch sehr interessant und unterhaltsam. Nicht zuletzt die Ausführungen zu der Errechnung der Erbmasse, der Zwangsversteigerung der Erbmasse – davon habe ich noch nie gehört. Aber gerade dieser Abschnitt hat auch gezeigt, welch hohe Achtung sich Stina durch ihre Arbeit in den Jahren zuvor erworben hat. Achtung, die auch ich dieser Frau gegenüber empfinde. Von mir gibt’s 4 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 22.07.2021

toller Erzählstil, eindringliche Geschichte

Was uns durch die Zeiten trägt
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Familie Reich ist entgegen Ihrem Namen nicht reich. Aber die Familie betreibt eine kleine Landwirtschaft in Niederschlesien und haben damit ein gutes Auskommen. Zwar ist der Vater wegen eines steifen Fingers ...

Familie Reich ist entgegen Ihrem Namen nicht reich. Aber die Familie betreibt eine kleine Landwirtschaft in Niederschlesien und haben damit ein gutes Auskommen. Zwar ist der Vater wegen eines steifen Fingers kriegsuntauglich, aber nun, da sich die deutsche Niederlage abzeichnet, wird auch er eingezogen. Eingezogen, wie so viele andere aus dem Dorf. So auch Wolfgang, der Lehrerssohn, für den Luise Reich schwärmt.
Auf dem Hof der Familie Reich arbeitet Marian Nowak, der polnische Zwangsarbeiter. Seine Hilfe auf dem Hof ist nun umso dringender. Aber Luise sieht in ihm nicht nur den „Polen“, sie sieht auch den Menschen in ihm. Ob sie sich näherkommen, sollte jeder selbst nachlesen.
Mich hat diese Familiengeschichte wunderbar unterhalten. Das lag sicher daran, dass Luise, die sehr impulsiv, mitunter sogar leichtsinnig ist und ein riesengroßes Herz hat, mir als Hauptfigur gefallen hat. Mit Unrecht kann sie nicht umgehen. Anfangs versucht sie wie ein trotziges Kind ihre mitunter wahnwitzigen Pläne umzusetzen. Einzig auf Marian, mit seiner ruhigen, überlegenen Art hört sie. Sehr gut beschreibt sie Autorin auch die Zerrissenheit von Luise. Das zarte Band ihrer Gefühle zu Wolfgang, ihre Unsicherheiten im Umgang damit. Und schließlich ihre Trauer, als er die Karriere bei der Wehrmacht ihr vorzieht. Diese verworrene Gefühlswelt als Jugendliche(r) kam wunderbar zum Ausdruck.
Ich kann das Buch allen, die gerne Familienromane aus der deutschen Kriegs- und Nachkriegszeit lesen, uneingeschränkt weiterempfehlen. Von mir gibt’s 5 Lese-Sterne und ich freue mich schon auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 20.07.2021

habe nicht den richtigen Zugang zum Buch gefunden

Dreieinhalb Stunden
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Es ist der er 13. August 1961. Entgegen Walter Ulbrichts Aussage, wird eine Mauer durch Berlin gezogen und die Grenzen zu Westdeutschland gesichert. Zu diesem Zeitpunkt sitzen Personen im Interzonenzug ...

Es ist der er 13. August 1961. Entgegen Walter Ulbrichts Aussage, wird eine Mauer durch Berlin gezogen und die Grenzen zu Westdeutschland gesichert. Zu diesem Zeitpunkt sitzen Personen im Interzonenzug D-151 von München nach Ostberlin. Der Leser lernt gleich zu Anfang viele unterschiedliche Personen, die diese Reise antreten wollen, kennen. Immer wieder wechselt der Autor zwischen den einzelnen Personen. Das hat mich am Anfang recht stark gefordert. Dabei ist es gerade die Unterschiedlichkeit der Menschen, die ein breites Spektrum der Entscheidungsfindung >bleiben oder gehen< beleuchten. Da gibt es Marlies, die bereits beim Besteigen des Zuges vom geplanten Mauerbau durch ihren Vater, der Major bei der Ostberliner Volkspolizei ist und sie darüber informiert hat, und die trotzdem ihrem Ehemann nichts davon verrät.
Oder die vier Mitglieder einer Ost-Band, die ihren ersten Auftritt im Westen hatten und sich nun auf der Rückreise befinden. Oder auch Edith, die Lokführerin, die den D-151 ab der Grenze übernehmen soll.
Als das Gerücht des Mauerbaus sich dann auch im Interzonenzug herumspricht, bricht für jeden Fahrgast (s)ein eigenes Gefühlschaos aus.
Aber irgendwie habe ich mich mit den Personen und ihren Gedanken nicht anfreunden können. Es war mir, vielleicht gerade wegen der ständigen Personenwechsel, nicht möglich mich in deren Gedanken- und Gefühlwelt eindenken. Dabei bin ich ein Mensch, der mit der Mauer groß geworden ist und zum Zeitpunkt des Mauerfalls selbst vor ähnlicher Entscheidung gestanden habe. Von mir gibt’s daher auch nur 3 Lese-Sterne.

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Veröffentlicht am 12.07.2021

bewegend und unterhaltsam

Das Kind der Toskana
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1944 muss Hugo Langley, dessen Flugzeug einen Treffer durch die deutschen Truppen abbekam, einen Fallschirmabsprung inmitten der noch immer von Deutschen besetzten Toskana wagen. Schwer verletzt findet ...

1944 muss Hugo Langley, dessen Flugzeug einen Treffer durch die deutschen Truppen abbekam, einen Fallschirmabsprung inmitten der noch immer von Deutschen besetzten Toskana wagen. Schwer verletzt findet ihn Sofia Bartoli und hilft ihm sich in der Klosterruine zu verstecken. Erst durch sie erfährt er, dass er sich in San Salvatore, in den Bergen der Toskana befindet.
Erst 30 Jahre später findet seine Tochter Joanna in seinem Nachlass einen Brief ihres Vaters an eine Sofia Bartoli. Da ihr Vater nun tot ist, hat sie keine Bedenken diesen Brief, der als unzustellbar zurückgesandt wurde, zu öffnen. Was sie nun liest, kann sie gar nicht glauben. Nie hat ihr Vater ihr von seinen Kriegserlebnissen erzählt und nun liest sie, dass ihr Vater diese Frau geliebt hat. Eins weiß sie: sie muss mehr dazu erfahren und reist kurzentschlossen nach Italien in dieses unbekannte Bergdorf.
Bisher hatte ich noch keine Bücher dieser Autorin gelesen, aber mit diesem hat sie mich überzeugt. Ständig wechseln hier die Ereignisse von 1944 und der aktuellen Suche von Joanna im Jahr 1973. So kam es mir beim Lesen vor, als ob ich genau wie Joanna mich auf eine Reise in die Vergangenheit begebe und gemeinsam mit ihr das Leben ihres Vaters kennenlerne. Rhys Bowen schreibt dabei so einfühlsam und unter die Haut gehend, dass ich am Schluss wegen Hugos Schicksal ganz traurig war. Außerdem sind mir 2 Figuren beim Lesen ans Herz gewachsen: Paola, Joannas Zimmerwirtin, die auf mich so herzlich wie erfrischend gewirkt hat und die es verstanden hat aus ihrem Garten wunderbare Gerichte auf den Tisch zu zaubern. Ja, nach den Beschreibungen bekommt man richtig Appetit. Und die zweite ist die selbstlose Sofia. Deren Herz riesig und ihr Schicksal so grausam war. Ein wunderbares Buch, das kurzweilige und spannende Lesestunden garantiert und darum auch 5 Lese-Sterne voll verdient hat.

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