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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.03.2019

Toller Thriller mit interessanten Charakteren

Das Ambrosia-Experiment
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Zwangsversetzt von Frankfurt nach Koblenz steht Kommissar Lucas Prinz bei der Mordermittlung im Visier seines Chefs. Der besteht beim aktuellen Mordfall auf Suizid und will die Akte schließen. Aber Lucas ...

Zwangsversetzt von Frankfurt nach Koblenz steht Kommissar Lucas Prinz bei der Mordermittlung im Visier seines Chefs. Der besteht beim aktuellen Mordfall auf Suizid und will die Akte schließen. Aber Lucas Prinz lässt nicht locker, findet immer neue Beweise und Zeugen, die der Selbstmordtheorie widersprechen. Gemeinsam mit der Juliane Rahn, die als Zeugin in Lebensgefahr schwebt, beginnt er heimlich weiterer zu graben. Nicht ahnend wie tief der Abgrund sein wird, in den sie dann blicken…
Lucas und Juliane, genannt Jule, sind die beiden Hauptfiguren in diesem neune Thriller von Volker Dützer. Während mir Lucas mit seiner Ehrlichkeit, manchmal auf Eigensinn von Anfang an gleich sympathisch war, habe ich bei Jule länger gebraucht. Am Anfang wird sie als verhuschte junge Frau Mitte 20, die sich um nicht aufzufallen immer wie eine graue Maus kleidet geschildert. So weit so gut. Schreckliche Kindheitserinnerungen, die sie nie richtig verarbeitet hat, haben in ihr den Zwang nach Sicherheit verwurzelt. Alles muss bei ihr immer nach streng geregelten Bahnen ablaufen. Sie geht sogar so weit ihre Schritte auf dem Weg zur Arbeit und zurück zu zählen. Bei geringfügigen Abweichungen in ihrem Alltag verfällt sie in Panik und zieht sich noch mehr in sich selbst zurück. Freunde hat sie keine – bis sie Lucas kennenlernt. Dieser erste Teil, der gleich am Anfang sehr, sehr umfassend Jules Zwangsstörungen schildert, war mir etwas zu ausführlich. Aber als dann Jule von Lucas vor dem Killer versteckt wird, ab da hat sich bei mir die Spannung und damit verbunden das Lesevergnügen immer mehr gesteigert.
Auch wenn mit Lucas und Jule zwei Welten, die unterschiedlicher nicht sein können, aufeinanderprallen, so tun sie sich doch gegenseitig unwahrscheinlich gut. Beim Lesen merkt man, dass beide voneinander Respekt haben, voneinander lernen und schlussendlich sich auch lieben lernen. Brillant fand ich das Gespräch zwischen Jule und de Groot, dem ehemaligen Sektenführer. Da kommt die Macht der Worte, die Verdrehung der Fakten und die Verwirrung die Jule dadurch erlebt, wunderbar zum Ausdruck. De Groots Monologe sind so geschickt ausgedacht, dass nicht nur Jule, sondern ich auch an seiner Schuld gezweifelt habe. Überhaupt ist die Geschichte so wendungsreich wie spannend und das Geschilderte so unfassbar, dass ich sie allen Thriller-Fans uneingeschränkt empfehlen kann. Von mir gibt’s 4,5 Lese-Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Spannung
  • Charaktere
  • Handlung
Veröffentlicht am 16.03.2019

bewegender Frauenroman, absolut lesenswert

Die Fliedertochter
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Schon der Einstieg in den Roman fällt leicht und ist spannend. Findet doch Paulina als Jugendliche zufällig einen alten Brief, den sie interessant wie rätselhaft findet. Er beinhaltet ein Geheimnis das ...

Schon der Einstieg in den Roman fällt leicht und ist spannend. Findet doch Paulina als Jugendliche zufällig einen alten Brief, den sie interessant wie rätselhaft findet. Er beinhaltet ein Geheimnis das sie selbst betrifft, das aber erst 2 Jahrzehnte später gelüftet wird. Bei diesem einen Geheimnis wird es aber nicht bleiben, so dass Paulines Gefühle in Laufe der Geschichte Achterbahn fahren werden während sie in die 30er Jahre abtaucht und das Schicksal der Luzie Kühn nachliest…
Gleich nach den ersten Seiten hat mich dieser Roman gefesselt. Wie es der Hauptfigur Paulina Wilke mit dem Lesen des Tagebuchs von Luzie Kühn ging, erging es mir beim Lesen des Buches: ich konnte nicht aufhören.
Mir gefällt der Wechsel zwischen dem Jetzt und Nazizeit, das bringt Abwechslung beim Lesen. Bei jedem Zeitwechsel bleiben immer noch Fragen offen, wodurch sich die Spannung hält. Sehr gut gefällt mir auch das Switchen zwischen Tagebucheintragungen hin zu Dialogen in der damaligen Zeit. In meinen Augen hat die Autorin dies so geschickt gelöst, dass man beim Lesen keinerlei "Brüche" bemerkt. Der Übergang ist absolut fließend und nur an der Schriftart erkennbar.
Allerdings finde ich die Anzahl der handelnden Personen, die man im Roman kennenlernt schon etwas verwirrend. Das ist sicher der Tatsache geschuldet, dass man die Personen von heute + die handelnden Personen der 30er Jahre kennenlernt.
Die Figuren sind so liebevoll beschrieben, dass man sie von Anfang an einfach gernhaben muss. In mir haben sich Wut, Trauer, Hoffnung beim Lesen immer abgewechselt. Sind doch die im Buch geschilderten Ungerechtigkeiten, die Schicksale, Tiefschläge so überzeugend beschrieben. Äußerst liebenswert, wenn auch nicht als Hauptfigur, fand ich Luzies „Halbbruder“, den Peter. Dieser kleine Kerl mit seiner hingebungsvollen Liebe zu seiner großen Schwester war mir ans Herz gewachsen. Die geschilderten Schicksale und Begebenheiten sind von der Autorin so wunderbar beschrieben, dass ich an mehreren Stellen mit den Tränen gekämpft habe. Ich fand das Buch einfach klasse und habe es verschlungen. Dank an Teresa Simon für diese unterhaltsamen, das Herz berührenden Lesestunden die dieser Romana garantiert. Von mir gibt’s daher eine uneingeschränkte Leseempfehlung und wohlverdiente Lese-Sterne.

Veröffentlicht am 12.03.2019

starke Frauen, sehr unterhaltsam

Der Horizont der Freiheit
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Frankfurt am Main im Jahr 1848 – die Stadt ist in Aufruhr, es herrscht Aufbruchstimmung weg von der Monarchie hin zur Demokratie. Während dieser explosiven Zeit lebt Wilhelmine Pfaff, die erst vor Kurzem ...

Frankfurt am Main im Jahr 1848 – die Stadt ist in Aufruhr, es herrscht Aufbruchstimmung weg von der Monarchie hin zur Demokratie. Während dieser explosiven Zeit lebt Wilhelmine Pfaff, die erst vor Kurzem Witwe geworden ist, und nun mit der vor dem Ruin stehenden Druckerei ihres Mannes völlig überfordert ist. Sie hat zwar immer in der Werkstatt mitgeholfen, aber eine Frau als Chefin, eine Frau die auf Kundensuche geht und das Marketing zwecks Umsatzsteigerung voranbringen soll, damit ist sie völlig überfordert. Aber ihre beste Freundin – Henriette Zobel – gibt Anregungen, treibt sie dazu Verantwortung zu übernehmen und die Initiative zu ergreifen. Zwei Frauen, die nicht unterschiedlicher sein können. In meinen Augen lebt dieser Roman gerade von der Unterschiedlichkeit der beiden Frauen, die so lebendig in ihrem Denken und Tun beschrieben sind und fesselt damit die Leser.
Henriette die Kämpferin, politisch engagiert, energiegeladen und damit das ganze Gegenteil von Wilhelmine. Henriette hat mich etwas an Rosa Luxemburg erinnert, auch wenn die erst Jahrzehnte später gelebt hat. Bewundernswert, dass ihr Mann sie in ihren politischen, zum Teil radikalen Aktivitäten so unterstützt und ihr den Freiraum für eigene Entscheidungen lässt. Wilhelmine dagegen ist eher der gefühlvolle, häusliche Typ deren Kinderwunsch unerfüllt blieb. Verantwortung übernimmt sie nur aus der Not heraus und dann auch nur sehr zaghaft. Trotzdem waren mir beide Frauen sympathisch.
Die Atmosphäre des Umbruchs hat Ines Thorn wunderbar widergegeben. Dabei haben mich manche Beschreibungen zu den Demonstrationen und Unruhen an die Montagsdemos zur Wendezeit erinnert.
Ich habe mich mit dem Buch wunderbar unterhalten gefühlt und vergebe 4,5 Lese-Sterne.

Veröffentlicht am 05.03.2019

Politik, Machtinteressen - unterhaltsam in Roman verpackt

Rheinblick
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Das Lokal von Hilde Kessel, Wirtin des "Rheinblick", in Bonn liegt ideal. Ist es doch fußläufig in der Nähe der Regierungsgebäude gelegen und wird darum von Politikern sowie deren Angestellten rege frequentiert. ...

Das Lokal von Hilde Kessel, Wirtin des "Rheinblick", in Bonn liegt ideal. Ist es doch fußläufig in der Nähe der Regierungsgebäude gelegen und wird darum von Politikern sowie deren Angestellten rege frequentiert. Bei Bier, Schnaps und Wein wird so mancher redselig, so dass Hilde ungewollt von vielen Interna und Intrigen erfährt. Doch bei ihr bleiben die Geheimnisse im Rheinblick - bis auf einmal...
Ich finde, mit diesem Roman ist Brigitte Glaser die hier einen Abschnitt deutscher Geschichte (Ende 60er-Anfang 70er Jahre) hat einfließen lassen, ein interessantes, lesenswertes Buch gelungen. Gerade, dass immer die Tagesabläufe verschiedener Personen in aufeinander folgenden Kapiteln dargestellt werden, macht das Lesen abwechslungsreich. Dabei sind mir die beiden weiblichen Hauptfiguren - Hilde Kessel (Wirtin) und Sonja Engel (Brandts Logopädin) am sympathischsten. Wenn ich all dieses Machtgerangel, die Intrigen usw. betrachte, was sicher nicht übertrieben dargestellt wurde, bin ich froh kein Rädchen in diesem Getriebe zu sein. Allerdings waren mir die Ausführungen zu den politischen Gruppierungen, die politischen Diskussionen stellenweise etwas zu ausführlich. Das ging in meinen Augen zu Lasten der Darstellung der persönlichen Probleme und Belange der handelnden Personen mit denen ich mich besser unterhalten gefühlt habe.
Glaubhaft zeigt die Autorin die damaligen politischen Gruppierungen, ihre Seilschaften untereinander, angezettelte Intrigen und auch den durch Willy Brand angeregten Umbruch in der Ostpolitik und damit der Entspannung bei den Fronten des kalten Krieges. Das Ganze ist unterhaltsam in eine Geschichte eingebunden. Wenn auch einiges darin Fiktion ist, so habe ihr die Geschichte geglaubt. Man erkennt, dass Brigitte Glaser viel Zeit in die Hintergrundrecherche investiert hat. Mir hat das Buch gut gefallen. Daher gebe ich 3,5 Lese-Sterne.

Veröffentlicht am 03.03.2019

ohne großartige Höhen und Tiefen, Überraschungen

Das kleine Café im Gutshaus
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Nachdem Lara McDonalds Beziehung gescheitert ist, kehrt sie in ihre Heimat zurück. Um sich den Lebensunterhalt zu sichern arbeitet sie im Cafe von Kitty Walker, die sich durch Tratschhaftigkeit, Selbstsucht ...

Nachdem Lara McDonalds Beziehung gescheitert ist, kehrt sie in ihre Heimat zurück. Um sich den Lebensunterhalt zu sichern arbeitet sie im Cafe von Kitty Walker, die sich durch Tratschhaftigkeit, Selbstsucht und fehlende Empathie auszeichnet. Sie lässt sie weder ihre Backideen, die dem etwas staubigen Image ihres Cafés etwas Auftrieb geben würden, umsetzen, noch erkennt sie ihre Arbeit an. Einzig ein vornehmer, schon etwas älterer Gast, erkennt Laras Potential und vielleicht noch etwas mehr in ihr und wird dadurch ihr Leben auf entscheidenden neuen Weg umlenken….
Das Cover und die Kurzbeschreibung hatten mich neugierig gemacht. Aber: so richtig wurden meine Erwartungen nach spannendem Lesevergnügen nicht erfüllt. Das Buch plätschert ohne, jedenfalls in meinen Augen, nennenswerte Höhen und Tiefen so vor sich hin. Wenn sich dann doch einmal eine Schwierigkeit für Lara ergibt, dann ist diese dank immer vorhandener und Lara unterstützender Freunde und Bekannte(n) auch gleich wieder aus der Welt geschafft. Großartige, aufwühlende Familiengeheimnisse sollte der Leser nicht erwarten.
Die Figur der Lara ist zwar sehr weichherzig, zielstrebig und hilfsbereit geschildert, so dass man sie mag. Die Autorin hat in diesem Buch eindeutig mehr auf bildhafte Beschreibungen als auf Dramatik gelegt. Den Handlungsablauf fand ich vorhersehbar und am Ende waren mir die Schilderungen auch nicht ganz schlüssig. Dieses Buch eignet sich zum schnellen Lesen, wird mich aber nicht länger gedanklich beschäftigen. Von mir gibt’s daher auch nur 2 Lese-Sterne.