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Veröffentlicht am 27.10.2024

Ein gefährlicher Rausch der Gefühle

Regents
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Savannah träumt von Harvard. Als die Absage ins Haus flattert, fällt ihr Kartenhaus zusammen. Doch es gibt noch Hoffnung. Wenn sie ein Jahr lang der W&R Academy in Schottland beiwohnt, erhält sie im Gegenzug ...

Savannah träumt von Harvard. Als die Absage ins Haus flattert, fällt ihr Kartenhaus zusammen. Doch es gibt noch Hoffnung. Wenn sie ein Jahr lang der W&R Academy in Schottland beiwohnt, erhält sie im Gegenzug Kontakte nach Harvard. Savannah sagt natürlich zu und steht dort den verhängnisvollen Regents gegenüber. Diese nehmen Savannah in ihre Kreise auf, jedoch zu einem für sie horrenden Preis …

Savannah ist eine so wundervolle Protagonistin. Ich habe sie geliebt, beneidet, mich mit ihr gefreut und gelitten. Sie hat mich durch ihre toughe Art inspiriert und ich fand sie stark und mutig. Vereinzelt gab es jedoch Szenen, in denen ich ihre Handlungen überhaupt nicht nachvollziehen konnte bzw. in denen ich anders gehandelt hätte. Aber das war für mich völlig in Ordnung, denn das hat sie umso menschlicher gemacht. Ich muss nicht mit allem konform gehen, was die Figuren sagen oder tun. Was die Regents selbst betrifft, bin ich hin- und hergerissen. Alle sind sehr dominant und selbstsicher und der Leser spürt deutlich die Macht, die von ihnen ausgeht und mit der sie ihre Opfer in ihren Bann ziehen. Mich zuweilen beim Lesen ebenfalls. Das macht sie geheimnisvoll und unberechenbar. Man möchte sie einerseits meiden, andererseits sucht man ihre Nähe. Diese Dark Romance-Elemente wurden gekonnt umgesetzt und integriert.

Der Schreibstil von Isabelle North ist explizit, düster und ziemlich einnehmend. Sie hat es mit Leichtigkeit geschafft, mich an die Handlung zu fesseln, und ich konnte die bedrückende Atmosphäre deutlich spüren. Die Geschehnisse haben mich durch die Seiten gepeitscht und ich war förmlich in einem Rausch der Gefühle gefangen. Ich liebe sowas!

Fazit: Isabelle North hat mit „Regents“ einen klug konstruierten Auftakt hingelegt, der mich gefesselt und dementsprechend neugierig auf die Fortsetzung gemacht hat. Wer auf Dark Romance gepaart mit einer Prise Twilight steht, ist hier goldrichtig!

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Veröffentlicht am 02.10.2024

Skandinavischer Feinschmeckerkrimischmaus

Wintersonnenwende (Wolf und Berg ermitteln 2)
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Ein Mordfall, der ins Rotlichtmilieu führt, weckt gleich das Interesse zweier Ermittler. Tomas Berg, psychisch am Boden und irgendwie zwielichtig, nimmt für die schwedische Polizei die Ermittlungen auf. ...

Ein Mordfall, der ins Rotlichtmilieu führt, weckt gleich das Interesse zweier Ermittler. Tomas Berg, psychisch am Boden und irgendwie zwielichtig, nimmt für die schwedische Polizei die Ermittlungen auf. Gleichzeitig stürzt sich die Kriminaljournalistin Vera Berg Hals über Kopf in gefährliche Recherchen, um DIE Story abzuliefern. Doch können sie es jeder für sich schaffen, den Fall zu lösen, oder überleben sie nur, wenn sie zusammenarbeiten?

Da der erste Teil, „Sommersonnenwende“, in meinem Kopf immer noch sehr präsent ist, habe ich mich enorm über den Folgeband gefreut. Aber auch für diejenigen, die mit Band 2 in die Reihe des Autorenduos einsteigen, sollte es kein Problem sein, sich direkt zurechtzufinden. Zwar setzt „Wintersonnenwende“ genau da an, wo der erste Teil aufhört, für das Verständnis des eigentlichen Falles ist das aber nicht weiter dramatisch. Die persönlichen Entwicklungen aus dem Vorgänger werden so weit aufgefrischt, dass sich die Handlung grundsätzlich erschließt. Schöner ist es aber sicherlich, der Reihe nach zu beginnen.

Engman und Selåker verstehen sich aufs Beste darin, ihre Leserschaft ab der ersten Seite zu fesseln. Schon sehr lange habe ich keinen Krimi gelesen, der so spannend und tiefgründig erzählt wird. Nicht nur die Haupt- und Nebenfiguren, speziell Tomas und Vera, sind super differenziert und realistisch gezeichnet. Auch die ständigen Perspektivwechsel und Zeitsprünge sind gekonnt aufeinander abgestimmt und lassen das Buch unglaublich kurzweilig erscheinen.

Die Story selbst ist klug durchdacht und wird aus vielen Blickwinkeln betrachtet, sodass sich nach und nach ein detailliertes Bild der Geschehnisse zusammensetzt. Gut geplante Twists halten bis zum Schluss das Spannungsniveau hoch und bringen letztlich eine Wendung ans Licht, die ich so nicht erwartet habe. „Wintersonnenwende“ ist ein absoluter Krimiknaller!

Fazit: Was für ein mega spannendes Buch. Coole Wendungen, authentische Figuren, ein sogartiger Schreibstil - ab aufs Sofa, einkuscheln und loslesen!

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Veröffentlicht am 24.09.2024

Streckenweise wendungsreich, etwas langatmig

Eine perfekte Ehe
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Nach einer Party wird Amanda in ihrem Haus von ihrem Mann Zach tot aufgefunden, der daraufhin direkt festgenommen wird. Die Anklage lautet auf Mord. Zach ist Milliardär und könnte sich jeden Star-Anwalt ...

Nach einer Party wird Amanda in ihrem Haus von ihrem Mann Zach tot aufgefunden, der daraufhin direkt festgenommen wird. Die Anklage lautet auf Mord. Zach ist Milliardär und könnte sich jeden Star-Anwalt leisten, aber er will Lizzie, die er von früher kennt. Die hat eigentlich keine Erfahrung in Mordprozessen und will das Mandat daher nicht übernehmen, ihren alten Freund allerdings auch nicht hängen lassen. Und so schlittert sie unbedacht in eine ganz verdrehte Angelegenheit, die ihr Leben mehr beeinflussen wird, als sie zunächst ahnt...

Der Prolog beginnt mit einem Brief von jemandem, der im Gefängnis sitzt. Hier weiß der Leser jedoch nicht, wer diese Person ist und was sie verbrochen hat.

Zitat S. 10:
"Und früher oder später bekommt man einen Spiegel vorgehalten und ist gezwungen, sich selbst ins Gesicht zu blicken. Und wer zum Teufel kann damit leben?"

Es folgen Schilderungen zu Lizzie und ihren Eheproblemen, und auch Amanda berichtet von ihrem Leben, in deren Ehe so einiges schief lief.

Zitat S. 65:
"War nicht genau das das Geheimnis einer funktionierenden Ehe? So zu tun, als ob ein paar intakte Dinge all das wettmachen konnten, was über die Jahre zerbrochen war?"

Aber es gibt noch viel mehr Informationen, die auf den Leser einprasseln: ein Datenleck in der Schule der Kinder, dazu verschiedene Akteneinträge und diverse Vernehmungsprotokolle. Die Spannung wird dadurch sehr hoch getrieben, da man so keinerlei Verbindungen herstellen kann und ständig am Miträtseln ist. Meiner Meinung nach hat die Autorin die Geheimniskrämerei dann aber im Mittelteil zu lange hinausgezögert, so dass ich am liebsten zum Ende vorgesprungen wäre.
Erst nach der Hälfte des Buches nimmt die Handlung eine Wendung und wird damit wieder interessanter. Auf einmal gibt es mehrere Verdächtige und es offenbaren sich einige Geheimnisse.

Zitat S. 186:
Unter den entsprechenden Umständen war jeder zu allem fähig.

Mit der Auflösung hatte ich nicht gerechnet. Auch wenn ich zwischenzeitlich nicht mehr daran geglaubt hatte, löste sich alles logisch und schlüssig auf.

Fazit: Ein Thriller mit einigen Wendungen, der aber gerne 100 Seiten weniger hätte haben können, ansonsten aber gut konstruiert war und mich unterhalten konnte.

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Veröffentlicht am 24.09.2024

Überaus wichtiges Zeitzeugnis

Dreieinhalb Stunden
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Das Thema hat mich direkt neugierig gemacht: ein Zug zurück in die DDR und nur dreieinhalb Stunden Zeit, um zu entscheiden, ob man sitzen bleibt oder aufsteht.

Da ich in einer ähnlichen Lage war, kann ...

Das Thema hat mich direkt neugierig gemacht: ein Zug zurück in die DDR und nur dreieinhalb Stunden Zeit, um zu entscheiden, ob man sitzen bleibt oder aufsteht.

Da ich in einer ähnlichen Lage war, kann ich sehr gut nachempfinden, wie schwer solch eine Entscheidung ist. Es hängt so viel von ihr ab. Es geht nicht nur darum, möglicherweise etwas zurückzulassen, sondern auch um die Angst vor dem, worauf man zusteuert. Die ungewisse Zukunft. Verbunden mit der Frage, ob diese denn so viel besser sein wird als das Jetzt.

Es ist Sonntag, der 13. August 1961, als der Interzonenzug D-151 von München losfährt Richtung Ost-Berlin. Der Tag des Mauerbaus, der die deutsche Geschichte wesentlich geprägt hat. Doch davon ahnen die verschiedenen Menschen nichts, die mit dem Zug zurück in die DDR reisen. Nur eine Person weiß von jener verschlüsselten Botschaft, die ihr aller Schicksal besiegeln soll: Marlies. Wird sie das Unausweichliche ansprechen und die anderen warnen? Würde ihr Mann Gerd im Westen bleiben wollen und sich dadurch ihre Wege trennen? Wir begleiten nicht nur dieses Paar bei ihrer emotionalen Entscheidungsfindung, sondern weitere Figuren, die uns deutlich machen, dass dreieinhalb Stunden einfach zu wenig Zeit sind. Ich habe wirklich mitgelitten, gehofft, gebangt, mich ständig gefragt, was ich wohl getan hätte in ihrer Situation. Dasselbe wie damals, als ich nach zwei Stationen den Zug verließ und ein neues Leben begonnen habe? Ich weiß es nicht. Rückblickend kann ich nicht mal sagen, ob das damals die richtige Entscheidung war. Wie mussten sich also die Menschen in diesem Zug gefühlt haben? Allein bei der Vorstellung bekomme ich eine Gänsehaut.

Ein Zeitzeugnis, eine unvergessliche Geschichte ... für mich gehört dieses Buch in jedes Regal und sollte ebenfalls als Pflichtlektüre im Schulunterricht eingesetzt werden.

Tanja Fornaro und Robert Frank haben als Hörbuchsprecher übrigens einen großartigen Job gemacht und konnten mir sämtliche Emotionen und die gewisse Atmosphäre vermitteln, die es braucht, um den Ernst der Lage zu verstehen, zu fühlen und zu verinnerlichen. Ich habe parallel gelesen und gehört.

Den Filme in der ARD Mediathek werde ich mir auf jeden Fall noch ansehen, denn ich bin sehr auf die Umsetzung gespannt.

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Veröffentlicht am 24.09.2024

Düster, abgründig, anziehend

Beautiful Sinners
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Der Klappentext war bereits vielversprechend, und schon nach wenigen Seiten war ich komplett in der Story versunken. Diese strotzt nur so vor Intensität und ist nichts für Zartbesaitete. Nicht umsonst ...

Der Klappentext war bereits vielversprechend, und schon nach wenigen Seiten war ich komplett in der Story versunken. Diese strotzt nur so vor Intensität und ist nichts für Zartbesaitete. Nicht umsonst sind Trigger-Warnungen gesetzt, die vor den gewaltsamen Szenen warnen. Aber genau diese machen dieses Buch so einzigartig und haben mich de facto extrem an die Seiten gefesselt.

Der Schreibstil ist ziemlich einnehmend, düster und die Sprache oft geheimnisvoll. Ich mochte die verschiedenen Perspektivwechsel sehr, denn diese haben mir die Figuren noch näher gebracht. Allen voran Ari mit ihren rosa Haaren – was für eine coole Socke! Als Hackerin natürlich ein Nerd, aber ich habe sie so geliebt. Ihre verrückte, aber auch mutige Art hat mir total gut gefallen. Es war cool, ihrer Entwicklung zuzuschauen und zu verfolgen, wie sie das Blatt gegen die Jungs einfach mal so wendet.

Mit Ghost, Kill und Stone hat die Autorin ein Dreiergespann aus Psychos geschaffen, das nicht zu unterschätzen ist. Die Jungs sind knallhart im Umgang mit Ari, haben jedoch eine wahnsinnig anziehende Seite, was auch Ari nicht entgeht. Und mir übrigens auch nicht, grins.

Das Ende war stimmig und schließt mit einem gemeinen Cliffhanger ab. Ganz klar, dass Crown hier alles offen hält - ihre Leserschaft soll dem nächsten Band schließlich sabbernd entgegenfiebern. Ich tue es jedenfalls!

Fazit: Ein herrlich düsterer Reihenauftakt mit viel Gefühl und imposanten Charakteren. Wer bereit ist, in tiefe menschliche Abgründe einzutauchen und eine finstere Welt zu betreten, ist mit BEAUTIFUL SINNERS bestens bedient.

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