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Veröffentlicht am 16.10.2023

Konfuse, spannungsarme Handlung

Der Eisbrecher
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Olivia erfüllt sich einen großen Traum. In einem umgebauten Eisbrecher will sie mit ihrem Freund Aaron eine Tour in die Antarktis antreten. Doch das Schiff fährt ohne Aaron los, der kurz vor Start plötzlich ...

Olivia erfüllt sich einen großen Traum. In einem umgebauten Eisbrecher will sie mit ihrem Freund Aaron eine Tour in die Antarktis antreten. Doch das Schiff fährt ohne Aaron los, der kurz vor Start plötzlich spurlos verschwindet. Als Olivia einem Ehepaar in den Flitterwochen ihre Kabine überlässt, wird dieses kurz darauf tot aufgefunden. Olivia wird schnell klar, dass es jemand auf sie abgesehen hat. Wem kann sie noch vertrauen und wie zur Hölle kann sie das Schiff verlassen, das ihren sicheren Tod bedeutet?

Leider tat ich mich unglaublich schwer, mich in die Handlung einzufinden. Das hatte unterschiedliche Gründe und lag zum einen an den Charakteren, zu denen ich einfach keinen Bezug herstellen konnte. Sie waren flach und uninspirierend, und es gelang mir nicht, in ihre Geschichten einzutauchen. Zum anderen hat mich der Schreibstil einfach nicht packen können, was unwiderruflich daran lag, dass der Handlung jegliche Spannung fehlte. Viele Geschehnisse waren vorhersehbar, was mich schnell meine Neugier verlieren ließ.

Das Setting war eigentlich cool, denn der umgebaute Eisbrecher und die kalte und düstere Antarktis boten die besten Voraussetzungen für einen mörderischen Thriller der etwas anderen Art. McCulloch greift die Atmosphäre zwar auf, schafft es aber leider nicht, den Leser mit an Bord zu nehmen. Die Handlung war langatmig und wirkte oft konfus, ohne klaren roten Faden, der den Leser durch die Geschichte führt. Schade. Das kann McCulloch definitiv besser (schaut euch bei Gelegenheit ihren anderen Thriller "Der Aufstieg" näher an).

Fazit: Ein solider Thriller, von dem ich mir deutlich mehr erhofft hatte. Weder Charaktere noch die Story selbst konnten mich vollständig überzeugen. Wer etwas Leichtes für zwischendurch sucht, mit ein paar Spannungsmomenten, könnte mit diesem Buch eventuell Glück haben. Die Leseprobe hilft sicher weiter.

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Veröffentlicht am 14.10.2023

Netter (solider) Roman mit Luft nach oben

Der Knochenwald
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Eines muss man Christina Henry lassen: Sie hat einen unverwechselbaren Stil. Die Autorin versteht es, kurzweilige Geschichten zu erzählen. Kurzweilig ist auch die Story um Mattie, die mit ihrem gewalttätigen ...

Eines muss man Christina Henry lassen: Sie hat einen unverwechselbaren Stil. Die Autorin versteht es, kurzweilige Geschichten zu erzählen. Kurzweilig ist auch die Story um Mattie, die mit ihrem gewalttätigen Mann William einsiedlerisch in einer abgelegenen Berghütte lebt. Doch William scheint nicht die einzige Bedrohung zu sein. Aus dem Wald sind immer wieder verzerrte Schreie zu hören. Zudem macht das Paar bei einem Kontrollgang eine grausige Entdeckung...

Mit Henry und mir ist es immer eine einzige Berg-und-Tal-Fahrt. Und dieses Mal ging es ganz schön bergab. Es mangelte dem Plot an einer ordentlichen Portion Spannung. Immer dann, wenn ich dachte, jetzt kommt was, schaffte die Autorin den Sprung über diesen gewissen Punkt nicht hinaus. Viele potenzielle Szenen verpufften ungenutzt. Zwar schwingt die unbekannte Bedrohung dauerhaft mit, diese gewinnt aber nie die Überhand und wird gefühlt von jetzt auf gleich einfach unter den Tisch gekehrt. Das Ganze gipfelt zudem in einem ziemlich lahmen Ende, das jegliche Überzeugungskraft geraubt hat.

Auch die Figuren konnten mich nicht mitreißen. Vor allem Mattie und William fehlt es in ihren Persönlichkeiten an prägnanten Zwischentönen. Es gibt nur schwarz und weiß, was die beiden bei allen Konflikten mitunter langweilig wirken lässt. Vor allem vom (zwischen)menschlichen (Überlebens)Drama und dem Setting mit allen Hürden und Konsequenzen habe ich mehr erwartet. Kreative Szenen, eine schaurige Atmosphäre, Wendungen. Gerade da hätte Henry gezielt auf klassischen Horror setzen und düstere (Fantasy-)Elemente einfließen lassen können.

Fazit: Alles in allem bietet „Der Knochenwald“ einen netten Plot, mit netten Charakteren, netten Szenen und einer netten Auflösung. Das Schlüsselwort ist: nett. Mehr aber auch nicht. Zu viel sollte man hier nicht erwarten.

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Innen wie außen ein Schmuckstück

Frankenstein
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Also, wenn der Coppenrath Verlag eine Sache richtig gut kann, dann Schmuckausgaben. Und wenn es sich dabei auch noch um einen (Horror-)Klassiker handelt, bin ich dabei! Nachdem bereits Dracula, Der große ...

Also, wenn der Coppenrath Verlag eine Sache richtig gut kann, dann Schmuckausgaben. Und wenn es sich dabei auch noch um einen (Horror-)Klassiker handelt, bin ich dabei! Nachdem bereits Dracula, Der große Gatsby und jüngst Rebecca bei mir einziehen durften, möchte ich euch nun Frankenstein vorstellen.

„Hüte dich, denn ich bin furchtlos und deshalb mächtig!“

Mary Shelley. Der moderne Prometheus. Bei dem Einen oder Anderen macht es jetzt sicher (hoffentlich) Klick. Tatsächlich kennt man Frankenstein und sein Geschöpf wahrscheinlich fast überall auf der Welt, auch wenn man den Roman nicht gelesen hat. Die Geschichte von Viktor, dessen höchstes Ziel es ist, den Tod zu überlisten. Dem es als jungen aufstrebenden Wissenschaftler schließlich gelingt, einen künstlichen "Menschen" zu erschaffen. Vom "Monster", das auf faszinierende und zugleich grausame Weise in das Leben seines Schöpfers eingreift. Es ist eine Geschichte über Schuld, Verbrechen, Moral, Wahnsinn und Einsamkeit. Meiner Meinung nach absolut zeitlos und nach wie vor lehrreich.

Ich als Cover-Opfer bin komplett hooked. Diese Schmuckausgabe ist wieder rundum gelungen. Innen wie außen liebevoll und detailliert gestaltet und eigentlich viel zu schade, um angefasst zu werden. Eigentlich! Denn Klassiker müssen unbedingt gelesen und aufwendige Illustrationen in Ruhe bestaunt werden!

Die Zeichnungen sind mal hell, mal dunkel, sie wirken teils filigran, teils plastisch, dann wiederum besitzen sie eine Tiefe, die sonst eher abstrakte Gemälde innehaben. Und die Beilagen runden das Ganze raffiniert ab. Dank ihnen wird der recht nüchterne Text mit seinen ausladenden Sätzen ausreichend aufgepeppt. Andernfalls wäre einigen das Lesen ob der altertümlich anmutenden Schreibweise bestimmt zu trocken oder zu anstrengend gewesen.

Fazit: Eine riesengroße Empfehlung für alle Liebhaber klassischer Literatur, die sich auch im Horror-Genre wohlfühlen. Und für alle anderen.

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Rundum gelungener Schweden-Krimi

Beuteherz
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„Beuteherz“ ist ein gelungener Auftakt einer schwedischen Krimireihe, in der eine Sozialarbeiterin ermittelt. Mit Annie Ljung hat die Autorin eine Protagonistin erschaffen, die mir sofort ans Herz gewachsen ...

„Beuteherz“ ist ein gelungener Auftakt einer schwedischen Krimireihe, in der eine Sozialarbeiterin ermittelt. Mit Annie Ljung hat die Autorin eine Protagonistin erschaffen, die mir sofort ans Herz gewachsen ist. Ich bin ein großer Fan von skandinavischen Krimis und dieser hat mich besonders begeistert.

Die Story startet mit Sven Bergsten, der einen kleinen Laden in Lockne, Nordschweden hat. Die Zeiten sind schlecht, einige Kilometer weiter hat ein großer Laden eröffnet, dessen Preise günstiger sind. Sven kann so eine Konkurrenz gar nicht gut gebrauchen und verschweigt das Ganze erst einmal vor seiner Frau Lillimor und seiner 17-jährigen Tochter Saga.

Doch plötzlich findet Sven seine völlig verwirrte Schwägerin Brigitta vor der Haustür, sie murmelt etwas von einem Kind. Brigitta ist dement und schon einige Zeit in einem Pflegeheim. Was will sie hier? Sven informiert Annie, die eigentlich nie wieder einen Fuß in ihr Heimatdorf setzen wollte, und mittlerweile als Sozialarbeiterin in Stockholm arbeitet.

Zitat Pos. 199:

„Keine zehn Kilometer mehr bis Lockne. Ihr Herz schlug immer schneller. Sie ließ das Fenster einen Spalt herunter, und die kalte Luft strömte herein, doch es half nichts. Alles kam zurück, wie Diabilder. Die Anrufe, oft mitten in der Nacht. Eine eingeschlagene Scheibe. Zerstochene Fahrradreifen. Die Worte ihrer Mutter von damals hallten in ihren Ohren wider.

Annie, so geht es nicht weiter. Du musst hier weg. Sie werden nie aufgeben, sieh das doch ein. Es ist egal Annie, keinen interessiert, was wirklich passiert ist. Die Leute entscheiden sich für eine Wahrheit und glauben daran.“

Ich konnte Annies Gefühle total gut nachvollziehen. Ihren inneren Zwist. Soll sie in die alte Heimat, um zu helfen und dabei Gefahr laufen, alte Wunden aufzureißen? Oder sollte sie schleunigst zurück nach Stockholm? Weg von der Vergangenheit. Weg von den Ereignissen, die sie immer noch belasten.

Der Autorin gelingt es, eine bedrückende Atmosphäre entstehen zu lassen, bei der man sich unwohl fühlt. Bei der man spürt, dass etwas ganz und gar nicht stimmt. Und diese Gefühle halten den Leser bei Laune. Man will unbedingt erfahren, was auf Annie zukommt, wie sie sich entscheidet, ob und wie sie die Suche angeht und - natürlich - wie dieser spannend konzipierte Plot endet.

Ulrika Rolfdotter hat eine spannende Schreibweise, die mich von der ersten Zeile an in ihren Bann gezogen hat. Die Kapitel sind kurz gehalten und leicht zu lesen. Zwischendurch mal ein kleines Päuschen machen, ist also gar kein Problem. Dabei zog sich die Spannung wie ein roter Faden durch die Story, sodass zu keiner Zeit Langeweile aufkam.

Die Charaktere sind alle authentisch und gut beschrieben, bei einigen gab es am Ende eine ziemliche Überraschung.

Fazit: „Beuteherz“ ist ein rundum gelungener Schwedenkrimi und ich bin schon sehr gespannt auf den nächsten Teil. Mich hat die Story gleich von der ersten Seite an gepackt und auch nicht wieder losgelassen. Wer skandinavische Krimis liebt, ist hier genau richtig. Leseempfehlung!

/RO, Susi

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Veröffentlicht am 08.10.2023

Konnte nicht ganz überzeugen

Wer das Vergessen stört
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Die Hauptprotagonistinnen sind die Psychologin Lily und ihre beiden Patientinnen Samantha, die von ihrem Mann misshandelt wird, und Vera, die unter Panikattacken leidet.

Ich muss leider gestehen, dass ...

Die Hauptprotagonistinnen sind die Psychologin Lily und ihre beiden Patientinnen Samantha, die von ihrem Mann misshandelt wird, und Vera, die unter Panikattacken leidet.

Ich muss leider gestehen, dass ich mit dem Buch nicht warm wurde. Die Story ist gut, gar keine Frage, und auch spannend. Es waren eher die Figuren und teilweise die Auflösung, die mich nicht überzeugen konnten.

Lily kämpft an ihren eigenen Fronten, und die Passagen, in denen sie alleine zu Hause ist, fand ich ziemlich langatmig. Sie reibt sich zwar auf für ihre Patientinnen, und so kam es, dass plötzlich der Fokus auf Samantha lag, aber Lily selbst blieb im Vergleich deutlich zu blass.
Dann kommt noch Vera ins Spiel, die fast eine Zeitraffer-Therapie durchläuft. Mit Vera kam ich am besten zurecht, und ihre Geschichte ist so dramatisch wie unglaublich traurig. Doch zu Veras Geschichte gehören Nebenstränge, die mich verwirrten, da ich gar nicht wusste, warum wir nun in dieses Jahr sprangen und wer die Menschen waren. Das klärt sich irgendwann auf, ich fand das insgesamt jedoch etwas schwierig nachzuvollziehen.
Lily versucht letztendlich herauszufinden, ob Vera wirklich Selbstmord begangen hat, da sie nicht daran glaubt. Plötzlich ist Samantha gar kein Thema mehr. Ich dachte schon: "Huch, was passiert da?" Man muss also konstant konzentriert bei der Sache bleiben, um nicht den roten Faden aus den Augen zu verlieren.

Zum Ende hin war ich in puncto Auflösung auf dem richtigen Weg. Diese fand ich relativ schlüssig, allerdings kam eine Passage darin vor, wo ich dachte: "Komm, nee, finde ich das jetzt mutig, unglaubwürdig oder doof?" Wahrscheinlich ein wenig von allem. Zumindest bietet der Plot genug Diskussionspotenzial.

Und lasst mich noch eben das Setting erwähnen. Canterbury, die Domstadt im Südosten Englands, mit ihren gepflasterten Straßen, dem alt-römischen Ambiente und den saftgrünen Uferlandschaften. Klingt total schön, oder? Genau das hätte ich mir an Beschreibungen gewünscht. Leider geht Tessa Duncan nur spärlich auf die Umgebung ein und verschenkt somit ein paar Punkte.

Fazit: Trotz der klug gewählten Kapitelgliederung und der eingebauten Wendungen war dieser Roman wegen der inhaltlichen und stilistischen Umsetzung nicht komplett mein Ding. Schaut am besten mal in die Leseprobe und verschafft euch einen eigenen Eindruck. Ich hoffe, euch gefällt die Story mehr als mir. Der zweite Teil wird dennoch bei mir einziehen, weil ich guter Dinge bin, dass es da besser flutscht.

/RO, Katheeer

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