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Veröffentlicht am 30.04.2023

Blutige, außergewöhnliche Story

Unsterblich
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Nach dem Tod ihres Großvaters übernimmt Sonja die Präparierwerkstatt. Sie hatte schon als Kind Interesse und die nötige Begabung für diese spezielle Aufgabe, die es ihr nun ermöglicht, ihr Überleben zu ...

Nach dem Tod ihres Großvaters übernimmt Sonja die Präparierwerkstatt. Sie hatte schon als Kind Interesse und die nötige Begabung für diese spezielle Aufgabe, die es ihr nun ermöglicht, ihr Überleben zu sichern. Allerdings hat ihr Großvater ihr auch Schulden hinterlassen. So übernimmt sie den einen oder anderen Auftrag, der auf den zweiten Blick vielleicht nicht ganz legal ist.

Zitat Pos. 1320:
"Mein ganzes Leben wird sich zum Guten wenden, wenn ich nur durchhalte und diesen einen absurden Auftrag erledige. Ich muss es hinkriegen. Koste es, was es wolle."

Michaela Kastel ist mittlerweile bekannt für ihre außergewöhnlichen Stories, so dass es nicht überraschend ist, dass auch die Protagonistin Sonja ein besonderes Leben führt. Gefühlvoll erklärt die Autorin die widersprüchlichen Emotionen, die Sonja mit ihrer Lebensweise als Eigenbrödlerin in einer Hütte im Wald, ohne soziale Kontakte, beschäftigen. Und wie ihre Weltanschauung sich plötzlich verändert, als sie auf Jonathan und seine Tochter Klara trifft. Am liebsten möchte sie für eine neue Zukunft mit den beiden ihre dubiosen Aufträge beenden, in die sie so achtlos geschlittert ist, versinkt aber immer tiefer darin. Bis es zur Katastrophe kommt und Sonja kurz davor steht, alles zu verlieren.

Zitat Pos. 1947:
"Zum ersten Mal erkenne ich, dass die Freiheit, die ich so hochhalte, nicht existiert. Ich sitze in einem Gefängnis. Und bin darin zu einem Monster geworden."

Die Lage spitzt sich extrem zu und man verfolgt gespannt, wie Sonja versucht, mit allen Mittel ihr neues "normales" Leben zu schützen. Doch die Autorin hat noch eine Wendung im Gepäck und berührt so auch emotional mit der Geschichte, die kein richtiges Happy End aufweist.

Fazit: Ein erneut gelungener Thriller über eine einsame Protagonistin und deren verzweifelter Suche nach Glück, über Schuld und Sühne, blutig, spannend, absolut zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 28.04.2023

Tiefgründig, emotional, temporeich

Mutterliebe
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Es ist ein Vorwurf, der nur schwer zu ertragen ist. Sylvia Bentz steht vor Gericht, weil sie ihre beiden Kinder im Wald zunächst betäubt und dann erstickt haben soll. Journalistin Kiki Holland hat im Laufe ...

Es ist ein Vorwurf, der nur schwer zu ertragen ist. Sylvia Bentz steht vor Gericht, weil sie ihre beiden Kinder im Wald zunächst betäubt und dann erstickt haben soll. Journalistin Kiki Holland hat im Laufe ihrer Karriere schon über viele Fälle berichtet, aber bei diesem Fall gefriert selbst ihr das Blut in den Adern. So verfolgt sie den Prozess hautnah und wird das Gefühl nicht los, dass da was ganz Anderes hinter der Sache steckt. Ihre Recherchen bestätigen sich und bringen Kiki in allerhöchste Lebensgefahr…

Was das Autorenpaar uns hier auftischt, ist wirklich harter Tobak. Schon auf den ersten Seiten, als die Anklageschrift gegen die Mutter verlesen wird, habe ich doch glatt vergessen zu atmen. So stark haben mich die Ereignisse und Vorwürfe gefesselt und bis zum Ende hin nicht mehr losgelassen. Der bedrückende und mitreißende Schreibstil lässt den Leser die Atmosphäre hautnah miterleben.

Mir hat sehr gut gefallen, dass die Story hauptsächlich aus Kikis Sicht erzählt wird. Das hat mir die ohnehin schon sympathische Protagonistin noch näher gebracht. Ich habe sie schnell ins Herz geschlossen und war begeistert von ihrem Enthusiasmus und ihrem Ehrgeiz. An ihr ist definitiv eine Ermittlerin verloren gegangen. Ihre Nachforschungen waren realistisch und nachvollziehbar. (Fun Fact: Ich war erstaunt, wie viele Kontakte man eigentlich haben kann.)

Es gibt ein paar wenige Kapitel, in denen wir den Gedanken der angeklagten Mutter lauschen dürfen. Diese gehen unter die Haut, machen wütend und traurig zugleich. Letztendlich sind diese Kapitel aber für den Leser unglaublich wichtig, um die Gefühle und Veränderungen von Sylvia nachempfinden zu können.

Spannungsmäßig fährt das Duo hier ordentlich auf, denn Kiki begibt sich immer wieder in brenzlige Situationen, denen die Autoren mit ihrer Dramatik genau die richtige Würze verliehen haben. Für mich war in der Handlung permanent Action angesagt, was mich noch neugieriger gemacht hat. Gerade im Schlussteil haben die Autoren für mich ihr ganzes Können gezeigt und die nervenaufreibende und emotionale Story mit einem unerwarteten Showdown beendet. Uffz!

Fazit: Mit ihrem Justiz-Krimi konnte mich das Autorenpaar vom Fleck weg überzeugen. Eine tiefgründige und emotionale Story, die einem Angst und Hoffnung zugleich macht. Ich bin bereit für Nachschub!

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Veröffentlicht am 27.04.2023

Humorvolles Fantasy-Epos mit Überraschungen

Minen der Macht
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Grubenstedt ist eine Mine, die mehrere Ringe hat. Ganz unten im Schlamm leben die Ärmsten der Armen im sogenannten Schlammring. Umso höher gelegen der Ring ist, desto reicher und bedeutender werden seine ...

Grubenstedt ist eine Mine, die mehrere Ringe hat. Ganz unten im Schlamm leben die Ärmsten der Armen im sogenannten Schlammring. Umso höher gelegen der Ring ist, desto reicher und bedeutender werden seine Bewohner. Ganz oben ragt die Nadel über die Mine. Ein Ort voller Magie, in der tief im Schlamm gefundene Artefakte untersucht werden. Eines Tages wird im Schlammring eine Leiche entdeckt, aus deren Körperöffnungen Pflanzen wachsen. Als bald weitere Opfer folgen, ist es die Aufgabe von Hauptmann vom Adlerstein, dem Hauptmann der Schlammwache, die Schuldigen zu finden. Bald schon entpuppt sich das Ganze als Bedrohung für die gesamte Mine.

Diese Geschichte wurde von 5 namenhaften Autoren geschrieben und meine Erwartungen waren dementsprechend hoch. Im Buchumschlag und auf den letzten Seiten finden sich neben einer Landkarte auch alle wichtigen Begriffe, was sehr hilfreich war, da man gerade zu Anfang Schwierigkeiten hat, sich die Mine und die Einwohner vor Augen zu bringen. Es gibt einige Protagonisten aus verschiedenen Ringen, darunter auch Kröte aus dem Schlammring.

So beginnt die Geschichte mit den völlig verschiedenen Perspektiven der Einwohner und man bekommt ein Gefühl für diese Welt. Auf der Suche nach den Verantwortlichen der seltsamen Leichen erlebt man sowohl spannende als auch fantasiereiche Überraschungen, die sich mit jeder gelesenen Seite zu einer Bedrohung steigern.

Auch der Schreibstil kann hier überzeugen und bescherte mir mit seinem Witz das eine oder andere Schmunzeln. Das letzte Drittel des Buches hatte mich dann so gefesselt, dass ich erst spät in der Nacht das Buch am Ende zuklappen konnte. Offene Fragen werden weitestgehend beantwortet, doch bleibt der Hintergrund unklar und macht somit richtig Lust auf den nächsten Teil.

Fazit: Eine atmosphärische neue Fantasywelt, die den Leser mit spannenden Todesfällen und einer ungeahnten Bedrohung unterhält. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung!

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Veröffentlicht am 27.04.2023

Gut konstruiertes Verwirrspiel

Erinnere dich!
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Arno Seitz ist Dozent an einer Berliner Uni und war schon lange nicht mehr in seiner Heimat Wendling nahe den Alpen. Denn die Erinnerungen an seine Schulzeit sind nicht die besten. Vor 20 Jahren verschwand ...

Arno Seitz ist Dozent an einer Berliner Uni und war schon lange nicht mehr in seiner Heimat Wendling nahe den Alpen. Denn die Erinnerungen an seine Schulzeit sind nicht die besten. Vor 20 Jahren verschwand seine Freundin - und der Fall wurde nie aufgeklärt. Als er unerwartet zum 20-jährigen Abiturtreffen eingeladen wird, ahnt er jedoch nicht, welche bösen Erinnerungen er damit heraufbeschwört...

Die Idee zu diesem Titel kam dem Autor Andreas Götz, der hier unter Synonym veröffentlicht, bei einem Klassentreffen. Man schwelgt in Erinnerungen, wird an vieles erinnert, das man schon ganz vergessen hatte. Doch was wäre, wenn dich jemand beschuldigt, etwas Schlimmes getan zu haben, und du selbst ins Wanken gerätst? Du dir selbst nicht mehr sicher bist, wie es in Wirklichkeit war? Dir alles schönredest? Hast du es nur schlichtweg vergessen, oder hat es dein Unterbewusstsein zu Recht verdrängt?

Der Autor spielt gekonnt mit der Psyche, und man kann als Leser die Verunsicherung von Arno hautnah miterleben. Ist hin- und hergerissen. Ein einziges Verwirrspiel, bei dem man nicht mehr weiß, was der Wahrheit entspricht. Und je mehr man ins Grübeln gerät, desto mehr steckt man mittendrin, wird förmlich mitgerissen. Ich liebe das!

Die Charaktere sind allesamt interessant, allerdings ist man immerzu auf der Hut und sich unsicher darüber, wem man über den Weg trauen kann. Natürlich ist die offensichtliche Wahrheit dann auch nicht so einfach, wie sie zunächst scheint, und man rechnet mit einer Wendung zum Ende hin. Mit dieser konnte der Autor mich trotzdem überraschen, und er klärt den alten Fall authentisch und lückenlos auf. Die psychologischen Erkenntnisse zu Erinnerungen eines Menschen sind meiner Meinung nach ein überaus faszinierendes Thema.

Fazit: Ein extrem spannender Thriller, der eher auf psychologischer Ebene interessant ist und daher keine großen Actionszenen braucht. Mir hat dieses Verwirrspiel sehr gut gefallen.

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Veröffentlicht am 21.04.2023

Es mangelte an Spannung und Authentizität

The Fields – Was vergraben bleibt
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In das Buch bin ich relativ schnell reingekommen. Der Schreibstil ist flüssig, die Autorin beschreibt detailliert und bildhaft. Ich konnte mir die Umgebung daher gut vorstellen und mochte das Setting. ...

In das Buch bin ich relativ schnell reingekommen. Der Schreibstil ist flüssig, die Autorin beschreibt detailliert und bildhaft. Ich konnte mir die Umgebung daher gut vorstellen und mochte das Setting. Leider war es das auch schon. Ich hatte einen spannungsgeladenen Thriller erwartet, einen Pageturner mit einer blutigen Geschichte. Jedoch konnten meine Erwartungen kaum erfüllt werden und ich war insgesamt enttäuscht.

Die Charaktere, besonders Riley, wirkten stumpf und wenig authentisch. Mit den einzelnen Protagonisten wurden einige Handlungsstränge eingeführt, allerdings nicht ausreichend weiterverfolgt. Die Figuren blieben folglich undurchsichtig und fremd. Riley selbst, unsere Hauptprotagonistin, war mir zu sehr in der Vergangenheit gefangen. Ihr altes Leben wurde ziemlich aufgedröselt, und es schien mir, als könne sie einfach nicht damit abschließen. Da fragte ich mich, warum sie überhaupt zurückgekehrt ist. Sie hat sich kein bisschen weiterentwickelt, wirkte dadurch langweilig und sogar zurückgeblieben. Man hätte so viel mehr aus ihr und den Nebenprotagonisten herausholen können. Das Potenzial wurde nicht gänzlich ausgeschöpft, schade.

Und so war es auch mit der Geschichte. Es baute sich kaum Spannung auf, einzelne Handlungsstränge schienen undurchdacht, wirkten verkrampft und verwirrend. Es fehlten die typischen Thrillermomente, die mich sonst catchen und durch die Seiten peitschen. Ebenso ließ mich das Ende unzufrieden zurück, auch wenn alles Wesentliche aufgeklärt werden konnte. Keine Twists, keine Highlights.

Fazit: Leider konnte mich dieses Werk kaum überzeugen. Es mangelte an Spannung, die Charaktere wirkten unnahbar und waren 08/15-like. Dem einen oder anderen Krimifan wird das Buch wahrscheinlich mehr gefallen, vielleicht als Lektüre für zwischendurch, von daher schaut einfach mal in die Leseprobe und macht euch ein eigenes Bild.

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