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Veröffentlicht am 30.06.2022

Wow! Ganz großes (Kopf)Kino!

Das Reich der Vampire
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Wenn ihr unsterblich wärt, welche besondere Fähigkeit hättet ihr dann gerne?

Ich meine, unsterblich zu sein ist ja schon cool genug, machen wir uns nichts vor. Aber nehmen wir mal an, dass jeder Vampir ...

Wenn ihr unsterblich wärt, welche besondere Fähigkeit hättet ihr dann gerne?

Ich meine, unsterblich zu sein ist ja schon cool genug, machen wir uns nichts vor. Aber nehmen wir mal an, dass jeder Vampir noch eine weitere special ability drauf hat, dann will man ja nicht unbedingt die am wenigsten gefragte. Jemandes Blut zum Kochen bringen zu können, hört sich für mich lustig an.

Gabriel de León besitzt diese Gabe. Er ist nicht nur ein Halbvampir, sondern wird zudem als Silberwächter bezeichnet. Seine Aufgabe ist es, das Reich gegen das Böse zu verteidigen. Keine Aufgabe, die ich freiwillig übernehmen würde, denn die Kämpfe, die geführt werden, sind blutig. Grausam. Filmreiche Schlachten, über die man noch Jahrzehnte später erzählt. Auf (pompösen) ~1.000 Seiten wird hier eine Geschichte rausgeballert, die es faustdick hinter den Ohren hat. Es wird geflucht, gemetzelt und frech herumpalavert - all dies gepaart mit herrlichem Grusel-Feeling und einer Lovestory, die (Gott sei Dank) nicht viel Platz einnimmt. Wessen Höschen hier trocken bleibt, der hat kein gutes Kopfkino. Mehr Action, Drama und Tempo geht nicht! Das ist Storytelling auf ganz hohem Niveau!

Zugegeben: Der Schinken ist 'ne nice Ergänzung zum täglichen Hanteltraining, aber jede Seite ist es wert, dass man die (hüstel) Schmerzen erträgt. Es gibt so viel zwischen den Zeilen zu entdecken, dass man sich wie in einer völlig krassen Parallelwelt vorkommt. Zur Arbeit fahren? Hmpf, wenn's sein muss. Haushalt erledigen? Kann eigentlich bis morgen warten. FreundIn? Wer ist das? Kann man das essen? Was ich damit sagen will, ist, dass man trotz der hohen Seitenzahl einfach nie die Lust auf den Inhalt verliert. Es macht voll Bock, die verschiedenen Figuren zu begleiten, die Details wahrzunehmen und mehr über die vier Häuser und den heiligen Gral zu erfahren. Okay, selbst mir wurde es sprüchemäßig manchmal zu derbe - wayne! Muss man nicht mögen. Das macht die komplexe Storyline nämlich locker wieder wett. Und ey, schwarzer Humor, folks! Ich bin ja sowas von hooked, weil der Autor es geschafft hat, quasi im Minutentakt den Gefühlsschalter bei mir umzulegen. Außerdem möchte ich auch unbedingt mal Vampirblut rauchen! (Ja, richtig gelesen.)

Ick freu mir übrigens wie ein Schnitzel, dass es noch (mindestens) einen weiteren Teil geben wird! Bis dahin bleibt noch etwas Zeit, damit ihr euch diesen hier genüsslich reinpfeifen könnt. Habt genauso viel Spaß mit ihm wie ich! - Und wer sich weigert, dessen Blut wird gekocht!

Fazit: Ein ausdrucksstarkes, bildgewaltiges Meisterwerk, das einen regelrecht in die düstere Welt der (Halb)Vampire hineinschleudert. Der Autor hat 'ne coole Schreibe - und insbesondere die Charakterausarbeitung hat mich ziemlich gecatcht. Könnte man Bücher heiraten, ich würde es tun. Dieses hier. Ganz große Liebe.

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Veröffentlicht am 30.06.2022

Es mangelte an Charaktertiefe, Spannung und Wendungen

Holiday – Sieben Tage. Drei Familien. Ein tödliches Geheimnis.
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Kate, Rowan, Jennifer und Izzy kennen sich seit ihrer Uni-Zeit. Es wurde für die vier Freundinnen zu einem festen Ritual, sich regelmäßig für ein verlängertes Wochenende zu treffen. Dem Alltag entfliehen, ...

Kate, Rowan, Jennifer und Izzy kennen sich seit ihrer Uni-Zeit. Es wurde für die vier Freundinnen zu einem festen Ritual, sich regelmäßig für ein verlängertes Wochenende zu treffen. Dem Alltag entfliehen, Sorgen hinter sich lassen, einfach Spaß haben. Doch mit den Jahren veränderten sie sich. Einige heirateten und bekamen Kinder, andere wollten die Welt entdecken. So kam es, dass man sich immer seltener sah und das Ritual an Wichtigkeit verlor. Bis jetzt. Gemeinsam mit ihren Familien möchten die Freundinnen eine Woche in einer Luxusvilla in Südfrankreich verbringen. Jede von ihnen hat diese kleine Auszeit bitter nötig. Doch für Kate wird dieser Urlaub zu einem Trip voller Ängste, Zweifel und Gefahren.

Klingt an sich sehr spannend, oder? Als ich vor einer Weile die englischen Rezensionen gelesen habe - immerhin knapp 13.000 allein auf Amazon -, war ich tierisch angefixt. Die Plotidee verspricht eine Menge Drama, Action und, naja, Tote. Leider kann ich schon hier verraten: Pustekuchen! Auch jetzt, Tage nach Beenden des Buches, rolle ich mit den Augen und seufze schwer. Mal abgesehen von der kaum vorherrschenden Kulisse, auf deren Beschreibung ich mich vorab sehr gefreut hatte, war auch die Hauptprotagonistin ein totales Fiasko. Naiv, launisch, langweilig. Und den ganzen Tag lang damit beschäftigt, mal die Freundin im Verdacht zu haben, mit ihrem Mann eine Affäre begonnen zu haben, mal eine andere. Das ging hin und her. Hoch und runter. Vor und zurück. Bei jedem gefallenen Wort einer Person, wurden neue Zweifel gesät. Man, war das ätzend, das könnt ihr euch nicht vorstellen! Hinzu kommt die Tatsache, dass alles wie eine Aneinanderreihung der Ereignisse geschildert wurde. Dann passierte dies, dann aßen sie, dann geschah das, dann tranken sie, dann gingen sie zum Pool, dann aßen sie wieder, dann bla bla bla. Zwischendrin immer das überaus theatralische Drama um die vermeintliche Affäre, die für mich eigentlich DER Aufhänger des Ganzen war, hier jedoch dermaßen ins Lächerliche abdriftete, dass ich einfach nur weinen wollte. Man hätte so viel mehr daraus machen können, schade.

Die Figuren an sich blieben trotz einiger Hintergrundfakten relativ blass - sogar Kate und ihr mutmaßlich untreuer Ehemann Sean. Ich konnte zwar einige Merkmale ausmachen, die den Charakteren das gewisse Etwas einhauchten. Allerdings war das alles zu wischiwaschi und trug nicht wesentlich zur Story bei. Ob man das nun wusste oder nicht, spielte also keine Rolle.

War das Ende wenigstens ein Volltreffer? Wurde ich von einem genialen Twist überrascht? Nö! Es gab da zwar tatsächlich einen kleinen Spannungsanstieg, doch insgesamt fühlte sich die Auflösung ziemlich erzwungen an. Unpassend. Enttäuschend. Und mich macht es wahnsinnig traurig, das schreiben zu müssen, denn ich hatte so viel Hoffnung in diesen Thriller gelegt. Vielleicht war meine Erwartungshaltung zu hoch, möglich. Die ganzen positiven Meinungen kamen sicher nicht grundlos zustande. Ich kann HOLIDAY jedoch nur eingeschränkt weiterempfehlen. Und zwar all jenen, die einen gewissen Reiz darin sehen, Bücher zu lesen, die polarisieren. Die auf der Suche nach einem Buch sind, in dem es um zwischenmenschliche Konflikte geht. Und die nicht so viel Wert auf Charaktertiefe legen. Viel Spaß beim Schmökern!

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Veröffentlicht am 29.06.2022

Perfekter Nervenkitzel!

P.S. Morgen bist du tot
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Das Setting: die Adams University in Washington. Die Hauptfiguren: sieben Studenten. Diagnostizierte Psychopathen, die an einer Studie teilnehmen, ohne zu wissen, wer die anderen Teilnehmer sind. Keine ...

Das Setting: die Adams University in Washington. Die Hauptfiguren: sieben Studenten. Diagnostizierte Psychopathen, die an einer Studie teilnehmen, ohne zu wissen, wer die anderen Teilnehmer sind. Keine Ermittler, keine Polizeiarbeit.

Kurian ist eine Meisterin des psychologischen Verwirrspiels. Auf zwei Ebenen führt sie alle an der Nase herum. Ihre eigenen Figuren innerhalb der Story sowie ihre LeserInnen durch immer wieder perfekt positionierte Twists.

Die Psychologin erzählt ihre Story aus unterschiedlichen Perspektiven. Zunächst rückt die Erstsemesterstudentin Chloe in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Doch schnell wird klar: Ihr Plan, den Kommilitonen Will in 60 Tagen zu ermorden, steht extrem auf der Kippe. Denn ein anderer Psychopath scheint es auf die Teilnehmer der Studie abgesehen zu haben. Und nun gerät auch Chloe selbst in Gefahr. Hier beginnt das Katz-und-Maus-Spiel, welches durch die ständigen Perspektivwechsel auf die Spitze getrieben wird.

Sämtliche Charaktere sind super realistisch und psychologisch brillant gestaltet. Niemand lässt sich in die Karten schauen, keinen von ihnen kann man wirklich einschätzen. Und immer wieder stellte ich mir die Frage: Wem kann man vertrauen und wer spielt hier morbide Spielchen? Bis zum Schluss hatte ich keine Idee, welche Richtung die Story einschlagen wird.

Auch sprachlich konnte Kurian vollends überzeugen. Dabei schafft sie es, die Szenen und Orte unglaublich real zu beschreiben. Auch das trägt dazu bei, die Spannung immer wieder zu steigern und auf einem hohen Niveau zu halten.

Fazit: Endlich mal wieder ein Thriller, der mich mitgerissen hat! Kurians grandioses Verwirrspiel hat mich wirklich begeistert. Das ist der perfekte Nervenkitzel für laue Sommerabende. Erfrischend anders, spannend, grandios!

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Veröffentlicht am 28.06.2022

Ziemlich beeindruckend

Galatea
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Das erste Wort, das mir nach Beenden der Geschichte, einfiel, war: Wow!

Pygmalion-Mythos, Bildhauerei, Göttlichkeiten, Antike - ich meine, das klingt jetzt nicht sehr spannend (für den geübten Thriller-Leser ...

Das erste Wort, das mir nach Beenden der Geschichte, einfiel, war: Wow!

Pygmalion-Mythos, Bildhauerei, Göttlichkeiten, Antike - ich meine, das klingt jetzt nicht sehr spannend (für den geübten Thriller-Leser wie mich). Was mir hier jedoch auf round about 40 Seiten serviert wurde, war mehr als nur 'ne positive Überraschung. I'm hooked!

Hier geht's nämlich nicht nur um oben genannte Punkte, vielmehr wurden diese neu erzählt, mit aktuellen Themen wie Feminismus und Sexismus kombiniert, um dem Ganzen darüber hinaus noch einen völlig eigenwilligen Stempel aufzudrücken. Würde man mich fragen, womit ich GALATEA vergleiche, könnte ich die Frage nicht beantworten. Ich habe noch nie zuvor eine solch fabelhafte Erzählung genießen dürfen. Es ist erstaunlich, wie viel Ausdruck und Kraft in so wenige Seiten gelegt werden können. Das schaffen selbst die wirklich tiefgreifenden ErzählerInnen nicht immer, obwohl sie bedeutend mehr Platz zur Verfügung haben.

Ziemlich beeindruckend - Hauptprotagonistin und Storyline gleichermaßen.

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Veröffentlicht am 27.06.2022

Zu gerade Linie, wenig Spannung

DUNKLE SAAT
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Die Geschichte beginnt mit zwei interessanten, unabhängigen Spannungsfängern. Der eine spielt in den frühen Zeiten der Ureinwohner von Amerika, als die Eroberung noch viele Jahrtausende entfernt gewesen ...

Die Geschichte beginnt mit zwei interessanten, unabhängigen Spannungsfängern. Der eine spielt in den frühen Zeiten der Ureinwohner von Amerika, als die Eroberung noch viele Jahrtausende entfernt gewesen ist. Der andere führt die Hauptperson Mitch ein. Beide Stränge stellen den Protagonisten und Antagonisten vor - ein bösartiges Wesen, das sich von Frischfleisch ernährt. Vom Prinzip her kein schlechter Start für ein spannungsgeladenes Buch, doch die Vorgehensweise des Autors, alles in einer getakteten Reihenfolge ablaufen zu lassen und auf dem Silbertablett zu servieren, zieht sich durch das ganze Werk.

Während Mitch sich später - nachdem unheimliche Krankheitsfälle aufgetreten sind, die Kinder verholzen und Erwachsene zu lichtempfindlichen Kannibalen mutieren lassen - an seine Kontakte im Militär wendet, wird ihm geholfen, der mysteriösen Krankheit auf die Spur zu kommen. Was mir persönlich am meisten in dem Buch fehlte, waren Irrwege, Sackgassen, falsche Fährten – alles, was einem Buch, das nicht von Atmosphäre lebt, Spannung einhaucht. In dem Fall geht die ganze Geschichte linear vorwärts. Mitch hat eine Idee, geht ihr nach und lässt sich ansonsten von seinen Militärkumpels unter die Arme greifen, aber abgesehen von dieser Hilfestellung von außen läuft alles eine gerade Linie entlang. Auch vom Hauptcharakter erfährt man nur das, was dann in der Story verwendet werden kann, aber man erfährt nichts, was den Prota charakterlich ausmacht. Dadurch bekommt das alles eine konstruierte Note, als wäre es der Rohbau eines Buches, dem noch der Feinschliff fehlt. So kommt es, dass das Ende, obwohl es nicht ganz klassisch verläuft, keinen Höhepunkt aufweist und der eigentliche Oha-Moment ungeachtet verpufft.

Auch das, was der Cliffhanger in einer Gruselgeschichte sein soll, ist eigentlich kein Appetitanreger auf einen weiteren Band, da dieser schon nach etwa dem ersten Drittel der Handlung feststeht. Chance verpasst, würde ich sagen, was recht schade ist, denn die Grundidee ist nicht verkehrt, der Schreibstil lässt einen locker flockig durch das Buch rasen und die Zeit unbemerkt vergehen. Doch ungefähr so schnell wie man das Buch durch hat, ist die Geschichte wieder aus dem Kopf geflogen, weil es keine Szenen gibt, die es wert sind, in Erinnerung zu bleiben.

Fazit: Wer etwas braucht, um vom Alltag herunterzukommen und das Hirn abzuschalten, kann sich die Geschichte zu Gemüte führen. Für alle, die mehr Anspruch an ein Werk haben, sollten die Augen nach etwas anderem offenhalten.

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