Ein sehr interessanter Fall
Tief in der ErdeDieser Roman thematisiert die Entführung mit Todesfolge der damals 10-jährigen Ursula Herrmann in den frühen 80er Jahren, die die gesamte Bundesrepublik erschütterte. Im Buch wird sie Annika Schön genannt.
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Dieser Roman thematisiert die Entführung mit Todesfolge der damals 10-jährigen Ursula Herrmann in den frühen 80er Jahren, die die gesamte Bundesrepublik erschütterte. Im Buch wird sie Annika Schön genannt.
Die Autorin, die auch als Journalistin tätig ist, bringt viele Fakten ein, erwähnt aber explizit, dass sie Unterhaltungslektüre schreiben wollte und geschrieben hat. So sind viele Behauptungen rein spekulativ, aber dennoch denkbar und befassen sich zum Großteil mit der Identität der Täter. Bis heute glauben viele Beteiligte, darunter auch der Bruder des Opfers, dass 2010 der Falsche verurteilt wurde.
Julia Neubacher, die Protagonistin in diesem Roman, nimmt 2010 als Gerichtsjournalistin an der Verhandlung des Tatverdächtigen Karl Leitmeier zum Cold Case Annika Schön teil.
Zitat S. 12:
"Im Gegensatz zu Annika durfte ich erwachsen werden, Liebe, Erfolg, Angst, Frust, Glück, Kummer und Ärger erfahren, Die Welt sehen in all ihrer Schönen, Durchtriebenheit, Großartigkeit und Schrecklichkeit."
In drei Teilen verfolgt man als Leser die verschiedenen Etappen dieses Kriminalfalles. Teil 1 beschreibt einen möglichen Ablauf des Tathergangs 1981 und Mutmaßungen darüber, warum die Täter sich irgendwann nicht mehr meldeten. Aber auch über die Eltern, Geschwister und alle Beteiligten dieser furchtbaren Geschichte. Es folgen Fehler auf Seiten der Polizei und Spuren, denen nicht nachgegangen wird, so dass der Fall zu den Akten gelegt wird.
Erst nach 29 Jahren hat man einen Täter: Karl Leitmeir. Da Entführung nach 30 Jahren verjährt, hatte man es mit der Aufklärung und Verurteilung in einem reinen Indizienprozess sehr eilig.
Zitat S. 131:
"Sie wissen, dass es keine Beweise gibt. Die wird es auch in Zukunft nicht geben." (...) "Es gibt so viel, was für die Schuld Leitmeirs spricht. Aber bei Weitem nicht alles."
Christa von Bernuth erklärt in Teil 2 anschaulich, wie der Prozess ablief und auf welchen Hintergründen die Verurteilung beruht. Aber auch, wo etwaige Fehler passiert sein könnten und vielleicht sogar unterschlagen wurden. Trotz zahlreicher Zweifel am Täter kam es zur Verurteilung.
Teil 3 findet dann erst 2019 statt, als neue Indizien zu einem anderen Täter entdeckt werden und auch Julia eine neue Rolle einnimmt. Hoffnung auf ein Neuaufrollen des Falles kommt auf, wird jedoch wegen Verjährung und unzureichender Beweise abgelehnt. Alles in allem ein ungeheuerlicher Skandal. Doch was davon wirklich stimmt, wird wohl niemals bewiesen werden können.
Persönliches Fazit: Ein sehr interessanter Fall, der vor Fehlern, mangelnden Beweisen und Merkwürdigkeiten strotzt. Unheimlich beklemmend und traurig. Mein Vertrauen in die Justiz wurde jedenfalls erschüttert. Ein must-read für alle Liebhaber von True Crime.
/RO, Dani