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Veröffentlicht am 17.01.2022

Coole Spionagestory mit Retro-Charakter

Spy Island
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Habt ihr Angst vor dem (tiefen) Meer?

Irgendwo zwischen Puerto Rico, Florida und Bermuda, mitten im Atlantik, liegt das Bermudadreieck - auch Teufelsdreieck genannt. Es heißt, viele Schiffe, Flugzeuge ...

Habt ihr Angst vor dem (tiefen) Meer?

Irgendwo zwischen Puerto Rico, Florida und Bermuda, mitten im Atlantik, liegt das Bermudadreieck - auch Teufelsdreieck genannt. Es heißt, viele Schiffe, Flugzeuge und Menschen seien dort spurlos verschwunden. Vermutlich gibt es hunderte Urlaubsorte, an denen man sich besser entspannen könnte. ISLAND LINES jedoch bietet eine viertägige Kreuzfahrt dorthin an und wirbt mit allerlei aufregenden Angeboten: Schönheitssalons, verführerische Gerichte, Sehenswürdigkeiten und leckere Cocktails. Die Frage an dieser Stelle ist, ob man all den Luxus in Kauf nimmt und sich zu einem der gefährlichsten Seegebiete der Welt begeben würde. Würdet ihr?

Unsere Hauptprotagonistin Nora ist jemand, der das Meer liebt. Nicht zuletzt, weil es gegen ihre Ekzeme hilft. Sie sagt: "Es ist eine große, salzige Umarmung." (Zitat Seite 10)

Nach (unerfreulichen) Aufenthalten in Afghanistan, Rio und Albuquerque ist die rothaarige Spionin, mit einer Vorliebe fürs Töten und einer Abneigung gegenüber Spendengalas, nun in einem neuen Drecksloch unterwegs: im Bermudadreieck. Dort hangelt sie sich durch die Tage und Nächte und wirkt ansonsten ziemlich gelangweilt. Verständlich, wenn es auf der Insel nicht mal einen Handyempfang, Internetanschluss oder persönlichen Rückzugsort gibt. Na, Gott sei Dank steht plötzlich die eigene Schwester, ihres Zeichens Meereskryptozoologin, auf der Matte und sorgt für etwas Abwechslung! "Wo sie auftaucht, sterben Menschen." (Zitat Seite 37)

Offenbar haben nämlich einige Meerjungfrauenattacken stattgefunden, weswegen die Insel in hellem Aufruhr ist und das Fräulein Schwester um Hilfe gebeten wurde. Klingt voll schräg? Ist es auch! Und macht zudem richtig viel Spaß. Das ganze (erfrischend ironische) Chaos ist spannend, unterhaltsam und mal etwas komplett anderes als das, was ich sonst so lese. Arielle sehe ich nun definitiv mit anderen Augen...

Besonders fasziniert haben mich einige Grafiken, die an Fotos aus den 60er bis 80er Jahren erinnern. Trafen wegen meiner Retro-Liebe genau meinen Geschmack. Das Setting allgemein wurde mitsamt seiner fast schon nostalgischen Umgebung toll dargestellt.

Fazit: Eine herrlich schräge Spionagestory mit Retro-Charakter, ungewöhnlichen Figuren und ebenso ungewöhnlichen Bildern, die (trotz kleinerer Durststrecken zwischendurch) einiges zu bieten hat. Geheimagentin Nora Freud ist eine kleine Hommage an James Bond - nur sexier und cooler.

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Veröffentlicht am 17.12.2021

Ruhiger, unblutiger Thriller

Drei Witwen
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Erzählt wird die Story aus der Sicht der drei Frauen, die vollkommen authentisch wirken. Jede hat ihre besondere Art und jede von ihnen ist mehr oder weniger mit ihrer Situation zufrieden. Doch wer von ...

Erzählt wird die Story aus der Sicht der drei Frauen, die vollkommen authentisch wirken. Jede hat ihre besondere Art und jede von ihnen ist mehr oder weniger mit ihrer Situation zufrieden. Doch wer von ihnen hat Blake getötet?

Rachel, vor dem Gesetz Blakes einzige Ehefrau, behütet ein schreckliches Geheimnis. Hat ihre Vergangenheit etwas mit dem Mord zu tun? Aber auch Tina und Emily sind nicht von jedem Verdacht befreit - und keine traut der anderen. Die Polizei kommt mit ihren Ermittlungen nicht so richtig voran und auch ich bin während des Lesens immer wieder einer falschen Spur gefolgt.

Zitat Pos. 1115 (Tina):
„Brewer bot mir eine Übergangslösung an - ein Motelzimmer oder etwas Ähnliches. Aber da erkannte ich: Ich allein mit dem ganzen Scheiß in meinem Kopf? Nein, nein und nochmals nein. Da würde ich schon nach zwei Sekunden wahnsinnig werden. Aber weil ich sonst niemanden in Utah kenne, heißt das, ich sitze mit der bösen Westhexe und Emily fest, der verrücktesten kleinen Lügnerin, die die Welt je gesehen hat.“

Catherine Quinn hat eine entspannte, dennoch ziemlich sogartige Schreibweise, die mich gleich in ihren Bann gezogen hat. Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin viel über den Hintergrund der Mormonen einbringt. Einiges kannte ich zwar schon, vieles war mir aber neu. Und das hat dann doch sehr zum Verständnis beigetragen. Daneben haben mich die wunderbaren Landschaftsbeschreibungen rund um Vegas zum Träumen verleitet.

Fazit: Auch wenn „Drei Witwen“ eher ein ruhiger Thriller ist, hat es die Story in sich, die spannend und psychologisch wirklich gut erzählt wird. Mir hat es Spaß gemacht, das Buch zu lesen, und ich kann es wärmestens weiterempfehlen. Gerade wer gerne etwas weniger blutige Thriller mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen.

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Veröffentlicht am 07.12.2021

Gut geplottet, spannender Showdown

Der Herzgräber
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Würdet ihr mit einem Serienmörder sprechen, wenn euch die Polizei um Hilfe bitten würde? Ich glaube, dass ich es machen würde. Und hoffentlich würde ich mich nicht so ungeschickt anstellen wie Heather...

Das ...

Würdet ihr mit einem Serienmörder sprechen, wenn euch die Polizei um Hilfe bitten würde? Ich glaube, dass ich es machen würde. Und hoffentlich würde ich mich nicht so ungeschickt anstellen wie Heather...

Das Buch hat relativ ruhig begonnen. Es spielt sich aus zwei Perspektiven ab, bzw. aus zweieinhalb. Zum Einen werden wir in Heathers Leben mitgenommen, erfahren, wie sie den Tod ihrer Mutter verarbeitet und wie sie an den Ort zurückkehrt, in dem sie aufgewachsen ist. Zum Anderen gibt es Szenen von „früher“. Die Autorin nimmt uns in die Vergangenheit des Serienmörders Michael Reave mit. Die halbe Perspektive beschreibe ich so, weil hin und wieder ein Kapitel aus der Sicht des nächsten Opfers folgt. Das hat mir leider ein wenig die Spannung genommen. Dennoch waren sie essentiell für die Geschichte selbst, weil man so die Vorgeschichte der Frauen erfahren hat.

Alle Perspektiven sind aus der Erzählersicht verfasst und lassen sich so sehr gut verfolgen. Auch der Schreibstil hat mir gefallen, da die Autorin weiß, wie man die Leser fesselt und bei Laune hält.

Heather ist eine tolle, junge Frau. Sie hat mich immer wieder überrascht. Anfangs noch schätzte ich sie als graue Maus ein, denn sie war eher zurückhaltend und schüchtern. Doch nach und nach konnte man die Journalistin und ihre Neugierde erkennen. Sie kam immer mehr aus sich heraus und war teilweise von sich selbst überrascht.

Pos. 1495: „Sie stand da, in der Bar, die Wangen hochrot vor Verlegenheit, aber sie hatte kein schlechtes Gewissen, dass sie ihn derart unverhohlen um eine Verabredung gebeten hatte – denn sie würde später in ein leeres Haus zurückkehren und an nichts anderes denken als an ermordete Frauen und an den geheimnisvollen Tod ihrer eigenen Mutter.“

Die anderen Charaktere spielten für mich eher im Hintergrund. Hier hätte ich mir mehr Tiefe gewünscht und dass die Autorin nicht nur den Fokus auf Heather legt. Zum Beispiel wäre die Ich-Perspektive aus Michaels Sicht zwischendurch hochinteressant gewesen. Die Gedanken seines jetzigen Ichs.

Der Plot selbst konnte mich überzeugen. Die Story war spannend, gut ausgearbeitet, bot viele überraschende Wendungen und ein geniales Ende, welches ich so niemals erwartet hätte. Das war echt wow!

Fazit: Für mich war "Der Herzgräber" eine Achterbahnfahrt der Emotionen. Herausragend durchdacht und recherchiert und mit einem rundum gelungenen Showdown. Empfehlenswert für Freunde von Nervenkitzel und Thrill.

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Veröffentlicht am 05.12.2021

Cooler Plot, großartiges Artwork

Der Augensammler (Graphic Novel)
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Ein Serienmörder treibt in Berlin sein Unwesen. Er tötet die Mütter, entführt die Kinder und gibt den Vätern 45 Stunden Zeit, sie zu finden und zu retten. Schafft der Vater es nicht, wird sein Kind nach ...

Ein Serienmörder treibt in Berlin sein Unwesen. Er tötet die Mütter, entführt die Kinder und gibt den Vätern 45 Stunden Zeit, sie zu finden und zu retten. Schafft der Vater es nicht, wird sein Kind nach Ablauf des Ultimatums ermordet und dessen linkes Auge entfernt. Warum der Täter dies tut, wird im weiteren Verlauf der Story aufgeklärt.

Hierbei hilft uns Polizeireporter Alexander Zorbach, ein ehemaliger Polizist, der dem Alkohol nicht abgeneigt ist und noch an seiner Scheidung zu knabbern hat. Er verkörpert für mich den klassischen (Ex-)Bullen, der etwas abgehalftert wirkt und dem sein Job wichtiger als die Familie ist. Daher wird der Plot durch das Auftreten der blinden Physiotherapeutin Alina Gregoriev angenehm aufgelockert, denn sie ist taff, witzig und lässt sich nicht so schnell einschüchtern. Zudem kann sie, wenn sie jemanden berührt, Teile seiner Vergangenheit sehen. Und als neulich dieser Mann in ihre Praxis kam, wusste sie: das ist der Augensammler!

Dass Sebastian Fitzek coole Thriller schreibt, ist jetzt keine Neuigkeit. Auch im Originalwerk von 2010 sind Sprache, Stil, Figuren und Twists on point. Man suchtet das Buch und dessen Nachfolger "Der Augenjäger" einfach so weg. Deswegen lenke ich das Augenmerk hier mehr auf die Illustrationen. Frank Schmolke hat einen großartigen Job gemacht! Besonders gefällt mir das Hervorheben bestimmter Empfindungen. Kälte, Schnee und Regen wurden in Blautönen festgehalten, Wärme und Gemütlichkeit in Rottönen. Auch dass viel mit Schwarz und Schattierungen gespielt wurde, sorgt für eine stetig beklemmende, düstere Atmosphäre, die einem Psychothriller mehr als gerecht wird. All die Details, das Setting, der Blick fürs Wesentliche: wow! Es gibt eine Menge zu sehen und zu bestaunen.

Kleiner Punkteabzug: Dass das Autokennzeichen von Zorbach stellenweise abweicht und sein Handydisplay mal auf Englisch, mal auf Deutsch eingestellt ist, hat mich allerdings etwas getriggert.

Persönliches Fazit: Eine Story zum Fingernägelkauen und ein großartiges Artwork machen diese Graphic Novel zu einer Pflichtlektüre für Thriller- und Comic-Fans! Lesen und genießen!

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Veröffentlicht am 23.11.2021

Coole Plotidee, geht leider zu sehr in die Tiefe

Snow Crash
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Wenn ich mir eine alternative Zukunft vorstellen würde, dann wären es wahrscheinlich fliegende Autos und Digitalisierung pur. Es gibt nichts Handfestes mehr wie zum Beispiel Bargeld. Beamen wäre auch nicht ...

Wenn ich mir eine alternative Zukunft vorstellen würde, dann wären es wahrscheinlich fliegende Autos und Digitalisierung pur. Es gibt nichts Handfestes mehr wie zum Beispiel Bargeld. Beamen wäre auch nicht schlecht.

Hiro lebt in so einer Welt. Nicht so, wie wir sie uns wahrscheinlich vorstellen würden, aber doch so, wie sie sein könnte. Hiro flüchtet hauptsächlich in das sogenannte Metaverse. Ein virtueller Ort, an dem du sein kannst, wer du möchtest. Für mich war die Vorstellung tatsächlich sehr interessant. Wer möchte sich denn nicht selbst erschaffen? Doch das Ganze birgt auch Gefahren. Man sollte sich dabei nicht selbst verlieren. Hiro hat eine sehr gute Mittellinie geschaffen. Er existiert real und im Metaverse. Ich fand auch selbst, dass er ein sehr vielfältiger Charakter war. Selbstbewusst, jedoch vorsichtig, etwas nachfragend und selbstzweifelnd. Man konnte einen sehr guten Einblick in seine Gedanken und Gefühle bekommen, auch wenn die Geschichte aus der Erzählerperspektive geschrieben wurde. Allgemein hat der Autor seine Charaktere sehr gut ausgearbeitet und detailliert beschrieben. Das hat mir im Allgemeinen gut gefallen und daher möchte ich es positiv erwähnen.

Leider war es das aber schon. Die Geschichte selbst konnte mich überhaupt nicht überzeugen. Es ist lange Zeit nichts passiert und mir hat der gewisse rote Faden gefehlt. Ich bin mit der Storyline nicht klargekommen. Hier hätte ich mir eine andere Umsetzung gewünscht. An vielen Dingen hat der Autor sich viel zu lange aufgehalten, andere dagegen wurden zu kurz angeschnitten. Das ist natürlich Geschmackssache, und bei der Länge des Buches musste der Autor wahrscheinlich Abstriche in Kauf nehmen.

Auch die Fachsprache unter IT-lern hat mich mehr verwirrt als dass sie spannend war. Ich habe diese Passagen übersprungen, da ich rein gar nichts davon verstanden habe. Mathematische Formeln und Programmiersprache: gruselig, nicht mein Ding. Ich hatte mich ein wenig in meine Schulzeit zurückversetzt gefühlt.

Fazit: Die Charaktere selbst und der Grundgedanke der Story waren gut ausgearbeitet, jedoch ging es für mich zu sehr in die Tiefe. Ich konnte mit dem Schreibstil oft nichts anfangen. Jedoch könnte Science-Fiction-Fans das Buch durchaus gefallen.

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