Erst zum Ende hin wirklich spannend
Southern Gothic - Das Grauen wohnt nebenanDas Buch hat sehr ruhig begonnen, für mich persönlich dümpelte es zu gemächlich vor sich hin. Der Autor hat einen klasse Schreibstil. Er versteht es definitiv, etwas gut in Szene zu setzen. Seine Beschreibungen ...
Das Buch hat sehr ruhig begonnen, für mich persönlich dümpelte es zu gemächlich vor sich hin. Der Autor hat einen klasse Schreibstil. Er versteht es definitiv, etwas gut in Szene zu setzen. Seine Beschreibungen waren detailliert und verständlich, dennoch hat mir das gewisse Etwas im ersten Drittel des Buches gefehlt.
Ich hätte mir gewünscht, dass das Buch aus der Ich-Perspektive geschrieben wird. Ich denke, dann wäre es leichter gewesen, den Gedanken besser zu folgen. Vielleicht auch ein paar Szenen aus der Sicht unseres Mörders.
Als Hauptprotagonistin begleiten wir Patrica Campbell. Sie ist Hausfrau und Mutter, eigentlich zufrieden mit ihrem Leben. Mit ein paar weiteren unerschrockenen Frauen in ihrer Nachbarschaft gründet sie einen Buchclub. Ihre Lieblingsgenres sind True Crime und Thriller. Hausfrauen, die aus der Idylle ihres sonst so eintönigen Lebens ausbrechen. Ein tolles Thema und eine wirklich schöne Idee. Das Buch beschreibt gute neun Jahre, in denen wir die Damen begleiten dürfen. Ich finde, dass der Autor dies sehr gut umgesetzt hat, trotz der langen Zeitspanne. Jedoch war es mir persönlich an einigen Stellen zu ausschweifend oder zu unausgereift.
Jede Frau hat einen sehr eigensinnigen Charakter. Viele sind mit ihrem Leben glücklich, lassen die Männer ihre Arbeit machen. Doch Patricia sehnt sich nach mehr. Anfangs noch ist sie sehr leichtgläubig, steht unter der Fuchtel ihres Mannes. Jedoch entwickelt sich ihr Charakter weiter, gewinnt an Stärke. Genau das, was mir als Leser gefallen hat, wird von dem Autor satirisch zerstört. Ich weiß nicht genau, wieso er dieses Frauenbild aufstellt, doch ich fand es sehr sympathisch, dass Patricia rebelliert.
James Harris ist ein toller Antagonist. Es lässt zuerst nichts darauf schließen, was bzw. wer er sein könnte. Natürlich stellte ich im Laufe des Buches meine Vermutungen an, denn der Autor streute seine Hinweise für uns wohlüberlegt aus. Überrascht hat es mich dennoch, und erwartet hatte ich nichts dergleichen, auch wenn das Cover und die Einstufung des Genres es erahnen lassen. Das merke ich tatsächlich erst jetzt im Nachhinein. Als kleine Anmerkung: Das englische Cover und der englische Titel weisen den Leser direkt auf das Thema hin.
Persönliches Fazit: Das Buch konnte mich leider nicht vollends überzeugen. Es war lange zu schwach, es fehlte an Spannung und Einfallsreichtum. Erst zur Mitte bzw. zum Ende hin wurde es besser und unerwartet brutal, mit einem kleinen Hauch von Horror und Fantasy. Sehr überraschend für mich. Dennoch hätte man mehr daraus machen können. Wer einen soliden Roman sucht, der wird hier fündig. Thriller-Fans würde ich davon abraten.