Keine leichte Kost
Immer noch wachAlex ist glücklich, denkt er, mit genau dem Leben, das er lebt. Mit seinem besten Kumpel Bene hat er ein Café eröffnet und mit der Frau seiner Träume lebt er zusammen. Was soll jetzt noch passieren?
Fast ...
Alex ist glücklich, denkt er, mit genau dem Leben, das er lebt. Mit seinem besten Kumpel Bene hat er ein Café eröffnet und mit der Frau seiner Träume lebt er zusammen. Was soll jetzt noch passieren?
Fast jeder kennt ihn, diesen Moment im Leben, an dem man denkt: "Alles ist perfekt, kann jemand bitte auf „Pause“ drücken?" Man macht sich keine Gedanken um morgen, sondern genießt das Jetzt. An diesem Punkt ist auch Alex angelangt, als er die niederschmetternde Diagnose Krebs erhält. Heilung nicht möglich. Spätestens hier hatte der Autor mich. Mich hat das emotional ziemlich mitgenommen, so authentisch hat er alles geschildert. Am liebsten hätte ich Alex gedrückt und gesagt, dass alles wieder gut wird. Aber das tut es selten.
Obwohl das Augenmerk der Story auf Alex liegt, kommen Bene und Lisa ebenfalls nicht zu kurz. Zwar finde ich ihre Darstellung insgesamt etwas einseitig und blass, weil ich eher das Gefühl hatte, dass sie Alex’ Charakter unterstreichen und es in ihren Abschnitten weniger um sie geht. Doch im Gesamten passte es zur Story und fällt beim Lesen kaum auf. Alex’ Schilderungen, besonders aus seiner Zeit im Hospiz, sind sehr realistisch beschrieben und gehen ans Herz. Er ist jemand, den man so schnell nicht mehr vergisst und dessen Schicksal einen weiterhin unterbewusst begleitet. Denn das, was er durchmacht, haben andere im wirklichen Leben auch ertragen müssen. Es ist also nicht bloß reine Fiktion. Man schlägt die Buchdeckel zu und weiß, dass es viele wie Alex da draußen gab, gibt und geben wird.
Generell gefiel mir sehr gut, dass die Kapitel kurz gehalten waren. Auch der zeitliche Perspektivwechsel hat sein Übriges dazu getan. Hier könnte man bei einer Neuauflage überlegen, eine grobe Zeitangabe voranzustellen – ich musste immer einige Zeilen lesen, bevor ich sicher wusste, in welcher Zeitebene ich mich befinde.
Dieser Debütroman ist keine leichte Kost, und ich muss dem Autor ein Lob dafür aussprechen, wie er dieses sensible Thema verarbeitet hat, ohne dass es unrealistisch erscheint oder gar erzwungen.
Persönliches Fazit: Ein sehr bewegender Roman, der nachdenklich stimmt und noch lange nachhallt. Allerdings nicht für LeserInnen geeignet, die mit solchen Themen nicht gut umgehen können.