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Veröffentlicht am 07.03.2021

Unterhaltsam trotz kleiner Defizite

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden
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Podcasts sind das Medium dieser Zeit, mit dem man neben den sozialen Netzwerken viele Menschen aller Altersklassen erreicht. Aber ob das das Mittel der Wahl ist, einen Mörder zu jagen? Das konnte ich mir ...

Podcasts sind das Medium dieser Zeit, mit dem man neben den sozialen Netzwerken viele Menschen aller Altersklassen erreicht. Aber ob das das Mittel der Wahl ist, einen Mörder zu jagen? Das konnte ich mir nicht vorstellen.

Elle, die Protagonistin, betreibt einen Podcast, der sich mit den Opfern ungelöster Mordfälle befasst. Zu den Opfern eines Verbrechens gehören für sie auch die Angehörigen, die mit den Folgen der Tat und vor allem mit dem Unwissen weiterleben müssen. Zur Zeit hat sie sich dem Countdown-Killer verschrieben, der seine Opfer rein zufällig auszuwählen scheint, solange das Alter stimmt: die Mädchen, die zuerst entführt und dann getötet werden, sind immer ein Jahr jünger als sein letztes Opfer. Der Killer konnte nie geschnappt werden, und Elles Motivation ist geweckt.

Erzählt wird die Story aus unterschiedlichen Perspektiven. Elle, selbstverständlich, führt den Leser durch das Jetzt: die aktuellen Morde und die Ermittlungen der Polizei. Auf einer zweiten Ebene wird das bisherige Werk des Countdown-Killers beschrieben, und zwar in Form von Elles Podcast. Die Transkripte erzählen die Geschichte eines Mörders, der sich durch die Jahrzehnte bewegt, ohne dass es einen Hinweis auf ihn gibt. Es werden Experten interviewt, aber auch Angehörige, die das Ganze aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen, da man so die Hintergründe erklärt bekommt, ohne dass sie entweder ganz „beiläufig“ in der Story Erwähnung finden oder einfach plump niedergeschrieben werden.

„Jeder hat sein Schlüsselerlebnis, einen Menschen, ein Ereignis oder eine Nachricht, das ihn auf die Spur gesetzt hat.“ (Zitat)

Insgesamt hat mir die Idee sehr gut gefallen. Durch die verschiedenen Erzählstile war das Lesen abwechslungsreich und die Spannung stockte nicht. Allerdings stieg sie sehr langsam an und so richtig los ging es erst nach der Hälfte der Geschichte. Danach wird es für den geübten Thrillerleser aber keine Überraschungen mehr geben, denn in gewisser Weise sind alle Verbindungen so offensichtlich dargestellt, dass sich die eigentlich spannende Suche nach dem Mörder nicht mehr als spannend darstellt.

Was mir gar nicht gefallen hat, war, dass der Countdown-Killer in der Story immer wieder nur „CK“ genannt wurde, sogar in der wörtlichen Rede. Ein Spitzname für einen Spitznamen, und für so einen brutalen Mörder sehr harmlos klingend – das passte nicht. Auch Elles einfacher Zugang zu den Behörden war etwas leichtgängig, aber verschmerzbar.

Persönliches Fazit: Ein unterhaltsamer Thriller, der durch das Podcast-Element spannend und zeitgemäß gestaltet wurde und trotz kleiner Defizite bei mir punkten konnte.

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Veröffentlicht am 05.03.2021

Langweiliger Stil, viele Fehler, aber interessantes Thema

Verletzte Seelen
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Entweder bin ich zu blöd, habe zu hohe Ansprüche und Erwartungen oder ein völlig anderes Buch in den Händen gehalten als einige andere LeserInnen. Die sind nämlich total begeistert von der Story, finden ...

Entweder bin ich zu blöd, habe zu hohe Ansprüche und Erwartungen oder ein völlig anderes Buch in den Händen gehalten als einige andere LeserInnen. Die sind nämlich total begeistert von der Story, finden den Schreibstil außergewöhnlich und stecken die Autorin mit ihrem Debüt in dieselbe Liga wie Karin Slaughter, Elisabeth Herrmann und Charlotte Link. Äh, wie bitte? Da klappt mir echt die Kinnlade runter.

Nicht nur, dass da so unglaublich viele Rechtschreib- und Grammatikfehler enthalten sind (fängt schon in der Beschreibung an), dass mein innerer Monk seine Klamotten gepackt hat und ausziehen wollte. Der Schreibstil erinnert auch eher an einen Schulaufsatz eines Grundschülers. Das meine ich überhaupt nicht böse, aber ich kann das nun mal nicht schönreden. Mal unabhängig davon, dass ich sowohl Schachtel- als auch abgehackte Sätze wirklich schrecklich finde.

Baumgartner hätte so viel mehr aus dem Plot machen können. Obwohl das Thema Mobbing oft von AutorInnen aufgegriffen wurde, ist es ob seiner Aktualität nach wie vor wichtig und interessant. Das war der primäre Grund, weswegen ich mich für dieses Buch entschieden habe. Ich wollte wissen, inwieweit Baumgartner bestimmte Aspekte inhaltlich integriert und ein Stück weit reflektiert. Leider fehlt ihr dafür offenbar das nötige Verständnis bzw. hapert es vor allem an der Umsetzung im schriftstellerischen Bereich. Es wird viel um den heißen Brei geredet, und so kann man getrost Passagen überspringen, ohne etwas zu verpassen. Dabei geht natürlich die Spannung flöten.

Tja, mit einem langen Seufzer habe ich (endlich!) die Buchdeckel geschlossen und mich gefragt, was ich da eigentlich gelesen habe. Das war definitiv mein Flop des Monats (Februar).

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Veröffentlicht am 02.03.2021

Außergewöhnliche Geschichte!

Meeresglühen (Romantasy-Trilogie, Bd. 1)
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Als ich das erste Mal die Beschreibung las, stand sofort fest, dass ich mehr über Ella und Ari erfahren wollte. Bereits die ersten Zeilen haben mich gefangen und verzaubert. Dank des bildhaften Schreibstils ...

Als ich das erste Mal die Beschreibung las, stand sofort fest, dass ich mehr über Ella und Ari erfahren wollte. Bereits die ersten Zeilen haben mich gefangen und verzaubert. Dank des bildhaften Schreibstils durfte ich allerlei Feinheiten, detaillierte Ortsbeschreibungen und beinahe poetische, lyrische Klänge genießen.

"Ich streiche über die goldgestreifte Muschel in meiner Hand, fahre über das feine Perlmutt und die rauen Kanten."

Schön, oder?

Erzählt wird aus Ellas Sicht, die mir als tragende Schlüsselfigur ob ihrer Leichtfüßigkeit, Lebensfreude und nicht zuletzt ihrer Hilfsbereitschaft wegen sehr ans Herz gewachsen ist. So jemanden wünscht man sich als beste Freundin.

Ari übernimmt den mysteriösen Part, wirkt stets um Ella besorgt und hat etwas wirklich Faszinierendes an sich, dem man sich kaum entziehen vermag. Zwar wusste ich relativ früh, was es mit Ari auf sich hat, dennoch gelang es der Autorin spielend leicht, die Spannung hoch zu halten, sodass ich gerne weiterlas.

Richtig interessant fand ich den Hauptteil, als Ari uns seine Welt gezeigt hat. Dabei hatte ich immer das Cover vor Augen, in all seiner Farbpracht, das - wie Aris Beschreibungen - zum Träumen einlädt.

Ich habe die Geschichte förmlich verschlungen. Das Buch, das ich normalerweise nicht aufgeschlagen hätte, weil ich selten über den Tellerrand schaue, das mich aber dermaßen in seinen Bann gezogen hat, dass ich derzeit am liebsten mit jedem darüber reden möchte. In der stillen Hoffnung, dass noch viele andere es gelesen haben oder noch lesen werden.

"Hast du dich schon einmal gefühlt, als ob die ganze Welt um dich wie neu erschaffen wurde? Als würdest du alles zum ersten Mal sehen?" (Zitat Seite 44)

Persönliches Fazit: Was für eine außergewöhnliche, tiefgehende und magisch anziehende Geschichte! Ein Reihenauftakt, den ich jedem Liebhaber von phantastischen Elementen und geheimnisvollen Figuren weiterempfehlen möchte.

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Veröffentlicht am 01.03.2021

Nervenaufreibende Spannung

Die Schatten
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„Die Schatten“ ist der Auftakt zu einem Mehrteiler vom bekannten Filmregisseur Guillermo del Toro („Pans Labyrinth“) und vom internationalen Bestsellerautor Chuck Hogan („Endspiel“). Ein Duo, das mich ...

„Die Schatten“ ist der Auftakt zu einem Mehrteiler vom bekannten Filmregisseur Guillermo del Toro („Pans Labyrinth“) und vom internationalen Bestsellerautor Chuck Hogan („Endspiel“). Ein Duo, das mich bereits im Vorfeld neugierig auf ihr gemeinsames Werk gemacht hat.

Von del Toro wissen wir, dass er eine besondere Vorliebe für die Phantastik hat und gern Übernatürliches in seinen Storys einbaut. Dabei ist es ihm wichtig, diese Elemente so einzusetzen, dass sie nicht ins Unglaubwürdige abdriften. Hogan hat ein Gespür für perfektes Timing. In seinen Büchern findet er stets den richtigen Ton, um dem Thema den letzten Schliff zu verpassen. Besonders in „Endspiel“ (Original: „The Town“) ist ihm dies hervorragend gelungen. Dass das Zweiergespann del Toro - Hogan funktioniert, haben sie zuletzt mit ihrer Saat-Trilogie bewiesen. In der neuen Reihe werden Horror, Phantastik, Action und Spannung geschickt miteinander verwoben. Und der Auftaktband hält einiges für den Leser bereit.

Die Autoren beschränken sich auf ein Minimum an Charakteren, was es einem ermöglicht, sich auf jeden näher einzulassen. Zwar bleiben sie an sich recht oberflächlich, dennoch bekommt man genug von ihnen vermittelt, dass man ihre Handlungen nachvollziehen kann. Etwa als FBI-Agentin Odessa Hardwick ihren Kollegen erschießen muss. Ich konnte nachempfinden, warum sie zögerte, habe verstanden, wie schwer es ihr letztendlich fiel, doch noch abzudrücken. Auf der anderen Seite wird uns Hugo Blackwood als Mitspieler präsentiert. Ein Mann ohne Bindungen ... und einige Hundert Jahre alt. In das authentische Grundgerüst aus Ermittlungs- und Polizeiarbeit hat das Autoren-Duo geschickt okkulte Elemente integriert.

Erzählt werden die Ereignisse auf drei Zeitebenen, die großartig miteinander verknüpft wurden. Besonders spannend fand ich das frühe London, in dem eine Beschwörung gründlich schiefging. Geister, Dämonen, Riten - Themen, für die man sich begeistern sollte, wenn man mit diesem Buch unterhaltsame Stunden haben möchte. Man darf hier als Leser nicht eindimensional denken. Wenn man stattdessen offen ist für die Story, kann man sie anders verarbeiten und mehr genießen.

Lediglich mit dem Ende bin ich nicht rundum zufrieden. Es kam ziemlich flott und unspektakulär daher und macht deutlich, dass es einen Folgeband geben wird.

Persönliches Fazit: Nervenaufreibende Spannung, Figuren abseits des Mainstreams und ein gelungener Genre-Mix machen dieses Buch trotz kleiner Defizite im Schlussteil zu einem empfehlenswerten Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 26.02.2021

Unvergessliche Story!

Was wir dachten, was wir taten
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Ich erinnere mich noch an meine Schulzeit. In unserem jugendlichen Leichtsinn dachten wir alle damals, wir wären unsterblich und die Welt drehe sich allein um uns und unsere Probleme. Bis zum 26. April. ...

Ich erinnere mich noch an meine Schulzeit. In unserem jugendlichen Leichtsinn dachten wir alle damals, wir wären unsterblich und die Welt drehe sich allein um uns und unsere Probleme. Bis zum 26. April. Der Tag des Amoklaufs an einem Erfurter Gymnasiums. Auf einmal gingen wir mit einem mulmigen Gefühl zur Schule und stellten fest, dass die Welt sich nicht allein um uns dreht. Unsere Lehrer hätten nicht besser reagieren können und nahmen sich in den darauffolgenden Tagen wirklich sehr viel Zeit für uns und unsere Ängste. Was aber die Beteiligten einer solchen Tragödie ausstehen müssen, liegt bis heute außerhalb meiner Vorstellungskraft.

So wie wir damals, denken auch die Klassenkameraden um Mark und Fiona. Sie fühlen sich als Helden des Alltags. Lea-Lina Oppermann hat ein bedrückendes Kammerspiel erschaffen, das unter die Haut geht. Als die Schulklingel Amok-Alarm schlägt, glauben Fiona, Mark und ihre Klassenkameraden zunächst noch an einen Probealarm. Es stellt sich jedoch schnell heraus, dass es sich um keine Übung handelt. Das passiert gerade wirklich! Die Klasse wird der Reihe nach vor Aufgaben gestellt, die über Leben und Tod entscheiden. Niemand wird verschont. Sie alle tragen Geheimnisse mit sich, die nach und nach ans Tageslicht gezerrt werden. Aber wer hat sich dieses morbide Horrorspiel ausgedacht? Und warum?

Birte Schöink, Sebastian Rudolph und Julian Greis sind die perfekte Besetzung für diese Adaption des gleichnamigen Romans. Besonders Schöink und Greis lassen ihre Figuren, Fiona und Mark, durch ihre jugendlich klingenden Stimmen echt wirken. Alle drei verleihen ihren jeweiligen Rollen einen realistischen Charakter und rütteln damit ordentlich an den Grundfesten ihrer ZuhörerInnen.

Erzählt wird die Geschichte aus der Sicht dreier Opfer des Amoklaufs. Reflektiert blicken Fiona, Mark und ihr Mathelehrer Herr Filler auf die Geschehnisse zurück. Zum Einen schildern sie detailliert, was sich in der Klasse zugetragen hat. Zum Anderen lassen sie die HörerInnen tief in ihre Gedankenwelten eintauchen. Alle drei SprecherInnen schafften es, mich in ihren Bann zu ziehen und tief zu berühren. Wirklich gut gefallen hat mir zudem, dass die Handlung ohne musikalische Unterbrechungen oder das Einsprechen der Kapitel auskam. So wurde die Spannung konstant hochgehalten, und die Zeit verflog beim Hören geradezu.

Die Autorin Lea-Lina Oppermann spielt mit den Moralvorstellungen eines jeden von uns. Und genau dieses Spiel konnten Schöink, Rudolph und Greis perfekt transportieren. Wie würden wir in einer solchen Ausnahmesituation reagieren? Ist es gerechtfertigt, einem anderen Menschen physische oder psychische Schmerzen zuzufügen oder diesen vielleicht sogar zu töten, um alle anderen zu retten?

Gleichzeitig konnte Oppermann mich mit ihrem schockierenden Finale noch einmal richtig bei den Nerven packen. Bis zum Schluss ist nicht klar, wer sich hinter der Maske des Amoktäters versteckt. Natürlich hat man mit dieser Person kein Mitleid, verachtet sie vielleicht sogar ... oder? Oppermanns Auflösung hat meinen Gerechtigkeitssinn schon noch mal ordentlich angekratzt. So sehr mir dieses Hörbuch gefallen hat, so sehr hat es mich auch wahnsinnig gemacht, extrem berührt und sprachlos zurückgelassen.

Persönliches Fazit: Diese Geschichte musste ich ein paar Tage sacken lassen. Und sie wird mich noch eine ganze Weile beschäftigen. Lea-Lina Oppermann hat mit „Was wir dachten, was wir taten“ ein wirklich gelungenes psychologisches Spiel konstruiert, bei dem es keine klare Täter-Opfer-Definition gibt und das konsequent Grenzen überschreitet. Allen Freunden des gesprochenen Wortes lege ich dieses Hörbuch deswegen dringend ans Herz.

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