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Veröffentlicht am 21.03.2021

Spannungsgeladen!

Sieben Wahrheiten
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Was kann es Schlimmeres geben, als das eigene Kind zu verlieren? Unerwartet und brutal werden die beiden Jungen Scott und Charlie aus dem Leben gerissen. Doch nicht nur die Familien der beiden Kinder haben ...

Was kann es Schlimmeres geben, als das eigene Kind zu verlieren? Unerwartet und brutal werden die beiden Jungen Scott und Charlie aus dem Leben gerissen. Doch nicht nur die Familien der beiden Kinder haben schwer an den Morden zu tragen. „Sieben Wahrheiten“ erzählt die Geschichte aller Beteiligten. Die Geschichte des Jungen, der seine beiden besten Freunde verloren hat. Die Geschichte der Mutter, deren Sohn für die Morde zur Rechenschaft gezogen wurde. Aber auch die Geschichte der Polizisten, die in diesem Fall ermittelt haben.

Gekonnt inszeniert Gilly Macmillan ein psychologisches Spiel, in dem die Frage nach Wahrheit und Schuld immer über aller Köpfe schwebt. Dabei spielt sie nicht nur mit den verschiedenen Perspektiven der handelnden Personen, sondern springt in der Story auch immer wieder zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Besonders gut hat mir dabei gefallen, wie die Handlung szenenweise in Form von Interviews im Rahmen des Podcasts erzählt wird. Der Mix der verschiedensten Erzählformen baut zum einen schnell eine immense Spannung auf und gestaltet die Handlung ungemein abwechslungsreich. Zum anderen fordert Macmillan uns als LeserInnen. Wir sind gefragt, die verschiedenen Sichtweisen und Erinnerungen zu einem großen Ganzen zusammenzusetzen und die Wahrheit zu erkennen. Was ist damals wirklich geschehen? Mcmillan setzt gekonnt auf unsere Emotionen: Sie schockt, erweckt unser Mitgefühl und kratzt an unseren moralischen Grundfesten.

Leider zog sich die Handlung stellenweise gerade im letzten Drittel für meinen Geschmack etwas zu sehr in die Länge. Außerdem dachte ich zunächst, dass der Klärung des Mordfalls zum Ende des Buches einfach zu wenig Platz eingeräumt wurde. Schnell musste ich mir aber eingestehen, dass ich mit letzterer Einschätzung doch etwas zu voreilig war. Wir dürfen nicht vergessen, dass hier nicht die Ermittlungsarbeit an sich im Mittelpunkt steht, wie der wirklich gelungene Twist auf den letzten Seiten noch einmal deutlich vor Augen führt. Im Mittelpunkt des Thrillers stehen die verschiedenen Wahrheiten der einzelnen Beteiligten, die sich nach und nach zu einem schlüssigen Gesamtbild fügen. In diesem Spiel werden einige Sympathieträger im Laufe der Zeit ihr Gesicht verlieren.

Persönliches Fazit: Brutal, schonungslos und voller unerwarteter Wendungen erzählt Bestseller-Autorin Gilly Macmillan in ihrem neuen Buch die tragische Geschichte um den Mord an zwei Kindern. „Sieben Wahrheiten“ ist ein spannungsgeladener Thriller, den ich guten Gewissens weiterempfehlen kann.

/RO, Franzi

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Veröffentlicht am 16.03.2021

Düstere Psychospielchen

Darling Rose Gold
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Nachdem Patty eine fünfjährige Haftstrafe wegen Kindesmissbrauch abgesessen hat, holt ihre Tochter Rose Gold sie zu sich nach Hause. Das erschien mir zunächst wie eine unglaublich aufopferungsvolle Tat, ...

Nachdem Patty eine fünfjährige Haftstrafe wegen Kindesmissbrauch abgesessen hat, holt ihre Tochter Rose Gold sie zu sich nach Hause. Das erschien mir zunächst wie eine unglaublich aufopferungsvolle Tat, denn nach allem, was Patty ihrer Tochter antat, hätte ich eher damit gerechnet, dass diese die Türen vor der Mutter für immer verschließen würde. So aber erhält sie von Rose Gold eine Chance und darf sich um die Betreuung von Baby Adam kümmern. Ist nun wieder alles in Ordnung innerhalb der Familie? Mitnichten! Als Leser wird man hier ganz schön in die Irre geführt.

Die Geschichte wird aus der Perspektive von Patty und Rose geschildert und springt zudem in den Zeiten umher. Während Pattys Erzählstrang sich auf die Gegenwart fokussiert, übernimmt Rose die Schilderungen in der Vergangenheit. Selbst für den geübten Leser von geschickt konstruierten Plots ist es nicht so einfach, früh ein Muster zu erkennen. Erst nach und nach ergibt sich aus allen Informationen, die uns die Autorin häppchenweise serviert, ein großes Ganzes.

Dass beide Hauptfiguren aufgrund ihrer Handlungen keine klassischen Sympathieträger sind, störte mich nicht im Geringsten. Tatsächlich wirkte genau das authentisch. Auch im echten Leben muss ich nicht jeden mögen und kann das, was er mir zu erzählen hat, trotzdem spannend finden. Und beide Figuren schafften es, verschiedene Emotionen in mir hervorzurufen. Die Atmosphäre vermittelte konstant eine kaum greifbare Bedrohung und passte somit perfekt zum Psychoduell der Hauptfiguren.

Persönliches Fazit: Eine toxische Mutter-Tochter-Beziehung, die mit allerlei perfiden Überraschungen überzeugen kann. Gut durchdacht, locker erzählt - empfehlenswert für Freunde von düsteren Psychospielchen.

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Veröffentlicht am 15.03.2021

Durchwachsener Auftakt

Scholomance – Tödliche Lektion
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Wir befinden uns direkt zu Beginn mitten in der Story, eine langsame Einführung wird es nicht geben. Galadriel, genannt El, besucht die Scholomance. Eine Schule ohne Lehrer, ohne jegliche Erwachsene, mit ...

Wir befinden uns direkt zu Beginn mitten in der Story, eine langsame Einführung wird es nicht geben. Galadriel, genannt El, besucht die Scholomance. Eine Schule ohne Lehrer, ohne jegliche Erwachsene, mit tausenden von Schülern der Klassen 9 bis 12. Jeden Tag kämpfen sie ums Überleben, denn diese Schule ist nicht normal. Hinter jeder Ecke lauern Monster, die dir deine Energie aussaugen möchten und dich dabei töten werden. Dabei kämpft jeder Schüler für sich selbst, denn niemand weiß, wem er wirklich trauen kann.

Zunächst fiel es mir echt schwer, mich an den Schreibstil zu gewöhnen. Eigentlich mag ich die Ich-Perspektive, doch hier war sie mir zu viel. Etliche Kapitel mit andauernden Ich-Monologen, ohne Auflockerungen. Ich habe die Gespräche mit den anderen Figuren zwischendurch vermisst und musste mich generell erst an Els Art gewöhnen. El ist keine typische Heldin, sondern eher eine Anti-Heldin ohne Freunde und Ansehen. Daher war es schwierig, sie zu verstehen.

Über die Charaktere, außer über El, erfahren wir leider nicht viel. Besonders über Orion, den männlichen Hauptcharakter, hätte ich mir mehr Input gewünscht. Hin und wieder erzählt El etwas über ihn, doch von Orion selbst kommt kaum etwas. Dabei ist er schon eine tragende Person innerhalb der Geschichte und Galadriel freundet sich mit ihm an. Ich hoffe, dass die Autorin dies im zweiten Teil verbessern wird.

Zu viele Informationen, mit denen die Autorin die Leser überflutet, verschachtelte Sätze, viele neue Begriffe und der bereits erwähnte nicht endende Ich-Monolog haben mich beinahe wahnsinnig gemacht. Ich hätte mir hier außerdem ein Wörterbuch für magische Namen/Dinge gewünscht. Zum Glück jedoch zog sich diese Art nicht durch das ganze Buch hindurch. Der Stil wurde angenehmer, Nebenprotagonisten und Gespräche wurden eingeführt.

Persönliches Fazit: Eine Mischung aus Magie, einer Anti-Heldin, die sich selbst nie verliert, und einem jungen Mann, der versucht, die Leben anderer zu retten. Ein durchwachsener Trilogie-Auftakt mit einigen Schwächen, der mich ab der Hälfte des Buches dennoch gut unterhalten konnte. Ich empfehle dieses Buch Lesern, die einer soliden Story mit Tiefgang und ein wenig Brutalität nicht abgeneigt sind.

Übrigens: Hinten im Buch befinden sich tolle Bilder des Aufbaus der Scholomance.

/RO, Lena

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Veröffentlicht am 13.03.2021

Grandioser Auftakt!

Das Licht in dir ist Dunkelheit
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„Der Mann, der kein Mörder war, stand auf der Terrasse seiner Alpenhütte und betrachtete den Muveran. Er war zufrieden, denn der gestrige Tag war ein Freudentag gewesen. Er hatte die Panik und das Entsetzen ...

„Der Mann, der kein Mörder war, stand auf der Terrasse seiner Alpenhütte und betrachtete den Muveran. Er war zufrieden, denn der gestrige Tag war ein Freudentag gewesen. Er hatte die Panik und das Entsetzen Alain Gautiers gespürt, als dieser das Bewusstsein wiedererlangt hatte.“ (Zitat, Seite 59)

Der Mann, der kein Mörder war?! Bitte was?! Er zieht eine blutige Spur durch das kleine beschauliche Bergdorf und soll kein Mörder sein? Schon mit dieser Charakterisierung spielt Voltenauer mit unserem Verständnis von Moral und Gerechtigkeit. Die Identität des Mannes bleibt lange unbekannt. Doch sein Motiv wird bald klar sein: Rache!

Die Art und Weise, wie Marc Voltenauer diese Figur in Szene setzt, hat mich angefixt. Normalerweise verlieren Kriminalromane für mich hin und wieder an Spannung, haben ihre Längen. Doch schon mit dem ersten Satz baut der Autor eine Spannung auf, die sich dann konsequent durch das gesamte Buch zieht.

„Das Licht in dir ist Dunkelheit“ erzählt keine Story, bei der typischerweise die Ermittlungsarbeit der Polizei im Mittelpunkt steht. Ja, Andreas Auer ist eine der tragenden Figuren des Romans. Aber nein, die Story wird nicht ausschließlich aus der Sicht der Ermittler erzählt. Denn Marc Voltenauer räumt auch anderen Dorfbewohnern einen wichtigen Part in der Handlung ein. Eine besondere Position nimmt in dieser Konstellation der Mann, der kein Mörder war, ein. Neben seiner Sicht auf die Dinge wird die aktuelle Handlung immer wieder von Rückblicken in dessen Kindheit unterbrochen, in der der Schlüssel allen Unheils verborgen liegt.

Aus allen Sichtweisen und Erkenntnissen fügen sich erst nach und nach die einzelnen Fäden zusammen. Dabei spielt Voltenauer gekonnt mit Sprache. Nichts ist allein so, wie es offensichtlich scheint.

„Unmittelbar nach dem Schlusssegen und bevor die letzten Orgeltöne verklangen, verließ der Mann, der kein Mörder war, still und leise die Kirche. Zum ersten Mal seit vierzig Jahren hatte er Tränen in den Augen.“ (Zitat, Seite 299)

Sämtliche Figuren wurden vielschichtig und realistisch gezeichnet. Nicht jede handelnde Person ist sympathisch. Doch alle sind sie dank ihrer Ecken und Kanten glaubwürdig. Es gibt nicht einfach nur Gut oder Böse, Schwarz oder Weiß. Und der Wettlauf mit der Zeit hat in diesem intelligenten Psychospiel längst begonnen.

Persönliches Fazit: Mit „Das Licht in dir ist Dunkelheit“ liefert Voltenauer einen grandiosen Auftakt seiner Andreas Auer-Reihe. Für mich ist klar, dass auch die Nachfolger bei mir einziehen werden. Dieses Buch war ein kriminalistischer Hochgenuss vom Feinsten. Absolut lesenswert!

/RO, Franzi

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Veröffentlicht am 12.03.2021

Gelungener Thriller

Rattenkönig
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Mit „Rattenkönig“ hat Pascal Engmann den zweiten Band der Reihe um und mit Ermittlerin Vanessa Frank veröffentlicht.

Nachdem ich Teil 1 nicht gelesen habe, hatte ich zunächst Bedenken, mich hier problemlos ...

Mit „Rattenkönig“ hat Pascal Engmann den zweiten Band der Reihe um und mit Ermittlerin Vanessa Frank veröffentlicht.

Nachdem ich Teil 1 nicht gelesen habe, hatte ich zunächst Bedenken, mich hier problemlos zurecht zu finden. Aber diese waren ganz schnell verflogen, denn die Bände sind in sich abgeschlossen - und tatsächlich verlief der Start alles andere als holprig. Ich war sofort mittendrin! Passiert mir nicht oft, dass ich quasi direkt loslege und am Ball bleibe. Schon die kleinsten Defizite - wie beispielsweise Rechtschreibfehler oder Schachtelsätze - bringen mich aus dem Takt. Umso erfreulicher war es, dass ich hier eine positive Erfahrung machen durfte.

Und um was geht's?

Als die Ex-Freundin eines JVA Häftlings ermordet aufgefunden wird, steht dieser schnell als Tatverdächtiger fest. Nicht völlig grundlos: Er befand sich im Freigang und hatte seine Ex-Freundin mit dem Tod bedroht. Dann passiert ein weiterer Mord an einer jungen Frau, und Vanessa Frank nimmt die Ermittlungen auf. Gibt es vielleicht eine Verbindung zu den zwei Morden?

Die Story hat mir von der Grundidee und der Umsetzung her richtig gut gefallen. Vor allem die Kürze der Kapitel hat mich sehr angesprochen, weil es mir möglich machte, eine Einteilung zu wählen, die meinem doch recht stressigen Tagesablauf gelegen kommt.
Die geschickt eingebauten Cliffhanger haben mich an den Plot fesseln können und dazu gebracht, weiterlesen zu wollen. Die Spannung war für mich daher durchgehend geboten, und die Perspektivwechsel haben den Plot insgesamt angenehm aufgelockert, interessant gemacht und meine Neugier weiterhin geweckt.

Dem Leser wird hier einiges geboten. Durch viele diverse Handlungsstränge setzt sich nach und nach eine großartige Story zusammen, die realistisch und wendungsreich ausgetüftelt wurde.

Die Charaktere, die der Autor präzise ausgearbeitet hat, runden das Ganze perfekt ab und machen dieses Werk zu einem echten Leseerlebnis. Zwar wird sich hier mancher Klischees bedient, gerade was die Ermittler und ihre Leben betrifft, allerdings passt das wunderbar zum Rest und war zu keiner Zeit langweilig.

Vor allem im Schlussteil nimmt die Handlung noch einmal an Fahrt auf, sodass ich den Showdown kaum erwarten konnte. Dieser hat meine Erwartungen erfüllt und mich zufrieden das Buch zuklappen lassen. Hier kam jetzt nicht DIE mega Überraschung, dennoch wurde ich gut unterhalten.

Persönliches Fazit: Eine gelungene Story, die mir einiges geboten hat. Tolle Charaktere und geschickte Plottwists runden das Ganze ab und machen dieses Buch zu einem echten Leseerlebnis. Auch wenn man Band 1 nicht kennt, kommt man hier auf seine Kosten.

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