Grandioser Auftakt!
Das Licht in dir ist Dunkelheit„Der Mann, der kein Mörder war, stand auf der Terrasse seiner Alpenhütte und betrachtete den Muveran. Er war zufrieden, denn der gestrige Tag war ein Freudentag gewesen. Er hatte die Panik und das Entsetzen ...
„Der Mann, der kein Mörder war, stand auf der Terrasse seiner Alpenhütte und betrachtete den Muveran. Er war zufrieden, denn der gestrige Tag war ein Freudentag gewesen. Er hatte die Panik und das Entsetzen Alain Gautiers gespürt, als dieser das Bewusstsein wiedererlangt hatte.“ (Zitat, Seite 59)
Der Mann, der kein Mörder war?! Bitte was?! Er zieht eine blutige Spur durch das kleine beschauliche Bergdorf und soll kein Mörder sein? Schon mit dieser Charakterisierung spielt Voltenauer mit unserem Verständnis von Moral und Gerechtigkeit. Die Identität des Mannes bleibt lange unbekannt. Doch sein Motiv wird bald klar sein: Rache!
Die Art und Weise, wie Marc Voltenauer diese Figur in Szene setzt, hat mich angefixt. Normalerweise verlieren Kriminalromane für mich hin und wieder an Spannung, haben ihre Längen. Doch schon mit dem ersten Satz baut der Autor eine Spannung auf, die sich dann konsequent durch das gesamte Buch zieht.
„Das Licht in dir ist Dunkelheit“ erzählt keine Story, bei der typischerweise die Ermittlungsarbeit der Polizei im Mittelpunkt steht. Ja, Andreas Auer ist eine der tragenden Figuren des Romans. Aber nein, die Story wird nicht ausschließlich aus der Sicht der Ermittler erzählt. Denn Marc Voltenauer räumt auch anderen Dorfbewohnern einen wichtigen Part in der Handlung ein. Eine besondere Position nimmt in dieser Konstellation der Mann, der kein Mörder war, ein. Neben seiner Sicht auf die Dinge wird die aktuelle Handlung immer wieder von Rückblicken in dessen Kindheit unterbrochen, in der der Schlüssel allen Unheils verborgen liegt.
Aus allen Sichtweisen und Erkenntnissen fügen sich erst nach und nach die einzelnen Fäden zusammen. Dabei spielt Voltenauer gekonnt mit Sprache. Nichts ist allein so, wie es offensichtlich scheint.
„Unmittelbar nach dem Schlusssegen und bevor die letzten Orgeltöne verklangen, verließ der Mann, der kein Mörder war, still und leise die Kirche. Zum ersten Mal seit vierzig Jahren hatte er Tränen in den Augen.“ (Zitat, Seite 299)
Sämtliche Figuren wurden vielschichtig und realistisch gezeichnet. Nicht jede handelnde Person ist sympathisch. Doch alle sind sie dank ihrer Ecken und Kanten glaubwürdig. Es gibt nicht einfach nur Gut oder Böse, Schwarz oder Weiß. Und der Wettlauf mit der Zeit hat in diesem intelligenten Psychospiel längst begonnen.
Persönliches Fazit: Mit „Das Licht in dir ist Dunkelheit“ liefert Voltenauer einen grandiosen Auftakt seiner Andreas Auer-Reihe. Für mich ist klar, dass auch die Nachfolger bei mir einziehen werden. Dieses Buch war ein kriminalistischer Hochgenuss vom Feinsten. Absolut lesenswert!
/RO, Franzi