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Veröffentlicht am 02.07.2019

Solide, aber nicht wie von der Autorin gewohnt

Das Haus am Rand der Klippen
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Elle ist ein sehr realistischer Charakter. Ich konnte ihre Handlungen nachvollziehen, konnte mit ihr fühlen und leiden. Als Bestsellerautorin steht sie nun unter großem Druck, ihr zweites Buch fertig ...

Elle ist ein sehr realistischer Charakter. Ich konnte ihre Handlungen nachvollziehen, konnte mit ihr fühlen und leiden. Als Bestsellerautorin steht sie nun unter großem Druck, ihr zweites Buch fertig zu schreiben. Sie verbringt viel Zeit mit ihrer Schwester und ihrem Neffen, um den Gedanken an das noch nicht vorhandene Manuskript beiseite zu schieben. Elle ist eine Träumerin, was gut zu Clarkes manchmal schon fast poetischem Schreibstil passt. Nachdem Elle ihr Haus kurzzeitig vermietet hatte, fühlt sich alles darin anders an.

„Ich bin kein Eindringling, rufe ich mir in Erinnerung. Du hast mich hereingelassen.“ (Zitat S. 29)

Nach und nach schleichen sich Zweifel in ihren Kopf. Was hat der Gast hier gemacht? In welchen Zimmern war er, welche Schubladen hat er geöffnet? Erst langsam wird ihr bewusst, dass der Mieter, den sie nicht persönlich kennt, mehr über sie wissen könnte als ihr lieb ist. Als Autorin hat Elle selbstverständlich eine Facebook-Seite und hält ihre Follower mit Einblicken in ihr Privatleben auf dem Laufenden. Was passiert, wenn einer von ihnen ein schwarzes Schaf ist? Zum Stalker wird? Ihr Geheimnis lüftet? Langsam wird ihr klar, dass sie mit der Vermietung vielleicht einen Fehler gemacht hat. Denn nach ihrer Rückkehr häufen sich die Merkwürdigkeiten: offene Türen, die abgeschlossen sein sollten. Schmierereien in ihren Büchern. Beschädigungen an Möbelstücken. Winzige Veränderungen an ihrer Kleidung. Und der Hinweis, dass der Gast den Unterschied zwischen Schein und Sein in ihrem Leben kennt.

„Ich lege die Hand auf den Schreibtisch und nehme mir einen Moment Zeit, einfach dazusitzen und mir vorzustellen, wie es ist, Du zu sein.“ (Zitat S. 203)

Vielleicht ist das nur am Rande ein Thema, dennoch fand ich es sehr interessant: die Selbstdarstellung in den sozialen Medien. Elle ist ein gutes Beispiel dafür, kann sie doch kaum dem Druck standhalten, sich ständig zu verstellen. Online eine gefeierte Autorin mit Traumhaus, einem erfüllten Leben und Reichtum. Offline ist sie psychisch angeschlagen, das Traumhaus hat ihre glückliche Beziehung zerstört und die Mahnungen häufen sich.

Lucy Clarke führt den Leser an der Nase herum, legt falsche Spuren aus und erhält so die Spannung. Natürlich möchte man gerne wissen, was es mit dem unheimlichen Gast auf sich hat, aber so richtig fesselnd ist die Geschichte nicht. Im Gegensatz zu den anderen Büchern sind hier zwar viele Spannungselemente enthalten, die jedoch nicht gut ausgeschöpft wurden. Der Titel passt sehr gut, denn oft hatte ich leider das Gefühl, dass das Haus der Protagonist ist. Fast fühlte es sich so an, als ob ich selber dort gewohnt habe, so detailliert und liebevoll wurden die Einzelheiten beschrieben. Und wer möchte nicht ein vollkommen verglastetes Schreibzimmer mit Blick auf das Meer? Ich konnte hören, wie sich die Wellen an den Klippen brechen und den Wind spüren dank des lebendigen Schreibstils.

In kurzen Sequenzen kommt zwischen Elles Erzählung auch der Gast zu Wort und gibt dem Leser einen kleinen Vorsprung zu dem, was Elle noch bevorsteht.

„Dein Haus habe ich verlassen. Jetzt ist es an der Zeit, in Deinen Kopf einzudringen.“ (Zitat S. 305)

Und genau hiervon hatte ich mir mehr gewünscht. Mehr Psycho, mehr Lucy Clarke. Wer schon Bücher von ihr gelesen hat, weiß, was ich meine. Ihren typischen Stil, der Gänsehaut verursacht. Bei dem man nicht weiß, wem man Glauben schenken kann. Düster ging es hier zwar zu, aber eine beklemmende Atmosphäre kam nur bedingt auf. Dazu kommt, dass ich als großer Fan von Lucy Clarke wahrscheinlich auch zu hohe Erwartungen hatte. Ein Highlight wird es dieses Jahr leider nicht, aber vier Sterne vergebe ich dennoch sehr gern!

Persönliches Fazit: „Das Haus am Rand der Klippen“ ist meiner Meinung nach ihr bisher schwächstes Buch. Aber, um das klarzustellen, es ist nicht schlecht! Dem „Druck des nächsten Bestsellers“, wie sie es in diesem Roman nennt, ist sie wohl selbst erlegen. Ich hoffe, dass die nächste Geschichte wieder einer ihrer unglaublichen Pageturner wird!

© Recensio Online, 2019, Katharina

Veröffentlicht am 26.06.2019

Spannende Unterhaltung!

Die Maske der Gewalt
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Richard wächst im Zirkus auf, nachdem seine Mutter ermordet wurde. Inzwischen ein ranghoher Polizist beim LKA, hat er nie vergessen, was er ihr versprochen hat: ihren Mörder zu finden. Doch dann tauchen ...

Richard wächst im Zirkus auf, nachdem seine Mutter ermordet wurde. Inzwischen ein ranghoher Polizist beim LKA, hat er nie vergessen, was er ihr versprochen hat: ihren Mörder zu finden. Doch dann tauchen in Wien zwei Leichen auf, die ein besonderes Muster der Stichverletzungen auf dem Rücken haben. Dann wird auch noch seine Schwester Sarah entführt, und Richard muss an seine Grenzen gehen, um sie retten zu können.

Richard ist ein Protagonist weitab der gängigen Ermittlerklischees. Kein Frauenheld, kein draufgängerischer Egoist. Er verbringt seine freie Zeit lieber alleine als unter Menschen, was dem Umstand geschuldet ist, dass er seit dem Mord an seiner Mutter auch äußerlich Narben davon getragen hat. Lediglich im Zirkus kann er sich vergessen und geschützt fühlen.

In seinem Partner Paul hat er nicht nur einen Kollegen, sondern auch einen Freund gefunden. Insbesondere, als Richard bei einem familiären Vorfall die Hände gebunden sind, stehen die beiden Freunde Seite an Seite. Paul war mir sehr sympathisch, denn er ist auf der einen Seite komplett gegensätzlich zu Richard, aber trotzdem auf dem Boden geblieben und äußerst empathisch. Die Dynamik zwischen den beiden Männern hat mir sehr gut gefallen.

Ebenfalls eine gelungene Entwicklung durchläuft die Psychiaterin Theres. Sie kämpft gleich auf zwei Ebenen. Privat hat sie soeben eine schlechte Diagnose erhalten, und beruflich wird sie von einem ehemaligen Patienten bedroht. Dazu kommt, dass sie denkt, den Täter zu kennen.

Die wechselnden Perspektiven bauen viel Spannung auf, und auch die Gedankengänge des Mörders sind raffiniert eingearbeitet. Durch den ansprechenden Schreibstil lässt sich das Buch durchgängig gut lesen. Man merkt, dass die Autorin im Vorfeld einiges an Recherchearbeit geleistet hat. Trotzdem ist das Buch nicht überladen von Fakten oder oberlehrerhaft, sondern ganz nebenbei informativ. Was der Zuschauer im Zirkus als eine bunte Welt empfindet, sieht hinter den Kulissen ganz anders aus. Denn Zirkuskünstler müssen jeden Tag um ihr Überleben kämpfen.

Der Cliffhanger am Ende des ersten Teils hat mich sehr neugierig gemacht auf den nächsten Band – auch wenn es bis dahin leider noch etwas dauert. Zwar wurden die drängendsten Fragen beantwortet, trotzdem würde ich gerne sofort weiterlesen. Ich hoffe auf eine weitere positive Entwicklung von Richard, eventuell sogar mit einer Frau an seiner Seite.

©Recensio Online, 2019

Veröffentlicht am 25.06.2019

Solider Thriller

Die Lieferung
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Wir kennen Kommissar Jens Kerner und seine Assistentin Rebecca bereits aus dem letzten Titel des Autors "Haus der Mädchen", als sie erfolgreich zusammen ermittelten. Doch dieses Mal stehen die beiden ...

Wir kennen Kommissar Jens Kerner und seine Assistentin Rebecca bereits aus dem letzten Titel des Autors "Haus der Mädchen", als sie erfolgreich zusammen ermittelten. Doch dieses Mal stehen die beiden vor einem großen Rätsel.

Der Prolog beginnt bereits schaurig und entfachte meine Neugierde.
Der Autor lässt durch die vielen geschickt eingesetzten Perspektivwechsel verschiedene Handlungsstränge zusammenlaufen und hält damit von Beginn an die Spannung ziemlich hoch.

Mit jedem Kapitel ist man quasi dabei, wenn sich die Puzzleteile zusammensetzen und dadurch immer klarer wird, wer hier der Täter ist. Durch den Zeitensprung erfahren wir außerdem die Beweggründe, wobei diese am Ende leider einige Fragen unbeantwortet lassen. Die Grausamkeit des Täters hat mich schockiert und ließ mich mit den Opfern mitleiden.

Zitat S.142
Im Hall potenzierte es sich, wurde lauter und lauter, und sie erkannte, dass es ein menschliches Schnalzen war, gefolgt von deutlichen Worten:" Darling, Licht meines Lebens...".
Und dann stürzte der Himmel auf sie herab.

Die vielen kleinen Cliffhanger am Ende eines Kapitels drängten mich förmlich zum Weiterlesen. Immer wieder baute der Autor das zwischenmenschliche Spiel von Jens und Rebecca ein, um einem die Protagonisten näher zu bringen. Leider brachte dieser Aspekt auch etwas Langatmigkeit in die Ermittlung. Somit ebbte der Spannungsbogen zur Mitte des Buches für mich etwas ab, steigerte sich dann zum Ende aber noch einmal spürbar.

Die Grundidee ist nicht neu und wurde so sicher bereits häufig als Thriller verpackt. Die Umsetzung ist Andreas Winkelmann meiner Meinung nach dennoch gut gelungen, wenngleich ich dieses Buch eher als eines seiner schwächeren Werke ansehe.

Persönliches Fazit: Ein solider Thriller mit einem starken Anfang, dem es im Mittelteil an Spannung fehlte.

© Recensio Online, 2019, Daniela

Veröffentlicht am 25.06.2019

Bedrückende Spannung

Lola
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„Lola“ ist der Debütroman der amerikanischen Schriftstellerin Melissa Scrivner Love, die in der Vergangenheit für eine Reihe von Fernsehserien wie „CSI Miami“ die Drehbücher beigesteuert hat. Ihren Serienhintergrund ...

„Lola“ ist der Debütroman der amerikanischen Schriftstellerin Melissa Scrivner Love, die in der Vergangenheit für eine Reihe von Fernsehserien wie „CSI Miami“ die Drehbücher beigesteuert hat. Ihren Serienhintergrund merkt man auch in diesem Buch, das dem Leser tiefe Einblicke in das Leben und Wirken einer Latino-Gang gewährt, die mit ihren Drogengeschäften ein heruntergekommenes Viertel in Los Angeles kontrolliert.

Während nach außen hin ihr Freund als Boss der Gang gilt, ist es eigentlich Lola, die Protagonistin dieses Romans, die das Sagen hat. Sie verfolgt ehrgeizige Pläne, aber als bei einer Drogenübergabe alles schiefläuft, was nur schieflaufen kann, kommt bald ihre wahre Stellung ans Tageslicht, und sie und ihre Leute geraten ins Fadenkreuz des mexikanischen Kartells, rivalisierender Drogenbanden und der Strafverfolgungsbehörden.

Das Buch wird vom Suhrkamp Verlag als Thriller vermarktet, und darin liegt auch mein Hauptkritikpunkt. Das amerikanische Original trägt die Bezeichnung Novel, was wesentlich zutreffender ist. Im Grunde handelt es sich nämlich um eine Mischung aus Millieustudie, Krimi und Soap-Opera. Wie eine Daily Soap hab ich das Buch auch konsumiert – zwei Kapitel täglich habe ich durchaus gerne gelesen, aber dann verursachte es mir keine Probleme, mich anderen Dingen zu widmen ohne weiter über „Lola“ nachzudenken. Die mitreißende Spannung eines Thrillers, die sich in Rezensionen oft in klischeehaften Phrasen wie „Ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen“ widerspiegelt, fehlte hier.

Mit der richtigen Erwartungshaltung gelesen, ist „Lola“ aber ein guter Roman, dem es auch nicht an einer soliden Dosis Spannung mangelt. Es ist der Auftakt einer Reihe, und wie eingangs erwähnt, merkt man den Serienhintergrund der Autorin auch deutlich, die sich ausgiebig Zeit nimmt, ihre Charaktere und das Leben in einem hispanischen Ghetto vorzustellen. Mit Lola hat sie dabei eine faszinierende Antiheldin geschaffen, die einen vielschichtigen Charakter aufweist und der man gerne durch die Geschichte folgt. Auffällig ist, dass der komplette Roman aus ihrer Sicht geschildert ist – weitere Handlungsstränge gibt es nicht. Lola erscheint als nachdenkliche, gefühlvolle Person mit einem hohen Gerechtigkeitsempfinden, die einem ans Herz wächst und das obwohl sie der Boss einer Verbrecherbande ist und wenn nötig nicht zögert, einem anderen Menschen mal eben eine Kugel in den Kopf zu pusten. Geschäft ist halt Geschäft.

"Dein Boss bringt dich um, und danach sucht er nicht weiter nach den Drogen. Bubba geht in Pension. Ende der Geschichte."
"Zwei Millionen hast du gesagt. In Heroin."
"Genau um soviel ging's."

(Zitat Seite 166)

Viele andere Charaktere bleiben in dem Buch dagegen etwas blass. Was mich ein wenig störte, war, dass die Autorin wenig Wert darauf legt, ihre Figuren äußerlich zu beschreiben. Nun sollte ein guter Autor auch nicht jede auftretende Person erst mal vom Scheitel bis zur Sohle skizzieren, aber da vieles andere sehr detailliert wiedergegeben wurde, empfand ich das als auffällig. Der Schreibstil der Autorin ist zuweilen schnörkelhaft, oft schweift sie zu vermeintlichen Belanglosigkeiten ab, die man in einer Daily Soap bringen kann, nicht jedoch unbedingt in einem straighten Thriller erwartet. Da wären wir wieder bei der Erwartungshaltung. Hohen Stellenwert nimmt in dem Roman auch das Verhältnis von Lola zu Lucy ein, einem kleinen Mädchen, das sie bei sich aufnimmt, um es vor ihrer drogensüchtigen Mutter zu schützen, die es für den nächsten Schuss an Perverse verhökert. Dieser Subplot liest sich rührselig, nimmt aber viel Raum ein, mehr als die meisten Privatepisoden in anderen Thrillern zumindest. Die eigentliche Hauptgeschichte ließe sich dafür schnell zusammenfassen: Bis zur Hälfte des Romans ist außer der geplatzten Drogenübergabe noch nicht viel passiert. In der zweiten Hälfte nimmt die Story dann allerdings Fahrt auf und gipfelt in einem wirklich spannenden Finale.

Persönliches Fazit von André: Wer keinen Thriller zum Nägelkauen sucht, sondern sich auf diese Mischung aus Millieustudie, Soap und Krimi einlässt, wird viel Vergnügen mit „Lola“ haben. Der Autorin ist jedenfalls eine tolle Protagonistin gelungen, die man gerne begleitet und die zweifelsohne auch kommende Bücher tragen kann. Da Frau Scrivner Love schlecht anzukreiden ist, wie ihr Buch in Deutschland vermarktet wird, vergebe ich knappe vier Sterne für eine interessante und gut ausgearbeitete Geschichte über eine Latino-Gang in Los Angeles und ihre charismatische Anführerin.

Persönliches Fazit von Daniela: Es werden viele Themen aufgegriffen, die die Realität in den Ghettos von LA widerspiegeln. Junkies, Armut, Drogen, Gangs und Prostitution sind nur einige von ihnen. Genau diese Realität macht aus dieser Geschichte einen spannenden und bedrückenden Spannungsroman.

© Rezension, 2019, André, zweites Fazit Daniela

Veröffentlicht am 25.06.2019

Aufwühlend!

Nemesis
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Das Cover finde ich sehr gelungen: ein schwarzer Panther, der in der Mythologie als Sinnbild der Göttin steht, die Augen blicken gebannt ... auf sein Opfer? Der Titel NEMESIS bedeutet Erzfeind und symbolisiert ...

Das Cover finde ich sehr gelungen: ein schwarzer Panther, der in der Mythologie als Sinnbild der Göttin steht, die Augen blicken gebannt ... auf sein Opfer? Der Titel NEMESIS bedeutet Erzfeind und symbolisiert in der griechischen Mythologie die Göttin des gerechten Zorns.

Nemesis ist der 4. und abschließende Teil der Cupido-Reihe um die taffe Staatsanwältin C.J. Townsend. Ich hatte die ersten drei Teile regelrecht inhaliert und war daher entsprechend neugierig auf den letzten Teil. Obwohl es schon einige Jahre zurückliegt, dass ich die Vorgängerbücher gelesen hatte, war ich schnell drin in der Story, zumal Jilliane Hoffman dem Leser durch einige Rückblenden der Erinnerung auf die Sprünge hilft, was es auch dem Leser ohne Vorkenntnisse ermöglicht, die Zusammenhänge zu begreifen. Der flüssige, angenehme Schreibstil und die kurzen Kapitel verführen dazu, dieses Buch nicht mehr aus der Hand legen zu wollen. Die Schauplätze sind bildhaft beschrieben, so dass ich das Geschehen direkt vor Augen hatte und meinte, dabei zu sein.

C.J. Townsend ist nach Jahren wieder zurück in Miami. Als auf einer Mülldeponie die Leiche einer jungen Frau gefunden wird, ist sie alarmiert. Sie erkennt an der Toten ein Brandzeichen auf der Schulter, das die Handschrift eines Clubs trägt, der vor Jahren für eine Mordserie verantwortlich war und dem auch ihr Peiniger Bill Bantling alias Cupido angehörte. Sie kommt diesem geheimen Snuff-Club auf die Spur, der es seinen Mitgliedern ermöglicht, per Live-Stream dabei zu sein, wenn junge Frauen brutal vergewaltigt und ermordet werden. Und sie trifft eine folgenschwere Entscheidung.

"Wie ein Sky Marshall, der das Signal erhalten hatte, dass auf seinem Flug ein Terroranschlag geplant war, konnte sie die Hinweise nicht ignorieren - es standen zu viele Menschenleben auf dem Spiel. Darunter auch ihr eigenes." (Zitate Seite 54)

Von der ersten Seite an, als Lana für das "Spiel ohne Grenzen" des Snuff-Clubs "gecastet" wird, ist die Spannung da, die stetig steigt und den Leser teils fassungslos ob der geschilderten Grausamkeiten zurücklässt, bis hin zu der fieberhaften Suche nach Isa, dem neuen Opfer. Wird sie rechtzeitig gefunden? C.J. Townsend, privat ziemlich angespannt, weiß um die Grenzen, die ihr das Gesetzbuch vorschreibt. Trotzdem will sie die Täter nicht davonkommen lassen, was sie in ständige Konflikte stürzt. Diese Zerrissenheit ist sehr gut beschrieben, ich konnte sie wirklich nachempfinden.

"Manchmal musst du einen Pakt mit dem Teufel schließen, um seine Diener dranzukriegen." (Zitat Seite 92)

"Wenn man das Blutvergießen unschuldiger Menschen abwenden konnte, rechtfertigte das den Mord an den Tätern? Und wenn die historische Tragödie nicht eintrat, würde die Welt verstehen, warum?" (Zitat Seite 100)

Ich konnte mich sehr gut in die Staatsanwältin hineinversetzen, fühlte den Zorn, die ohnmächtige Wut, die Zweifel und die Gewissensbisse. Der Autorin ist es sehr gut gelungen, die Charaktere der Protagonisten real und differenziert zu zeichnen.

Persönliches Fazit: Mit Nemesis ist Jilliane Hoffman ein schockierender und aufwühlender Thriller gelungen, der einen runden Abschluss der Cupido-Reihe darstellt. Ein must read für alle, welche die Vorgängerbücher kennen, aber auch eine Leseempfehlung für all jene, die diese nicht gelesen haben.

© Rezension, 2019, Elisabeth