Ein starker Thriller!
OpferStockholm. In einer Scheune kann das Team der Reichsmordkommission einen brutal gefolterten Mann knapp vor dem Tod retten. Ironisch, da das Opfer selbst ein bekannter Krimineller ist und die Ermittler ...
Stockholm. In einer Scheune kann das Team der Reichsmordkommission einen brutal gefolterten Mann knapp vor dem Tod retten. Ironisch, da das Opfer selbst ein bekannter Krimineller ist und die Ermittler nicht allzu verstört darüber sind – da wird wohl jemand der Gerechtigkeit nachgeholfen haben. Doch bevor er den Täter identifizieren kann, verstirbt er, und es werden weitere Gräueltaten an anderen Kriminellen verübt, die bis auf dieses eine Merkmal keine Verbindung zu haben scheinen.
Das Sonderermittlungsteam muss tief graben, um der Lösung auf die Spur zu kommen. Man findet heraus, dass es sich bei dem Scheunen-Toten um einen Schwerverbrecher handelt. De facto lässt sich Rache als Motiv nicht ausschließen. Man folgt also dieser und weiterer Spuren.
Angeleitet von Carl Edson als Ermittler gibt es im Team einige fein gezeichnete Charaktere. Besonders Lars-Erik Wallquist, der Kriminaltechniker, hat mir sehr gefallen. Ich musste schmunzeln, als ich las, dass er Menschen im Allgemeinen nicht besonders mag (Seite 9). Manchmal behaupte ich das von mir auch.
Carl selbst zeichnet sich durch eine fast typisch deutsche Eigenschaft aus: Er ist wahnsinnig genau, seine Arbeitstechniken sind penibel und er fühlt sich grundsätzlich von allen Menschen missverstanden. Doch auf den zweiten Blick ist er ein durchaus komplexer Charakter, der seine Fähigkeit zum analytischen Denken mit seinem Bauchgefühl kombiniert und so der Lösung einen Schritt näher kommt. Die Zeit rennt, denn immer mehr Details dringen nach draußen und werden zu einem gefundenen Fressen für die Presse.
Wie hatten sie nur so schnell Wind von der Sache bekommen?, überlegte Carl. Wer war der Maulwurf? (Seite 262)
Gut gewählt fand ich hier die Perspektiven und drei Hauptteile. Im ersten Teil steht der 51-jährige Ermittler Carl mit seinem Team sowie der Reporterin Alexandra Bengtssons im Vordergrund, während der Fokus im zweiten Teil auf den Mörder gerichtet ist und hier die Ich-Perspektive gewählt wurde. Wer jetzt denkt, dass das die Spannung nimmt, liegt völlig falsch. Gerade die Tätersicht finde ich ungemein spannend. Die Frage nach seinen Motivationen kann man so besser nachvollziehen. Ich nahm relativ früh an, die Lösung zu kennen, doch diese war ein ganzes Stück anders als erwartet. Bis man im Finale angelangt, liest man sich durch eine Wendung nach der anderen, verirrt sich, überlegt hin und her.
Der Schreibstil ist flüssig und so lässt sich das Buch gut lesen. Die detaillierten Beschreibungen der Tatorte waren für mich schon nah an der Grenze, denn ich persönlich mag es mehr psychologisch subtil als blutrünstig.
Am Ende werden alle offenen Fragen beantwortet. Ich bin nicht enttäuscht worden.
Persönliches Fazit: Konstante Spannung und viele Morde machen die Story zu einem außergewöhnlichen und typisch schwedischen Thriller, den man in einem Rutsch verschlingt.