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Veröffentlicht am 29.10.2018

Ungewöhnliche Ermittler und ein außergewöhnlicher Plot

Auge um Auge
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Das Cover ist wirklich außergewöhnlich! Man hat das Gefühl, im Wald auf dem Boden zu liegen und in einen grauen, trostlosen Himmel zu blicken, der von hohen, kahlen Bäumen gesäumt wird. Der Titel in großen, ...

Das Cover ist wirklich außergewöhnlich! Man hat das Gefühl, im Wald auf dem Boden zu liegen und in einen grauen, trostlosen Himmel zu blicken, der von hohen, kahlen Bäumen gesäumt wird. Der Titel in großen, roten Buchstaben springt dem Betrachter förmlich entgegen. Die Buchstaben sind wie zerschnitten und nicht ganz passend wieder aneinandergefügt, das assoziiert für mich "gebrochenes Augenlicht".

Dieser Thriller wartet mit einem ungewöhnlichen Ermittler auf. Der Kunsthistoriker Cornelius Teerjong ist vor ein paar Jahren aufgrund einer Erbkrankheit erblindet. Er wird auf der Documenta in Kassel mit der Ermordung eines Freundes konfrontiert und gerät danach mit seiner Freundin Jenny, die als Journalistin arbeitet, in den Fokus des Täters.

Der Prolog ist kurz und spannend, später weiß man, dass hier die Ursache für den Rachefeldzug des Mörders zu finden ist.

Der Schreibstil ist flüssig und die kurzen Kapitel sind angenehm zu lesen, allerdings ist die Spannung nicht durchgängig vorhanden. Es gibt zwei Handlungsebenen, die zum einen Cornelius Teerjong und zum anderen den Täter begleiten. Man erfährt mit der Zeit, wie Cornelius Teerjong erblindet ist und wie er mit seinem Handicap umgeht.

“Der Geruchssinn hat gemeinhin keinen großen Stellenwert. Interessierte Menschen gehen - wie der Volksmund sagt - mit offenen Augen durch die Welt, nicht mit offener Nase. Die niedrige Wertschätzung des Riechens merkst du schon daran, dass es zwar Sehhilfen und Hörgeräte gibt, aber sich noch nie jemand Gedanken über eine Riechhilfe gemacht hat.” (Seite 149)

Außerdem lernen wir nach und nach den Täter kennen und erfahren seine persönlichen Schicksalsschläge.

"Beinahe sofort sah er das Gesicht des Mannes vor sich, der heute Morgen gestorben war. In seinen Zügen hatte er Todesangst, Verzweiflung und absolutes Unverständnis wahrnehmen können. Keinen Moment des Wiedererkennens." (Seite 37)

Die Charaktere der Protagonisten sind real und authentisch gezeichnet, als Leser kann man die Handlungsweisen verstehen und gut nachvollziehen. Der ausgefeilte Plot bettet die fiktionale Geschichte in Ereignisse, die es leider wirklich gegeben hat. Ein furchtbares Verbrechen, dass nie in Vergessenheit geraten darf! Beeindruckt haben mich neben den politischen und historischen Fakten auch die gut recherchierten medizinischen Fakten, die uns die Erblindung des Protagonisten anschaulich nahebringen.

Fazit: Obwohl dieses Buch eher ein Krimi als ein Thriller war, konnte es mich überzeugen. Wer ungewöhnliche Ermittler und einen außergewöhnlichen Plot mag, sollte dieses Buch unbedingt lesen.

(Recensio Online)

Veröffentlicht am 28.10.2018

Temporeicher Psycho-Thriller

Das Scherbenhaus
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Ich habe mit diesem Buch das für mich erste Buch der Autorin gelesen. Sowohl Titel als auch Cover und Klappentext haben mich neugierig gemacht.

Direkt von Anfang an war ich sehr schnell in der Geschichte ...

Ich habe mit diesem Buch das für mich erste Buch der Autorin gelesen. Sowohl Titel als auch Cover und Klappentext haben mich neugierig gemacht.

Direkt von Anfang an war ich sehr schnell in der Geschichte drin und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Der flüssige, angenehme Schreibstil trug wesentlich zu meinem positiven Leseeindruck bei.

Die Charaktere sind sehr detailliert mit allen Gefühlen und Ängsten gezeichnet, sodass ich schnell mitempfinden konnte. Carla, die Hauptprotagonistin, fühlt sich bedroht. Sie bekommt anonyme Briefe, die ihr Angst machen. Aus diesem Grund wähnt sie sich in Sicherheit, als sie in ein Berliner Wohnhaus zieht, welches perfekt geschützt scheint. Relativ schnell passieren dort aber mehrere Dinge, die ihr zeigen, dass die Bedrohung nicht verschwunden ist.

Die Handlung hat ein gutes Tempo, es passieren genug Wendungen und Überraschungen, wobei das Buch zum großen Teil ohne Cliffhanger auskommt.

Ich habe in letzter Zeit so einige Bücher über unheimliche Häuser gelesen und hatte erst die Befürchtung, dass noch ein "Haus-Buch" bestimmt eine Wiederholung mit sich bringt. Diese Angst war jedoch unbegründet. Die Autorin schafft es, ihr Buch zu etwas Besonderem zu machen. Sowohl die Charaktere als auch die Ereignisse waren mir schnell sehr nah, ich konnte mitfühlen, miträtseln und mir wurde zu keiner Sekunde langweilig.

Fazit: Ein temporeicher Psycho-Thriller, der seine Genre-Bezeichnung verdient. Eine klare Leseempfehlung für alle Liebhaber von spannenden Twists ohne den mittlerweile typischen Ermittlerkrimicharakter.

(Recensio Online)

Veröffentlicht am 28.10.2018

Eher ein Spannungsroman

Ins Dunkel
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Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, die parallel verlaufen. Beginnend mit der Suche nach der vermissten Alice. Der zweite Strang erzählt, was während der Tour auf dem Trail passierte.

Die ...

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, die parallel verlaufen. Beginnend mit der Suche nach der vermissten Alice. Der zweite Strang erzählt, was während der Tour auf dem Trail passierte.

Die Autorin versteht es, den Leser auf die falsche Fährte zu führen, so dass man zu Beginn in eine ganz andere Richtung denkt. Ob die Leserschaft die Wendung gut findet, ist natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich war hier eher etwas enttäuscht davon, dass die Geschichte eine ganz andere Richtung aufnahm.

Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. Durch die kurzen Kapitel und Wechsel der Perspektiven ist die Spannung gleichmäßig über das Buch verteilt und nimmt zum Ende hin noch einmal an Fahrt auf.

Der Schluss war mir jedoch zu wirr. Die vielen Einzelschicksale der Protagonisten, die beim Finale und der Auflösung eine wichtige Rolle spielten, waren übersät von „blöden Zufällen“ und „Pech“.

Die beiden Hauptprotagonisten Falk und seine Kollegin Carmen waren sehr sympathisch und authentisch. Auch die einzelnen Frauenfiguren wuchsen mir trotz der sehr verschiedenen Charaktere auf ihre jeweilige Art ans Herz.

Fazit: Im Großen und Ganzen hat mir das Buch mit seinen Facetten über Intrigen, Angst, Eifersucht, Unsicherheit und Arroganz doch ganz gut gefallen. Jedoch ist es für mich kein Thriller, sondern eher ein Spannungsroman, der mit weniger Aufregung und blutigen Szenen auskommt als man es von einem Thriller erwartet hätte. Liebhaber von Landschaftsbeschreibungen kommen hier übrigens voll auf ihre Kosten.

(Recensio Online)

Veröffentlicht am 19.09.2018

Packender Psychothriller!

Was ihr nicht seht
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Das rote Cover mit den ausgeschnitten Buchstaben gefällt mir äußerst gut. Es wirkt schlicht, edel und hat etwas zum Fühlen.


Die Geschichte wird in drei Teile untergliedert. Im ersten und längsten Teil ...

Das rote Cover mit den ausgeschnitten Buchstaben gefällt mir äußerst gut. Es wirkt schlicht, edel und hat etwas zum Fühlen.


Die Geschichte wird in drei Teile untergliedert. Im ersten und längsten Teil wird abwechselnd aus der Sicht der Hauptprotagonistin Kate sowie in Form von einer polizeilichen Befragung Kates nach einer Verhaftung ihrerseits erzählt. Dieser Teil zieht sich ziemlich in die Länge, da die Vergangenheit sehr ausführlich ausgeschmückt wird. Es geht um einen Einsatz im Kriegsgebiet, wo Kate schlimme Dinge gesehen hat, die sich jetzt, nach der Rückkehr in ihre Heimat, immer stärker mit der Realität vermischen. Hier finde ich es äußerst gelungen, wie der Leser selbst auch immer mehr in Verstrickungen verwickelt wird. Bald wusste ich überhaupt nicht mehr, was zur Realität gehört. Was sind Kates Albträume? Wo hat sie Wahnvorstellungen, die ihr unterstellt werden?


Kates Schwester Sally ist ihr auch keine Hilfe, da diese als schwere Alkoholikerin verwahrlost und zurückgezogen lebt. Es werden immer wieder Ereignisse aus der Kindheit thematisiert, und Kate wurde mir schnell sehr sympatisch als eine Frau, die viel mitgemacht hat, sowohl privat als auch beruflich. Trotz allem was sie erlebt und geschafft hat, fühlt sie sich doch im Hier und Heute verloren, und diese Verlorenzeit, diese Leere, konnte ich gut nachspüren.


"Das ist das Leben, sage ich mir, als ich die Tür schließe. Nicht Krieg und Krankheiten und ausgebrannte Hotels, sondern Männer und Frauen in beengten Häusern mit ihren Babies und ihren Kaffeemaschinen und ihren Ferien, so sollte das richtige Leben aussehen. So sieht das Leben von Chris aus. Und ich bin ganz am Rand von alledem, ein Geist ohne Fundamente, ohne Wurzeln. Als ich zurück in das dunkle Haus meiner Mutter gehe und die Tür schließe, kommt es mir vor, als wäre ich der letzte Mensch auf der Erde." (S.194)


Kate ist einsam und auf der Suche nach ihrem Platz im Leben. Sie hat keinen Menschen um sich, der wirklich zu ihr steht. Wir bekommen einen tiefen Einblick in ihre seelischen Konflikte, ihre Traumatisierung und Unsicherheiten. Diese Erzählung zieht sich relativ lang, und zwischendurch wurde es mir zu zäh.


Das alles änderte sich jedoch mit Beginn von Teil 2. Hier gibt es eine grundlegende Wendung, welche ich aus Spoilergefahr nicht konkretisieren möchte. Nur so viel steht fest: Ab hier gewinnt das Buch wahnsinnig an Tempo. Es passiert einfach richtig viel. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil ich einfach wissen wollte, was real und was erfunden ist, was wirklich hinter den Ereignissen steckt und wer wie in die Dinge verwickelt ist. Wir lernen außerdem Sally besser kennen sowie ihre Gefühle und Motivationen, die dadurch greifbar und spürbar werden.



Habe ich in Teil 1 noch gedacht, es handele sich nicht wirklich um einen Psychothriller, sondern eher um einen Roman, so hat das Buch ab Teil 2 alles, was ein Psychothriller braucht. Immer wenn ich dachte: "Jetzt kommt gleich Mal eine kleine Verschnaufpause zum Durchatmen!", passierte schon wieder etwas, dass ich so nicht absehen konnte. Der Spannungsbogen hielt sich bis zum Schluss auf sehr hohem Level und die Details verlangten mir beim Lesen so einiges ab, denn der Einblick in psychische Abgründe ist tief und schonungslos.

Fazit: Ein anfangs etwas lahmer Psychothriller, der aber im Verlauf so stark Fahrt aufnimmt, dass ich ihn nicht mehr weglegen konnte. Eine klare Empfehlung für Leserinnen und Leser, die den Einblick in tiefe menschliche Abgründe gut vertragen können und auch vor psychisch packenden Details nicht zurückschrecken.

(Recensio Online)

Veröffentlicht am 19.09.2018

Ein beeindruckendes Buch!

Unter blutrotem Himmel
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Was habe ich auf dieses Buch gewartet!

Nicht ganz speziell auf dieses, einfach generell auf ein neues von Mark T. Sullivan. Seit ich vor einer gefühlten Ewigkeit "Toxic" gelesen habe, zähle ich mich ...

Was habe ich auf dieses Buch gewartet!

Nicht ganz speziell auf dieses, einfach generell auf ein neues von Mark T. Sullivan. Seit ich vor einer gefühlten Ewigkeit "Toxic" gelesen habe, zähle ich mich zu seiner riesigen Fan-Gemeinde und habe bereits diverse Bücher von ihm verschlungen. Doch dann wurde es plötzlich ruhig um ihn und fast schon befürchtete ich, dass gar nichts mehr kommen würde. Am 22. Mai war die Durststrecke vorbei und "Unter blutrotem Himmel" wurde veröffentlicht.

Juni 1943. Pino Lella ist 17 Jahre alt und lebt in Italien. Wie viele andere Jugendliche in seinem Alter träumt auch er von der Welt "da draußen" und ihren Möglichkeiten. Ihn fasziniert das hochgepriesene Amerika, das Land der grenzenlosen Freiheit, wo Träume Wirklichkeit und einfache Bürgerliche zu Stars werden. Doch in seiner Heimatstadt Mailand ist von all dem Glamour nichts zu spüren. Die Deutschen haben die Stadt besetzt, überall herrschen Angst und Unruhe. Als die ersten Bomben fallen, wird Pino von seinem Vater zur Sicherheit in ein Lager in den Alpen nahe der Schweizer Grenze geschickt. Dort angekommen, sieht er sich mit den politischen Konsequenzen des zweiten Weltkrieges und des Nationalsozialismus konfrontiert und übernimmt die Verantwortung für jüdische und andere Flüchtlinge, die versuchen über die Alpen zu fliehen. Mehrmals wöchentlich führt er sie über steile Wege und Pfade an die Schweizer Grenze und riskiert dabei oft sein eigenes Leben. Als sein Vater ihn zurück nach Mailand holt, verpflichtet Pino sich widerwillig zum Dienst in der deutschen Armee und wird im August 1944 der persönliche Fahrer von Generalmajor Hans Leyers. Mitten im Kriegsgeschehen muss er sich nun seinen neuen Aufgaben und Herausforderungen stellen, kämpfen und überleben, ohne seine eigenen Werte und Ziele aus den Augen zu verlieren.

Der Roman beruht auf einer wahren Begebenheit, für die der Autor lange recherchiert hat. So besuchte er den Hauptprotagonisten Pino Lella einige Male in seiner alten Villa in Lesa am Lago Maggiore nördlich von Mailand, um sich persönlich seine Geschichte anzuhören. Beide freundeten sich mit der Zeit an und so wurde dies laut Sullivan zu einer seiner emotionalsten und wertvollsten Erfahrungen seines Lebens. Und genau das merkt man auf jeder einzelnen Seite. Der Schreibstil ist bildgewaltig, detailliert und dabei jedoch stets präzise und flüssig zu lesen. Man fegt wie ein Wirbelwind durch das Buch, weil man einfach nicht aufhören kann darin zu blättern. Dabei steht Pino nur beispielhaft für all die mutigen Menschen, die damals - ungeachtet ihres eigenen Lebens - andere retteten. Erzählt wird aus Pinos Sicht und aus der personalen Erzählperspektive, aber nicht in der grammatischen Ich-Form. Unterteilt ist der Roman in 5 Teile mit insgesamt 34 Kapiteln.

Fazit: Ein sehr ergreifendes und dramatisches Zeitzeugnis der italienischen Geschichte, das mich sehr beeindruckt hat. Eine Empfehlung an Leserinnen und Leser, die gern mal zur anspruchsvolleren Lektüre greifen und offen sind für Historisches und Biografien. Ich freue mich schon jetzt auf den Film!

(Recensio Online)