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Veröffentlicht am 30.01.2019

Solider Thriller

Ich bringe dir die Nacht
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Die 29jährige Alison ist völlig schockiert, als eines Tages die Dubliner Gardai vor ihrer Tür in den Niederlanden steht. Vor zehn Jahren wurde ihre beste Freundin Liz umgebracht und ihre erste Liebe Will ...

Die 29jährige Alison ist völlig schockiert, als eines Tages die Dubliner Gardai vor ihrer Tür in den Niederlanden steht. Vor zehn Jahren wurde ihre beste Freundin Liz umgebracht und ihre erste Liebe Will hat diesen sowie noch vier weitere Morde gestanden. Er sitzt seitdem in Sicherheitsverwahrung. Damals wollte sie nur weg, raus aus diesem Alptraum. Nun holt sie die Vergangenheit ein, weil es neue Morde gibt, die sie mit ihren einstigen Erlebnissen konfrontieren. Morde, die genauso verübt wurden, wie damals vom Kanalkiller.

Will hat Informationen, weigert sich aber mit der Gardai zu sprechen und besteht darauf, nur mit Alison über die vermeintliche Wahrheit zu reden. Von ihrem schlechten Gewissen angetrieben, Will damals ohne einen Kommentar den Rücken zugewandt zu haben, willigt sie ein, der Gardai zu helfen und mit Will zu sprechen und begibt sich damit selbst in große Gefahr.

"Er erzählt mir also, es gäbe da diese Webseite, auf der behauptet wird, dass ich unschuldig bin, und die all diese Unterlagen und Zeugenaussagen gesammelt hat, die es anscheinend beweisen." Zitat Seite 129

Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Alison in zwei Zeitebenen erzählt. Alison heute und Alison vor zehn Jahren, als alles begann. Mit den Wechseln hatte ich keine Schwierigkeiten.

Der Text war flüssig zu lesen und die fehlende, für Thriller typische Spannung zu Anfang wurde mit interessanten Themen wie Eifersucht, die erste Liebe und Gefühlschaos überbrückt.

Die Protagonisten waren authentisch und mit jedem Kapitel erfuhr ich mehr über die Lügen und tragischen Fehlentscheidungen jedes einzelnen.

Richtige Spannung kam nur zu Ende des Buches auf, obwohl mich dieses nicht wirklich überraschte. Trotzdem war ich keine Sekunde gelangweilt.

Die Autorin hat es in meinen Augen geschafft, einen relativ soliden Thriller zu schreiben, der ohne viel Blut auskommt. Auch wenn das Ende vorhersehbar war, tat es dem Lesegenuss keinen Abbruch.

Persönliches Fazit: Ich empfehle das Buch jedem, der sich für psychische Zusammenhänge interessiert und keine physischen Gewaltdarstellungen benötigt. Außerdem rate ich (auch generell) dazu, die Leseprobe zu nutzen, denn diese vermittelt einen guten Eindruck vom Buch.

© Rezension, 2019, Daniela, Recensio Online

Veröffentlicht am 30.01.2019

Total spannend!

Kutná Hora
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Ich habe noch nicht viele Horror-Bücher gelesen, da mir die Filme in diesem Genre oft mit zu unrealistischen und übertriebenen Handlungen daherkamen und die wenigen Romane, die ich dahingehend las, meine ...

Ich habe noch nicht viele Horror-Bücher gelesen, da mir die Filme in diesem Genre oft mit zu unrealistischen und übertriebenen Handlungen daherkamen und die wenigen Romane, die ich dahingehend las, meine Meinung bestätigten. Jedoch wurde meine Aufmerksamkeit in letzter Zeit immer wieder auf den Redrum Verlag gelenkt. Es ist nahezu unmöglich, nicht auf ihn zu stoßen. Hypes schrecken mich ab, machen mich zugleich aber auch sehr neugierig. Da ich den Autor bereits aufgrund seiner Michael-Jesko-Reihe (Ostfrieslandkrimis) kenne, interessierte mich, was er wohl in seinen Horror-Geschichten zu erzählen hat.

Als Handlungsort hat André Wegmann einen alten Jahrmarkt in der Nähe der tschechischen Stadt Kutná Hora gewählt. Sie liegt östlich von Prag und ist unter anderem für das Sedletz-Ossarium, eine mit menschlichen Knochen verzierte Kapelle, bekannt. Diese findet auch im Buch ihren Platz.

Den Beginn des Plots überlässt der Autor seinen beiden Hauptfiguren: Randy und Torrie. Ein junges Liebespaar aus England, das für ein verlängertes Wochenende nach Prag gereist war, um sich ein wenig zu erholen. Statt der geplanten Moldau-Bootsfahrt entschieden sie sich wetterbedingt für ein Picknick in der freien Natur. Hier sparte André Wegmann nicht an Beschreibungen. Eine Fähigkeit, die ihm sicher aufgrund seines Jobs als Texter zugute kommt. So zeichnete er mit seinen Worten Bilder vor meinem inneren Auge, zeigte mir die grüne Wiese, auf der das Liebespaar liegt, ließ mich die warmen Sonnenstrahlen spüren und den Duft von Blumen und Kräutern einatmen. Ein rundum gelungenes Szenario. Die Sexszene danach passte wunderbar ins Bild. Sie war weder zu romantisch - passt meiner Meinung nach nicht in eine Horror-Geschichte - noch zu reißerisch und betont auffällig.

Auch die Darstellung der Charaktere gefiel mir. Randy wirkte auf mich äußerst souverän und willensstark. Als jemand, der Befindlichkeiten und Stimmungen bei anderen Menschen sehr schnell spürt, übernahm er gern den Part des Beschützers seiner Freundin. Im späteren Verlauf, als Torrie plötzlich spurlos verschwand, wurden diese Eigenschaften auf eine harte Probe gestellt. Es faszinierte mich, wie weit er ging und was er auf sich nahm ... für ein bisschen Hoffnung.

Torrie gilt als Everybody's Darling. Sie ist beliebt, freundlich, hilfsbereit. Tatsächlich fand ich das etwas langweilig. Ich konnte zu ihr auch keine so enge Verbindung aufbauen wie zu Randy. Das mag womöglich daran liegen, dass ich als Leserin primär seinem Handlungsstrang folgte auf der Suche nach ihr.

Dieser führte mich weg von der Wiese, hinein in den nahegelegenen Wald und schließlich auf das Gelände des alten Jahrmarktes. Schon als Kind konnten mich die unzähligen Fahrgestelle und Schaubuden ködern. Unter anderen Umständen wäre dieser Ort ein Highlight für mich gewesen. Vor allem liebte ich (und liebe noch heute) die Grusel-Attraktionen.

"Graf Dracula stand neben einem riesigen behaarten Werwolf mit messerscharfen langen Zähnen. Dahinter erblickte Randy eine mindestens genauso große Predator-Figur in einer Rüstung aus Metall. Rechts befand sich ein Wesen mit einer Maske, die es wie Marilyn Manson aussehen ließ, daneben stand ein Clown mit weißgeschminktem Gesicht, einer roten Nase und roten Haaren, der den Mund weit aufgerissen hatte und verfaulte Zähne entblößte." Zitat Seite 41

Ziemlich überrascht und beeindruckt war ich von dem Wissen, welches mir im Buch vermittelt wurde. Angefangen bei den Hintergrundinformationen bezüglich Kutná Hora bis hin zu den verschiedensten Folterinstrumenten vergangener Zeiten.

"Eine Schautafel dahinter erklärte, dass es sich um eine Garotte handelte. Ein Hinrichtungsinstrument, durch das dem Opfer, nach Drehung eines Hebels, eine kräftige Schraube in den Hals gedreht wurde, die zwischen zwei Halswirbel eintrat und das Rückenmark durchtrennte. Noch bis 1974 wurden so in Spanien Menschen hingerichtet." Zitat Seite 51

Dass ich solche wissenswerte Details in einem Horror-Buch lesen würde, damit hatte ich nicht gerechnet. Zugegebenermaßen hatte ich deshalb bis circa zur Mitte des Buches die Befürchtung, dass eben diese geschichtlichen Einwürfe dem Plot das Grusel-Feeling nehmen könnten. Dann kam die überraschende Wendung.

"Auf dem Bauch des Mannes saß eine Ratte, über die ein kleiner Käfig aus Eisen gestülpt war. Oben auf dem Käfig befand sich ein Behältnis, in dem ein großes Stück glühende Kohle lag. Die dadurch in Todesangst versetzte Ratte war panisch dabei, sich einen Weg nach unten zu fressen, um der bedrohlichen Hitze zu entkommen." Zitat Seite 56

Die Spannung blieb bis zuletzt erhalten, fesselte mich, zog mich mit und ließ mich erst wieder von den Ketten, als ich die letzte Seite las. An dieser Stelle weiß ich nicht, ob ich "Gott sei Dank" oder "Oh, schade" sagen soll in Anbetracht der Tatsache, dass es sich bei dem Buch mit 129 Seiten um ein Redrum Cut handelt. Ich war dem Nervenkitzel hilflos ausgesetzt. Ich habe so oft die Luft angehalten, dass es zu einem Sauerstoffmangel und de facto in meinem Hirn zu einem Dopaminschub kam. Ähnlich wie bei einem Drogenrausch.

Der Schreibstil passte hervorragend. André Wegmann hat bewusst auf Verschnörkelungen und Ausschmückungen verzichtet an Stellen, wo diese unnötig gewesen wären. Stattdessen wählte er Formulierungen, die den Lesefluss förderten und mich vorantrieben. Einzig die Defizite im Lektorat lege ich diesem Buch zur Last. Wortwiederholungen, fehlerhafter Satzbau, falsche Schreibungen ... das ist bei einem solch dünnen Werk etwas ärgerlich.

Davon abgesehen bin ich stolz auf mich, dass ich mich erneut an das Horror-Genre herangetraut habe. André Wegmann schreibt demnach nicht nur gute Kriminalromane, sondern ist ebenfalls als Horror-Autor eine Empfehlung wert.

Persönliches Fazit: Kutná Hora eignet sich als Lektüre für alle, die mit dem Horror-Genre vertraut sind oder erste Versuche mit diesem wagen möchten. Meine Empfehlung außerdem an Leser, deren Patronus kein Angsthase ist!

© Rezension, 2019, Julie

Veröffentlicht am 29.01.2019

Uneingeschränkte Empfehlung!

Die zweite Schwester
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Der Jahrestag von Mirandas Verschwinden jährt sich nun zum zehnten Mal. Für ihre Familie ist die Ungewissheit hinsichtlich ihres Schicksals am schlimmsten. Mirandas Schwester Ella hat beschlossen, sich ...

Der Jahrestag von Mirandas Verschwinden jährt sich nun zum zehnten Mal. Für ihre Familie ist die Ungewissheit hinsichtlich ihres Schicksals am schlimmsten. Mirandas Schwester Ella hat beschlossen, sich nicht mehr den Rest ihres Lebens die quälende Frage zu stellen, was Miranda passiert ist, ob sie noch lebt, ob sie leiden musste. Sie möchte abschließen, auch wenn die Wahrheit vielleicht grausig sein wird. Doch wo soll sie beginnen? Schließlich hat die Polizei damals alle Hinweise ausgewertet und ist zu dem Schluss gekommen, dass es keine heiße Spur gibt.

Ella zieht zusammen mit ihren Eltern Luke, den Sohn ihrer Schwester groß. Er war noch ein Säugling, als seine Mutter verschwand. Wer sein Vater ist, weiß niemand. Luke ringt seiner Tante das Versprechen ab, die Wahrheit für ihn herauszufinden. Kurz darauf stößt sie tatsächlich auf einen ersten Hinweis, als die Polizei Mirandas alte Sachen zurückbringt: ein Adressbuch. Die Spur scheint vielversprechend.

„Es gibt keinerlei sichtbare Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Aber es liegt etwas Seltsames in der Luft, eine Art Witterung, wenngleich so schwach, dass sie auch Einbildung sein könnte.“ Pos. 127

Obwohl Ted, Ellas Kindheitsfreund und inzwischen Polizist, versucht, ihr die Ermittlungen auszureden, lässt sie sich nicht davon abbringen. Inzwischen häufen sich die merkwürdigen Zufälle und langsam kommt Ella zu dem Schluss, dass der Mörder noch auf freiem Fuß ist. Sie beschließt, sich nicht weiter auf die Polizei zu verlassen und selbst herauszufinden, was ihrer Schwester vor zehn Jahren passiert ist. Da die Polizei eine Beteiligung von Jason Thorne, der wegen Mordes lebenslang in einer psychiatrischen Einrichtung sitzt, an Mirandas Verschwinden weder dementiert noch bestätigt hat, besucht Ella ihn. Er scheint mehr über ihre Schwester zu wissen, als er bisher preisgegeben hat. Und von da an kommt ein Stein ins Rollen, den niemand aufhalten kann.

Ella kämpft mit den Geistern ihrer Schwester. Weil ihr Tod nie bestätigt wurde, kann sie nicht loslassen. Sie führt Zwiegespräche mit Miranda, überlegt sich, was ihre Schwester an ihrer Stelle getan hätte und versucht, einer nicht anwesenden Person zu gefallen. Ich habe im Laufe der Geschichte Mitgefühl für Ella entwickelt, andere finden ihr Verhalten sicher nervig. Doch sie balanciert auf einem schmalen Grat. Ich kann ihre Beweggründe verstehen und auch ihre Handlungen. Miranda erschien mir immer unsympathischer. Ich empfand sie als manipulativ und intrigant. Die beiden Schwestern verbindet ein enges Band, das nach dem Verschwinden von Miranda durch den kleinen Luke noch stärker geworden ist. Ella macht eine Heilige aus Miranda und übernimmt unbewusst die Denkstrukturen ihrer Mutter. Keiner darf die ältere Schwester kritisieren, an ihr zweifeln.

„Ich habe die letzten zehn Jahre mit einem riesigen Loch in meinem Herzen verbringen müssen, und dieses Loch hat exakt die Form meiner Schwester.“ Pos. 4264

Der Schwerpunkt liegt hier ganz klar auf Ella und ihrem Verhalten. Die Handlungen mancher Nebencharaktere haben mich ab und an die Stirn runzeln lassen. Ted zum Beispiel fand ich gelegentlich in hohem Maße unlogisch, obwohl er eigentlich ansonsten smart ist. Das Tempo war im Großen und Ganzen genau richtig, zwischendurch gab es leider einige Längen. Das ist auch dadurch bedingt, dass die Gespräche zwischen Ella und Miranda nicht klar abgegrenzt sind und so das Lesen etwas erschwert wird.

Persönliches Fazit: „Die zweite Schwester“ von Claire Kendal ist ein Spannungsroman, den ich uneingeschränkt empfehlen kann, wenn man es eher ruhiger mag. Hier steht die Detektivarbeit von Ella im Vordergrund, das Zusammensetzen der Puzzleteilchen. Eine spannende Atmosphäre und viele Wendungen runden das Ganze ab.

© Rezension, 2019, Katharina, Recensio Online

Veröffentlicht am 18.12.2018

Nette Lektüre für zwischendurch

Bad Girls
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Nachdem ich „Solange wir lügen“ von der Autorin gelesen habe, war ich sehr gespannt. Mich hat dieses Buch lange grübeln lassen, ob ich es nun gut oder schlecht finden soll. Die Twists waren gut gesetzt ...

Nachdem ich „Solange wir lügen“ von der Autorin gelesen habe, war ich sehr gespannt. Mich hat dieses Buch lange grübeln lassen, ob ich es nun gut oder schlecht finden soll. Die Twists waren gut gesetzt und die Story brachte Überraschungen hervor, also wagte ich den Versuch.

Im Titel erfährt man, dass es um eine obsessive Freundschaft, eine verhängnisvolle Liebesgeschichte und einen Mord (oder vielleicht auch zwei) geht. Mit diesen drei Hinweisen an der Hand begleitet man Jule durch die Story und wird einfach mitgerissen. Man will rätseln, das Puzzle zusammensetzen und trotzdem überrascht werden.

Zur Geschichte selbst kann man leider nicht viel sagen, ohne zu spoilern, denn zu Anfang zeigt sich schon die Besonderheit an diesem Buch: es wird rückwärts erzählt. Man lernt Jule kennen, eine junge Frau, diszipliniert, aber distanziert. Sie wechselt ihre Identität wie andere ihre Unterwäsche. Jule wohnt in einem Hotel in Mexiko, wo sie Noa kennenlernt. Doch irgendetwas an Noa stört Jule, und schon nimmt die Story Fahrt auf. Das denkt man zumindest. Denn der Plot befindet sich schon fast an seinem Höhepunkt, von nun an wird alles in umgekehrter Richtung erzählt.

Durch den Stil der Retrospektive kam ich etwas schwer in das Buch rein. Anfangs musste ich mir oft ins Gedächtnis rufen, dass die Zeit hier anders tickt. Aber nach circa einem Drittel hat sich das auch gelegt und viele Dinge, die anfänglich wegen der wenigen bekannten Informationen einfach nur verwirrend waren, ergaben endlich einen Sinn.

„Sie glaubte, dass man sein Herz am besten davor schützte, gebrochen zu werden, wenn man so tat, als hätte man keins.“ S. 12

Jule als Protagonistin ist facettenreich. Sie bleibt in vielen Dingen flach und eindimensional. Aber das ist in diesem Fall auch gut so. Der Leser erfährt kaum etwas über sie, außer, dass sie ein menschliches Chamäleon ist. Denn wenn Jule eines gut kann, dann ist es sich anzupassen an alle möglichen und notwendigen Gegebenheiten. Man wird in die Geschichte geschubst und erfährt nur das Wichtigste über die Protagonistin. Vergangenheit und Zukunft spielen keine Rolle. Das hat mir sehr gut gefallen, denn so war das Miträtseln noch eine Spur kniffliger. Ihr blasser Charakter ergibt Sinn, je mehr Seiten umgeblättert werden.

Jule ist kalt und berechnend, fast skrupellos. Es gibt nur einen Menschen, der ihr wichtig ist: Imogen. Als beste Freundin ist sie großzügig, liebevoll, loyal. Doch sie hat auch eine andere Seite: manipulativ und sehr auf ihren Vorteil bedacht. Imogens Charakter ist sehr authentisch gezeichnet, fast noch besser als Jules – was im Laufe der Geschichte nützlich ist. Die weiteren Personen sind ebenfalls gut durchdacht, bleiben jedoch im Hintergrund.

Kurze und knappe Sätze wechseln sich mit wirren Schachtelsätzen ab. Gedankensprünge und der emotionslose, fast kühle Stil halten den Leser auf Distanz zu Jule. Immer wieder diese Aha-Momente, wenn man der Auflösung ein Stück näher kommt. Das animiert zum Weiterlesen und lässt die Seiten nur so fliegen. Ab einem gewissen Punkt kann man einiges vorhersehen, doch ich bin ganz sicher, dass jeder zum Ende noch einmal überrascht wird (wenn man nicht so verwirrt ist, dass man das Buch einfach nur beenden will).

Das Verwirrspiel nimmt selbst zum Finale hin kein Ende, denn es bleiben leider einige Fragen offen. Trotz des rückwärts-läufigen Erzählstils kommt zwar Spannung auf, die konnte aber leider nicht konstant gehalten werden. Es gab Momente, wo ein Puzzlestück passte, danach plätscherte die Story wieder vor sich hin bis zum nächsten Twist. Auf der Verlagsseite ist das Buch als Fantasy/Science-Fiction klassifiziert, es gehört aber meiner Meinung nach eher in die Sparte (Jugend-)Thriller.

Persönliches Fazit: Im Nachhinein passt vieles zusammen: eine oberflächliche Protagonistin, ein emotionsloser Schreibstil und die Fäden der Story. Für mich leider etwas zu spät. Anfangs kam ich schwer rein und mit Jule wurde ich einfach nicht warm. An vielen Ecken war hier noch Potenzial, und besonders gegen Ende (also in der Chronologie der Anfang) hatte ich das Gefühl, dass es nicht ganz durchdacht ist. Empfehlen kann ich das Buch als unterhaltsame Lektüre für zwischendurch.

© Rezension, 2018, Katharina, Recensio Online

Veröffentlicht am 18.12.2018

Ein beeindruckendes Buch!

Die Unsterblichen
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Die vier Geschwister der Familie Gold sind noch sehr jung - zwischen 7 und 13 Jahre -, als sie 1969 zu einer Wahrsagerin gehen. Es wird behauptet, diese könne auf den Tag genau den Tod von jemandem vorhersagen. ...

Die vier Geschwister der Familie Gold sind noch sehr jung - zwischen 7 und 13 Jahre -, als sie 1969 zu einer Wahrsagerin gehen. Es wird behauptet, diese könne auf den Tag genau den Tod von jemandem vorhersagen. Also machen sie sich mit ihrem Ersparten auf den Weg, um genau das herauszufinden. Dort angekommen betreten sie der Reihe nach die Wohnung der Wahrsagerin und lassen sich ihren genauen Todestag voraussagen. Sie sind zwiegespalten, manche von ihnen glauben ihr, manche nicht. Doch für alle ändert sich das Leben schlagartig.

Jedem Kind wird ein eigener Erzählstrang gewidmet und man erfährt, inwieweit es sich mit dem genannten Datum auseinandersetzt. Auch die anderen Geschwister spielen dabei immer wieder eine entscheidende Rolle. Als Leser ist man wie gefesselt und möchte unbedingt wissen, wie die einzelnen Stränge enden und ob sich die Zukunftsprognosen bewahrheiten. Einerseits möchte man, dass die Wahrsagerin recht behält, weil diese Faszination des Übersinnlichen unglaublich unterhaltsam ist und andererseits hofft man darauf, dass alle ein glückliches und langes Leben vor sich haben.

Der Schreibstil ist durchweg sehr intensiv und berührend. Jedes Wort scheint gut durchdacht. Dadurch entsteht eine beklemmende und zugleich anziehende Wirkung, die die Stimmung des Plots perfekt in Szene setzt.

Die Geschichte regt zum Nachdenken an und ließ mich mit allerlei Fragen zurück. Nicht das Buch selbst betreffend, vielmehr hielt ich mir vor Augen, was wäre, wenn ich mein Datum kennen würde. Würde ich mutiger leben? Oder bewusster? Würde ich feiern ohne Ende oder meine Zeit in sinnvolle Dinge investieren?

Dieses Buch ist mit Abstand eines der tiefgründigsten und interessantesten, die ich in den letzten Jahren gelesen habe.