Netter (solider) Roman mit Luft nach oben
Der KnochenwaldEines muss man Christina Henry lassen: Sie hat einen unverwechselbaren Stil. Die Autorin versteht es, kurzweilige Geschichten zu erzählen. Kurzweilig ist auch die Story um Mattie, die mit ihrem gewalttätigen ...
Eines muss man Christina Henry lassen: Sie hat einen unverwechselbaren Stil. Die Autorin versteht es, kurzweilige Geschichten zu erzählen. Kurzweilig ist auch die Story um Mattie, die mit ihrem gewalttätigen Mann William einsiedlerisch in einer abgelegenen Berghütte lebt. Doch William scheint nicht die einzige Bedrohung zu sein. Aus dem Wald sind immer wieder verzerrte Schreie zu hören. Zudem macht das Paar bei einem Kontrollgang eine grausige Entdeckung...
Mit Henry und mir ist es immer eine einzige Berg-und-Tal-Fahrt. Und dieses Mal ging es ganz schön bergab. Es mangelte dem Plot an einer ordentlichen Portion Spannung. Immer dann, wenn ich dachte, jetzt kommt was, schaffte die Autorin den Sprung über diesen gewissen Punkt nicht hinaus. Viele potenzielle Szenen verpufften ungenutzt. Zwar schwingt die unbekannte Bedrohung dauerhaft mit, diese gewinnt aber nie die Überhand und wird gefühlt von jetzt auf gleich einfach unter den Tisch gekehrt. Das Ganze gipfelt zudem in einem ziemlich lahmen Ende, das jegliche Überzeugungskraft geraubt hat.
Auch die Figuren konnten mich nicht mitreißen. Vor allem Mattie und William fehlt es in ihren Persönlichkeiten an prägnanten Zwischentönen. Es gibt nur schwarz und weiß, was die beiden bei allen Konflikten mitunter langweilig wirken lässt. Vor allem vom (zwischen)menschlichen (Überlebens)Drama und dem Setting mit allen Hürden und Konsequenzen habe ich mehr erwartet. Kreative Szenen, eine schaurige Atmosphäre, Wendungen. Gerade da hätte Henry gezielt auf klassischen Horror setzen und düstere (Fantasy-)Elemente einfließen lassen können.
Fazit: Alles in allem bietet „Der Knochenwald“ einen netten Plot, mit netten Charakteren, netten Szenen und einer netten Auflösung. Das Schlüsselwort ist: nett. Mehr aber auch nicht. Zu viel sollte man hier nicht erwarten.