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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2018

Eher ein Spannungsroman

Ins Dunkel
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Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, die parallel verlaufen. Beginnend mit der Suche nach der vermissten Alice. Der zweite Strang erzählt, was während der Tour auf dem Trail passierte.

Die ...

Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt, die parallel verlaufen. Beginnend mit der Suche nach der vermissten Alice. Der zweite Strang erzählt, was während der Tour auf dem Trail passierte.

Die Autorin versteht es, den Leser auf die falsche Fährte zu führen, so dass man zu Beginn in eine ganz andere Richtung denkt. Ob die Leserschaft die Wendung gut findet, ist natürlich eine Frage des persönlichen Geschmacks. Ich war hier eher etwas enttäuscht davon, dass die Geschichte eine ganz andere Richtung aufnahm.

Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen. Durch die kurzen Kapitel und Wechsel der Perspektiven ist die Spannung gleichmäßig über das Buch verteilt und nimmt zum Ende hin noch einmal an Fahrt auf.

Der Schluss war mir jedoch zu wirr. Die vielen Einzelschicksale der Protagonisten, die beim Finale und der Auflösung eine wichtige Rolle spielten, waren übersät von „blöden Zufällen“ und „Pech“.

Die beiden Hauptprotagonisten Falk und seine Kollegin Carmen waren sehr sympathisch und authentisch. Auch die einzelnen Frauenfiguren wuchsen mir trotz der sehr verschiedenen Charaktere auf ihre jeweilige Art ans Herz.

Fazit: Im Großen und Ganzen hat mir das Buch mit seinen Facetten über Intrigen, Angst, Eifersucht, Unsicherheit und Arroganz doch ganz gut gefallen. Jedoch ist es für mich kein Thriller, sondern eher ein Spannungsroman, der mit weniger Aufregung und blutigen Szenen auskommt als man es von einem Thriller erwartet hätte. Liebhaber von Landschaftsbeschreibungen kommen hier übrigens voll auf ihre Kosten.

(Recensio Online)

Veröffentlicht am 19.09.2018

Packender Psychothriller!

Was ihr nicht seht
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Das rote Cover mit den ausgeschnitten Buchstaben gefällt mir äußerst gut. Es wirkt schlicht, edel und hat etwas zum Fühlen.


Die Geschichte wird in drei Teile untergliedert. Im ersten und längsten Teil ...

Das rote Cover mit den ausgeschnitten Buchstaben gefällt mir äußerst gut. Es wirkt schlicht, edel und hat etwas zum Fühlen.


Die Geschichte wird in drei Teile untergliedert. Im ersten und längsten Teil wird abwechselnd aus der Sicht der Hauptprotagonistin Kate sowie in Form von einer polizeilichen Befragung Kates nach einer Verhaftung ihrerseits erzählt. Dieser Teil zieht sich ziemlich in die Länge, da die Vergangenheit sehr ausführlich ausgeschmückt wird. Es geht um einen Einsatz im Kriegsgebiet, wo Kate schlimme Dinge gesehen hat, die sich jetzt, nach der Rückkehr in ihre Heimat, immer stärker mit der Realität vermischen. Hier finde ich es äußerst gelungen, wie der Leser selbst auch immer mehr in Verstrickungen verwickelt wird. Bald wusste ich überhaupt nicht mehr, was zur Realität gehört. Was sind Kates Albträume? Wo hat sie Wahnvorstellungen, die ihr unterstellt werden?


Kates Schwester Sally ist ihr auch keine Hilfe, da diese als schwere Alkoholikerin verwahrlost und zurückgezogen lebt. Es werden immer wieder Ereignisse aus der Kindheit thematisiert, und Kate wurde mir schnell sehr sympatisch als eine Frau, die viel mitgemacht hat, sowohl privat als auch beruflich. Trotz allem was sie erlebt und geschafft hat, fühlt sie sich doch im Hier und Heute verloren, und diese Verlorenzeit, diese Leere, konnte ich gut nachspüren.


"Das ist das Leben, sage ich mir, als ich die Tür schließe. Nicht Krieg und Krankheiten und ausgebrannte Hotels, sondern Männer und Frauen in beengten Häusern mit ihren Babies und ihren Kaffeemaschinen und ihren Ferien, so sollte das richtige Leben aussehen. So sieht das Leben von Chris aus. Und ich bin ganz am Rand von alledem, ein Geist ohne Fundamente, ohne Wurzeln. Als ich zurück in das dunkle Haus meiner Mutter gehe und die Tür schließe, kommt es mir vor, als wäre ich der letzte Mensch auf der Erde." (S.194)


Kate ist einsam und auf der Suche nach ihrem Platz im Leben. Sie hat keinen Menschen um sich, der wirklich zu ihr steht. Wir bekommen einen tiefen Einblick in ihre seelischen Konflikte, ihre Traumatisierung und Unsicherheiten. Diese Erzählung zieht sich relativ lang, und zwischendurch wurde es mir zu zäh.


Das alles änderte sich jedoch mit Beginn von Teil 2. Hier gibt es eine grundlegende Wendung, welche ich aus Spoilergefahr nicht konkretisieren möchte. Nur so viel steht fest: Ab hier gewinnt das Buch wahnsinnig an Tempo. Es passiert einfach richtig viel. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, weil ich einfach wissen wollte, was real und was erfunden ist, was wirklich hinter den Ereignissen steckt und wer wie in die Dinge verwickelt ist. Wir lernen außerdem Sally besser kennen sowie ihre Gefühle und Motivationen, die dadurch greifbar und spürbar werden.



Habe ich in Teil 1 noch gedacht, es handele sich nicht wirklich um einen Psychothriller, sondern eher um einen Roman, so hat das Buch ab Teil 2 alles, was ein Psychothriller braucht. Immer wenn ich dachte: "Jetzt kommt gleich Mal eine kleine Verschnaufpause zum Durchatmen!", passierte schon wieder etwas, dass ich so nicht absehen konnte. Der Spannungsbogen hielt sich bis zum Schluss auf sehr hohem Level und die Details verlangten mir beim Lesen so einiges ab, denn der Einblick in psychische Abgründe ist tief und schonungslos.

Fazit: Ein anfangs etwas lahmer Psychothriller, der aber im Verlauf so stark Fahrt aufnimmt, dass ich ihn nicht mehr weglegen konnte. Eine klare Empfehlung für Leserinnen und Leser, die den Einblick in tiefe menschliche Abgründe gut vertragen können und auch vor psychisch packenden Details nicht zurückschrecken.

(Recensio Online)

Veröffentlicht am 19.09.2018

Ein beeindruckendes Buch!

Unter blutrotem Himmel
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Was habe ich auf dieses Buch gewartet!

Nicht ganz speziell auf dieses, einfach generell auf ein neues von Mark T. Sullivan. Seit ich vor einer gefühlten Ewigkeit "Toxic" gelesen habe, zähle ich mich ...

Was habe ich auf dieses Buch gewartet!

Nicht ganz speziell auf dieses, einfach generell auf ein neues von Mark T. Sullivan. Seit ich vor einer gefühlten Ewigkeit "Toxic" gelesen habe, zähle ich mich zu seiner riesigen Fan-Gemeinde und habe bereits diverse Bücher von ihm verschlungen. Doch dann wurde es plötzlich ruhig um ihn und fast schon befürchtete ich, dass gar nichts mehr kommen würde. Am 22. Mai war die Durststrecke vorbei und "Unter blutrotem Himmel" wurde veröffentlicht.

Juni 1943. Pino Lella ist 17 Jahre alt und lebt in Italien. Wie viele andere Jugendliche in seinem Alter träumt auch er von der Welt "da draußen" und ihren Möglichkeiten. Ihn fasziniert das hochgepriesene Amerika, das Land der grenzenlosen Freiheit, wo Träume Wirklichkeit und einfache Bürgerliche zu Stars werden. Doch in seiner Heimatstadt Mailand ist von all dem Glamour nichts zu spüren. Die Deutschen haben die Stadt besetzt, überall herrschen Angst und Unruhe. Als die ersten Bomben fallen, wird Pino von seinem Vater zur Sicherheit in ein Lager in den Alpen nahe der Schweizer Grenze geschickt. Dort angekommen, sieht er sich mit den politischen Konsequenzen des zweiten Weltkrieges und des Nationalsozialismus konfrontiert und übernimmt die Verantwortung für jüdische und andere Flüchtlinge, die versuchen über die Alpen zu fliehen. Mehrmals wöchentlich führt er sie über steile Wege und Pfade an die Schweizer Grenze und riskiert dabei oft sein eigenes Leben. Als sein Vater ihn zurück nach Mailand holt, verpflichtet Pino sich widerwillig zum Dienst in der deutschen Armee und wird im August 1944 der persönliche Fahrer von Generalmajor Hans Leyers. Mitten im Kriegsgeschehen muss er sich nun seinen neuen Aufgaben und Herausforderungen stellen, kämpfen und überleben, ohne seine eigenen Werte und Ziele aus den Augen zu verlieren.

Der Roman beruht auf einer wahren Begebenheit, für die der Autor lange recherchiert hat. So besuchte er den Hauptprotagonisten Pino Lella einige Male in seiner alten Villa in Lesa am Lago Maggiore nördlich von Mailand, um sich persönlich seine Geschichte anzuhören. Beide freundeten sich mit der Zeit an und so wurde dies laut Sullivan zu einer seiner emotionalsten und wertvollsten Erfahrungen seines Lebens. Und genau das merkt man auf jeder einzelnen Seite. Der Schreibstil ist bildgewaltig, detailliert und dabei jedoch stets präzise und flüssig zu lesen. Man fegt wie ein Wirbelwind durch das Buch, weil man einfach nicht aufhören kann darin zu blättern. Dabei steht Pino nur beispielhaft für all die mutigen Menschen, die damals - ungeachtet ihres eigenen Lebens - andere retteten. Erzählt wird aus Pinos Sicht und aus der personalen Erzählperspektive, aber nicht in der grammatischen Ich-Form. Unterteilt ist der Roman in 5 Teile mit insgesamt 34 Kapiteln.

Fazit: Ein sehr ergreifendes und dramatisches Zeitzeugnis der italienischen Geschichte, das mich sehr beeindruckt hat. Eine Empfehlung an Leserinnen und Leser, die gern mal zur anspruchsvolleren Lektüre greifen und offen sind für Historisches und Biografien. Ich freue mich schon jetzt auf den Film!

(Recensio Online)

Veröffentlicht am 19.09.2018

Thriller für zwischendurch

Die Stimme der Toten
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Der Klappentext las sich für mich spannend, das grüne Cover gefiel mir außerordentlich gut. Ich habe mich also auf einen spannenden Thriller gefreut ...

Die ersten Szenen - der Fund der Leiche mit dem ...

Der Klappentext las sich für mich spannend, das grüne Cover gefiel mir außerordentlich gut. Ich habe mich also auf einen spannenden Thriller gefreut ...

Die ersten Szenen - der Fund der Leiche mit dem gelben Blumenstrauß, der Annabelle, die eigentlich toughe Gerichtsmedizinerin, an ihren Exmann erinnert, der sie in ihren Träumen immer noch verfolgt - waren treffend und unterhaltsam geschrieben. Was dann aber folgte, las sich für mich leider eher langweilig und zäh. Ellenlange Beschreibungen von Autopsien zogen die Story unnötig in die Länge. Und selbst die Handlung war mir trotz des interessanten Themas einfach zu ähnlich wie die aus vielen anderen Krimis und Thrillern. Sicher, man kann das Rad nicht stets neu erfinden, aber man kann sich Mühe bei der Variation geben.

Eine Ermittlerin (oder in diesem Fall Gerichtsmedizinerin) mit einer dunklen Vergangenheit, gibt es für mich wie Sand am Meer und entspricht vollends dem gängigen Klischee. Dass sie dann auch noch vom vorherigen Mann gestalkt wird, habe ich auch schon einige Male gelesen und ist thematisch daher nichts Neues für mich. Wahrscheinlich liegt es genau daran, dass ich nicht ins Buch hinein gekommen bin. Wir haben es hier also mit einem handlungsorientierten Plot zu tun, der neben der eher krimi-typischen Handlung auch Themen wie Stalking und (eheliche) Gewalt anschneidet.

Der Schreibstil ist zwar flüssig, die Kapitel jedoch sehr lang und ich kam beim Lesen (untypisch für mich) kaum von der Stelle.

Ich kann das Buch Lesern empfehlen, die vielleicht noch nicht allzu viele Thriller mit stalkenden Ehemännern gelesen und somit noch Luft für diese Thematik haben. Auch kann ich mir gut vorstellen, dass das Buch Lesern gefallen könnte, die gerne genaue medizinische Details bei Autopsien lesen. Für mich war es insgesamt ein durchschnittlicher Thriller, für den ich mich leider nicht erwärmen konnte.

(Recensio Online)

Veröffentlicht am 13.09.2018

Raffinierter Thriller aus Schweden

Der Schmetterling
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Bei "Der Schmetterling" handelt es sich um den ersten Teil einer Reihe, soweit ich das mitbekam.

Hudiksvall in Schweden. Es ist Weihnachten, es schneit und alles wirkt auf Grund der Jahreszeit etwas düster. ...

Bei "Der Schmetterling" handelt es sich um den ersten Teil einer Reihe, soweit ich das mitbekam.

Hudiksvall in Schweden. Es ist Weihnachten, es schneit und alles wirkt auf Grund der Jahreszeit etwas düster. Johan Rokka ist in Hudiksvall aufgewachsen und kehrt nun 20 Jahre später als Kriminalinspektor in seine Heimatstadt zurück. Bei seinem ersten Fall trifft er auf einen damaligen Freund, mit dem er früher Fussball gespielt hat und der ein bekannter Kicker wurde: Måns Sandin. Dessen Frau wurde an Heiligabend im eigenen Haus und vor den Augen der Kinder erschossen, als sie ihrem Mann - der den Weihnachtsmann spielen sollte - die Tür öffnete und ein anderer im Weihnachtsmannkostüm davor stand. Als ein weiterer Mord geschieht, vermutet Johan Rokka, dass das Motiv in der Vergangenheit liegen muss.

Die Charaktere sind authentisch und wurden fein gezeichnet. Johan Rokka ist sehr direkt, offen und süffisant Seine Kollegin Janna Weissman wirkt etwas distanzierter, emotional verloren und weniger bodenständig. Ein interessantes Duo. Erzählt wird in der Ich-Perspektive abwechselnd aus Sicht der Protagonisten.

Sprache und Schreibstil ließen keine Wünsche offen. Einzig vom Ende habe ich mir mehr erhofft. Es war logisch und nachvollziehbar, jedoch vermisste ich die Spannung, die mich bis dahin durch das ganze Buch begleitet hatte.

Fazit: Gabriella Ullberg Westin hat mit „Der Schmetterling“ ein wirklich spannendes und bildgewaltiges Debüt veröffentlicht. Raffiniert und fesselnd von der ersten bis zur letzten Seite. Typisch schwedisch - die können es eben. ;)