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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.07.2021

Cooles Thema, gute Umsetzung, zu viele Rechtschreib- und Grammatikfehler

Die Hand des Anubis
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Anubis ist der altägyptische Gott der Totenriten und der Mumifizierung mit einer guten bzw. neutralen Einstellung zu Lebenden und Toten. Bedeutet: Er hat keine bösen Absichten. Normalerweise! In diesem ...

Anubis ist der altägyptische Gott der Totenriten und der Mumifizierung mit einer guten bzw. neutralen Einstellung zu Lebenden und Toten. Bedeutet: Er hat keine bösen Absichten. Normalerweise! In diesem Thriller jedoch verkörpert er Unheil und Grausamkeiten in unterschiedlichen Facetten. Kein leichter Fall für den aus New York strafversetzten Detective Taylor Scott und das Kleinstadtmedium Vidya McMurran. Inbesondere Vidya gerät aufgrund ihrer Visionen ins Visier des Mörders, denn sie spürt die Anwesenheit des Bösen und kommt ihm gefährlich nahe.

Das Zusammenspiel zwischen Taylor und Vidya funktionierte gut. Zwar hätte man hier auf klassische Klischees verzichten und den Figuren unabhängig voneinander mehr Tiefe verpassen können, aber beide machten einen ordentlichen Job und wirkten insgesamt authentisch. Vielleicht erfährt man im zweiten Teil mehr über sie und kann somit einige Gedankengänge und Motive besser nachvollziehen.

Die ägyptische Mythologie, die ich ob des Titels erwartet hatte, ging leider ziemlich unter. Tatsächlich habe ich mich abseits des Buches damit befasst, weil ich mehr über Anubis wissen wollte. Das hätte hier durchaus in Nebensträngen mit eingearbeitet werden können, um dem Plot die gewisse Würze zu verpassen. Zwar wurden Elemente eingebaut, die in Zusammenhang mit den Morden und der ägyptischen Gottheit stehen, allerdings kamen sie für meinen Geschmack deutlich zu kurz. Dennoch schaffte es das Autorinnenduo zum Ende hin, die Spannungskurve noch einmal zu pushen. Mit der Auflösung habe ich partout nicht gerechnet und war daher angenehm von diesem geschickt konstruierten Twist überrascht.

Wären wir jetzt fertig, würde es eine Empfehlung von mir geben, denn das Thema wurde solide umgesetzt und konnte mich gut unterhalten. AAAABER! Die vielen Rechtschreib- und Grammatikfehler haben mich tierisch abgef*ckt! Und mit viel meine ich viel! Wir bewegen uns hier in einem höheren zweistelligen Bereich. Zwischendurch war ich so genervt, dass ich nicht weiterlesen konnte. Also kauft euch das Buch bitte erst, wenn es eine überarbeitete Version gibt.

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Veröffentlicht am 12.06.2021

Erst zum Ende hin wirklich spannend

Southern Gothic - Das Grauen wohnt nebenan
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Das Buch hat sehr ruhig begonnen, für mich persönlich dümpelte es zu gemächlich vor sich hin. Der Autor hat einen klasse Schreibstil. Er versteht es definitiv, etwas gut in Szene zu setzen. Seine Beschreibungen ...

Das Buch hat sehr ruhig begonnen, für mich persönlich dümpelte es zu gemächlich vor sich hin. Der Autor hat einen klasse Schreibstil. Er versteht es definitiv, etwas gut in Szene zu setzen. Seine Beschreibungen waren detailliert und verständlich, dennoch hat mir das gewisse Etwas im ersten Drittel des Buches gefehlt.

Ich hätte mir gewünscht, dass das Buch aus der Ich-Perspektive geschrieben wird. Ich denke, dann wäre es leichter gewesen, den Gedanken besser zu folgen. Vielleicht auch ein paar Szenen aus der Sicht unseres Mörders.

Als Hauptprotagonistin begleiten wir Patrica Campbell. Sie ist Hausfrau und Mutter, eigentlich zufrieden mit ihrem Leben. Mit ein paar weiteren unerschrockenen Frauen in ihrer Nachbarschaft gründet sie einen Buchclub. Ihre Lieblingsgenres sind True Crime und Thriller. Hausfrauen, die aus der Idylle ihres sonst so eintönigen Lebens ausbrechen. Ein tolles Thema und eine wirklich schöne Idee. Das Buch beschreibt gute neun Jahre, in denen wir die Damen begleiten dürfen. Ich finde, dass der Autor dies sehr gut umgesetzt hat, trotz der langen Zeitspanne. Jedoch war es mir persönlich an einigen Stellen zu ausschweifend oder zu unausgereift.

Jede Frau hat einen sehr eigensinnigen Charakter. Viele sind mit ihrem Leben glücklich, lassen die Männer ihre Arbeit machen. Doch Patricia sehnt sich nach mehr. Anfangs noch ist sie sehr leichtgläubig, steht unter der Fuchtel ihres Mannes. Jedoch entwickelt sich ihr Charakter weiter, gewinnt an Stärke. Genau das, was mir als Leser gefallen hat, wird von dem Autor satirisch zerstört. Ich weiß nicht genau, wieso er dieses Frauenbild aufstellt, doch ich fand es sehr sympathisch, dass Patricia rebelliert.

James Harris ist ein toller Antagonist. Es lässt zuerst nichts darauf schließen, was bzw. wer er sein könnte. Natürlich stellte ich im Laufe des Buches meine Vermutungen an, denn der Autor streute seine Hinweise für uns wohlüberlegt aus. Überrascht hat es mich dennoch, und erwartet hatte ich nichts dergleichen, auch wenn das Cover und die Einstufung des Genres es erahnen lassen. Das merke ich tatsächlich erst jetzt im Nachhinein. Als kleine Anmerkung: Das englische Cover und der englische Titel weisen den Leser direkt auf das Thema hin.

Persönliches Fazit: Das Buch konnte mich leider nicht vollends überzeugen. Es war lange zu schwach, es fehlte an Spannung und Einfallsreichtum. Erst zur Mitte bzw. zum Ende hin wurde es besser und unerwartet brutal, mit einem kleinen Hauch von Horror und Fantasy. Sehr überraschend für mich. Dennoch hätte man mehr daraus machen können. Wer einen soliden Roman sucht, der wird hier fündig. Thriller-Fans würde ich davon abraten.

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Veröffentlicht am 20.05.2021

Wie viel Sex darf in einem Thriller sein?

Das Herz des Serienmörders
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Die Geschichte handelt vom Auftragskiller "Boise", welcher auch privat ganz gerne mordet, und einer Spezialeinheit, die ebenfalls im Auftrag tötet. Dieses Team - bestehend aus Noir, William, Ellis, Cooper, ...

Die Geschichte handelt vom Auftragskiller "Boise", welcher auch privat ganz gerne mordet, und einer Spezialeinheit, die ebenfalls im Auftrag tötet. Dieses Team - bestehend aus Noir, William, Ellis, Cooper, Tajo und Matthew - agiert verdeckt und funktioniert wie ein Uhrwerk. Jeder dieser Agenten hat seine Funktion und ist unschlagbar in dem, was er oder sie tut. Doch plötzlich ist Boise tot. Offenbar wurde er ermordet, denn er befand sich im Besitz brisanter Informationen, die es jetzt zu finden gilt. Die Suche nach seinem Mörder und eben jener Daten scheucht das Team durch ganz Amerika und kommt einer Schnitzeljagd gleich.

Die Charaktere sind, bis auf wenige Ausnahmen, zu detailliert dargestellt. Man erfährt einiges Unwichtiges aus ihrem Leben außerhalb der Agency und der Story und verfolgt das eigentliche Geschehen von Nebensträngen aus.

Das Hauptthema des Buches ist im Kern gut erarbeitet, doch leider hatte ich ständig das Gefühl, es sei nicht ausgereift genug. Um dies zu überbrücken scheint die Autorin eine Affäre zwischen zwei Agenten konstruiert zu haben, auf die für meinen Geschmack zu sehr eingegangen wurde. So entstanden einige Kapitel, die sich bis ins kleinste Detail mit dem Liebesakt der beiden beschäftigen. Als sei dies nicht schon genug Sex, lesen wir dann auch noch über das heimliche Verlangen eines Kollegen und seinen erotischen Fantasien. Ich habe absolut nichts gegen ein wenig Romanik oder Erotik in einem Thriller wenn es der Story dienlich ist und sie auflockert, aber hier war es eindeutig zu viel. Weniger hätte genügt, um die Konsequenz, welche sich aus dieser Affäre ergibt, glaubhaft einarbeiten zu können.

Die Kapitelansagen werden durch Orts- und Zeitangaben ergänzt. Der Schreibstil ist lässig - und trotzdem hat mich das Ganze nicht abholen können. Was vielleicht auch daran gelegen haben könnte, dass echt häufig einfach Worte im Satz gefehlt haben oder sogar doppelt vorkamen. Das irritiert mich als Leser, und mir war kein flüssiges Lesen möglich.

Persönliches Fazit: Es ist mir wirklich nicht leicht gefallen, eine Rezension zu schreiben, die nicht allzu vernichtend ist. Auch tat ich mich schwer damit, das Buch zu Ende zu lesen. Was ich echt schade finde, denn die Story hat Potenzial. Wer gerne viel Erotik in diesem Genre mag, der kommt hier definitiv auf seine Kosten.

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Veröffentlicht am 29.04.2021

Rätselhafter Mord in den Tropen

Tropische Gefahr
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Ich bin ja ein absoluter Fan von skandinavischen und britischen Krimis. Als ich über „Tropische Gefahr“ gestolpert bin, dachte ich, warum nicht mal was anderes? Auf jeden Fall bekommt man jede Menge tropisches ...

Ich bin ja ein absoluter Fan von skandinavischen und britischen Krimis. Als ich über „Tropische Gefahr“ gestolpert bin, dachte ich, warum nicht mal was anderes? Auf jeden Fall bekommt man jede Menge tropisches Urlaubsfeeling und Krimi geboten, leider muss ich aber direkt vorwegnehmen, dass ich nur schwer in das Buch hineingekommen bin.

Schon allein mit den für uns doch sehr exotischen Namen hatte ich so mein Tun. Zudem greift die Autorin immer wieder auf Vokabeln der Landessprache zurück, was das Buch zwar authentisch macht, oft aber auch einfach meinen Lesefluss gestört hat. Darüber hinaus waren mir die Szenenwechsel zwischen den einzelnen Kapitel oftmals zu sprunghaft. Das hat mich zeitweise ziemlich durcheinander gebracht.

Auch mit Detective Sergant Josefa Horseman bin ich nicht wirklich warm geworden. Sein Charakter schweifte mir zu oft ab. Sein Hauptaugenmerk liegt primär auf anderen Themen als seiner eigentlichen Arbeit als Kriminalkommissar, für die ich mich eigentlich interessierte und die mir daher fehlte. Ich hätte mir für Horseman tatsächlich ein bisschen mehr von einem waschechten Ermittler gewünscht. Mehr Tiefgang, mehr Rätselraten an seiner Seite, mehr Spurensuche.

Die Story um den Mord an dem Zimmermädchen hat mir allerdings sehr gut gefallen. Zunächst ist der Fall ziemlich verworren. Ein Mörder ließ sich lange nicht festmachen. Genauso habe ich ewig nach dem Motiv für den Mord gesucht. Der Spannungsaufbau ist Allsopp an dieser Stelle wirklich gelungen.

Zudem kam man während der Ermittlungen immer wieder mit den landestypischen Sitten in Berührung. Allsopp reicht das Südsee-Setting allein nicht aus. Sie integriert authentisch die landestypischen Probleme und gibt realitätsnahe Einblicke in diese für mich absolut fremde, aber faszinierende Kultur.

Persönliches Fazit: „Tropische Gefahr“ weist zwar einige Schwächen auf, alles in allem ist es aber ein solider Roman, der mich letztendlich mit einem gut angelegten Kriminalfall überzeugen konnte. Wer keine Probleme mit schnellen Wechseln hat und sich für fremde Kulturen interessiert, wird mit „Tropische Gefahr“ sicherlich ein paar spannende Lesestunden haben.

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Veröffentlicht am 22.04.2021

Solides Debüt

Grimme Stunden
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Zwar habe ich Harper Lees „Wer die Nachtigal stört“ verwerflicherweise noch immer nicht gelesen, aber es steht ganz weit oben auf meiner Liste der 100 Bücher, die ich definitiv lesen muss. Das und der ...

Zwar habe ich Harper Lees „Wer die Nachtigal stört“ verwerflicherweise noch immer nicht gelesen, aber es steht ganz weit oben auf meiner Liste der 100 Bücher, die ich definitiv lesen muss. Das und der vielversprechende Klappentext haben mich sehnsüchtig auf Casey Ceps „Grimme Stunden“ warten lassen. Nun ja, die Vorfreude war groß, letztendlich konnte mich das Buch aber leider nicht gänzlich überzeugen. Wahrscheinlich vor allem, weil ich mir eine ganz andere Vorstellung vom Buch gemacht hatte.

Casey Cep erzählt die True-Crime-Story um Reverend Willie Maxwell aus einer anspruchsvollen, berichtenden Perspektive, die rein sprachlich betrachtet wirklich toll angelegt ist. Inhaltlich hätte ich mir jedoch gewünscht, dass sich das Buch sehr viel mehr auf den Kriminalfall beziehungsweise Harper Lees Recherchearbeit konzentriert. Cep schweift sehr oft in historische sowie politische Zusammenhänge ab, die zwar einerseits sicherlich interessant sind und anderseits stellenweise zum Verständnis der gesellschaftlichen Hintergründe beitragen, für meinen Geschmack aber oftmals zu weitreichend sind. Zumal es sowohl der Story als auch dem Verständnis an sich keinen Abbruch getan hätte, diese Ausführung auf ein knackiges Minimum zu reduzieren.

Cep strukturiert ihr Buch in drei eigenständige Teile. Jeden dieser Blöcke widmet sie der Geschichte eines Charakters, beginnend mit William Maxwell, über dessen Anwalt Tom Radney, hin zu Harper Lee, die den Fall aufgreifen und für ihr zweites Buch aufbereiten will. Zwar schafft es Cep immer wieder Fäden zwischen den Abschnitten zu spannen, letztendlich könnte aber jeder dieser Teile gut und gerne einzig für sich allein stehen. Ich hätte mir eine (nicht drei) stringente Schilderung der Ereignisse gewünscht, in der dieser True-Crime-Fall beispielsweise einzig vor dem Hintergrund der Recherchearbeit Harper Lees oder aus der juristischen Perspektive erzählt wird. Schlussendlich will ich aber unbedingt festhalten, dass Casey Cep mit dem Fall William Maxwell eine wirklich gute Wahl getroffen hat, da es hier nicht einfach um die Geschichte eines Mörders geht. Es geht um so viel mehr: Rassendiskriminierung, Gewalt, Selbstjustiz, Macht, Erfolg und den Kampf um Freiheit.

Persönliches Fazit: Mit „Grimme Stunden“ liefert Casey Cep ein solides Debüt, das mich persönlich allerdings nicht vom Hocker gerissen hat. Trotzdem gibt der Fall William Maxwell einiges her und ist an sich wirklich interessant. True-Crime-Fans, die offen für eine ausschweifende Erzählung sind, kommen sicherlich voll und ganz auf ihre Kosten.

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