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Veröffentlicht am 05.12.2023

Temporeicher Thriller

Kaltblütige Lügen
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Kit ist mit Leib und Seele Polizistin. Diese Berufswahl hat sie schon sehr früh getroffen - genau genommen an dem Tag in ihrer Jugendzeit, als ihre Pflegeschwester Wren grausam ermordet wurde. Ihr Mörder ...

Kit ist mit Leib und Seele Polizistin. Diese Berufswahl hat sie schon sehr früh getroffen - genau genommen an dem Tag in ihrer Jugendzeit, als ihre Pflegeschwester Wren grausam ermordet wurde. Ihr Mörder ist immer noch nicht gefasst und Kit hat es sich zur Aufgabe gemacht, ihn zu finden. Mit ihrem aktuellen Fall fühlt sich Kit wieder zu den damaligen Ereignissen zurück katapultiert, denn junge Mädchen werden missbraucht und ermordet. Kit gibt alles, um den Mörder schnell dingfest zu machen, und ahnt dabei nicht, dass sie ihm näher ist, als sie denkt...

Karen Rose hat mich mit diesem Buch direkt zu Beginn in ihren Bann gezogen. Die Geschichte von Kit, die sie uns gleich am Anfang präsentiert, hat mich ergriffen und unglaublich neugierig gemacht.

Kit ist eine faszinierende Persönlichkeit, die mir schnell ans Herz gewachsen ist. Sie hatte kein einfaches Leben, bis sie in einer Pflegefamilie ein warmes und herzliches Zuhause gefunden hat. Die Geschehnisse rund um den Mord an ihrer Pflegeschwester haben Kit geprägt und zu dem starken und mutigen Menschen gemacht, der sie heute ist. Ihre Entwicklung hat mir außerordentlich gut gefallen, und es hat mein Herz mit Freude erfüllt, dass die richtigen Menschen einem wieder auf die Beine helfen können.

Auch die Nebencharaktere empfand ich sehr authentisch gezeichnet. Ob es die Kollegen von Kit sind, ihre Pflegefamilie oder der Psychologe Sam. Man erfährt einfach zu jedem Protagonisten genau das, was man wissen muss - und teilweise darüber hinaus. Das macht alle sehr vertraut und sympathisch.

Die Story strotzt nur so vor Spannung, denn der Mörder liefert sich ein nervenaufreibendes Katz-und-Maus-Spiel mit der Polizei. Mit ihrem fesselnden Schreibstil lässt Rose den Leser aktiv an den Geschehnissen teilhaben und spielt gekonnt mit der Psyche. Ihre bildhafte Beschreibung der Tatorte und Schauplätze wirkt dabei real und hat mich imaginär voll abgeholt.

Im Schlussteil gibt die Autorin noch einmal richtig Gas und lässt die Mörderjagd in einem Showdown enden, den ich so nicht erwartet hatte. Ein grandioser Abschluss für diese nervenaufreibende Handlung.

Fazit: Ein temporeicher Thriller, der mich von Anfang bis Ende in Atem gehalten hat. Geschickt platzierte Wendungen und eine Ermittlerin, vor der ich den Hut ziehe, runden das Ganze ab. Wer Lust auf Nervenkitzel hat, ist mit diesem Reihenauftakt bestens bedient.

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Veröffentlicht am 05.12.2023

Düster, fesselnd, ein Highlight!

Jack the Ripper`s Sammlung der Herzen
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In letzter Zeit sehe ich immer wieder neue Bücher, die von Jack the Ripper handeln. Dabei ist es schon über hundert Jahre her, dass der Serienmörder – dessen Identität bis heute nicht geklärt ist – sein ...

In letzter Zeit sehe ich immer wieder neue Bücher, die von Jack the Ripper handeln. Dabei ist es schon über hundert Jahre her, dass der Serienmörder – dessen Identität bis heute nicht geklärt ist – sein Unwesen in London getrieben hat. Fünf Morde gelten als gesichert – diese Frauen starben angeblich durch seine Hand. Als sein letztes Opfer gilt Mary Jane Kelly. Sie wurde grausam verstümmelt, ihr Herz wurde entfernt und entwendet oder verbrannt. Und hier beginnt die Story, die Maya Shepherd um Jack the Ripper und Mary Jane Kelly webt.

Beim Drachenmondverlag ist es einfach ein Muss, auf die genialen Einbände hinzuweisen, und hier hat Alexander Kopainski sich mal wieder selbst übertroffen. Klar, Morde bringen meist Blutvergießen mit sich, und nicht umsonst gibt es unter uns Crime-Liebhabern die Redewendung „die Taten sind so grausam, das Blut tropft schon aus dem Buch“. Das wurde hier fast wörtlich genommen und der Buchschnitt erstrahlt in rubinrot mit goldenen Elementen – unter anderem ein menschliches Herz. Auch das Cover kann sich durchaus sehen lassen; durch die goldene Schrift wirkt die Gestalt im Bild geisterhaft und im Hintergrund erahnen wir das viktorianische London. Ich kann mich gar nicht satt sehen (merkt ihr, oder?).

Das East End als Setting fesselt mich ungemein. Es umfasst die Bezirke östlich des mittelalterlichen Stadtkerns und nördlich der Themse. Heute gilt es als Trendbezirk, doch damals hatte es den Ruf eines riesigen Slums, der von einer unmoralischen und kriminellen Bevölkerung bewohnt wurde. Genau das macht für mich den Reiz aus. Auf der einen Seite haben wir ein verruchtes, dreckiges Viertel - auf der anderen einen Serienmörder, der das Leid der Armen und Kranken ausnutzt. Schurken, Trunkenheit, Last und Sünde. Vor allem Prostituierte. Das perfekte Milieu für Verbrechen.

Mary Jane Kelly erzählt die Story aus ihrer Perspektive. Das hat mich direkt neugierig gemacht, denn sie ist tot und rastlos – ein heimtückischer Plan ihres Mörders, der alles daran setzt, diesen zu verwirklichen.
Dunkle Magie, Morde und Fantasy – hier ist von allem etwas dabei. Nicht nur Mary Jane, sondern auch die anderen Opfer von Jack the Ripper sind greifbar gezeichnet und lassen einen ihre Emotionen spüren. Aufgrund der Dialoge werden die einzelnen Schicksale greifbar, die Lebensweisen authentisch. Oder auch die Denkweisen und Motivationen, warum jemand so und nicht anders reagiert, warum er genau diesen Weg wählt und keinen anderen. Unweigerlich fragt man sich, wie man selbst in den unterschiedlichen Situationen gehandelt hätte. Was hätte ICH getan, hätte man mich erst ermordet und dann - sozusagen - wieder zum "Leben" erweckt? Hätte man mir ein Dach über dem Kopf geboten. Nahrung. Wäre ich dankbar? Wütend? Alles in einem? Man bekommt hier also genug Stoff zum Nachdenken geboten.

Durch die düstere Atmosphäre, die zur damaligen Zeit ja ohnehin vorherrschte, kam noch die Beklemmung, die die Autorin durch den Genre-Mix gekonnt hat einfließen lassen. Ich bin durch vernebelte Gassen gelaufen, habe schmutzige Luft eingeatmet und den Saum meines Kleides durch Pfützen gezogen. Die Autorin schreibt sogartig, bildhaft und weiß, wann sie Dramatik und Spannung einfließen lassen muss, um uns Leser an die Seiten zu binden.

Im letzten Drittel nimmt das Buch noch einmal richtig Fahrt auf. Die Wendungen kommen unvorhergesehen und machen dem bisher aufgebauten Spannungsbogen alle Ehre.

Fazit: Leseempfehlung! Hier wird True Crime mit dunkler Magie gemischt und heraus kommt eine Geschichte, die beeindruckend, fesselnd und düster ist. Ich habe jede Zeile genossen!

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Was für ein cooler Auftakt!

Stalking Jack the Ripper
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Eine Story, die im viktorianischen England spielt und Jack the Ripper thematisiert, musste ich unbedingt lesen. Einige Rezensenten meinten, dass das Ganze wie ein Crossover zwischen Jane Austen und Rechtsmedizin ...

Eine Story, die im viktorianischen England spielt und Jack the Ripper thematisiert, musste ich unbedingt lesen. Einige Rezensenten meinten, dass das Ganze wie ein Crossover zwischen Jane Austen und Rechtsmedizin anmutet, was für mich erst einmal kurios klang, mich aber dennoch neugierig gemacht hat.

Tatsächlich ist es Maniscalco sehr gut gelungen, die Atmosphäre im London gegen Ende des 19. Jahrhunderts einzufangen. Lebhafte Beschreibungen der Stadt sowie der Gesellschaft zeichnen ein Bild, bei dem ich froh war, es nicht am eigenen Leib erfahren zu haben. Nicht nur die hygienischen Umstände, auch das soziale Umfeld der Protagonistin Audrey Wadsworth bescherten mir so manches Mal eine Gänsehaut.

Audrey hingegen erinnerte mich oft an Hazel aus „Anatomy“ von Dana Schwartz – was die anderen Damen der feinen Teegesellschaft über sie dachten, war ihr egal. Sie ging ihrer Leidenschaft nach, was nur wegen ihrer Privilegien möglich war, und studierte Gerichtsmedizin. Eigentlich waren die „höheren“ medizinischen Berufe den Männern vorbehalten, doch das störte Audrey nicht weiter. Die taffe, wissbegierige und humorvolle Lady hat einfach ihr Ding durchgezogen und mir damit ziemlich imponiert. Sie ist ihrer Zeit weit voraus und der damals noch nicht sehr weit verbreiteten Ansicht, dass Männer nicht aufgrund ihres Geschlechts Respekt gezollt werden muss, sondern sie sich Respekt durch ihre Taten verdienen müssen. Irgendwann wurden mir die Wiederholungen allerdings zu eintönig – obwohl ich Audrey ansonsten sehr gerne mochte.

Dieses Buch ist Maniscalcos Debüt und ich muss sagen, dass ihr hier eine spannende Story über den wohl schrecklichsten Mörder aller Zeiten gelungen ist. Die Personen sind exzellent in das Setting eingebaut worden und glänzen durch ihre Dynamik in verschiedenen Situationen. Gerade die Beziehung zwischen Audrey und (dem teilweise echt arroganten, aber liebevollen) Thomas ist authentisch und realitätsnah. Das Geplänkel zwischen den beiden passierte mehr so nebenbei, sodass die Spannung nicht darunter litt, sondern ständig im Vordergrund war.

Allerdings würde ich die Story trotz der Morde nicht als Horror oder Thriller eingruppieren – ein Spannungsroman würde eher passen. Weder habe ich mich gegruselt noch gab es Folter oder ähnliches. Sicher ist das Sezieren von Leichen und die (gelungene bildliche) Darstellung davon nicht immer harmlos, doch hier hielt es sich im Rahmen.

Das Werk regt außerdem zum Miträtseln an, lässt aber eine tatsächliche Festnahme von Jack the Ripper - oder eine Aufdeckung seiner Identität - offen. Was logisch ist, denn bis heute ist unbekannt, wer sich hinter dem Namen verbirgt. Die Auflösung per se hat für mich auch so gepasst und ließ mich zufrieden zurück.

Fazit: Die meisten werden die Autorin aus dem Fantasy-Bereich kennen („Kingdom of the Wicked“), hier hat sie jedoch eindrucksvoll gezeigt, dass Spannung ebenso zu ihren Stärken gehört wie das Erschaffen von (historischen) Welten. Ich freue mich schon riesig auf den nächsten Band „Hunting Prince Dracula“. Weiterempfehlung!

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Veröffentlicht am 23.11.2023

Was für ein Pageturner!

The Lies We Tell – Niemand ist ohne Schuld
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Sarah und Tom sind überglücklich. Nach etlichen Fehlgeburten hat es endlich geklappt und Sohn Freddie ist gesund zur Welt gekommen. Er hat ihre Liebe perfekt gemacht und Sarah eine Aufgabe gegeben. Sie ...

Sarah und Tom sind überglücklich. Nach etlichen Fehlgeburten hat es endlich geklappt und Sohn Freddie ist gesund zur Welt gekommen. Er hat ihre Liebe perfekt gemacht und Sarah eine Aufgabe gegeben. Sie ist mit Leib und Seele Mutter und stellt ihre Bedürfnisse und auch die ihres Mannes hintenan. Als Freddie eines Nachts nach Hause kommt und gesteht, jemanden getötet zu haben, bricht für Sarah eine Welt zusammen. Ihr ist nur noch wichtig, dass Freddie keinesfalls bestraft wird. Sie muss ihren Sohn schützen und vergisst dabei, dass ihre Vergangenheit auch nicht fehlerfrei war. Jede Handlung kann auch sie in große Gefahr bringen…

Als ich die ersten Zeilen gelesen habe, stand für mich direkt fest, dass dieses Buch ein echter Pageturner wird. Und ich sollte recht behalten. Die Story, die Corry uns hier präsentiert, hat mich in Atem gehalten und einfach nicht mehr losgelassen. Zu oft habe ich mich in Sarah wiedererkannt, wenn es darum ging, ihren Sohn zu schützen. Viele Gedanken und Emotionen konnte ich so real nachempfinden, weil ich sie teilweise selbst erlebt habe bzw. mein Mutterherz einfach ähnlich gefühlt hat. Sarah ist mir somit sofort ans Herz gewachsen. Sie mag in manchen Situationen übertrieben haben und auch hin und wieder eine Helikopter-Mutter gewesen sein, aber für mich waren es oft Handlungen, die sie aus purer Liebe zu ihrem Sohn durchgeführt hat.

Die Spannung zieht den Leser gleich zu Beginn in den Bann. Denn nach Freddies Geständnis steht die Familienwelt von Sarah und Tom erstmal auf dem Kopf. Ich war unglaublich neugierig und wollte unbedingt erfahren, wie es mit Freddie nun weitergeht, aber darauf musste ich ganz schön lange warten.

Mit ihrem eloquenten und fesselnden Schreibstil nimmt uns die Autorin mit in die Vergangenheit. Hier erzählt sie uns, wie sich Sarah und Tom kennen und lieben gelernt haben, wie groß der Wunsch nach einem Kind war und wie lange die beiden darauf warten mussten. Es sind Erzählungen, die mir sehr nahe gingen und die mich verstanden ließen, wieso Sarah und Tom so sind, wie sie sind. Dabei macht der Buchtitel der Story alle Ehre, denn im Laufe der Handlung kommen so viele Lügen ans Licht, bei denen ich mich gefragt habe, wie man diese überhaupt so lange vor seinem Partner verbergen kann.

Den Schlussteil hat Corry grandios umgesetzt. Im Vorfeld hat schon einiges auf solch einen Ausgang hingedeutet - und obwohl er dadurch vorhersehbar war, war ich dennoch völlig von den Socken. Es blieben für mich keine Fragen offen und meine Erwartungen wurden vollends erfüllt.

Fazit: Wie weit darf die Liebe einer Mutter gehen? Wer entscheidet überhaupt, wie ich mein Kind schützen darf oder nicht? Diesen Fragen geht Corry auf den Grund und hält ihre Leserschaft ordentlich auf Trab. Wer auf großes Familiendrama, dunkle Geheimnisse und unterschwellige Spannung steht, der ist hier genau richtig. Endlich mal wieder ein cooler Pageturner!

/RO, Sabrina

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Veröffentlicht am 20.11.2023

Packender Thriller, gern mehr Seiten

Und nebenan der Tod
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Adele und Niklas leben in Venedig. Sie haben ein wunderschönes Zuhause und führen bis auf ihren unerfüllten Kinderwunsch ein glückliches Leben. Als Adeles Freundin plötzlich erkrankt und Hilfe benötigt, ...

Adele und Niklas leben in Venedig. Sie haben ein wunderschönes Zuhause und führen bis auf ihren unerfüllten Kinderwunsch ein glückliches Leben. Als Adeles Freundin plötzlich erkrankt und Hilfe benötigt, will das Paar zügig nach Berlin zurück. Über eine Online-Plattform suchen sie nach einem Pärchen, das ihre Wohnung mit ihnen tauscht. Dabei treffen sie auf Veronika und Konstantin. Es passt alles und der Tausch wird vollzogen. Doch schon kurz darauf wird Niklas misstrauisch, was das Tauschpaar betrifft. Als es dann auch noch zu einem Mord kommt, ist schnell klar, dass die beiden keine Ahnung haben, was wirklich in der getauschten Wohnung passiert ist…

Die Story geht spannend los und ich habe mich schnell mit den überschaubaren Charakteren angefreundet. Diese sind sehr gut ausgearbeitet und waren für mich greifbar, wie die netten Nachbarn von nebenan. Die Idee mit dem Wohnungstausch fand ich echt cool, obwohl ich anfangs skeptisch war, ob das Buch mit den wenigen Seiten meine Erwartungen erfüllen wird.

Und was soll ich sagen – JA, das hat es! Sowohl die bildlichen Beschreibungen der Wohnung in Berlin als auch der Wohnung in Venedig sind der Autorin hervorragend gelungen. Generell hat mich ihr eloquenter Schreibstil ausnahmslos durch die Handlung gezerrt und bestens unterhalten.

Der Schlussteil war zwar keine große Überraschung, aber literarisch perfekt umgesetzt. Ich persönlich hätte mir gerne noch ein paar Seiten mehr zum Lesen gewünscht, um noch die eine oder andere offene Frage beantwortet zu bekommen. Aber das ist wahrscheinlich Meckern auf hohem Niveau, denn das Ende ist schlüssig und bildet einen passenden Abschluss.

Fazit: Ein packender Thriller mit coolen Charakteren und einer bizarren Story. Wechselnde Locations bringen Abwechslung rein und steigern die Neugier. Wer es nicht unbedingt blutig mag, aber doch den gewissen Thrill erleben möchte, ist hier genau richtig.

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