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Veröffentlicht am 06.08.2023

Charmanter Selbstfindungstrip und lockerleichte Liebesgeschichte

Hummeln im Herzen
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Ich muss gestehen, bei Hummeln im Herzen hat mich als erstes das süße Cover angesprochen. Nachdem ich dann den Klappentext gelesen hatte, bekam ich richtig Lust auf dieses amüsant klingende Buch. Und ...

Ich muss gestehen, bei Hummeln im Herzen hat mich als erstes das süße Cover angesprochen. Nachdem ich dann den Klappentext gelesen hatte, bekam ich richtig Lust auf dieses amüsant klingende Buch. Und ich fühlte mich meist auch wunderbar unterhalten.
Zum größten Teil lag das mit an den Figuren. Mit Lena musste ich erst etwas warm werden, da sie mir ein bisschen unlogisch erschien. Auf der einen Seite ist sie ein völliger Chaot, jemand, der von einer Problemsituation in die nächste schlittert. Auf der anderen Seite ist sie eine extreme Ordnungsfanatikerin, mit der man klarkommen muss. Aber mit der Zeit wurde deutlich, dass das sehr gut zusammenpasst. Es ist eben ihre Art, um mit dem Durcheinander in ihrem Leben fertig zu werden.
Da das nicht ganz so einfach funktioniert, finde ich es erfrischend, dass sie so charmante und liebenswerte Charaktere um sich hat wie Juli, Michel, Knut und vor allem Otto. Ben, der sie immer wieder auf den Boden zurückholt, mal ausgenommen, da er nicht ganz so charmant und liebenswert ist. Sie alle haben ihre Ecken und Kanten und stellen keine bloßen Stereotypen dar, bei der sich die Autorin nichts gedacht hat.


Der Schreibstil passt zu einem Roman dieses Genres: Locker leicht zu lesen, mit viel Humor und Situationskomik gewürzt und ab und zu sogar mit ein wenig Hamburger Dialekt versetzt. Man wird ziemlich rasch mitten in die Story hineingeworfen, was allerdings so gut gemacht ist, dass man nicht überfordert wird. Besonders die ganze Bandbreite der Emotionen ist mitreißend beschrieben, sodass man wunderbar mitfühlen kann. Die witzigen Wortduelle zwischen den Protagonisten machen zusätzlich einen Großteil des Positiven an der Handlung aus, sobald man sich darauf eingelassen hat. Zudem hat mir die Tatsache gefallen, dass die Liebesgeschichte sich langsam entwickelt. Sie ist über Umwege realistisch dargestellt, ohne dass es sich Petra Hülsmann allzu leicht macht und die beiden direkt verkuppelt.
Natürlich ahnt man schon früh, bereits im ersten Drittel, wer mit wem zusammenkommt und wer nicht für den anderen bestimmt ist. Der Plot ist ebenfalls nicht wirklich neu und schnell zu durchschauen, worüber man erst hinwegsehen muss. Sonst tut man sich vermutlich schwer, an den meisten Wendungen Gefallen zu finden.


Fazit

Petra Hülsmanns Debüt Hummeln im Herzen ist eine warmherzige Romantikkomödie mit viel Charme und Witz. Die gefühlvoll gestalteten und manchmal sehr skurrile Figuren, der humorvolle, locker leichte Schreibstil und die realistisch und mit viel Liebe zum Detail gehaltene Love Story machen die positiven Punkte des Buches aus, die einen sofort mitreißen und mitfiebern lassen.
Hin und wieder können sie leider nicht über dir Vorhersehbarkeit der Handlung hinwegtäuschen und auch mit dem Hauptcharakter musste ich erst warm werden.
Dennoch ist dieser Roman gerade für diejenigen, die einfach mal abschalten wollen und die verrückte Protagonisten und originelle Situationskomik lieben, super geeignet.

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Veröffentlicht am 06.08.2023

Liebevolle Story mit britisch-französischem Humor

Monsieur Blake und der Zauber der Liebe
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Die Inhaltsangabe von Monsieur Blake und der Zauber der Liebe klang nach einem romantischen französischen Buch. In gewisser Weise trifft das auch zu, nur etwas anders, als ich erwartet hatte.
Was mich ...

Die Inhaltsangabe von Monsieur Blake und der Zauber der Liebe klang nach einem romantischen französischen Buch. In gewisser Weise trifft das auch zu, nur etwas anders, als ich erwartet hatte.
Was mich richtig positiv überrascht hat, waren die Figuren. Sowohl die Haupt- als auch die Nebencharaktere versprühen einen einnehmenden Charme, dem man sich kaum entziehen kann. Gerade weil sie so unterschiedlich sind und jeder seine eigenen Ecken und Kanten besitzt, wirken sie nicht wie Stereotypen. Außerdem entwickeln sie sich alle weiter, springen über ihren jeweiligen Schatten und das auf eine Art, die immer nachvollziehbar und realistisch ist. Zudem hat der Autor mit Andrew einen Protagonisten geschaffen, dem man es sofort zutraut, auf unaufdringliche, aber hartnäckige Weise diesen kleinen Haushalt neuem Leben einzuhauchen. Und das obwohl er nach dem ersten Tag bereits wieder abreisen will. Selbst seine negative Eigenschaft, sich in Dinge einzumischen, die ihn eigentlich nichts angehen, macht ihn nur noch menschlicher und für den Leser umso greifbarer. Genau dasselbe gilt für sämtlichen anderen Mitglieder des kleinen Personenkreises, den Gilles Legardinier so liebevoll gestaltet hat.


Die zauberhafte Handlung voller kleiner ernster und vor allem fröhlicher Momente wird von einem Schreibstil getragen, der die Atmosphäre wunderbar unterstützt. Dabei ist es ebendiese unterhaltsame Szenerie, die die gesamte Story ausmacht. Denn mit viel Spannung, Action oder unerwartete Überraschungen kann der Roman nicht aufwarten. Auch die im Klappentext angedeutete Liebesgeschichte spielt sich eher zwischen den Zeilen ab und drängt sich nie in den Vordergrund, um wirklich maßgeblich zu sein. Allein der warmherzige Humor und die skurrilen Einfälle halten die meist kurzen Kapitel, die oft nur ein Ereignis im Fokus haben, zusammen und stellen die Verbindung zum großen Ganzen her. Objektiv gesehen mag dieser Umstand ein Minuspunkt sein, doch ich war wirklich erstaunt, wie toll das funktionierte und ich trotzdem immer wieder zum Weiterlesen animiert wurde. Es wurde mir selten langweilig auf dem versteckt gelegenen Landsitz mitten in der französischen Provinz.
Nur mancher Witz kam etwas zu bemüht daher, um mir ein Lächeln zu entlocken. Und das größte Problem, vor dem Madame steht, wird mir ein bisschen zu leicht gelöst. Allerdings sind das Kleinigkeiten, die kaum einen Stern Abzug rechtfertigen.


Fazit

Monsieur Blake und der Zauber der Liebe ist ein charmantes Lesevergnügen mit viel Wärme und einer mitreißender Leichtigkeit. Die skurrilen Figuren, die durch eine überraschende Tiefe bestechen, der lockere Schreibstil mit seinen kurzen bildhaften Abschnitten und vor allem der mit britischer Trockenheit unterlegte französische Humor lassen einen begeistert weiterlesen, obwohl es an Spannung und einem durchgängigen roten Faden mangelt.Doch nicht jeder Witz zündet sofort und die eine oder andere Wendung kommt allzu bemüht und konstruiert daher.Wer französische Komödien liebt, sich gerne mal für ein paar Stunden von einer nicht zu hochtrabenden Geschichte verzaubern lassen will und liebevoll gestaltete Charaktere mag, für den ist dieser Roman sehr gut geeignet.

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Veröffentlicht am 03.08.2023

Ein spannender Jugendthriller mit brisantem Thema

Krähenmann
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Den ersten Jugendthriller von Corina Bomann habe ich vor allem im Zuge der Blogtour dazu gelesen und hatte kaum Erwartungen an das Buch. Deswegen war ich umso überraschter, dass es mich so mitgerissen ...



Den ersten Jugendthriller von Corina Bomann habe ich vor allem im Zuge der Blogtour dazu gelesen und hatte kaum Erwartungen an das Buch. Deswegen war ich umso überraschter, dass es mich so mitgerissen hat.
Vor allem das zum Teil interessante Figurenensemble hat dazu beigetragen. Angeführt wird es von einer starken Heldin, die sich in ihrem jungen Leben bereits oft zur Wehr setzen musste und das Ihre daraus gelernt hat. Und so muss sie auch sein, denn bei einigen ihrer reichen Mitschüler ist sie absolut nicht willkommen. Sie tut sich schwer, andere an sich heranzulassen, vor allem aufgrund ihrer schlechten Erfahrungen in der Vergangenheit. Gleichzeitig ist sie dank ihrer Neugier hin und wieder ziemlich leichtsinnig, was sie aber umso plastischer macht, da sie nicht ganz die supertoughe Außenseiterin ist. Das untermauern zudem ihre Zweifel und ihre Hartnäckigkeit, die sie viel menschlicher wirken lassen.
Die übrigen Charaktere erscheinen dagegen meist blass und eindimensional, da man kaum oder gar nichts über ihre Beweggründe erfährt. Unter ihnen ragte für mich hauptsächlich Alex positiv hervor, der anfangs nicht recht durchschaubar war und meine Aufmerksamkeit erregt hat. Doch nur noch der Täter ist neben Clara präsenter und greifbarer in seinem Tun und seinen Motiven und ihr somit ebenbürtig.


Der Schreibstil passt gut zu einem Roman dieses Genres: Er lässt sich sehr leicht lesen, ist nicht zu anspruchsvoll und verhältnismäßig schnörkellos. Dennoch schafft es die Autorin, die Emotionen ihrer Protagonistin und vor allem den frei erfundenen Schauplatz ihrer Geschichte dem Leser richtig bildlich vor Augen zu führen. Aber nicht bloß das fesselt einen an die Seiten, sondern auch die Spannung, die die Handlung erzeugt. Falsche Fährten, unheimliche Orte und die Sicht des Mörders, aus der ein paar der Zwischenkapitel geschildert sind, sorgen dafür, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Dazwischen bietet die angenehm unaufdringliche Liebesgeschichte genügend Abwechslung und lockert die düstere Atmosphäre auf, ohne fehl am Platz zu wirken.
Das Brisanteste ist allerdings Mobbing und dessen dramatische Folgen, die in dem Roman aufgegriffen und eindringlich dargestellt werden. Und darin liegt ein bisschen meine Kritik: Ich bin nicht der Meinung, dass das Thema verharmlost wird. Allerdings ist Clara jemand, der die Schikanen der anderen relativ unbeschadet übersteht. Da fehlte mir einfach noch ein wenig die direkte Perspektive eines Opfers, das sich nicht derart gut zu wehren weiß. Die objektive Schilderung durch Dritte reichte mir da nicht vollkommen aus.


Fazit

Krähenmann ist ein fesselnder Jugendthriller, der besonders die Zielgruppe bestens unterhalten kann. Die starke Heldin, die auch ihre Schwächen zeigt, ein brisantes Thema, das den nachvollziehbaren Hintergrund bildet, und eine spannende, nicht leicht zu durchschauende Handlung machen das Positive an dem gesamten Roman aus.
Nur leider wirken die meisten Nebencharaktere etwas blass und die Folgen des Mobbing erlebt man lediglich indirekt mit, was ihre Eindringlichkeit ein bisschen schmälert.
Wer mitreißenden Geschichten liebt, dessen toughe Hauptfigur sich meistens zu behaupten weiß, Teenagerdetektiven viel abgewinnen kann und dabei auch gerne aktiv miträtselt, der sollte sich dieses Buch mal näher ansehen.

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Fast so gut wie der erste Teil, nur anders

Sapphique
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Nachdem ich den ersten Band von Catherine Fishers Dilogie gelesen hatte, wusste ich, dass ich mir unbedingt auch den zweiten holen musste. Sapphique hat mich sehr verblüfft, nur ganz anders, als ich erwartet ...

Nachdem ich den ersten Band von Catherine Fishers Dilogie gelesen hatte, wusste ich, dass ich mir unbedingt auch den zweiten holen musste. Sapphique hat mich sehr verblüfft, nur ganz anders, als ich erwartet hatte.
Die Figuren sind sich erfreulicherweise treu geblieben und bestechen gleichzeitig mit neuen Seiten, die nach und nach zum Vorschein kommen. Hatte ich im Vorgänger noch das Gefühl, die Autorin würde irgendwann dazu übergehen, Finn und Claudia zu verkuppeln, wird nun deutlich, wie unterschiedlich sie wirklich sind. Finn wirkt fast etwas verloren dort in der Außenwelt, während Claudia allmählich erkennt, dass sie sich ihren Plan, die Königin loszuwerden, doch etwas zu einfach vorgestellt hat. Die Ernüchterung der beiden wird wunderbar realistisch dargestellt, ebenso diejenige bei Keiro, der sich in seine Wut auf seinen besten Freund regelrecht hineinsteigert. Man kauft sie ihm sofort ab, selbst wenn man hofft, dass er dadurch nicht zum Bösewicht wird. Attia bildet da den perfekten Gegenpart zu ihm und schafft es immer wieder, ihn auf den Boden zurückzuholen, mag es auch erst nicht danach aussehen. Aber am meisten hat mir diesmal Jared gefallen, der heimliche Held, der zerrissen ist zwischen dem Wunsch gesund zu werden und Claudia zu retten, was ihn zur tragischsten Figur des Ensembles macht.


Der Schreibstil lehnt sich an den ersten Teil an und beschreibt immer wieder die fremde Welt, in der die Protagonisten um ihr Leben kämpfen müssen, in anschaulichen Bildern. Doch im Gegensatz zu Incarceron halten sich diese Beschreibungen in überschaubaren Grenzen, was oft richtig schade ist. Ich hätte gerne mehr über die Außenwelt und vor allem das Innere des Gefängnisses erfahren, gerade weil es sich so vielfältig verändern kann. Eben das, was dem Vorgänger seinen Reiz verliehen hat, fehlt hier fast völlig. Dabei bleibt die dunkle Atmosphäre des Vorgängers etwas auf der Strecke, was nicht heißt, dass der Roman nicht spannend genug wäre.
Denn die Autorin beweist auch hier ihren Ideenreichtum und weiß mit so einigen unerwarteten Wendungen zu überraschen. Vor allem die Auflösung mancher Rätsel und Geheimnisse hat mich häufig erstaunt zurückgelassen, weil vieles erst im Nachhinein einen völlig logischen Sinn ergibt. Und selbst der teilweise umstrittene Schluss fällt darunter. Zwar hätte ich mir für bestimmte Charaktere etwas ganz anderes gewünscht, aber die Ereignisse sind stimmig und in sich abgeschlossen. Leider werden dabei nicht alle Fragen geklärt, was den einen oder anderen Leser schon mal frustrieren kann. Mir gibt es dafür viel Raum zum Spekulieren, was ich sehr mag.



Fazit

Sapphique ist eine gelungene Fortsetzung des Vorgängerbands Incarceron. Die Figuren werden glaubhaft weitergeführt und –entwickelt und mit neuen Facetten versehen, die Handlung ist spannend und strotzt besonders vor unerwarteten Wendungen und der Schreibstil ist, wie vom ersten Teil gewohnt, flüssig zu lesen und sehr anschaulich in seinen Beschreibungen.Leider erfährt man wenig Neues über das Innere des Gefängnisses oder andere Orte in der Außenwelt als die bereits vorgestellten. Außerdem bleiben viele Fragen offen, die ich gerne noch geklärt gehabt hätte.Wer den Vorgängerband liebt, sich gerne von dramatischen Szenen mitreißen lässt und einfallsreiche Dystopien mit nachvollziehbaren Charakteren zu schätzen weiß, der sollte sich auch den zweiten Teil von Catherine Fishers Dilogie unbedingt genauer ansehen.

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Veröffentlicht am 26.07.2023

Bilder einer Ehe auf dem Weg durch Europa

Drei auf Reisen
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Nachdem ich erfahren hatte, dass David Nicholls’ neustes Buch bald auf Deutsch erscheinen würde, musste ich mich einfach bei der Leserunde af Wasliestdu? dazu bewerben. Und obwohl mir Drei auf Reisen nicht ...

Nachdem ich erfahren hatte, dass David Nicholls’ neustes Buch bald auf Deutsch erscheinen würde, musste ich mich einfach bei der Leserunde af Wasliestdu? dazu bewerben. Und obwohl mir Drei auf Reisen nicht ganz so gut gefallen hat wie Zwei an einem Tag, konnte es mich trotzdem begeistern.
Besonders die Figuren fand ich toll gestaltet. Da die Geschichte aus seiner Sicht erzählt wird, erfährt man natürlich am meisten über Douglas, seine Gedanken, Gefühle und Beweggründe. Er ist kein einfacher Charakter, gefangen in seinen Wert- und Lebensvorstellungen für sich und seine Familie, die es ihm schwer machen, seine Empfindungen verständlich auszudrücken. Er glaubt zu wissen, was das Beste für seine Frau und seinen Sohn ist, erkennt aber nicht, dass sie über vieles ganz anders denken als er. Er ist ein strikt rational denkender Mann, der sich verzweifelt bemüht, alles richtig zu machen und daran scheitert, nicht zu bemerken, dass sein Richtig und Falsch nicht für alles und jeden gelten kann.
Ihm gegenüber steht seine Frau Connie, lebenslustig, kreativ, impulsiv und vor allem eher emotional veranlagt. Wie die zwei zusammengefunden haben, kann ich mir gut vorstellen, doch wie sie so lange zusammenbleiben konnten, ist mir ein Rätsel. Scheinbar war wirklich Albie, der typisch egoistische und gleichzeitig so unsichere und verletzliche Teenager, die Ursache dafür, dass ihre Ehe über zwanzig Jahre gehalten hat.


Der Schreibstil passt wunderbar zum Protagonisten, aus dessen Perspektive das Buch geschrieben ist: Relativ schnörkellos, kaum poetisch, einfach, mit viel verstecktem Humor und wenig emotional. Und dennoch stecken in ihm sämtliche Gefühle, die Douglas so sehr zu unterdrücken versucht. Denn darum dreht sich die Handlung hauptsächlich: Um einen Mann, der sich gezwungen sieht, sich selbst neu zu finden und sein Leben neu zu definieren, um das aussichtslose Festhalten an der Vergangenheit und eine schleichende, plötzlich offensichtliche Veränderung, die das bisher Gekannte auf den Kopf stellt. Das schildert Nicholls mit der nötigen Feinfühligkeit und Detailliertheit, sodass man die Geschehnisse und die Verhaltensweisen der Beteiligten toll nachvollziehen kann. Gerade der Schluss, unerwartet versöhnlich und dennoch nicht kitschig, zeigt, dass Verlust nicht unbedingt verletzende Einsamkeit zur Folge haben muss, wie manche meinen.
Leider verliert sich der Autor dabei oft in seinen Schilderungen und seinem stetigen Wechsel zwischen Damals und Heute, was die Story an einigen Stellen unnötig in die Länge zieht. Auch die einzelnen, an sich interessanten Orte der Reise hätten meiner Meinung nach vielleicht eine etwas größere Rolle spielen können. So wirken sie teilweise wie beliebig austauschbare Kulissen.


Fazit

Das neuste Werk von David Nicholls ist ein tiefgründiger, lebensnaher Roman über die Höhen und Tiefen einer Ehe und die Vergänglichkeit des Glücks. Mit nachvollziehbar gestalteten Charakteren, einer realistischen, ausführlich behandelten Thematik und einem versöhnlichen Schluss weiß das Buch zu überzeugen.
Leider tröstet das nicht über die ärgerlichen Längen zwischendurch hinweg und auch die einzelnen Stationen der Reise bleiben mir einfach oft zu blass.
Wer die Art des Autors zu erzählen liebt, gerne Geschichten über die Ernsthaftigkeit des Lebens und mit einem überraschenden Ende liest und sich für Figuren begeistern kann, die möglichst detailliert dargestellt sind, für den ist Drei auf Reisen wunderbar geeignet.

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