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Veröffentlicht am 25.11.2023

Packende Handlung in einem an ein Computerspiel erinnernden Setting

Die Enklave
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Die Idee des Buches, eine komplette Welt unter der Erde darzustellen, hat mich sofort fasziniert. Inhaltlich hat mich der Plot mit den unheimlichen Freaks sofort an Metro 2033 erinnert, das ich zwar noch ...

Die Idee des Buches, eine komplette Welt unter der Erde darzustellen, hat mich sofort fasziniert. Inhaltlich hat mich der Plot mit den unheimlichen Freaks sofort an Metro 2033 erinnert, das ich zwar noch nicht gelesen habe, aber zumindest das Computerspiel dazu kenne.
Atmosphärisch bringt die Autorin genau das rüber, was ich von diesem Schauplatz erwartet habe, und schafft sogar noch mehr: Die an eine frühe Kultur erinnernde Enklave mit ihren Lebensweisen und vor allem Richtlinien zum Überleben wird realitätsnah beschrieben. Bedrückend, düster, gefährlich, schnörkellos, so präsentiert sich dem Leser der Alltag in den alten U-Bahntunneln. Anfangs erkennt man kaum, dass man eigentlich eine Zukunftsversion der eigenen Gegenwart und keine Höhlen einer vergangenen Epoche vor sich hat. Erst nach und nach erschließt sich die wahre Tragweite einer Existenz in jener unwirklichen Umgebung. Dabei hat mich Ann Aguirre immer wieder überrascht, wie gut es ihr gelingt, diesen unbedarften Blick auf für uns so alltägliche Orte und vor allem Gegenstände darzustellen. Man wird regelrecht in die Perspektive Zweis hineingeworfen und kann sich daher auch sehr gut mit ihr identifizieren.


Der flüssige und fesselnde Schreibstil und die spannende, abwechslungsreiche Handlung tragen ihr Übriges dazu bei, dass man von der Geschichte gefangen genommen wird und unbedingt weiterlesen will. Die richtig dosierten Actionszenen und eine Liebesgeschichte, die sich entgegen anderer Dystopien nicht zu sehr in den Vordergrund drängt, haben mir besonders gut gefallen. Man ist wirklich mittendrin und fühlt sich nicht nur wie ein Beobachter.
Gerade deswegen ist es manchmal etwas ärgerlich, dass gewisse Ereignisse zu schnell abgehandelt werden. An einigen Stellen springt die Handlung von einem Schauplatz zum anderen, was einen schon mal aus dem kurzweiligen Lesefluss reißen kann. Obwohl die knappe Art der Berichterstattung sehr zu Zweis pragmatisch veranlagtem Charakter passt, wirkt sie hin und wieder doch zu knapp.



Fazit


Die Enklave bietet eine mitreißende Story und mit den zombieähnlichen Freaks Gegner, die auch männlichen Lesern zusagen könnten. Anlehnungen an gewisse Computerspiele sind auf alle Fälle gegeben, selbst wenn Zweis Schicksal wesentlich tiefgründiger gestaltet ist als die meisten Horrorshooter. Die Hauptfiguren wissen zu überzeugen, ihre Lebensweise und Lebenseinstellung sind perfekt auf die Umgebung abgestimmt, in der sie aufgewachsen sind. Ab und zu ist die Handlung nicht so detailreich geschildert, wie ich es gerne gehabt hätte, aber das hält sich in Grenzen.
Für all diejenigen, die eine andersartige Dystopie suchen, bei der weniger irgendwelche romantischen, sondern eher actionreiche Szenen im Vordergrund stehen, ist der Roman bestens geeignet.

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Veröffentlicht am 24.11.2023

Neue Dimensionen der Unterdrückung

Die Tribute von Panem 2
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Der zweite Band der Tribute-von-Panem-Trilogie beginnt scheinbar ruhig, aber man merkt sofort, dass sich etwas verändert hat. Die Atmosphäre ist angespannter, bedrohlicher als noch im ersten Buch, man ...

Der zweite Band der Tribute-von-Panem-Trilogie beginnt scheinbar ruhig, aber man merkt sofort, dass sich etwas verändert hat. Die Atmosphäre ist angespannter, bedrohlicher als noch im ersten Buch, man spürt förmlich die Gefahr für Katniss und Peeta, die in der Luft liegt. Nicht nur dass die beiden nun ständig unter Beobachtung stehen, auch die Sicherheitsmaßnahmen in den einzelnen Distrikten werden erheblich verschärft. Und das alles mündet in den fünfundsiebzigsten Hungerspielen. In dieser Hinsicht folgt Gefährliche Liebe dem Aufbau seines Vorgängers, lediglich ein höherer Druck liegt diesmal auf den Figuren, die realistisch fortgeführt und weiterentwickelt werden. Aber ein reiner Abklatsch von Tödliche Spiele ist es ganz gewiss nicht. Denn sobald die zwei Hauptcharaktere in der Arena ankommen, ahnt man schon, dass diesmal erheblich mehr auf dem Spiel steht als das nackte Überleben.


Dabei wird einem vor allem Katniss’ Zwiespalt näher gebracht, wer ihr mehr am Herzen liegt: Peeta oder ihr Freund Gale. Nach außen hin ist sie gezwungen, Ersteren zu lieben, doch würde sie dies auch aus freien Stücken tun? Auf jene eindringliche Art verdeutlicht die Autorin sehr gut, wie weit das Kapitol geht, um die persönliche Freiheit seiner Bürger einzuschränken, bloß um seine Macht zu demonstrieren und die Oberhand zu behalten. Und was einige Menschen auf sich nehmen, um sich von solchen Zwängen zu befreien. Genau das steht hier im Mittelpunkt, weniger die grausamen Machenschaften der Unterhaltungsindustrie wie noch im ersten Band.
Das Einzige, was mich etwas gestört hat, waren die Längen zu Anfang der Geschichte. Das fällt vor allem im Vergleich zu den Kapiteln in der Arena, die umso spannender gestaltet sind, negativ auf.


Fazit

Gefährliche Liebe setzt da an, wo Tödliche Spiele aufgehört hat. Erneut erschafft Suzanne Collins eine bedrückende Atmosphäre, die mit jeder Seite ganz neue Dimensionen gewinnt. Aus Katniss’ Sicht erlebt man mit, wie weit Präsident Snow geht, um seine Herrschaft zu untermauern und wie gut er in der Lage ist, noch tiefer in die Privatsphäre der Bürger einzugreifen. Vor diesem Hintergrund werden die bekannten Figuren konsequent und charaktergetreu weitergeführt und ausgebaut. Und auch die neuen Protagonisten wissen zu begeistern, vor allem weil man von den meisten anfangs nicht weiß, was man von ihnen halten soll. Das macht die Szenen in der Arena weitaus spannender als diejenigen im ersten Teil und tröstet über die Längen am Anfang des Buches hinweg.
Eine wirklich gelungene Fortsetzung und definitiv kein müder Abklatsch des ersten Teils!

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Veröffentlicht am 24.11.2023

Noch mitreißender als der erste Tei

Die Bestimmung - Tödliche Wahrheit
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Nur drei Tage sind nach dem Ende des ersten Bandes vergangen und ihre gesamte vorherige Welt liegt bereits in Scherben. Nicht nur die äußere, sondern auch die innere, psychische. Denn Tris’ Gewissensbisse ...

Nur drei Tage sind nach dem Ende des ersten Bandes vergangen und ihre gesamte vorherige Welt liegt bereits in Scherben. Nicht nur die äußere, sondern auch die innere, psychische. Denn Tris’ Gewissensbisse gegenüber Tobias und später auch gegenüber Christina werden eindringlich beschrieben und bilden den emotionalen Mittelpunkt der Geschichte. Ihre Verzweiflung, ihre Verweigerung, sich zu öffnen, ihre Angst, aufgrund dieser Tat all ihre Freunde zu verlieren, werden sehr nachvollziehbar dargestellt und bringen dem Leser den Charakter noch näher.
Auch die übrigen Protagonisten erlebt man in ganz neuem Licht, allen voran Tobias, Peter, Caleb und Marcus. Man erkennt schnell, dass sie nicht unbedingt die sind, für die man sie im Vorgängerroman noch gehalten hat. Sie zeigen völlig unerwartete Seiten an sich, ohne dass sie dadurch unglaubwürdig oder unrealistisch erscheinen.


Aber natürlich kommen dabei die Ereignisse rund um die Verschwörung der Ken nicht zu kurz, was zur Folge hat, dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Es gibt bloß wenige Szenen, die nicht spannend und mitreißend geschrieben sind, und jede Menge überraschende Wendungen erhöhen das Tempo umso mehr.
Dabei lernt man wie nebenbei wesentlich mehr über die anderen Fraktionen, die man bisher nur dem Namen nach kannte, und über ihre Lebensweisen. Die Welt, die Veronica Roth erschaffen hat, wird dadurch vielfältiger und greifbarer.
Und was ich noch am ersten Band bemängelt habe, nämlich dass man rein gar nichts über die Außenwelt erfährt, gewinnt hier eine Dimension, mit der ich wirklich nicht gerechnet hätte. Das Ende gibt in der Hinsicht erstaunliche Erkenntnisse preis, sodass ich jetzt schon dem Abschluss der Trilogie entgegenfiebere, der im Oktober zunächst auf Englisch erscheint.



Fazit

Tödliche Wahrheit gelingt das, was ich nicht unbedingt vermutet hatte: Dass er besser ist als der erste Teil. Die Autorin präsentiert dem Leser eine gelungene Mischung aus Action und Drama, nachvollziehbarer Charakterentwicklung und überraschender Wendungen. Tris’ und Tobias’ Welt wird genauer beleuchtet und man erhält einen tieferen Einblick in die bisher vernachlässigten Fraktionen sowie in die Gruppe derjenigen, die keiner Fraktion angehören. All dies zwingt einen regelrecht dazu, weiter zu lesen und man kann den Roman kaum zur Seite legen aufgrund der temporeichen Erzählweise.
Eine überragende Fortsetzung, die einen sehnsüchtig auf den Nachfolger warten lässt!

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Veröffentlicht am 24.11.2023

Überraschend andere Dystopie!

Incarceron
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Catherine Fishers Roman hat mich gleich zu Anfang mit seiner dargestellten Welt überrascht und begeistert. Anstatt einer fortschrittlichen Gesellschaft begegnet man einer bewusst rückständigen Zukunft, ...

Catherine Fishers Roman hat mich gleich zu Anfang mit seiner dargestellten Welt überrascht und begeistert. Anstatt einer fortschrittlichen Gesellschaft begegnet man einer bewusst rückständigen Zukunft, in der moderne Erfindungen nur versteckt genutzt werden und sogar in der Öffentlichkeit verpönt sind. Selbst innerhalb des Gefängnisses, der größten technologischen Errungenschaft in dem Buch, herrschen dieselben Zustände, was der gesamten Geschichte auch etwas Magisches, Unwirkliches verleiht. Zumal die Dimensionen von Incarceron selbst erst nach und nach offenbart werden und man auf den ersten Seiten regelrecht in die Story hineingeworfen wird. Wer die einzelnen Figuren sind und welche Rolle sie spielen, erfährt man nicht sofort, sondern taucht langsam und gemächlich in ihre Lebensumstände ein. Dadurch lernt man immer wieder neue Seiten an ihnen kennen, mit denen man vorher nicht gerechnet hätte. So werden nicht nur Finn und Claudia sehr lebendig dargestellt, sondern auch die Nebencharaktere wie Jared, Keiro, Gildas oder Attia.


Genauso unerwartete Wendungen durchziehen die Handlung und werfen den Leser von einer spannenden Szene in die nächste. Aus zwei Perspektiven, inner- und außerhalb des Gefängnisses, erzählt, nähern sich beide Seiten aneinander an, flüchten aufeinander zu, lediglich durch die Kommunikationsfunktion der zwei Schlüssel miteinander verbunden. Dabei gewinnt man besonders einen tieferen Einblick in die unterschiedlichsten Landschaften innerhalb von Incarceron, die Vielzahl seiner Bewohner und teilweise auch in sein „Seelenleben“. Leider bleibt vieles im Dunkeln, zum Beispiel wie das Gebilde lebendig wurde und ob es sich um eine Art künstliche Intelligenz handelt oder um etwas Vergleichbares. Das lässt es wirklich zu einem Biest werden, einer Märchenkreatur, deren Beweggründe schwer zu deuten sind.
Dasselbe gilt ebenso für die Motive der Außenwelt, sich zu einer veralteten, stagnierenden Gesellschaftsform zurückzuentwickeln. Doch vielleicht geben die Folgebände mehr Aufschluss darüber.

Fazit

Dieser Roman ist wirklich eine gelungene Fantasy-Dystopie, der Anfang einer Reihe, die eine völlig neue Atmosphäre verspricht. Spannend und mitreißend geschrieben begeistert das Buch vor allem durch seine interessanten und lebensechten Figuren und eine ungewöhnliche Handlung. Das lebendige Gefängnis bietet ein sehr interessantes Setting, über das man gerne noch mehr erfahren würde, besonders über das Wesen Incarceron selbst, das bisher wie ein undurchsichtiges Fantasiegeschöpf auf den Leser wirkt.
Ich werde mir auf alle Fälle den Nachfolger Sapphique besorgen.

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Veröffentlicht am 16.10.2023

Anrührende Geschichte über ein kleines Wunder namens August

Wunder
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Ich muss gestehen, dass ich dem Cover zwar schon öfter begegnet bin, aber nie wusste, um was es in dem Roman ging. Deswegen war es eher ein Spontankauf, weil mich der Klappentext sofort angesprochen hat ...

Ich muss gestehen, dass ich dem Cover zwar schon öfter begegnet bin, aber nie wusste, um was es in dem Roman ging. Deswegen war es eher ein Spontankauf, weil mich der Klappentext sofort angesprochen hat und ich nach etwas gesucht habe, das mich genauso begeistern würde wie Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Als Erstes hat mich der Hauptcharakter für sich eingenommen. August ist ein liebenswerter Junge, der mit all seinen Ängsten, Hoffnungen und vor allem mit seinem Witz überzeugt. Ein Junge, mit dem jeder gerne befreundet wäre, was die Ablehnung seiner Mitmenschen noch tragischer macht. Man fühlt und leidet mit ihm, gerade weil seine Umgebung so lebensnah auf ihn reagiert: Mit Geschocktheit, Demütigungen, Beschämtheit, sogar Ekel und andererseits mit der unerschütterlicher Liebe, die nur Eltern verspüren können.
Doch auch die anderen Figuren, vor allem diejenigen, aus deren Sicht die Geschichte noch geschildert ist, sind genauso wunderbar gestaltet: Wie Kinder in dem Alter zwischen zehn und fünfzehn Jahren, hin- und hergerissen zwischen dem, was sie fühlen, und dem, was andere von ihnen erwarten.


Der einfache Schreibstil erleichtert es einem sehr, sich in die Protagonisten hineinzufühlen. Er wechselt von Perspektive zu Perspektive, was dazu beiträgt, dass man sich schnell zurechtfindet und immer weiß, aus welchen Augen man gerade das Geschehen betrachtet. Dennoch ist dieses Geschehen wesentlich komplexer, als es anfangs den Anschein hat. Denn nicht allein die Kinder und Jugendliche verhalten sich gegenüber August grausam, sondern auch so mancher Erwachsener steckt voller Vorurteile, die an seine Sprösslinge weitergereicht werden. Deren Haltung dürfte für jüngere Leser aus Augusts Altersgruppe etwas schwer verständlich sein, weshalb der Roman meiner Meinung nach auch für Ältere sehr gut geeignet ist. Es ist zumindest lehrreich zu lesen, wie bösartig gewisse Eltern werden können, wenn etwas nicht ihren Vorstellungen entspricht.
Leider wird gerade diese Feindseligkeit ein bisschen zu leicht abgehandelt. Zum Schluss verläuft jener Handlungsstrang komplett im Sand, was ihm teilweise die Schärfe nimmt, die er eigentlich haben sollte.



Fazit


Mit Wunder ist Raquel J. Palacio ein ganz besonderes Werk gelungen: Die Hauptfigur bezaubert von Anfang an mit Witz, Unsicherheit und ihrer Tapferkeit. Der sehr gut verständliche, schnörkellose Schreibstil passt perfekt zu den liebevoll gezeichneten Charakteren, aus deren Sicht die Geschichte geschrieben ist. Allerdings ist das Buch nicht nur etwas für Kinder um die 10, sondern auch für ältere Leser geeignet, selbst wenn die negativen Reaktionen Erwachsener auf Augusts Aussehen zu schnell an Bedeutung verlieren.
Jeder, der sich für Jugendromane wie Das Schicksal ist ein mieser Verräter begeistern kann, wird diesen sympathischen kleinen Helden lieben.

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