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Veröffentlicht am 27.11.2023

Assassins Creed trifft auf die Bourne Identität

Der Prinz der Schatten
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Die Geschichte beginnt unvermittelt mit einer Reihe von Szenen, die anfangs scheinbar nur wage oder gar nicht miteinander in Zusammenhang stehen. Man wird regelrecht hineingeworfen in das Geschehen um ...

Die Geschichte beginnt unvermittelt mit einer Reihe von Szenen, die anfangs scheinbar nur wage oder gar nicht miteinander in Zusammenhang stehen. Man wird regelrecht hineingeworfen in das Geschehen um den Namenlosen, der einer Mischung aus Jason Bourne und Altair aus der Computerspielserie Assassins Creed ähnelt: Ein Auftragsmörder mit erstaunlichen Fähigkeiten in einem Reich, das dem Nahen Osten des Mittelalters nachempfunden zu sein scheint, der sich nicht einmal an seinen Namen erinnern kann und aus dem Grund gejagt wird. Es dauert etwas, bis man in die Story hineinfindet und mit den unterschiedlichen Figuren warm wird, was aber nicht darin liegt, dass diese nicht interessant oder nicht vielschichtig genug wären. Vielmehr präsentiert der Autor die Hintergründe nur in wohldosierten Häppchen wie einzelne Puzzlestückchen, die allmählich ein Ganzes ergeben. Mit jeder Szene erfährt man mehr, taucht tiefer in die dargestellte Welt und die Gedanken und Gefühle der Charaktere ein, bis sich alles zusammenfügt und in einem großen Showdown gipfelt. Und auf diese Weise wird auch die Spannung aufgebaut: Zuerst will man mehr über die einzelnen Protagonisten und ihre Motive wissen und dann alles darüber, ob und wie ihre Pläne erfolgreich sein werden.


Das alles kleidet Fink in einen Sprachstil, der einerseits sehr flüssig zu lesen ist, andererseits aber auch nicht zu banal daherkommt. Stimmige Beschreibungen schaffen eine zur Handlung passende Atmosphäre und machen es dem Leser leicht, sich Atgath und seine Umgebung bildlich vorzustellen.
Dabei benötigt dieses Stück High-Fantasy-Literatur keine neuen oder altbekannten übernatürlichen Rassen, es gibt lediglich wenig nicht-menschlichen Wesen. Typische Rassen wie Elfen, Orks, Oger oder Zwerge sucht man vergeblich. Dagegen wird die Magie detailliert und mit deutlichem Bezug zu den Elementen dargestellt, was sicher noch weiter ausbaufähig ist. Allerdings bieten die zwei Folgebände genug Gelegenheit dazu.


Der Prinz der Schatten ist der spannende Auftakt zu einer fantastischen Trilogie mit facettenreichen Figuren, die viel Spielraum lassen, sich in den restlichen Büchern der Serie neu zu präsentieren. Bis jetzt sind nicht alle Motive und Geheimnisse gelüftet oder die Geschichte zu Ende erzählt. Man möchte sofort nach der letzten Seite weiterlesen und mehr über das Schicksal des Assassinen ohne Namen erfahren.
Denn trotz anfänglicher Schwierigkeiten mit den unterschiedlichen Perspektiven bietet der Roman fesselnde Unterhaltung vor morgenländischer Kulisse und macht definitiv Lust auf Mehr aus dem Goldenen Meer und seinen angrenzenden Reichen.

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Veröffentlicht am 27.11.2023

Beklemmender Horrorthriller im mexikanischen Dschungel

Dickicht
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Die Handlung beginnt schleppend, fast zu schleppend und erst nach einigen Seiten gewinnt sie an Fahrt. Allerdings wird die Spannung eher schleichend als wirklich rasant aufgebaut, mit wenigen kleinen ...

Die Handlung beginnt schleppend, fast zu schleppend und erst nach einigen Seiten gewinnt sie an Fahrt. Allerdings wird die Spannung eher schleichend als wirklich rasant aufgebaut, mit wenigen kleinen Hinweisen darauf, dass die Freunde den Ausflug lieber nicht angetreten hätten. Manche von ihnen sind sogar etwas zu auffällig und wirken etwas konstruiert, besonders die unguten Gedanken, die die Gruppe vor ihrer Abreise überfallen und dennoch nicht aufhalten.
Kaum sind die Sechs am Ziel, nimmt die beklemmende Atmosphäre zu. Dabei thematisiert der Autor hauptsächlich die einzelnen Reaktionen der unterschiedlichen Charaktere auf die auf sie lauernde Bedrohung und die langsam Gestalt annehmende Erkenntnis, woher die eigentliche Gefahr für ihr Leben droht. Dabei geht er weniger reißerisch und voller Schockeffekte, sondern eher psychologisch vor. Die Figuren gewinnen an Tiefe und zeigen neue Facetten an sich, ohne übertrieben oder aufgesetzt zu erscheinen. Sie handeln auf die Art, die zu ihnen passt, und das bis zum Schluss.


Trotzdem wird man mit ihnen nicht so richtig warm. Sie sind nicht unbedingt unsympathisch, aber man kann mit ihnen nur begrenzt mitleiden. Manche ihrer Handlungen sind auch nicht wirklich nachvollziehbar. Es bleibt immer eine gewisse Distanz zwischen ihnen und dem Leser, was es schwer macht, sich in sie hineinzuversetzen. Und das obwohl die Story lediglich aus ihrer Sicht geschildert ist.
Aus dem Grund wird man auch über die Hintergründe der Bedrohung völlig im Unklaren gelassen, was ziemlich schade ist. Wie die Protagonisten kann man nur spekulieren, was bloß bedingt die eigene Neugier stillt.


Dickicht ist ein auf eine beklemmende Weise spannender Horrorthriller, der vor allem durch das Grauen besticht, das sich die Hauptcharaktere selbst in ihren Köpfen ausmalen. Der Gegner, dem sie gegenüberstehen, ist eher gerissen als übermäßig brutal, was einen gewissen Reiz der Geschichte ausmacht und sie von anderen einzig auf Schockelemente ausgerichtete Romane desselben Genres unterscheidet. Die Grundidee dahinter ist zwar nicht wirklich neu, aber innovativ umgesetzt und mit unerwarteten Wendungen gespickt.
Allerdings ist das offene Ende derart vorhersehbar, dass man trotz des Cliffhangers nicht unbedingt wissen muss, wie es weitergeht.

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Veröffentlicht am 27.11.2023

Dämonenpakt mal anders

Die Wächterdämonen
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Das Dämonensiegel ist der erste Band der Wächterdämonenquadrilogie über Morten und Damian alias Seere. Dass es sich zugleich um eine homoerotische Serie handelt, wird ziemlich schnell deutlich. Denn die ...

Das Dämonensiegel ist der erste Band der Wächterdämonenquadrilogie über Morten und Damian alias Seere. Dass es sich zugleich um eine homoerotische Serie handelt, wird ziemlich schnell deutlich. Denn die Handlung dreht sich überwiegend um die beiden Hauptcharaktere, die sich erst bloß körperlich und dann auch emotional näherkommen. Die Beziehung zwischen dem Mensch und dem Dämon wird geschmackvoll und komplex, wenn auch etwas hastig dargestellt. Reibungspunkte sind durchaus vorhanden und machen die Lektüre interessant. Auch die Art und Weise, wie der Pakt im wortwörtlichen Sinn besiegelt wird, hat mich überrascht und ist mal etwas ganz anderes. Allerdings hätte ein bisschen mehr Ausführlichkeit der Story noch besser getan. Die zwei Protagonisten an sich sind sehr sympathisch und liebevoll gezeichnet. Im Gegensatz dazu wirken die Nebenfiguren etwas platt und nebensächlich, obwohl sie durchaus Potenzial haben, dem Meisterdieb und seinem Geliebten an charakterliche Tiefe das Wasser reichen zu können. Andere, wie Mortens Ex, scheinen nur Füllwerk zu sein, zumindest bis jetzt. Da die Geschichte durch das offene Ende deutlich als Mehrteiler ausgelegt ist, den man einfach weiterlesen muss, ist noch nicht klar, ob dies auch so bleibt oder ob die anderen Dämonen und Sterblichen nicht vielleicht doch eine größere Rolle spielen werden.


Der Schreibstil sorgt dafür, dass man den Roman in einem Rutsch durch hat. Anfangs ist er gewöhnungsbedürftig anders, etwas holprig in den Formulierungen, aber mit jeder Seite gewinnt er allmählich seinen ganz eigenen Charme. Leider ist das Buch sehr kurz geraten und die eigentliche Handlung abseits der Liebesbeziehung beginnt erst in den letzten Kapiteln. Das frustriert, vor allem wenn man den zweiten Teil der Reihe nicht gleich zur Hand hat.
Auch hätten ein paar Begebenheiten, die in wenigen Zeilen abgehandelt werden, ruhig etwas ausgeschmückt werden können.


Der erste Band der Wächterdämonen bietet einen schönen Einstieg in die Welt, die die beiden Autorinnen geschaffen haben. Die zwei Hauptcharaktere werden ansprechend dargestellt, sodass man sie sich gut vorstellen kann, auch wenn sie ihre Gefühle füreinander etwas zu schnell entdecken. Ebenso hätte das Drumherum ein bisschen Mehr durchaus vertragen. Denn richtiges Potenzial hat die Story rund um Morten und Damian/Seere allemal, da die Variante des Dämonenpakts originell und einfallsreich erzählt wird.
So jedoch wird man auf die Folgebände warten müssen und darauf, wie sie die Geschichte fortführen und welche Kniffe, Wendungen und interessante Nebenfiguren sie für den Leser bereithalten.

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Veröffentlicht am 27.11.2023

Britische Gewandtheit und neuseeländisches Temperament im Kampf für die Krone

Books & Braun
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Der erste Band der Reihe beginnt buchstäblich mit einem Knall. Eliza beweist bereits auf den ersten Seiten ihr Können im Umgang mit Sprengstoff, mit grandios britisch trockenem Humor kommentiert von Books, ...

Der erste Band der Reihe beginnt buchstäblich mit einem Knall. Eliza beweist bereits auf den ersten Seiten ihr Können im Umgang mit Sprengstoff, mit grandios britisch trockenem Humor kommentiert von Books, den sie aus der Gefangenschaft rettet. Dieser Stil zieht sich durch das gesamte Buch, in welchem unsere Helden sich entweder einen Schlagabtausch nach dem anderen hingeben oder ihre Gegner in actiongeladenen Szenen verfolgen. Meistens kombinieren sie beides, was die Handlung nicht nur spannend macht, sondern ihr auch einen besonderen Charme verleiht. Die typische Atmosphäre des Steampunk wird einfach genial umgesetzt mit all den interessanten und gleichzeitig so seltsam anmutenden Maschinen und dem viktorianischen Flair. Man fühlt sich sofort in die Zeit zurückversetzt und obwohl es solche Erfindungen damals nie gegeben hat, wären sie durchaus möglich gewesen.


Die wundervoll sympathischen Figuren tun ihr Übriges dazu. So gegensätzlich sie sind, so wundervoll ergänzen sie sich beruflich und privat. Die selbstbewusste, kämpferische Eliza, Meisterin im Umgang mit Waffen aller Art, geht gerne sprich- und wortwörtlich mit dem Kopf durch die Wand und kann ihr Temperament dabei nur selten zügeln. Wellington dagegen hasst Gewalt in allen Formen, versteckt sich lieber hinter Fakten und seinen technischen Spielereien und seinen Manieren, ist aber ein loyaler Partner und enthüllt im Laufe des Romans unter Elizas Einfluss immer mehr verborgene Talente. Die beiden sind ein perfektes Duo, das stets zu unterhalten weiß, egal wie bekannt einem gewisse Motive auch aus anderen Büchern vorkommen mögen. Die Idee des bösen Geheimbundes ist zum Beispiel wirklich nicht neu. Zudem bleiben die meisten Nebencharaktere eher blass, was aber auch daran liegen mag, dass ihre eigentlichen Beweggründe erst in den Folgebänden aufgeklärt werden. Andeutungen gibt es in dieser Richtung genug und man darf gespannt sein, was Die Janus-Affäre, der zweite Teil der Reihe, noch für den Leser bereithält.


Ich muss gestehen, dass ich mir das Buch hauptsächlich wegen der Kulisse, dem viktorianischen London, gekauft habe. Steampunk war mir vorher lediglich vom Hörensagen ein Begriff. Aber da ich Wild Wild West mit Will Smith und Kevin Kline sehr mochte, habe ich mich darauf eingelassen und es nicht bereut.
Natürlich ist einiges etwas überspitzt dargestellt und britischer Humor ist nicht jedermanns Sache. Aber mich haben die beiden Hauptprotagonisten so begeistert, dass ich mich regelrecht zwingen musste, beim Schmökern eine Pause einzulegen. Und Die Janus-Affäre liegt deshalb schon ganz oben auf meinem SuB.
Wer die typisch englische Ausdrucksweise liebt, dazu der viktorianischen Epoche und dem Genre Steampunk etwas abgewinnen kann und gerne spannende Stories mit viel Humor liest, der ist mit Das Zeichen des Phönix sehr gut beraten. Eine absolute Kaufempfehlung!

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Veröffentlicht am 27.11.2023

„Es kommt der Tag, an dem der richtige Weg ins Dunkel führt, statt ins Licht.“

Dark Canopy
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Dark Canopy ist ein Phänomen und zwar in mehrfacher Hinsicht. Der dystopische Roman beginnt mit einem berühmten Zitat Albert Einsteins über die Waffen der Menschen nach dem Dritten Weltkrieg, das für die ...

Dark Canopy ist ein Phänomen und zwar in mehrfacher Hinsicht. Der dystopische Roman beginnt mit einem berühmten Zitat Albert Einsteins über die Waffen der Menschen nach dem Dritten Weltkrieg, das für die gesamte Handlung bezeichnend ist: Außer der Maschine der Percents, die den Tag in Dunkelheit hüllt, taucht in der Geschichte kaum fortschrittliche Technologie auf. Manches wird angedeutet, aber die revolutionäre Technik anderer Zukunftsvisionen sucht man hier vergebens. Das verleiht der Story eine ganz eigene Atmosphäre, macht sie bedrückend realistisch. Hinzu kommt eine Sprache, die direkt, klar und einfach und gleichzeitig so bildgewaltig ist, dass sie einen sofort gefangen nimmt und man ihr ausgeliefert ist wie Joy ihren Bewachern. Man kann sich nicht dagegen wehren, hineingezogen zu werden in diese Welt, die so erschreckend und emotional aufwühlend ist.
Die Figuren machen es einem leicht, sich in sie hineinzufühlen, mit all ihren Ecken und Kanten, den Lernprozessen, die sie durchmachen und durchmachen müssen, so schmerzlich es auch ist. Das von mir als Überschrift gewählte Zitat verdeutlicht dabei nur allzu drastisch die Erkenntnis, zu der alle Protagonisten mehr oder weniger gelangen: Nicht immer sind Gut und Böse das, was sie scheinen und nicht immer ist die Dunkelheit der falsche und das Licht der richtige Weg.


Denn hier in Benkaus Buch sind die „barbarischen“ Percents nicht automatisch im Unrecht und die „armen“ Menschen nicht unbedingt im Recht. Die Grenzen verwischen so sehr, dass sie sich beinahe auflösen und das, was man zu wissen glaubt, auf einmal umgekehrt wird.
Eine grausame Wendung nach der nächsten verändert mit jeder Seite das Bild des Lesers auf die Charaktere und ihre Umgebung, doch trotzdem wirken sie an keiner Stelle unrealistisch oder aufgesetzt. Niemals schüttelt man den Kopf über die dargestellte Handlung, sie zwingt einen geradezu durch ihre Eindringlichkeit, einen anderen Blickwinkel zu betrachten und zu akzeptieren. Man kann nicht anders, es ist, als hätte man eine lückenlose Beweisführung vor sich, die einen emotional packt und nicht mehr loslässt.
Der manchmal leise, manchmal bitterböse und oft so spontan lebendige Humor tun ihr Übriges dazu und sorgt dafür, dass man sich bei jeder positiven Szene wohl zu fühlen beginnt, obwohl man spürt, dass das Glück so leicht zu zerstören ist wie Joys Wilde Malve.


Dark Canopy wurde mir schon im Vorfeld wärmstens ans Herz gelegt und als DER Geheimtipp 2012 gehandelt. Dementsprechend hoch waren meine Erwartungen an das Buch. Und es hat sie bei Weitem übertroffen. Jennifer Benkau hat eine Welt, Charaktere und eine Atmosphäre geschaffen, die einen nach dem Beenden des Romans noch lange in Gedanken verfolgt. Und das nicht nur aufgrund des Schlusses. Die grandiosen Figuren bewegen einen, bringen einen zum Nachdenken und unterhalten einen auf eine so tiefgründige Weise, wie man es selten erlebt.
Wenn ich könnte, würde ich dem Buch wesentlich mehr als fünf Sterne verleihen, aber leider sprengt das mein Bewertungssystem. Eine wirklich überragende Dystopie voller Spannung, Witz und vor allem klarer Weisheit, die einen definitiv fesselt. Ich warte schon jetzt sehnsüchtig auf den zweiten Band, Dark Destiny.

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