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Redrose

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.02.2021

Wunderbar verstörend und sprachgewaltig

Die wunderbare Kälte
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Die wunderbare Kälte ist der Debütroman von Elisabeth Rettelbach und obwohl ich Kälte alles andere als wunderbar finde, tatsächlich freue ich mich riesig auf den Frühling, hat mich das Buch alleine schon ...

Die wunderbare Kälte ist der Debütroman von Elisabeth Rettelbach und obwohl ich Kälte alles andere als wunderbar finde, tatsächlich freue ich mich riesig auf den Frühling, hat mich das Buch alleine schon deswegen interessiert, da es vom Kirschbuch Verlag herausgegeben wird.

Die vorherigen Bücher dieses Verlages waren alle irgendwie besonders, keine 08/15 Bücher, die man schnell liest und im nächsten Moment schon wieder vergessen hat, sondern Bücher, die noch lange haften bleiben.

Kai ist keine wunderschöne Protagonistin, in die sich jeder verliebt und die ein tolles Leben führt. Kai ist eine Einzelgängerin, die Nähe ablehnt, ja überhaupt nicht zulässt.

Nachts streift sie einsam durch die Dunkelheit. Winter ist ihre liebste Jahreszeit, denn dann kann sie in die erleuchteten Häuser starren und Menschen beobachten. Aber Kai ist nicht nur Beobachterin, sie betrachtet sich selbst als Marionettenspielerin und beeinflusst andere Menschen, mischt sich unerkannt in ihre Leben ein, spielt mit ihnen.

Die Autorin mutet ihren Lesern einiges zu. Ich fühle mich merkwürdig angezogen, eingesogen und ausgespuckt. Bin fasziniert und abgestoßen zugleich. Kai zu mögen ist wirklich nicht einfach. Zu bizarr sind ihre Verhaltensweisen. Und doch rührt sie etwas in mir. Etwas wie Bewunderung keimt auf. Wäre es nicht cool, so zu leben? Alles machen zu können, ohne die Konsequenzen zu fürchten, weil mir eh egal ist, was alle anderen von mir denken? Aber nein, ich selbst möchte dann doch nicht so sein. Ich möchte Gefühle zulassen, Nähe, Liebe empfinden und geben. Ich brauche Wärme und Geborgenheit, Vertrauen und Liebe. Das alles kennt Kai nicht und kann sie nicht.

Ich habe mir Gedanken über Kai gemacht. Was ist sie? Ist sie krank? Psychopathin? Leidet sie am Asperger Syndrom? Sind alle ihre Schilderungen überhaupt real oder passiert vieles auch nur in ihrer Fantasie? Die Autorin lässt das offen, lädt ein, selbst Vermutungen anzustellen und zu diskutieren.

Die wunderbare Kälte mit ihrer Antagonistin Kai hat mich in ihren Bann gezogen, ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen, verharrte in atemloser Spannung. Auch wenn ich nicht wie Kai bin und viele ihrer Handlungen nicht nachvollziehen konnte, war ich dennoch fasziniert und merkwürdig angezogen. Ich hatte Mitleid mit Kai und mein Herz tat weh bei ihren Handlungen. Wie sie sich selbst ihr eigenes Glück zerstört oder ist sie glücklich so, wie sie ist? Auch die anderen Protagonisten waren besonders und sind mir ans Herz gewachsen.

Mein Fazit: Kein Buch für Jedermann, aber wer sich darauf einlässt, entdeckt vielleicht wie ich eine seltsame Faszination, geht auf die Reise in die Abgründe der Seele von Kai und ist begeistert.

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Veröffentlicht am 28.02.2021

Hobby-Ermittlerin mit Suchtpotential

Zicke, zacke, tot
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Dies ist bereits der dritte Fall, in dem Karin Schneider ermittelt. Eigentlich ist sie ja Heilpraktikerin, aber sie „unterstützt“ die Polizei für ihr Leben gerne, auch wenn diese ihre „Hilfe“ nicht sonderlich ...

Dies ist bereits der dritte Fall, in dem Karin Schneider ermittelt. Eigentlich ist sie ja Heilpraktikerin, aber sie „unterstützt“ die Polizei für ihr Leben gerne, auch wenn diese ihre „Hilfe“ nicht sonderlich gerne sieht 😉

In Zicke, zacke, tot steht ein großes Volksfest im Vordergrund. Jeder kennt die Wiesn in München, vom Karpfhamer Fest hatte ich bisher noch nie gehört, obwohl die Stadt Bad Griesbach das Fest als „Oans wie koans“ bezeichnet 😉 Aber vielleicht liegt das auch daran, dass ich a) nicht aus Bayern komme und b) mit so großen Volksfesten, die in Bierseeligkeit enden, ohnehin nicht so viel anfangen kann. Egal.

Die Karin ist schon ein ganz spezieller Charakter. Eigentlich soll sie ja nur den Ehemann einer Bekannten im Auge behalten, aber dann entdeckt sie Ungereimtheiten bei einem angeblichen Selbstmord und schon dreht sich das Verdächtigten Karussell. Und mit Karussells kann die Karin eigentlich überhaupt nichts anfangen, davon wird ihr nämlich speiübel.

Die Polizisten nehmen ihre Hinweise überhaupt nicht gnädig auf und Karin verstrickt sich immer tiefer in ihre Verdächtigungen und Vermutungen. Und damit führt sie uns Leser auch immer tiefer in die Irre. Mir schwirrt der Kopf und ich weiß bald selbst nicht mehr, wen ich denn jetzt eigentlich verdächtigen soll. Ich liebe den Humor von Karin, glaube aber, dass sie im echten Leben sehr anstrengend wäre 😉 und empfinde fast ein wenig Mitleid mit den Polizisten.

Herrlich sind die Beschreibungen der Autorin über das Volksfest, ich habe mich mittendrin gefühlt, statt nur dabei 😉 konnte das Juchzen der Leute auf den Karussells hören, den Duft der frisch gebrannten Mandeln riechen, sah die aufgebrezelten Madeln in Dirndln und die feschen Jungs in den Lederhosen und hörte das angetrunkene Gejohle aus den Festzelten.

Und weil das Buch so lebendig und unterhaltsam war, habe ich es auch zicke, zacke durchgelesen gehabt.

Neben allem Witz und Spaß werden aber auch Themen aus dem aktuellen Leben behandelt. In Niederbayern leben eben Menschen wie du und ich und nicht immer ist das Böse so leicht zu erkennen.

Zicke, zacke, Hühnerk…. äh tot hat mir gut gefallen, ich hatte viel Spaß und bin schon sehr gespannt auf die nächste Bredouille, in die sich Karin bestimmt wieder verwickeln wird.

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Veröffentlicht am 21.02.2021

Wunderschönes Cover, spannender Inhalt, bitte mehr davon

Festbierleichen
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Festbierleichen ist bereits der dritte Roman um den Pfälzer Kommissar Frank Achill, der dieses Mal von seiner Kollegin Verena Bertling tatkräftig unterstützt wird. Und da sind natürlich noch sein Freund ...

Festbierleichen ist bereits der dritte Roman um den Pfälzer Kommissar Frank Achill, der dieses Mal von seiner Kollegin Verena Bertling tatkräftig unterstützt wird. Und da sind natürlich noch sein Freund André Sartorius und dessen russische Untermieterin Irina, die abseits des Polizeiapparats viel zur Aufklärung der Fälle beitragen.

Und in diesem speziellen Fall gibt es wahrlich viel zu ermitteln. Ein abgetrennter Finger, ein toter Wachmann, Erpressung und wer will eigentlich das Brezelfest in Speyer sabotieren?

Und dazwischen kleine Inseln der Glückseligkeit, in denen uns der Autor kurz verschnaufen lässt, um uns dann um so mehr in den Strudel der Ermittlungen zu ziehen.

Uwe Ittensohn hat die Gabe, den Leser zu fesseln und miteinzubeziehen. Ich saß gemeinsam mit André im Mediterraneo und freute mich auf Trüffelspaghetti, ich schlenderte über das Brezelfest und schnupperte den Duft der noch warmen Brezeln, der aus meiner Brezeltüte strömte, verfolgte einen Flüchtigen mit dem E-Scooter und erlebte Todesangst zusammen mit Irina im „Dschungelcamp“.

Festbierleichen hatte es wieder in sich, jede Menge Handlungsstränge wurden am Schluss gekonnt entwirrt, die Protagonisten sind mir noch mehr ans Herz gewachsen und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Fall mit unserem Ermittlerteam. Passend zum Anlass sage ich jetzt einfach mal Prost und vergebe eine Leseempfehlung für diesen spannenden Regionalkrimi. Und das Brezelfest in Speyer ist schon mal vorgemerkt 😉

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Veröffentlicht am 21.02.2021

Kein Bussi für den Bussi

Totentanz im Pulverschnee
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Arno Bussi hat es nicht leicht im Leben. Bei der Polizei in Wien wurde er aufs Abstellgleis gestellt und in der Liebe hat er auch kein Glück. Ständig verliebt er sich in die falschen Frauen und in Band ...

Arno Bussi hat es nicht leicht im Leben. Bei der Polizei in Wien wurde er aufs Abstellgleis gestellt und in der Liebe hat er auch kein Glück. Ständig verliebt er sich in die falschen Frauen und in Band 3 der Reihe um den sympathischen Arno Bussi trainiert er gerade für den Triathlon, um seinem neuesten Schwarm, der Franzi zu gefallen. Ganz schmal ist er geworden, ihr Bub, findet auch die Marrrrina, seine Mama mit dem rollenden R im Zungenschlag. Und deshalb muss er auch mit ihr mit in die Heimat, nach Tirol. Urlaub in Maria Schnee soll der Arno mit der Mama machen. Da hat er zwar keine Lust drauf, aber auch die Franzi findet, dass ihm das guttäte, also beugt er sich halt.

Aber statt Training in der Schwimmhalle und Erholung wartet ein neuer Fall auf den Arno. Die Eisprinzessin Rosa verschwindet, seine Mutter will gar eine Entführung gesehen haben und dann taucht auch plötzlich eine Leiche auf. In Maria Schnee wimmelt es von skurrilen Gestalten und die Obrigkeit möchte dem Arno das Ermitteln verbieten, aber der ist ja schließlich nicht nur zum Kaiserschmarrn essen da. Obwohl er das schon zelebriert und mir beim Lesen permanent der Mund wässrig gemacht wurde mit den Kaiserschmarrn Orgien. Ich glaube, das gibt es bei uns morgen zum Frühstück 😉

Das LKA Tirol in Form der Erna Katz mischt sich ein und diese resolute Frau, die sich in einer Männerdomäne durchsetzt, aber trotzdem mit ihrem Berliner Dialekt so sympathisch bleibt, bietet die ideale Ergänzung zum Arno. Ein Traumpaar in meinen Augen und vielleicht eines Tages die Chance für den Bussi, sich doch einmal in die Richtige zu verlieben?

Joe Fischler hat mit seinem Arno Bussi einen Helden der leisen Töne geschaffen, der nicht protzig daherkommt, immer mit den Widrigkeiten des Lebens zu kämpfen hat, aber dem Leser dafür immer mehr ans Herz wächst.

Auch viele Nebenfiguren sorgen für Spannung und immer neue Wendungen. Mein Herz blutet für die 93-jährige Anni, die noch immer ihr altmodisches Café betreibt, die Tochter, die nichts mit ihrer Familie zu tun haben möchte und so manche Leidensgeschichte wird aufgedeckt.

Ein rundum gelungener Tirolkrimi, der süchtig macht, nach mehr.

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Veröffentlicht am 14.02.2021

Schweizkrimi mit heißem Fasnachtsbrauch

Chienbäse
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Dieses Jahr fällt die Fastnacht bekanntermaßen aus und was liegt da näher, als ein Buch zu lesen, dass sich mit einem Fasnachtsbrauch beschäftigt.

Chienbäse von der Autorin Ina Haller ist bereits der ...

Dieses Jahr fällt die Fastnacht bekanntermaßen aus und was liegt da näher, als ein Buch zu lesen, dass sich mit einem Fasnachtsbrauch beschäftigt.

Chienbäse von der Autorin Ina Haller ist bereits der dritte Teil der Krimireihe um Samantha Kälin, der Inderin, die im schönen Baselbiet lebt und liebt. Ihre Liebe heißt Joel und er war im Vorgängerband ihr Chef in einem Pharmaunternehmen, aber als ihre Beziehung öffentlich wurde, hat sie gekündigt.

In dritten Band ist Samantha also gerade auf der Suche nach einer neuen Arbeitsstelle. Wer sich auch schon auf einen neuen Job beworben hat, kann nachvollziehen, wie in dieser Situation die Gefühlslage ist.

Sehr lebendig beschreibt die Autorin auch den Fastnachtsumzug, der Titelgebend ist und bei dem Wagen mit brennenden Besen und Feuerkörben durch die romantische Liestaler Altstadt fahren. Fast meint der Leser die Flammen emporlodern zu sehen und den Rauch zu riechen. Doch jäh wird das Fest unterbrochen, zumindest für Samantha und Joel, denn als ein Besenträger strauchelt und zu Boden sackt, stürzt der brennende Besen genau auf Samantha zu. Dass es sich dabei um keinen Unfall gehandelt hat, sondern der Mann ermordet wurde, erfahren die beiden erst am nächsten Tag, als sie von der Polizei befragt werden. Und es bleibt nicht bei einem Mord.

Lange Zeit tappen Polizei und Leser im Dunkeln, es bleibt nicht bei einem Mord und Samantha hat ein ums andere Mal das Gefühl, dass sie beobachtet wird und sie und Joels Familie in Gefahr sind.
Wem kann sie noch trauen, als die Polizei plötzlich Joel des Mordes verdächtigt?

Chienbäse ist ein spannender Krimi, bei dem der/die Täter nicht offensichtlich sind und den ich heute in einem Rutsch durchlesen musste, um endlich die Hintergründe für die Taten zu erfahren.

Die Fasnacht soll ja den Winter vertreiben und ich hoffe nur, dass es dieses Jahr auch ohne eine aktive Fasnacht gelingt, die aktuelle Kälte zu vertreiben und uns bald den Frühling zu schenken.

Bei Chienbäse loderten die Flammen auf jeden Fall schon recht hoch und ich muss mir das unbedingt mal in der Realität selbst ansehen. Auch einige andere Orte, die im Buch sehr anschaulich geschildert sind, haben Lust gemacht, diese baldmöglichst zu besuchen.

Auch ohne Vorkenntnisse der beiden anderen Bände kann man diesen Krimi problemlos lesen.

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