Chaos in den Magislanden
Das Zeichen der WahrheitIseult und Safi haben ein aufregendes Leben in Veñaza. Was genau sie eigentlich tun, wurde beim Lesen nicht wirklich ersichtlich. Sie überfallen irgendwelche Menschen, doch sind sie Diebinnen? Spione? ...
Iseult und Safi haben ein aufregendes Leben in Veñaza. Was genau sie eigentlich tun, wurde beim Lesen nicht wirklich ersichtlich. Sie überfallen irgendwelche Menschen, doch sind sie Diebinnen? Spione? Ausgebildet in Kampf und Geisteswissenschaften wurden sie von zwei Männern, von denen sie immer noch tatkräftig unterstützt werden. Mehr wird aber auch nicht bekannt, denn die Handlung beginnt schon nach wenigen Seiten. Was bei manchen Büchern sehr gut gelingt, sorgt hier für einige Verwirrung im Worldbuilding. Da der Fokus auf der Handlung selbst liegt, werden des Öfteren Gesetze und Rahmenbedingungen der Welt nicht erläutert. Was genau ist denn nun eine Strangschwester? Was hat es mit den drei Ländern auf sich, wo es doch mehr als nur drei Völker zu geben scheint. Wer steht zu wem? Diese Fragen konnten bis zum Schluss nicht zufriedenstellend geklärt werden und dämpfen das Leseerlebnis deutlich, denn die Tragweite bestimmter Handlungen und Geschehnisse ist einem als Leser oft nicht klar.
Das mehr oder weniger beschauliche Leben von Safi und Iseult wird nun jäh unterbrochen, als Safi mit ihrer Wahrheitsmagie zu einem Spielball in den politischen Intrigen dreier Länder werden soll. Um dies und eine frühzeitig Aufkündigung der Friedensverträge der drei Länder zu verhindern, flieht Safi zusammen mit Iseult und der Hilfe eines Prinzen. Auch hier wird für den Leser vieles im Dunkeln gelassen. Gut Safi kann Wahrheit von Lüge (jedenfalls mehr oder weniger) unterscheiden, doch die Macht, die sie dadurch eigentlich hat wird nicht deutlich gezeigt. Vielmehr hat diese Magie für Safi keinen Nutzen und nimmt die meiste Zeit auch eine Rolle in den hintersten Reihen ein. Dafür verlässt sie sich auch nicht darauf, sondern vielmehr auf ihre Körperkraft und Geschicklichkeit. Das in diesem Buch vor allem starke Frauen eine Rolle spielen ist großartig. Keine Männer, die es besser können oder noch besser kämpfen können, wie das oft in solchen Fantasy-Romanen der Fall ist.
Ein ganz kleines bisschen Romantik gibt es auch noch.
Wer der englischen Sprache mächtig ist, sollte den Roman lieber auf Englisch lesen, denn die Entscheidung, zum Beispiel das Wort "Truthwitch" mit "Wahrheitsmagis" zu übersetzen und die "Witchlands" zu den "Magislanden" zu machen, ist etwas unglücklich.
Alles in allem ein Roman, der vor allem durch seine starken weiblichen Protagonisten und seine Erzählgeschwindigkeit überzeugt, dafür aber beim Worldbuilding deutliche Schwächen aufweist. Wer die drängenden Fragen über das große warum und den Aufbau der Welt in den Hinterkopf schieben kann, darf sich aber auf einen spannenden Fantasyroman freuen.