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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.06.2018

In einer Nacht durchgelesen

Tochter der Götter - Eismagie
1

Schon der erste Band dieser mythologischen Romantasy-Abenteuer-Geschichte konnte mich absolut begeistern und ich hatte dementsprechend hohe Erwartungen an die Fortsetzung. Den Göttern sei Dank wurde ich ...

Schon der erste Band dieser mythologischen Romantasy-Abenteuer-Geschichte konnte mich absolut begeistern und ich hatte dementsprechend hohe Erwartungen an die Fortsetzung. Den Göttern sei Dank wurde ich nicht enttäuscht!

Nachdem im ersten Band noch sehr viel Aufbauarbeit betrieben wurde, machen sich Cat und Griffin nun daran ihre hochgeseckten Ziele zu verwirklichen und eine neue Welt zu scaffen. Dabei erfährt man auch endlich mehr darüber, wer Cat wirklich ist (obwohl ich denke, dass das im ersten Band schon relativ offensichtlich war) und erlebt zusammen mit Team Beta wieder eine spannende, actionreiche Reise durch Thalyria. Einige der Elemente der Handlung waren nicht unbedingt originell (Aufgaben die erfüllt und Rätsel die gelöst werden müssen, Wettkämpfe, magische Geschenke...) aber sie wurden stets so wunderbar humorvoll und in genau der richtigen Länge beschrieben, dass es nie langweilig wurde und auch nicht störte, wenn man sich an andere Geschichten erinnert fühlte. Stattdessen habe ich öfter lauthals gelacht, um mich dann schnell wieder zusammenzureißen, damit ich weiterlesen konnte.
Die Autorin hat einfach einen brillanten Schreibstil, der einen in diese Welt einsaugt und nicht mehr loslässt, dass die Seiten nur so dahinfliegen und man auf einmal aufblickt und die Sonne schon wieder aufgeht.

Dazu kommen noch einfach anbetungswürdige Protagonisten; die scharfzüngige und tapfere Cat, der unendlich loyale und starke Griffin. Hier ein mini-kleiner Kritikpunkt: Die Nebencharaktere sind zwar alle auf ihre Weise wichtig und bekommen auch ziemlich gut ausgebaute Alleinstellungsmerkmale, jedoch hätte die Autorin ihnen mehr Zeit für Gespräche einräumen können. Die meisten, wichtigsten und längsten Dialoge gab es immer zwischen Cat und Griffin, was schön es ist, denn sie hatten wirkich viel zu klären und ich bin ein absoluter Fan ihrer Beziehung, aber ich hätte auch gerne mehr Einblicke in die Freundschaft innerhalb von Team Beta und die wachsende Verbindung zu Cat bekommen.

Insgesamt hat man mit diesem Buch eine perfekte, ausgewogene Mischung aus Romantik (ja, auch Erotik), Fantasy, Action, Abenteuer, griechischer Mythologie, und und und... Hier kann einfach jeder seinen Spaß haben und ich werde jetzt gleich mit dem dritten Band weitermachen ;)

An alle, die noch nicht diese Reihe angefangen haben:
Tut es jetzt!!

Veröffentlicht am 24.04.2018

Ballaststoffreicher Krimi-Snack

Blumen des Todes
2

Ein Lottogewinner wird ermordet und sein Leichnam kunstvoll mit biblischen Anspielungen inszeniert. Er schien ein unauffälliges Leben geführt und keine Feinde gehabt zu haben. Zumindest auf den ersten ...

Ein Lottogewinner wird ermordet und sein Leichnam kunstvoll mit biblischen Anspielungen inszeniert. Er schien ein unauffälliges Leben geführt und keine Feinde gehabt zu haben. Zumindest auf den ersten Blick. Und auf den Zweiten, und auch auf den Dritten,…
Soweit, so – naja.
Denn nicht nur die Ermittlungen ziehen sich zäh und ergebnislos wie Kaugummi ins gefühlte Unendliche, auch die Handlung als solche tut es. Man bleibt einfach mit dem Gefühl zurück, seine Zeit verschwendet zu haben. Zwar werden zu Beginn die Nachforschungen in diesem Kriminalfall noch logisch durchgeführt, aber spätestens nach der Hälfte verliert sich der rote Faden, und auch der Reiz, den die Beschreibung akribischer Polizeiarbeit eventuell ausmachen mag, bleibt dann auf der Strecke. Den Ermittlern gehen die Ideen aus und dem Autor scheinbar auch. Es fehlt insgesamt einfach die Spannung, die Konsequenz und die Eigenschaft eines Buches, den Leser einzufangen und zu überraschen. Selbst ein Salat ohne Dressing hat mehr Würze.
Wohl in dem Versuch diese Mängel auszugleichen hat der Autor einfach eine große Packung Drama über das wirre Privatleben der Hauptermittlerin Pereira gekippt. Sie ist eh schon chronisch gestresst und verliert langsam aber sicher (größtenteils selbstverschuldet) die Kontrolle über die Erziehung ihrer Kinder und ihre eigenen Bedürfnisse. Im Zusammenspiel sind all die angerissenen Probleme einfach zu viel, zu unglaubwürdig – generell komplett irrelevant für den Fall und den Fortgang der Geschichte. Man stelle sich eine Pizza vor, die mit einer plumpen Zutat nach der anderen belegt wird, bis irgendwann der Käse nicht mehr zum Überbacken reicht und man Schwierigkeiten hat sie zu essen. So ist hier die Balance von Mordermittlung und Soap.
Wo aber regelmäßig Seiten dafür verschwendet werden, Pereira beim Versuch sich zu entspannen zu beschreiben, wird ihr Partner Bain kaum beleuchtet. Er taucht mal auf, tut seinen Job, träumt ein wenig vor sich hin und taucht wieder ab. Aus seiner Figur hätte wesentlich mehr herausgeholt werden, wie aus so ziemlich allen Elementen dieser Geschichte. Das Mordopfer, der Tathergang, die Verdächtigen: Wie Zuckerwatte löst sich alles Interessante in nichts auf, sobald man eine Kostprobe davon erhält.
Auch sprachliche Originalität kann man Lindsay nicht vorwerfen. Seinen zu Anfang auffällig knappen Schreibstil behält er nicht dauerhaft bei, nur hin und wieder scheint ihm einzufallen, dass er ja eigentlich ein Rezept hatte und man gelegentlich einen Blick draufwerfen kann.
Insgesamt war für mich das Lesen so mühsam wie das Löffeln einer Suppe mit der Gabel, wobei die Suppe diese Mühe nicht ansatzweise wert war.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Spannung
  • Stil
Veröffentlicht am 21.04.2018

Macht Spaß, hätte aber mehr sein können...

Die Götter von Asgard
1

Wenn eine scheinbar gewöhnliche Studentin auf Gestalten aus Mythen und Legenden trifft und von diesen in fremde Welten begleitet wird, ist das Chaos eigentlich vorprogrammiert. In diesem Fall hält sich ...

Wenn eine scheinbar gewöhnliche Studentin auf Gestalten aus Mythen und Legenden trifft und von diesen in fremde Welten begleitet wird, ist das Chaos eigentlich vorprogrammiert. In diesem Fall hält sich das Chaos aber noch verhältnismäßig in Grenzen.

Die Protagonistin und gescheiterte Studentin Ray ist ein sympathischer Charakter; nichts wirklich besonderes aber es ist angenehm, sie auf ihrem Abenteuer zu begleiten. Wo sie am Anfang noch einige nicht hundertprozentig nachvollziehbare Entscheidungen getroffen hat, wird sie spätestens ab ihrer Ankunft in Asgard cleverer und mutiger. Sie hat die Existenz der Götter und ihrer Welten akzeptiert und schafft es sich zu behaupten. Damit macht sie eine schöne Entwicklung von einer etwas unsicheren jungen Frau zu einer starken Heldin durch.
Zur Seite stehen ihr bei diesem Werdegang eine Walküre und ein Gott, der mir vorher noch nicht so bekannt war, selber aber auch eine interessante Geschichte hat. Und ohne diese göttliche Unterstützung hätte Ray nichts von dem geschafft, was sie am Ende erreicht hat. Sie waren es, die Ray in ihr Abenteuer bugsiert und immer weiter vorangetrieben haben. Beide sind natürlich selber unglaublich gute und tapfere Krieger, die aber trotzdem etwas menschliches an sich haben, da sie ebenfalls nicht unfehlbar sind. Natürlich entwickeln sich Freundschaften und Romanzen.
Irgendetwas hat der Geschichte aber dennoch einfach gefehlt. Die Welten, Wesen und Abenteuer sind von der Autorin toll beschrieben und mit einigen Details ausgeschmückt, es hat also prinzipiell nicht an Fantasie gemangelt. Aber die Handlung hätte insgesamt etwas verzwickter gestaltet werden können. Sie beginnt mit einer Prophezeiung, und an ihr wird sich die ganze Zeit über entlang gehangelt. Ray selber zeigt wenig Eigeninitiative und tut was die Prophezeiung von ihr erwartet- dabei fällt ihr die Lösung des Problems am Ende mehr oder weniger in den Schoß. Zwischendurch werden Episoden in der Versammlung der Götter geschildert, und diese bringen etwas Spannung mit sich, da dem Leser entscheidende Informationen vorenthalten werden. Aber einen richtigen Knalleffekt gab es dadurch nicht. Generell gab es nur wenige, und noch seltener überraschende, Wendungen.

So bleibt die Geschichte lediglich kurzweilige Unterhaltung und kein Epos, zu dem sie hätte werden können. Deshalb war ich auf den letzten Seiten beinahe etwas enttäuscht, dass so viel Potenzial verschenkt würde, weil ich davon ausging, es würde sich um einen Einzelband handeln. Aber es gab einen Epilog. Und dieser lässt erahnen, dass bisher nur Aufbauarbeit betrieben wurde und es vielleicht eine Fortsetzung geben wird. Falls dies der Fall sein sollte, werde ich die Reihe auf jeden Fall beenden!

Veröffentlicht am 27.03.2018

Überraschend vielversprechend!

Ein Käfig aus Rache und Blut
1

Ein Mädchen, das wegen tragischer Ereignisse in ihrer Kindheit zu einer unglaublich starken Kriegerin geworden ist. Sie hütet ein weltveränderndes Geheimnis und ist außerdem ziemlich schlagfertig. Dazu ...

Ein Mädchen, das wegen tragischer Ereignisse in ihrer Kindheit zu einer unglaublich starken Kriegerin geworden ist. Sie hütet ein weltveränderndes Geheimnis und ist außerdem ziemlich schlagfertig. Dazu kommt noch ein attraktiver Dämon, der seinerseits ein klasse Kämpfer mit der dazugehörigen harten Schale ist, und endlich mal eine Herausforderung für das Mädchen darstellt. Außerdem befinden wir uns in einer Art postapokalyptischen Welt. So betrachtet sind das alles ganz schön abgenutzte Elemente für eine Fantasy Reihe, aber in ihrer Kombination funktionieren sie erneut und erschaffen ein unwiderstehliches Leseerlebnis.
Die Geschichte baut, auch dank gelegentlicher und immer in die Handlung passender Perspektivwechsel, sehr viel mehr auf, als man zu beginn vermutet. Man lernt nicht nur eine neue Art Kastensystem im von Dämonen besetzten Nordamerika kennen, sondern auch noch ein anderes magisches Volk, verschiedene Organisationen unter den übrig geblieben Menschen und hinzu kommt eine Verknüpfung in eine andere Dimension. Dadurch, dass nicht nur den Handlungen der Jägerin Alison gefolgt wird, werden auch einige neue Handlungsstränge aufgebaut, die aber bisher nur an der Oberfläche kratzen und vermutlich in den Folgebänden an Bedeutung gewinnen. Aber diese allgegenwärtige Unterschwelligkeit, dass mehr hinter allem steckt und viel mehr Personen mit Alys Schicksal verbunden sind, als zunächst angenommen, macht das Lesen umso spannender und reizvoller.
Abgesehen von der Protagonistin Alison Talbot, die knallhart ist aber zunehmend eine empathische Seite und große Menschenkenntnis offenbart, was sie mir sehr sympathisch macht, lernt man zum Beispiel noch den Jäger Evan kennen. Er war Alison nie wirklich gewachsen, aber verbirgt doch eine herausragende innere Stärke, Mut und Loyalität. Es war mit jeder Seite interessanter über ihn zu lesen, insbesondere da sich für ihn noch eine eigenständige, vielversprechende Mission ergibt.
Dann ist da noch der Schattendämon Noah, der es mit seiner sympathischen Art und Offenheit schafft, die vorurteilsbehaftete Aly zu überzeugen, dass Mensch und Dämon durchaus Gemeinsamkeiten haben und befreundet sein können -die Freundschaft zwischen den beiden zaubert einem beim Lesen einfach ein Lächeln auf die Lippen, vor allem weil das Drumherum so von Kampf und Gewalt geprägt ist. Auch Noah ist nämlich ein talentierter Kämpfer, aber er hat ebenfalls einige Lasten zu tragen und ich warte gespannt darauf, noch weiter hinter seine Oberfläche zu blicken.
Und zum Schluss ist da natürlich noch Königsdämon Gareth. Brutal, kaltherzig, extrem heiß und ein bekennender Menschenhasser. Außerdem arrogant, zynisch, loyal und trotz allem der perfekte Gegenpart zu Alison. Die Beziehung zwischen beiden fußt wahrhaftig auf Hass und sie verbringen nur gezwungen Zeit miteinander, um zu trainieren. Es kommt dabei zu so vielen eigentlich unverzeihlichen Gemeinheiten und Grausamkeiten zwischen beiden, dass eine Annäherung unmöglich scheint, aber die Autorin gibt ihnen Zeit und irgendwie schafft sie es schlussendlich etwas Glaubwürdiges zwischen ihnen darzustellen, aus dem mehr als nur vorübergehender Respekt und Toleranz werden kann. Es ist schön, dass es hier keine Liebe oder Anziehung auf den ersten Blick gibt, sondern sich erst aus aufrichtiger Abneigung etwas entwickeln muss. Dabei handelt es sich wirklich um einen langsamen Werdegang, kaum bemerkbar, und keine plötzliche Entwicklung.
Insgesamt haben wir also komplexe und realistische Figuren, mit denen man zum Großteil einfach mitfühlen muss und mit denen man sich gut identifizieren kann -auch mit einigen Nebencharakteren, mit denen die Autorin bestimmt noch viel vor hat. Des Weiteren gibt es eine spannende, actiongeladene Handlung, die viel aufbaut und vielschichtiger ist als zunächst erwartet. Es gibt tiefe Gefühle und wilde Kämpfe, aber aus ruhige Momente in einer faszinierend neu gestalteten Welt. Und hinzu kommt ein an sich liebevoll designtes Buch mit eingeschobenen Illustrationen und Skizzen.
Was möchte man als Leser mehr?

Veröffentlicht am 26.03.2018

Schade- Kein würdiger Abschluss

Der Glanz der Dunkelheit
1

Ich habe mich sehr auf diesen Abschlussband gefreut, da mir die ganze Reihe bisher unglaublich gut gefallen hat und dementsprechend hatte ich hohe Erwartungen -vielleicht zu hohe.
Dass es sich in der Originalsprache ...

Ich habe mich sehr auf diesen Abschlussband gefreut, da mir die ganze Reihe bisher unglaublich gut gefallen hat und dementsprechend hatte ich hohe Erwartungen -vielleicht zu hohe.
Dass es sich in der Originalsprache eigentlich um eine Trilogie handelt und man im Deutschen den letzten Band aufgeteilt hat, hat man leider deutlich gemerkt und die Teilung hat der Geschichte nicht unbedingt gut getan. Man ist zwar sofort wieder im Geschehen drin, aber es fehlt der individuelle Handlungsstrang, die konkrete Struktur, die diese Erzählung zu einem eigenständigen Roman macht. Auch wenn das Buch rund 450 Seiten fasst, liest es sich eher wie ein etwas ausufernder Epilog, der schnell alles zu einem Ende bringen will und versucht alle zuvor angerissenen Themen zusammenzubringen und abzuhaken.
Besonders auffällig ist dies bei den Textausschnitten, die manchmal den Kapiteln vorangestellt werden und indirekt mit den Entstehungsgeschichten der einzelnen Königreiche oder Prophezeiungen zusammenhängen. Eigentlich haben mir diese Passagen immer gut gefallen, da sie zum Nachdenken über Gründungsmythen von Nationen und allgemein das Geschichtsbewusstsein anregen, denn gerade in der heutigen Zeit ist es (auch für Jugendliche) wichtig, sich mit der nationalen Identität auseinanderzusetzen. Allerdings habe ich vergeblich darauf gewartet, dass noch ein konkreter Handlungsbezug hergestellt wird, abgesehen davon, dass Lia diese Texte übersetzt.
Und so wie hier ging es mir noch mit vielen anderen Aspekten der Geschichte: Dinge, die so lange vorbereitet wurden, auf die so lange hingearbeitet wurde, wurden einfach innerhalb einer Seite ohne viel Tiefgang abgehandelt und aufgelöst. Beispiele hierfür sind die Konfrontation von Lia mit ihren Eltern, aber auch das Widersehen mit ihren Freunden aus Terravin, die Geburt von Paulines Kind, das geplante Überführen der Verräter und auch der entscheidende Kampf. Es wird zwar alles erwähnt, aber überhaupt nicht ausgestaltet, nur so lieblos hingeschrieben, als würde Pearson endlich fertig werden wollen und hätte ein Seitenlimit einzuhalten.
Abgesehen von der Handlung hatte ich inzwischen aber auch einige Probleme mit den Charakteren. Zum Einen, weil abgesehen von der Protagonistin Lia keine der Nebenfiguren mehr richtig ausgestaltet wurde. Rafe ist jetzt zwar König und hat ab und zu etwas Text, aber was zu sagen hat er nicht. Er tanzt nach Lias Pfeife, steckt stets für sie zurück und eilt zu ihrer Rettung herbei. Kann man zwar romantisch finden, aber in meinen Augen ist er einfach nur schwach geworden. Seine Freunde und Berater dagegen, die noch im zweiten Band eine so wichtige Rolle gespielt haben, wurden nun einfach zu Statisten degradiert, die nichts zum Fortgang der Handlung beitrugen und komplett überflüssig wirkten -die typischen Bauernopfer. Das Potenzial, welches diese Figuren gehabt hätten, ist gnadenlos und unnötig verschenkt worden. Ähnlich verhielt es sich bei dem einstmals starken, wenn auch ambivalenten Attentäter Kaden, der zuvor mein Lieblingscharakter war. Auf einmal ist er geläutert, wirkt manchmal gar wie ein weinerlicher kleiner Junge und baut plötzliche neue Beziehungen auf.
Generell ist alles inzwischen zu stark auf Lia fokussiert -klar, sie ist die Hauptperson, aber Nebencharaktere und deren Ausgestaltung sind auch wichtig und machen doch eine Geschichte erst lebendig. Pearson allerdings gibt ihnen hier kaum Raum sondern stellt Lia stets in den Mittelpunkt und als absoluten Übermensch dar. Sie ist die vom Universum Auserwählte, die in einer Prophezeiung Erwartete, ein Heilsbringer gleich Jesus. Dabei führt sie sich auch andauernd wie ein Moralapostel auf, tritt für Gleichberechtigung von Völkern und Geschlechtern ein, gegenseitiges Verständnis und Zusammenarbeit. Und alle haben plötzlich ein Einsehen! Ich lese zwar gerne von starken Frauenfiguren, aber ich bevorzuge auch etwas Realismus. Ein Mädchen, dass ohne Ausbildung plötzlich problemlos über militärische und wirtschaftliche Belange entscheidet, den totalen Durchblick hat und für jedes Problem -größtenteils dank übersinnlicher Eingebungen- eine Lösung findet, kann ich irgendwie nicht so ganz ernst nehmen. Gerade in einem Jugendbuch sollte meiner Ansicht nach dargestellt werden, dass man sich Dinge erarbeiten und vor allem viel lernen muss und nicht, dass einem alles in den Schoß fällt und alles schon gut wird, wenn man nur macht, was man selbst für richtig hält. Abgesehen davon hat sie auf einmal gar nicht mehr mit ihrer Identität zu kämpfen. Sie akzeptiert, dass sie nicht sein kann, wer sie sein will und jemand anders werden muss, als sie schon ist… Nun ja. Diese Akzeptanz von dem Kreislauf der Geschichte und der Wiederholung des Schicksals steht im Widerspruch zu den andauernd auch von Lia angepriesenen Wahlmöglichkeiten: „Die Wahl zu haben ist ein mächtiges Geschenk und kann zu großem führen – aber dieses Geschenk darf nicht in den Händen einiger weniger liegen.“ (S. 421)
Zum Schluss möchte ich noch einmal ein zentrales Thema hervorheben, das sich konsequent durch die Reihe gezogen hat und auch im Finale nochmals passend aufgegriffen wurde. Hierzu ein weiteres Zitat von unserer kleinen Prophetin Lia: „Wahrheit ist so frei wie Luft, und wir alle haben das Recht, Luft zu holen, so tief uns so viel wir wollen. Sie darf nicht nur für einen einzigen da sein.“ (S. 125) Alles begann mit Lügen und Intrigen, mangelndem Vertrauen und schlichten Unwahrheiten. Jetzt schließt sich der Kreis, die Wahrheit (oder was jeder dafür halten mag) kommt ans Licht, es wird mit Irrtümern aufgeräumt und so kann ein Neuanfang gewagt werden. Endlich mal eine gute Botschaft, die uns da mit auf den Weg gegeben wird.

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