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Veröffentlicht am 04.12.2020

Das Leben von Harold

Die unwahrscheinliche Pilgerreise des Harold Fry
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Wer mit Harold reist, muss die Langsamkeit mögen. Er läuft quer durch England, um sich von seiner Kollegin zu verabschieden. Eigentlich will er sie retten - vor dem Tod. Man muss nur fest daran glauben. ...

Wer mit Harold reist, muss die Langsamkeit mögen. Er läuft quer durch England, um sich von seiner Kollegin zu verabschieden. Eigentlich will er sie retten - vor dem Tod. Man muss nur fest daran glauben. Beim Laufen erfährt der Zuhörer vieles aus dem Leben von Harold. Viele traurige Stationen aus seinem Leben dringen an die Oberfläche. Die "Flucht" der Mutter vor ihm und seinem Vater, die vielen Momente, wo er versagt hat. Nicht nur beruflich, sondern auch privat. Seine kaputte Ehe mit Maureen und die fehlende Kraft sie zu beenden. Das Fehlen von Liebe, Zuneigung und Vertrauen in fast allen Lebenssituationen, seine Unfähigkeit das Richtige zur richtigen Zeit zu tun.

Ich schwankte immer zwischen Mitleid für Harold und seinem ziemlich bedrückenden Leben und Kopfschütteln über so viel Unfähigkeit, aber irgendwie wollte ich ihn auch bis zum Schluss begleiten. Während seiner Tour wird er eine kleine Berühmtheit, die er nicht sein will und die verschiedensten Menschen folgen und begleiten ihn ein Stück. Nicht immer war es gut für die Geschichte, denn sie schweiften ein wenig ab, aber Harold fand stets wieder den richtigen Weg. Und während er seinen Ballast immer mehr abwirft, wird auch Maureen immer nachdenklicher und fängt an, sich und ihr gemeinsames Leben zu reflektieren.

Der Sprecher Heikko Deutschmann hat mit seiner Stimme Harold so gut herausgearbeitet, dass man seine Langsamkeit und seine Gedanken gut über sieben Stunden ertragen konnte.

Veröffentlicht am 29.11.2020

Leider nicht meine Geschichte

Mein abenteuerliches Leben als Hochstapler
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Ich gebe auf. Nach gut der Hälfte des Buches breche ich ab. Bücher nicht bis zum Schluss zu lesen, kommt bei mir selten vor, aber diesmal mag ich nicht mehr.

Es klang so gut und spannend, auch unterhaltsam ...

Ich gebe auf. Nach gut der Hälfte des Buches breche ich ab. Bücher nicht bis zum Schluss zu lesen, kommt bei mir selten vor, aber diesmal mag ich nicht mehr.

Es klang so gut und spannend, auch unterhaltsam und dann spielte die Geschichte auch noch zu einer Zeit, die interessant und im Umbruch war.

Doch was nützt es, wenn der Hauptcharakter mich so derart abstößt? Ich kam mit Georges Manolescu nicht zurecht. Seine Einstellungen, seine Handlungen, seine ganze Art mit anderen Menschen umzugehen, sie ohne Skrupel zu bestehlen, sie zu hintergehen und zu belügen, hat mich einfach abgestoßen. Dazu kam die Dreistigkeit sich stets als Opfer der herrschenden Umstände zu sehen und sein eigenes Handeln nicht zu reflektieren. Das gewonnene (ergaunerte) Geld nicht geschickt zu investieren oder anzulegen, sondern direkt wieder zu verjubeln und zu verzocken, ist einfach nur dumm und hat nichts mit den Umständen zu tun.

Interessant fand ich dagegen, dass man zur damaligen Zeit relativ frei reisen (wenn auch sehr umständlich und auf langen Wegen) und sich neue Identitäten zulegen konnte. In der heutigen Zeit mit Facebook & Co. und Handykameras fast nicht mehr möglich bzw. nur mit einem erheblichen Aufwand. Auch das Entlarven und Vorführen der besseren Kreise war durchaus mal unterhaltsam. Jedoch reicht es nicht, um mich von diesem Buch zu überzeugen, da auch der Schreibstil mich nicht ansprach. Es war ein herunter rattern der Fakten und Reisen und Geschädigten. Ein Narzisst auf Reisen hat mich leider so gar nicht mitgenommen und begeistert.

Schade, denn die Aufmachung des Buches (ohne Schutzumschlag in Gold gehalten) mit rotem Leseband war wirklich schön und passend ausgewählt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.11.2020

Bewegende Familiengeschichte

Das Geburtstagsfest
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Ein Buch, welches mich wirklich überrascht hat. Es war fesselnd, traurig und aufwühlend zu gleich. Die Autorin hat einen so guten Schreibstil, dass man sehr schnell in die Geschichte hineingezogen wurde. ...

Ein Buch, welches mich wirklich überrascht hat. Es war fesselnd, traurig und aufwühlend zu gleich. Die Autorin hat einen so guten Schreibstil, dass man sehr schnell in die Geschichte hineingezogen wurde. Die Zeit- und Ortssprünge wurden erleichtert durch die Überschriften, was ich gut fand. Die Geschichte spielt in Österreich im Jahr 2016 und in Kambodscha in den 70er bis 90er Jahre. Erzählt wird die Geschichte von Tevi und Kim, zwei kambodschanischen Kindern, die beide die dunkle Zeit der Roten Khmer überlebt haben.

Kim Mey wird 50 und seine eigenen Kinder haben ihn zum Geburtstag ein Wiedersehen mit Tevi Gardiner geschenkt. Doch statt purer Freude über dieses Wiedersehen erleben sie Angst, Wut und Trauer. Sie erfahren Dinge von ihrem Vater, die sie überraschen und ihn in einem anderen Licht erscheinen lassen. Die Autorin lässt ihre Hauptcharaktere gedanklich wieder in ihre Kindheit zurückgehen. Dabei erleben sie noch einmal die einzelnen Stationen ihres Lebens und decken dabei so manche Lüge auf. Dieses langsame Entblättern lässt den Leser immer mehr in das Leben der beiden Charaktere eintauchen. Ab und an musste ich das Buch bei Seite legen, um die Gelesene sacken zu lassen. Am Ende des Buches wurde die Entwicklung von Kambodscha und dessen Politik im Laufe der Jahrhunderte beschrieben, was ich sehr hilfreich fand, um die Geschichte besser verstehen zu können.

Die Autorin erzählt sehr detailliert von den Gräueltaten der Roten Khmer. Wer bei Gewalt- und Folterszenen getriggert wird, sollte das Buch nicht lesen, denn diese werden im Zusammenhang mit der Roten Khmer, der Flucht der Kinder und der Tötung der Familien sehr deutlich beschrieben.

Veröffentlicht am 22.11.2020

Der bisher schwächste Band aus dieser Serie

Kaltes Gold
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Ich lese gern die Romane von Cilla und Rolf Börjlind und so freute ich mich, dass es nun nach langer (Warte-)Zeit eine Fortsetzung von Olivia und Tom gab.

Wer die Krimireihe noch nicht kennt, sollte tatsächlich ...

Ich lese gern die Romane von Cilla und Rolf Börjlind und so freute ich mich, dass es nun nach langer (Warte-)Zeit eine Fortsetzung von Olivia und Tom gab.

Wer die Krimireihe noch nicht kennt, sollte tatsächlich mit dem ersten Band starten, um die Zusammenhänge besser verstehen zu können. Das Autorenpaar gibt nicht allzu viele Rückblicke, so dass man die Beziehungen und deren Problematiken nur schwer nachvollziehen kann, wenn man die vorherigen Bände nicht kennt.

Tom Stilton kehrt aus Thailand zurück und Olivia Rönning ist verliebt. Beides Tatsachen, die diese Geschichte bzw. die Ermittlungen leider etwas ausbremsen. Zwar finde ich die Einblicke in die privaten Begebenheiten von Ermittlern gut, aber wenn sie den Fall fast abdrängen, wird es auch mir zu viel. Gerade die etwas schwierige Beziehungsgeschichte von Olivia und Lukas war mir zu dominant. Der eigentliche Fall wird durch die Einschübe der privaten Geschichten immer wieder unterbrochen und damit auch in die Länge gezogen. Die Spannung ging dadurch zwischenzeitlich etwas verloren.

Der eigentliche Fall war eigentlich interessant und hätte, aus meiner Sicht, mehr Aufmerksamkeit bekommen sollen. Die Verwicklungen mit den Ermittlungen aus der Vergangenheit (an der auch Olivias Vater beteiligt war), der Angriff auf Olivia Rönning und die düstere Atmosphäre, in die der Fall eingebettet wurde, waren wieder gelungen. Auch das langsame Lösen des Falls (wie ein Rätsel) und die vielen kleinen Wendungen, welche die Ermittler zum Umdenken zwangen, waren, wie bei den anderen Fällen, sehr gut.

Schon aus diesem Grund würde ich noch einen weiteren Fall (sofern es einen geben wird) wieder lesen. In der Hoffnung, dass dann die Balance zwischen Krimi/Fall und privaten Problemen wieder passt.

Veröffentlicht am 18.11.2020

Spannende Geschichte, gut gelesen

Schattenwege
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Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich ein (Hör-)Buch von
Arnaldur Indriðason gelesen bzw. gehört habe und trotzdem war es wie immer. Sehr schnell hörte ich mich in die Geschichte ein (auch dank des ...

Es ist schon eine ganze Weile her, dass ich ein (Hör-)Buch von
Arnaldur Indriðason gelesen bzw. gehört habe und trotzdem war es wie immer. Sehr schnell hörte ich mich in die Geschichte ein (auch dank des guten Sprechers Walter Kreye) und verfolgte die Ermittlungen der Polizei mit Interesse. Die Geschichte hat zwei Handlungsstränge. Die eine Handlung führt uns in die Zeit des zweiten Weltkrieges und die andere Handlung findet in der heutigen Zeit statt. Der Mord an einen alten Mann wirft Fragen auf, besonders als alte Dokumente zu einem Mordfall bei ihm gefunden werden. Die Ermittlerin holt sich Hilfe bei den pensionierten Polizisten Konráð und dieser stürzt sich in den Fall. Langsam trägt Konráð Schicht für Schicht den alten Staub ab und findet immer mehr Ungereimtheiten und unbeachtete Puzzleteile. Parallel erfährt man, wie die Ermittlungen in dem alten Fall in den 40iger Jahren stattfanden und mit welchen Problemen die Polizei damals zu kämpfen hatte.

Die Sprünge zwischen den Ermittlungen hätte man etwas besser trennen bzw. kennzeichnen können. So musste man beim Zuhören schon genau darauf achten, in welchem Fall man sich gerade befindet.

Insgesamt ist es aber wieder ein spannender und beklemmender Fall gewesen. Die Verwicklungen und die Verbindungen bis in die heutige Zeit waren wieder gelungen und interessant.

Das nächste Hörbuch von Arnaldur Indriðason liegt schon auf dem SUB bereit.