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Veröffentlicht am 17.11.2018

Dresden 1919

Dresden 1919
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Ein spannendes und sehr interessantes Buch über Dresden in der Zeit von 1918-1920.

Die Autorin hat viele kleinere Kapitel geschrieben, so dass man sich die geballte Geschichte auch in Etappen vornehmen ...

Ein spannendes und sehr interessantes Buch über Dresden in der Zeit von 1918-1920.

Die Autorin hat viele kleinere Kapitel geschrieben, so dass man sich die geballte Geschichte auch in Etappen vornehmen kann. Das Buch ist sehr gut recherchiert und mit vielen Zitaten und Ausschnitten aus Zeitungen (Artikel) und Büchern bestückt. Es lässt sich gut lesen, ist aber kein Roman, den man schnell mal durchgelesen hat. Es braucht seine Zeit sich durch die vielen geschichtlichen Fakten durchzuarbeiten, aber es ist interessant. Mich haben sehr die Künstler und Schriftsteller interessiert und davon hätte es gern etwas mehr geben können. Die Bilder unterstrichen noch das Geschriebene und gaben den Stimmen noch ein Gesicht. Vieles habe ich schon gewußt (durch die Tagebücher von Victor Klemperer und anderen Autoren), aber es gab auch einiges neues zu entdecken.

Für Geschichtsinteressierte und Dresdener, die ihre Heimat und deren Geschichte näher kennenlernen wollen, kann ich dieses Buch nur empfehlen. Es beleuchtet eine schwierige Zeit aus den verschiedensten Perspektiven und zeigt wie die Menschen mit dem Hunger, der Angst und den Verlusten versuchten zu (über-)leben.

Veröffentlicht am 17.11.2018

Meta & Mathis

Das Buch der vergessenen Artisten
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Das Buch der vergessenen Artisten öffnet dem Leser die Augen, wie hart das Leben eines Artisten bzw. Jahrmarktkünstlers ist. Wieviele Entbehrungen und welche Not sie ertragen müssen und trotzdem sind sie ...

Das Buch der vergessenen Artisten öffnet dem Leser die Augen, wie hart das Leben eines Artisten bzw. Jahrmarktkünstlers ist. Wieviele Entbehrungen und welche Not sie ertragen müssen und trotzdem sind sie bereit den Menschen etwas Abwechslung und Spannung in den Alltag ihres Lebens zu geben.

Mathis hat als 13. Kind eines Bauern keine rosigen Aussichten. Zudem ist er kränklich und körperlich eingeschränkt. Er wird von seinen Brüdern gemobbt, verprügelt und schikaniert. Er wagt es kaum von einem schönem Leben zu träumen, bis er auf den Jahrmarkt geht und ihm sich eine ganz neue Welt eröffnet.

Der Leser pendelt stets zwischen den Zeiten hin und her. Der eine Handlungsstrang erzählt die Geschichte von Mathis und wie er zum Jahrmarkt kommt. Die Geschichte startet um 1902. Der andere Handlungsstrang startet in Berlin 1935 und erzählt die Geschichte von Meta und Mathis, die zusammen in der Wohnwagensiedlung leben und sich mit kleinen Aufträgen über Wasser halten.

Die Autorin hat einen schönen und leicht zu lesenden Schreibstil. Die Geschichte hat eine gute Portion Humor und liebenswerte Hauptcharaktere. Mathis und Meta sind so unterschiedlich und doch einander so nah, dass man sie im Laufe der Geschichte in das Herz schließt.

Trotz allen Lobes für diese Geschichte muss ich zugeben, dass das Buch leider so seine Längen hat. Ich mochte den Handlungsstrang ab 1935 sehr und habe diese Abschnitte auch zügig und mit Freude gelesen. Die Geschichte ab 1902 wirkte dagegen jedoch ziemlich zäh und konnte mich leider auch nicht so richtig packen. Auch das Springen zwischen den Handlungssträngen wurde mit der Zeit unschön, da man immer wieder aus dem gerade Gelesenen gerissen wurde.

Trotzdem ist es, aus meiner Sicht, ein gutes und vorallem lesenswertes und geschichtlich interessantes Buch.

Veröffentlicht am 07.11.2018

Es geht um die Bratwurst

Grillwetter
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Also wenn es um die Thüringer Bratwurst geht, versteht Herr Fickel wirklich nur wenig Spaß. Bratwurstentzug oder gar eine fränkische Bratwurst als Ersatz gehen aus der Sicht Fickels gar nicht. Er muss ...

Also wenn es um die Thüringer Bratwurst geht, versteht Herr Fickel wirklich nur wenig Spaß. Bratwurstentzug oder gar eine fränkische Bratwurst als Ersatz gehen aus der Sicht Fickels gar nicht. Er muss sich einsetzen und so rutscht der Anwalt Fickel mal wieder eher unfreiwillig und mit wenig Einsatz in sein nächstes Abenteuer. Anfangs noch abgeneigt, weil er doch lieber zu seiner neuen Flamme reisen möchte, doch später mit Herzblut für die Bratwurst und na ja auch für den Schlachter, der ja irgendwie auch an der Bratwurst hängt oder umgekehrt.

Viele Irrungen und Wirrungen entstehen und müssen auseinander gepuzzelt werden. Nicht immer erscheint es logisch, dafür aber sehr komisch. Anwalt Fickel schafft es wieder seine Mandanten mit wenig Fachwissen vor dem Bösen zu bewahren (hier verrate ich nichts, denn das Ende ist schnell erkennbar) und die Kollegen zu überraschen. Auch die leitende Oberstaatsanwältin spielt diesmal eine größere Rolle und unterhält den Leser mit ihrer ganz eigenen Art sehr gut.

Man muss den Humor, die vielen Randbemerkungen mögen und sich etwas mit der DDR-Kultur auskennen, dann versteht man auch die kleinen Seitenhiebe am besten und amüsiert sich von der ersten bis zur letzten Seite.

Veröffentlicht am 03.11.2018

Zweiter Fall für Pulaski und Meyers

Racheherbst
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Der zweite Band aus der kleinen Serie rund um den Leipziger Ermittler Walter Pulaski. Fast schon bin ich traurig, dass ich nun alle Fälle gelesen habe, aber ich hoffe noch auf den Rachefrühling.

Mich ...

Der zweite Band aus der kleinen Serie rund um den Leipziger Ermittler Walter Pulaski. Fast schon bin ich traurig, dass ich nun alle Fälle gelesen habe, aber ich hoffe noch auf den Rachefrühling.

Mich begeistert der Schreibstil von Andreas Gruber immer wieder, seine Fälle sind spannend und teilweise auch ordentlich blutig (muss ich jedoch nicht ständig haben). Auch dieser Fall hatte es in sich, auch wenn man recht schnell geahnt hat, wer der Mörder war. Obwohl das Thema wieder recht schwer war und auch der Täter alles andere als symphatisch, hat es Andreas Gruber geschafft, auch den Humor mit in die Geschichte einzubauen. Die knurrigen Kommentare Pulaskis gegenüber seinen Kollegen waren herrlich bissig. Trotzdem war mir der Charakter von Pulaski symphatisch geblieben, denn er hat auch seine weiche Seite, die er jedoch nur ungern und entsprechend selten gezeigt hat. Er mit mich etwas an Maarten S. Sneijder erinnert.

Was, für mich, etwas zu kurz gekommen ist, war der Tod von Patrick. Ich empfand auch die Art der Trauer von Evelyn Meyers etwas befremdlich und nicht wirklich nachvollziehbar. Auch das Ende hatte so seine kleine Schwächen, die mich jedoch nicht davon abhalten würden, einen weiteren Fall mit den beiden tollen Charakteren zu lesen.

Veröffentlicht am 06.10.2018

Lesenswerte Geschichte

Preiselbeertage
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Als ich den Titel gelesen und das Cover gesehen hatte, dachte ich an eine schwedische Familiengeschichte. Aber das Cover und der Titel täuschen. Es geht um eine Familie aus Leipzig, die Ende der 80iger ...

Als ich den Titel gelesen und das Cover gesehen hatte, dachte ich an eine schwedische Familiengeschichte. Aber das Cover und der Titel täuschen. Es geht um eine Familie aus Leipzig, die Ende der 80iger Jahre in den Konflikt mit dem Staat (DDR) kommt und bis heute mit den Erlebnissen zu kämpfen hat.

Stina Lund hat die Geschichte aus mehreren Perspektiven geschrieben. Auf der einen Seite steht die Tochter Ariane, die in der DDR geboren wurde und die ersten Jahre auch in der DDR gelebt hat. Auf der anderen Seite steht ihre Mutter Ina, die nach einem Auftritt bei einem Chorfestival in Schweden nicht wieder zurückgekehrt war.

Während Ina die ganze Wahrheit kennt, hat Ariane bis zum Tode des Vaters an eine andere Wahrheit geglaubt. Doch nach dem Tod beginnt das Gerüst zu wackeln und die ganzen vergrabenen und unterdrückten Gefühle kommen an die Oberfläche. Die Familie gerät in eine Art Strudel, der die Fronten zwischen Ina und Ariane immer mehr verhärtet. Ariane will Antworten auf ihre Fragen, Ina verweigert ihr diese und schafft dadurch zwischen ihnen einen immer tieferen Graben.

Stina Lund hat eine Familiengeschichte geschrieben, die den Leser gefangen nimmt und ihm schreckliche Seite des DDR-Systems aufzeigt. Das rigorose Vorgehen der Stasi mit den Familien, die Trauer und die Wut auf einzelne Personen, auf den Staat. Dazu kommt Ohnmacht nichts dagegen tun zu können. Die Aussichtslosigkeit und die Entfremdung über die Zeit beschreibt Stina Lund sehr detailliert und klar, so dass man das Gefühl bekommt dabei zu sein. Man spürt die Kälte, die Verzweiflung und liest das Aneinanderklammern und doch nicht Nahekommen der Familienmitglieder. Man bekommt immer wieder eine leichte Gänsehaut und wünscht sich nur, dass die Familie sich öffnet und miteinander redet.

Das Ende war mir persönlich etwas zu glatt und einfach, aber für die Seele wahrscheinlich der beste Abschluss.