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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.11.2019

Unglaublich gut. Tolle Geschichte und sehr gut vorgelesen

Der Stotterer
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Es gibt Hörbücher, die sollen möglichst wie enden. „Der Stotterer“ von Charles Lewinsky ist ein solches Hörbuch. Was für eine unterhaltsame Geschichte. Sie hatte alles, was sich das Hörbuchhörerherz so ...

Es gibt Hörbücher, die sollen möglichst wie enden. „Der Stotterer“ von Charles Lewinsky ist ein solches Hörbuch. Was für eine unterhaltsame Geschichte. Sie hatte alles, was sich das Hörbuchhörerherz so wünscht. Gute und fiese Charaktere, Spannung und Wendungen, die überraschen, eine Hauptrolle, die man eigentlich nicht mögen sollte, weil sie unter anderem alte Damen betrogen und belogen hat.

Aber was soll man tun, wenn man den Stotterer trotzdem ein bisschen mag?

Seine Geschichten aus seinem Leben sind so voll mit Ironie, Humor und kleinen Bösartigkeiten. Seine Macht liegt in dem geschriebenen Wort. Er beobachtet seine Mitmenschen ganz genau, analysiert sie und belauscht sie. Er knüpft Verbindungen und weist sehr viel Geduld auf. Er bereitet sich gründlich vor und pirscht sich langsam ran. Die alten Damen, die auf einmal einen längs verschollenen Enkel wiederbekommen oder die Männer, die Post von ihren Traumfrauen bekommen (auch hinter diesen Frauen steckt der Stotterer). Das Ende ist nicht immer schön und genau deshalb kam er ins Gefängnis.

Aber auch hier kann er seiner Berufung, gute Texte und Briefe schreiben, nachgehen. Für den Gefängnispfarrer, für den Boss im Knast und für eine kirchliche Zeitschrift. Er zeigt, wie man mit Worten Menschen für sich gewinnen und manipulieren kann.

Die Kombination Charles Lewinsky (Auor) und Robert Stadlober (Sprecher) hätte nicht besser sein können. Ich werde jetzt nach einem weiteren Buch von Charles Lewinsky Ausschau halten und darauf hoffen, dass das nächste Buch ebenso gut ist.

Veröffentlicht am 02.11.2019

Kein Teil der Welt

Kein Teil der Welt
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Das Buch ist einfach und ohne große Schnörkel geschrieben. Manche empfinden es sogar als ein Jugendbuch. Es lässt sich auf jeden Fall gut lesen und man wird mit jeder Seite mehr in den Sog von dem Leben ...

Das Buch ist einfach und ohne große Schnörkel geschrieben. Manche empfinden es sogar als ein Jugendbuch. Es lässt sich auf jeden Fall gut lesen und man wird mit jeder Seite mehr in den Sog von dem Leben der Zeugen Jehovas hineingezogen. Je tiefer man in die Geschichte eindringt, desto mehr öffnen sich die Türen zu einer anderen Welt.

Einer Welt an der man bisher so nicht teilgenommen hat. Die Ansichten und Vorhersehungen der Sonderpioniere, die ständige Alarmbereitschaft und die damit verbundenen Ängste der Zeugen Jehovas wirkten manchmal verstörend. Die ständigen Treffen, das Auswendiglernen der Texte, die wiederholten Überprüfungen und die stete Kontrolle waren für mich befremdlich und riefen direkt eine gewisse Ablehnung hervor. Das sehr eingeschränkte und fremdbestimmte Leben bescherte mir beim Lesen eine Gänsehaut. Man konnte mit jeder Seite mehr, den Widerwillen und den Aufstand von Sulamith verstehen. Ihre Fragen, die nur wenig bis gar nicht beantwortet werden. Das Reflektieren und Hinterfragen, welches nicht erwünscht ist und wird sogar teilweise bestraft. Immer mehr bröckelt die Fassade von einzelnen Gemeinschaftsmitgliedern und nachdem Esther feststeltt, dass sie belogen wurde, wird auch sie misstrauisch und fängt an sich aufzulehnen.

Da die Autorin selbst ein Teil der Gemeinschaft war, gehe ich davon aus, dass sie sehr nah an der Realität diese Geschichte geschrieben hat. Das Buch fesselt und lässt den Leser "hinter die Kulissen" der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas schauen und dabei den Blick über seinen eigenen Tellerrand hinaus erweitern und schärfen.

Veröffentlicht am 27.10.2019

Aktuelle Themen in einem spannenden Krimi verpackt

Nachtblau der See
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Gabriela Kasperski hat einen spannenden und sehr verzweigten Krimi geschrieben. Ich hatte am Anfang meine Probleme in die Geschichte hineinzukommen. Es lag nicht an ihrem Schreibstil, denn dieser war ...


Gabriela Kasperski hat einen spannenden und sehr verzweigten Krimi geschrieben. Ich hatte am Anfang meine Probleme in die Geschichte hineinzukommen. Es lag nicht an ihrem Schreibstil, denn dieser war sehr gut, sondern eher am fehlenden Vorwissen. Es ist bereits der fünfte Fall von Schnyder und Meier und für mich war es eben erst der erste Fall. Dadurch kannte ich die privaten Verflechtungen nicht so gut und konnte manche Reaktion von seitens der Hauptcaharaktere nicht immer so gut nachvollziehen.

Trotzdem hat mir der Krimi, welcher in der Schweiz bei Schloss Greifensee spielt, gut gefallen. Die Autorin hat viele aktuelle Themen aufgegriffen und diese in eine spannende und teilweise doch recht nachdenkliche Geschichte gepackt. Die Theaterwelt mal aus der Perspektive der Darsteller, die Intrigen, die Gier und das Ausnutzen von Macht, die Ängste und der starke Konkurrenzkampf. Bei so mancher Szene wurde man an die Fälle von Harvey Weinstein und der #MeToo Bewegung erinnert. Auch der Instagram-Wahnsinn und das Mobbing im Internet wurden in diese Geschichte integriert.

Zudem gab es auch zwischen Schnyder und Meier einen privaten Machtkampf. Beide haben zur gleichen Zeit die Möglichkeit beruflich aufzusteigen bzw. sich weiterzuentwickeln. Dies bedeutet aber mehr Zeit und Aufmerksamkeit für den Job aufzubringen und somit weniger Zeit für die Familie und die drei Kinder zu haben. Wer steckt zurück? Wer ist jetzt dran? Was bedeutet eigentlich Gleichstellung?

Diese Themen und natürlich auch der Tod der Hauptdarstellerin (eine Influencerin) sorgen für einen gelungenen Krimi, der viele Wendungen und Verstrickungen bereit hält.

Man muss sich etwas konzentrieren, um den Faden und somit den Überblick nicht zu verlieren, aber es lohnt sich. Man wird sehr gut unterhalten. Für mich definitiv eine Serie, die man im Auge behalten sollte.

Veröffentlicht am 17.10.2019

Nicht der beste schwedische Kriminalroman.

Tagebuch meines Verschwindens
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In diesem Buch gibt es drei Handlungsstränge, die eigentlich genug Potential haben, um daraus eine spannende Geschichte zu machen. Nur leider hat es nicht geklappt.

Camilla Grebe kann sehr gut schreiben, ...

In diesem Buch gibt es drei Handlungsstränge, die eigentlich genug Potential haben, um daraus eine spannende Geschichte zu machen. Nur leider hat es nicht geklappt.

Camilla Grebe kann sehr gut schreiben, daran hat es nicht gelegen, aber die Geschichte war einfach zu lang mit zu wenig Emotionen und farblosen Charakteren. Kein Charakter konnte mich einfangen und fesseln. Die interessantesten Zeilen waren die Tagebucheinträge von Hanne. Ihr Kampf gegen das Vergessen und ihre Sorge um ihren Lebenspartner.

Das Versprechen auf dem Cover - atemberaubend, fesselnd und psychologisch extrem raffiniert - konnte ich leider nicht finden. Raffiniert fand ich die Geschichte an keiner Stelle, atemberaubend waren vielleicht die letzten 100 Seiten (obwohl man da schon wusste, wer der Mörder war) und fesselnd war das Buch leider zu keiner Zeit. Man konnte einige Seiten überspringen ohne Gefahr zu laufen, etwas zu verpassen. Ich glaube 200 Seiten weniger, hätten der Geschichte gut getan. So wurde man das Gefühl nicht los, dass die Geschichte sehr gestreckt wurde und damit leider auch das Tempo gedrosselt und die Spannung abgebaut wurde.

Mich konnte diesmal leider Camilla Grebe nicht überzeugen und für mich ist es auch nicht der beste schwedische Kriminalroman.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Etwas enttäuschend

Die Zeit des Lichts
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"Dieser Roman funkelt auf jeder Seite" steht auf dem Cover. Man sollte sich aber nicht von jedem Funkeln verleiten lassen. Da es schon so viele sehr gute Bewertungen gab, hatte ich eine recht hohe Erwartungshaltung ...

"Dieser Roman funkelt auf jeder Seite" steht auf dem Cover. Man sollte sich aber nicht von jedem Funkeln verleiten lassen. Da es schon so viele sehr gute Bewertungen gab, hatte ich eine recht hohe Erwartungshaltung an das Buch.

Die ersten Seiten waren auch noch sehr gut, doch dann wurde es immer zäher. Ich hatte erwartet, dass man gerade die spannenden und interessanten Jahre von Lee Miller näher betrachtet - die als Kriegsreporterin. Doch leider wurden diese nur mit wenigen Seiten abgehandelt. Als hätte die Autorin von dieser Zeit kein Material gefunden, was ich stark bezweifeln möchte. Dafür wurde sehr ausführlich die Beziehung zu Man Ray auseinander genommen und beschrieben. Mich hatten diese vielen kleinen Minidetails nicht so wirklich einfangen und begeistern können. Es wirkte oberflächlich und man wartete immer wieder auf die spannenden Momente.

Wer ein großer Fan von Man Ray und Lee Miller ist, sowie die Fotografie und die Künstlerwelt liebt, wird an diesem Buch seine Freude haben. Für Leser wie mich, die gehofft haben, dass der zweite Weltkrieg, die Erlebnisse als Kriegsreporterin und deren Auswirkungen einen größeren Part erhalten würden, könnte es etwas zäh werden und zum Teil enttäuschend, da der interessanteste Teil aus Lee Millers Leben kaum Beachtung findet.