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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.10.2018

Teilweise etwas zäh

Der Apfelbaum
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Biografien zu bewerten, ist immer etwas schwierig. Auch bei Christian Berkels Geschichte ist es nicht so einfach. Er hat so viele Fakten und Geschichten zusammengestellt, dass man fast nicht mehr hinterher ...

Biografien zu bewerten, ist immer etwas schwierig. Auch bei Christian Berkels Geschichte ist es nicht so einfach. Er hat so viele Fakten und Geschichten zusammengestellt, dass man fast nicht mehr hinterher kam. Seine Familie hat viel durchgemacht und viel erlebt, so dass man hier auch mit vielen Charakteren konfrontiert wird. Ich kam manchmal nicht mehr hinterher und es fiel mir auch teilweise schwer die Personen wieder richtig zuzuordnen. Auch die Sprünge zwischen dem Hier und Jetzt und der Vergangenheit waren (zumindest beim Hörbuch) für mich nicht so günstig und man musste sich schon stark konzentrieren. Das hat leider etwas den Hörspaß gemindert. Auch wurden manche Phasen sehr ausgeweitet, was dann beim Zuhören etwas zäh und strengend wurde.

Christian Berkel hat diese Geschichte selbst gelesen und das auch recht gut. Er hat eine angenehme Stimme, die man gern hört. Jedoch hätte man die Geschichte vielleicht etwas kürzen und dadurch temporeicher machen können.

Mich hat die Geschichte nicht so recht einfangen können, was wohl an den etwas zu zähen Passagen und den zu vielen Personen lag. Vielleicht ist es als Buch, etwas einfacher der Familie/den Personen zu folgen.

Veröffentlicht am 16.10.2018

Niemand mordet so gut und spannend wie Andreas Gruber.

Rachesommer
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Niemand mordet so gut und spannend wie Andreas Gruber. Ich bin ein begeisteter Leser seiner Bücher. Nachdem ich mich erstmal von Maarten S. Sneijder verabschieden musste, kam mir Walter Pulsaki mit Evelyn ...


Niemand mordet so gut und spannend wie Andreas Gruber. Ich bin ein begeisteter Leser seiner Bücher. Nachdem ich mich erstmal von Maarten S. Sneijder verabschieden musste, kam mir Walter Pulsaki mit Evelyn Meyers im Rachewinter entgegen. Dort hatten sie mich eingefangen und nun gehe ich mit ihnen durch die Jahreszeiten.

Der Rachesommer ist der erste Band der Reihe und erzählt eine erschütternde Geschichte von Missbrauch, Misshandlung und Verschleppung von Kindern durch pädophile Männer, die es sich leisten können (und wollen). Sie fühlen sich sicher und mächtig. Doch dann geschehen Unfälle in Österreich und Morde in Leipzig. Evelyn Meyers hinterfragt und recherchiert und stößt schnell auf eine Mauer des Schweigens und Vertuschens. Auf der anderen Seite sucht, auch auf eigene Faust, Walter Pulaski in Leipzig und Umgebung nach einem Mörder, den es nicht geben soll. Er glaubt nicht an die Selbstmordtheorie und begibt sich mal wieder allein auf die Spurensuche.

Beide Charaktere werden gut beschrieben und sich lebensnah. Beide müssen mit einer traurigen und kräftezehrenden (nicht abgeschlossenen) Vergangenheit leben. Sie lieben und leben ihren Beruf, übertreiben es oft, überschreiten Grenzen und folgen ihrem Bauchgefühl. Sie sind Charaktere, die man mag, weil sie nicht perfekt sind. Sie machen Fehler, müssen zurückstecken und zeigen Gefühle, wenn es hart wird. Der Humor blitzt immer wieder durch, mal ironisch, dann wieder zynisch.

Der Schreibstil von Andreas Gruber begeistert mich jedesmal wieder. Ich kann so gut abtauchen in seine Geschichten und das Kopfkino springt auch direkt an, dass ich so manches Mal meinen Nachtschlaf reduzieren musste, um nur noch das eine Kapitel zu Ende zu lesen. Genau so muss ein Buch sein, fesselnd bis zum Schluss.

Veröffentlicht am 06.10.2018

Lesenswerte Geschichte

Preiselbeertage
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Als ich den Titel gelesen und das Cover gesehen hatte, dachte ich an eine schwedische Familiengeschichte. Aber das Cover und der Titel täuschen. Es geht um eine Familie aus Leipzig, die Ende der 80iger ...

Als ich den Titel gelesen und das Cover gesehen hatte, dachte ich an eine schwedische Familiengeschichte. Aber das Cover und der Titel täuschen. Es geht um eine Familie aus Leipzig, die Ende der 80iger Jahre in den Konflikt mit dem Staat (DDR) kommt und bis heute mit den Erlebnissen zu kämpfen hat.

Stina Lund hat die Geschichte aus mehreren Perspektiven geschrieben. Auf der einen Seite steht die Tochter Ariane, die in der DDR geboren wurde und die ersten Jahre auch in der DDR gelebt hat. Auf der anderen Seite steht ihre Mutter Ina, die nach einem Auftritt bei einem Chorfestival in Schweden nicht wieder zurückgekehrt war.

Während Ina die ganze Wahrheit kennt, hat Ariane bis zum Tode des Vaters an eine andere Wahrheit geglaubt. Doch nach dem Tod beginnt das Gerüst zu wackeln und die ganzen vergrabenen und unterdrückten Gefühle kommen an die Oberfläche. Die Familie gerät in eine Art Strudel, der die Fronten zwischen Ina und Ariane immer mehr verhärtet. Ariane will Antworten auf ihre Fragen, Ina verweigert ihr diese und schafft dadurch zwischen ihnen einen immer tieferen Graben.

Stina Lund hat eine Familiengeschichte geschrieben, die den Leser gefangen nimmt und ihm schreckliche Seite des DDR-Systems aufzeigt. Das rigorose Vorgehen der Stasi mit den Familien, die Trauer und die Wut auf einzelne Personen, auf den Staat. Dazu kommt Ohnmacht nichts dagegen tun zu können. Die Aussichtslosigkeit und die Entfremdung über die Zeit beschreibt Stina Lund sehr detailliert und klar, so dass man das Gefühl bekommt dabei zu sein. Man spürt die Kälte, die Verzweiflung und liest das Aneinanderklammern und doch nicht Nahekommen der Familienmitglieder. Man bekommt immer wieder eine leichte Gänsehaut und wünscht sich nur, dass die Familie sich öffnet und miteinander redet.

Das Ende war mir persönlich etwas zu glatt und einfach, aber für die Seele wahrscheinlich der beste Abschluss.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Deshalb gibt es fast kein Entkommen...der zweite Band muss folgen.

Fremde Hände
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Nachdem ich mit dem achten Fall begonnen hatte, musste ich zumindest noch den ersten Fall lesen, um die Beziehung zwischen Flint und Cavalli besser zu verstehen. Das Ergebnis ist nahezu verheerend, denn ...

Nachdem ich mit dem achten Fall begonnen hatte, musste ich zumindest noch den ersten Fall lesen, um die Beziehung zwischen Flint und Cavalli besser zu verstehen. Das Ergebnis ist nahezu verheerend, denn nun gibt es eine neue Serie, deren Ermittler ich gern folgen würde und vorallem möchte ich wissen, wie es nach dem ersten Fall weitergegangen ist.

Der Fall von Flint und Cavalli ist bedrückend und erschreckender Weise immer noch aktuell (obwohl das Buch bereits 2009 veröffentlicht wurde). Es geht um Frauenhandel, Zwangsprostitution und Missbrauch von Minderjährigen. Die Fronten sind nicht immer klar und man tappt eine Zeitlang (wie die Ermittler) im Dunklen. Es passieren immer wieder Fehler bei den Ermittlungen, es gibt Wutausbrüche und Enttäuschungen. Trotzdem raufen sich alle Beteiligten immer wieder zusammen und versuchen gegen die gut organisierten Banden anzugehen. Es entstehen Gerüchte und Eindrücke, die nicht vollends aufgeklärt werden (nicht in diesem Band). Damit schafft es die Autorin, dass man weiterlesen möchte.

Die Liebesgeschichte der beiden Hauptcharaktere hält sich im Hintergrund. Immer wieder tauchen kleine Rückblenden zur Beziehung von Flint und Cavalli auf. Man versteht den dadurch inneren Gefühlskampf von Flint und das manchmal etwas seltsam anmutende Verhalten von Cavalli besser. Die kleinen Annäherungen zwischen den beiden verschaffen dem Leser immer eine kleine Atempause von den schrecklichen Ermittlungen.

Die Charaktere finde ich gut und interessant. Ich mochte sie nicht direkt und brauchte etwas Zeit, um mit den etwas undurchsichtigen Cavalli zurecht zu kommen. Er ist recht speziell, aber wer z.B. die skandinavischen Ermittler mag, wird auch mit einem Cavalli zurecht kommen.

Deshalb gibt es fast kein Entkommen...der zweite Band muss folgen.

Veröffentlicht am 30.09.2018

Nicht meins

Neujahr
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Juli Zehs „Neujahr“ lässt mich schwanken. Vielleicht bin ich nicht sensibel genug für diese Art von Geschichten, vielleicht fehlt mir das psychologische Verständnis. Ich weiß es nicht, aber dieses dünne ...

Juli Zehs „Neujahr“ lässt mich schwanken. Vielleicht bin ich nicht sensibel genug für diese Art von Geschichten, vielleicht fehlt mir das psychologische Verständnis. Ich weiß es nicht, aber dieses dünne Büchlein konnte mich nicht so richtig überzeugen.

Die Geschichte war für mich zu konstruriert. Der Schreibstil wirkte auf mich eher emotionslos und die Geschichte schleppte sich durch die Seiten (wie Henning den Berg hoch). Die Verdrängen-Geschichte an sich ist sehr bedrückend. Jedoch die Charaktere waren mir nicht sympathisch. Besonders mit Henning konnte ich mich nicht anfreunden. Er hatte viele Gedanken, die ich als anstrengend und teilweise nervend empfand. Phasenweise war er sehr wehleidig und für mich zu egoistisch. Natürlich hat er ein schlimmes Erlebnis in der Kindheit gehabt und dies auch nicht vernünftig verarbeitet, trotzdem war mir sein Gedankenkarussell manchmal nicht nachvollziehbar. Auch seine Überforderung als Vater konnte mich nicht so richtig überzeugen.

Ich weiß, dass das Buch und die Autorin sehr gelobt wurden und ich wahrscheinlich eine der wenigen Leser sein werde, die sich nicht so sehr für dieses Buch erwärmen können, aber leider ist dies manchmal so.