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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.07.2018

Lesenswerte Geschichte

Ein Ire in Paris
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Wenn man sich das Cover anschaut, könnte es wieder eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg mit mehreren Familien und Liebesbeziehungen sein. Aber man darf sich hier nicht täuschen lassen. Die Geschichte ...

Wenn man sich das Cover anschaut, könnte es wieder eine Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg mit mehreren Familien und Liebesbeziehungen sein. Aber man darf sich hier nicht täuschen lassen. Die Geschichte ist düster, dunkel und kalt. Es gibt kaum Momente, in denen der Leser verschnaufen kann. Es geht um Samuel Beckett, der hier jedoch nicht direkt benannt wird. Jo Baker versucht seine Rolle im Zweiten Weltkrieg nachzuzeichnen und zeigt somit auch eine völlig neue Seite von dem Schriftsteller. Die Geschichte ist interessant und beklemmend zugleich. Man taucht ab, in ein Paris während der Kriegszeit, des Hungers, der Leiden und der Dunkelheit. Beckett geht mit seiner Freundin in den Untergrund und bald schon wird es auch für ihn kritisch und die Zustände in Paris immer schlimmer.

Jo Baker hat eine interessante Geschichte über Samuel Beckett geschrieben, die mich traurig und nachdenklich zurückgelassen hat. Aber ich muss zugeben, dass ich recht lange gebraucht habe, um das Buch zu lesen. Es lag an dem Schreibstil der Autorin. Ich weiß, dass viele Leser diesen Stil mögen, mich hat er leider nicht so richtig mitgenommen. Ich empfand ihn als abgehackt und etwas hölzern, so dass ich zwischendurch immer wieder andere Texte lesen musste.

Die Sterne gibt es für eine lesenswerte Geschichte, die ohne Schnörkel, Herzschmerz und mit sehr viel Realität auskommt.

Veröffentlicht am 12.07.2018

Interessante und traurige Familiengeschichte

Als die Tage nach Zimt schmeckten
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Immer wieder muss ich mit dem Kopf schütteln, wenn ich die Titel lese und dann auf den englischen Titel schaue. "The Last Days of Café Leila" ist der Originaltitel. Warum nur dieser deutsche Titel?

Es ...

Immer wieder muss ich mit dem Kopf schütteln, wenn ich die Titel lese und dann auf den englischen Titel schaue. "The Last Days of Café Leila" ist der Originaltitel. Warum nur dieser deutsche Titel?

Es werden in dieser Familiengeschichte tatsächlich die letzten Tage vom Café Leila erzählt. Die Familie des alten Zod muss viel aushalten, wird schwer getroffen und verletzt und steht dann doch wieder auf. Aber am Ende leben sie doch nicht zusammen. Noor reist in ihre Heimat nach Teheran. Ihre Ehe ist am Ende, die Tochter schwer in der Pubertät und der Vater krank. Sie träumt von ihrer Heimat und erkennt es fast nicht wieder. Sie muss feststellen, dass viele schöne Dinge verloren gegangen sind. Das die Politik dem Land nicht gut getan hat und erfährt am eigenen Leib, was es heißt eine Frau im Iran zu sein. Ihre Tochter erleidet einen Kulturschock und lehnt sich auf, um recht schnell und hart auf den Boden der Realität zu landen. Sie sieht Dinge und Grausamkeiten, die sie kaum aushält und ihren Glauben an die Menschenlichkeit erschüttert. Sie sieht aber auch (zum ersten Mal) die Heimat ihrer Mutter, die Schönheit der Landschaften, die liebevollen Gesten der Freunde, Bekannten und des Großvaters. Sie lernt die persische Küche kennen und lernt mit den Widrigkeiten umzugehen.

Es ist eine interessante und teilweise traurige Familiengeschichte, die viel von den kulturellen und politischen Unterschieden erzählt und die Augen für ein anderes Land öffnet.

Veröffentlicht am 08.07.2018

Geheime Geschichten, die überraschen

Geheime Geschichten für Frauen, die Saris tragen
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Das Buch hat mich überrascht. Ich kannte den englischen Titel nicht, so dass ich etwas völlig anderes erwartet hatte. Wenn man jedoch den englischsprachigen Titel vorher liest, weiß man, was kommen wird ...

Das Buch hat mich überrascht. Ich kannte den englischen Titel nicht, so dass ich etwas völlig anderes erwartet hatte. Wenn man jedoch den englischsprachigen Titel vorher liest, weiß man, was kommen wird - "Erotic Stories for Punjabi widwows". Warum hat man diesen Titel nicht einfach übersetzt?

Man sollte kein indisches Shades of grey erwarten, denn aus meiner Sicht ist diese Geschichte wesentlich besser geschrieben. Balli Kaur Jaswal lässt den Leser hinter/unter den Sari schauen. Von den Einstellungen und Lebensweisen der Sikh-Frauen und deren Familien wird erzählt. Vieles weicht von meiner Lebensweise ab und war deshalb sehr interessant, teilweise verwirrend und schockierend. Einige Handlungen und Ansichten kann ich nicht nachvollziehen (wohl auch, weil mir das Hintergrundwissen fehlt) und einiges hat mich positiv überrascht.

Mir waren viele Charaktere sympathisch und so manches Mal musste ich über die Frauen und ihren Humor schmunzeln. Nachdenklich stimmten mich die sehr traditionellen Ansichten (Ehre) und die geforderten Handlungen (Verstoß, Tod) von sowohl weiblichen als auch männlichen Familienmitgliedern.


Balli Kaur Jaswal hat mir mit ihrer Geschichte ein ganz klein wenig die indische Lebensweise in London, den täglichen Kampf, das Leben in einem bestimmten Bezirk, die fehlende Integration, den Generationenkonflikt und die mangelnde Bildung der Frauen (häufig auf Wunsch des Mannes), aber auch deren Lebensmut, ihren Humor, ihre Sexualität und ihre berührende Art gezeigt und nahe gebracht.



Veröffentlicht am 05.07.2018

Guter Start einer neuen Serie

Der zweite Reiter
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Zuerst muss man hier den Sprecher Cornelius Obonya hervorheben. Er hat das Hörbuch so gut gesprochen, dass man sich mitten im Geschehen gefühlt hat. Er hat mich mit seiner Umsetzung der Charaktere, seiner ...

Zuerst muss man hier den Sprecher Cornelius Obonya hervorheben. Er hat das Hörbuch so gut gesprochen, dass man sich mitten im Geschehen gefühlt hat. Er hat mich mit seiner Umsetzung der Charaktere, seiner Stimme und den unverwechselbaren Dialekt in diese dunkle Zeit zwischen den Weltkriegen versetzt. Man fühlte die Kälte, das Misstrauen, den Zweifel und spürte, dass hier nichts passt.

August Emmerich ist keine Person, die man durchgehend mag. Er nimmt sich, was er braucht, er bricht das Gesetz (wenn es für ihn gut ist) und er bringt andere in Gefahr, weil er seinen Willen durchsetzen will. Sein Assistent hat in diesem Fall einen schweren Job und muss am Ende auch viel einstecken. Der Fall ist undurchsichtig und teilweise verwirrend. Es kommt nur langsam Licht in den Fall, denn die Untersuchungsmittel sind aufgrund der Zeit eher bescheidend. Man muss sich von CSI verabschieden und mit den wenigen und vorallem einfachen Mitteln vorlieb nehmen. Doch Emmerich löst das Puzzle.

Ich fand das Hörbuch schon aufgrund seines Sprechers gut und spannend. Der Fall war mir manchmal etwas zu verworren, aber trotzdem interessant. Die Charaktere könnten noch etwas komplexer sein, aber die werden sich bestimmt im zweiten Fall entwickeln. Ich bin gespannt, wie sich das Verhältnis zwischen dem Assistenten und August Emmerich entwickeln wird.

Veröffentlicht am 26.06.2018

Neuer Blick auf den Besitz

Dan-Sha-Ri: Das Leben entrümpeln, die Seele befreien
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Ordnung schaffen und frei sein. Es klingt so einfach und ist doch recht schwer in der Umsetzung. Jeder, der schon einmal versucht hat, konsequent aufzuräumen und sich von alten Stücken zu trennen, wird ...

Ordnung schaffen und frei sein. Es klingt so einfach und ist doch recht schwer in der Umsetzung. Jeder, der schon einmal versucht hat, konsequent aufzuräumen und sich von alten Stücken zu trennen, wird sich daran erinnern, dass so manches Mal die Erinnerung gewonnen hat.

Hikedo Yamashita hat einen Ansatz der sich aus drei Elementen zusammensetzt:
DAN - Verzicht auf Sachen, die wir nicht (auf)brauchen können
SHA - das Entsorgen ( Wegwerfen, Verschenken, Verkaufen, Zurückgeben)
RI - die beiden Vorangegangenen zu erlernen und zu verinnerlichen.

Sie erklärt diesen Ansatz sehr gut und kann ihn auch mit vielen Beispielen untermauern. Und immer wieder muss man staunen und nicken über das, was sie schreibt, denn in so vielen Dingen hat sie einfach recht und sie öffnet dem Leser die Augen, seinen Besitz mal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Warum z. Bsp. verwenden wir das gute Geschirr, das gute Besteck nur für den Besuch, der 2-3 im Jahr vorbeikommt? Warum sind wir es im Alltag nicht wert, eben dieses Geschirr ebenfalls zu verwenden?

Ich glaube, die meisten Menschen haben genau diese "guten Sachen" im Schrank stehen und nutzen sie nicht. Sie blockieren den Platz und sie werden nicht benötigt. Hier könnte man anfangen, aufzuräumen und Ordnung und Freiraum zu schaffen.

Hideko Yamashita ist zudem der Meinung, dass Schränke nicht zu 100% gefüllt werden sollen. Sie meint 70% gefüllte Schränke schaffen Ordnung, weil man mit den "freien" 30% die Sachen bequem und ordentlich entnehmen und wieder reinlegen kann. Wie wahr.

Es gibt noch einige weitere Denkanstöße und Beispiele, die man anwenden kann. Da dieses Buch für mich nicht das erste Buch dieser Art war, war mir einiges schon bekannt, so dass bei mir der Mehrwert etwas gering ausfiel. Aber für Menschen, die sich zum ersten Mal mit dem Thema auseinandersetzen wollen, ist es leicht zu lesen und sicherlich auch hilfreich.