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Ritja

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.09.2022

Klimakrise, Monokultur, Konsumwahn....

Aufs Land
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Für Lesende, die sich noch nicht sehr stark mit den Themen Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit auseinander gesetzt haben, werden die vielen kleinen Kapitel mit Statistiken, Tabellen und persönlichen Erlebnissen ...

Für Lesende, die sich noch nicht sehr stark mit den Themen Klima, Umwelt und Nachhaltigkeit auseinander gesetzt haben, werden die vielen kleinen Kapitel mit Statistiken, Tabellen und persönlichen Erlebnissen vielleicht einen neuen Denkanstoß geben.

Für mich war leider nicht mehr so viel Neues dabei. Zudem empfand ich den Schreibstil als recht trocken und phasenweise zäh. Das kann jedoch daran liegen, dass ich mich mit einigen Themen schon stark auseinander gesetzt und dadurch nur wenig Input durch das Lesen erhalten habe. Viele Themen werden in diesem Buch leider nur angerissen, mal kurz erwähnt, aber selten wirklich ausführlich behandelt. Man erhält eher ein oberflächliches Überblickswissen.

Durch das Abbildungsverzeichnis kann man sich noch zusätzliche Informationsquellen herausziehen. Ich hätte mich über eine Austellung mit Literaturquellen, die der Autor vielleicht empfehlen kann, mehr gefreut.

Veröffentlicht am 03.09.2022

Trauig-schöne Geschichte

Kirschblüten und rote Bohnen
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Die japanische Literatur ist für mich irgendwie immer mit Innehalten und Langsamkeit verbunden. Die Erzählweise ist ruhig, ausgeglichen und trotzdem mitziehend. Man möchte wissen, was passiert ist, warum ...

Die japanische Literatur ist für mich irgendwie immer mit Innehalten und Langsamkeit verbunden. Die Erzählweise ist ruhig, ausgeglichen und trotzdem mitziehend. Man möchte wissen, was passiert ist, warum die Charaktere so speziell sind bzw. geworden sind und was sie noch vorhaben.

Auch bei "Kirschblüten und rote Bohnen" waren die Charaktere ruhige, teilweise in sich gekehrte Menschen, die schon einiges im Leben mitgemacht haben. Stück für Stück werden die Schichten rund um Tokues Vergangenheit freigelegt und was man dann liest, hinterlässt eine Gänsehaut. Man zieht direkt Parallelen zur heutigen Zeit und erschrickt, dass es sich (fast) wiederholt. Das harte Vorgehen, die Grausamkeit gegenüber den Betroffenen und wie lange sich Mythen halten können, stimmte mich nachdenklich. Die Dialoge zwischen Sentaro und Tokue haben mich am meisten begeistert. Obwohl sie oft miteinander diskutieren, spürt man, dass sie respektvoll miteinander umgehen und die Achtung voreinander wahren.

Ein kleiner Tipp: Das Buch nicht im hungrigen Zustand lesen, denn die Herstellung der Süßigkeit Dorayaki wird sehr ausführlich beschrieben. Fast schon will man nach dem Lesen beim Japaner anrufen und eine Portion bestellen.

Veröffentlicht am 18.08.2022

Lesenswerte Geschichte

Isidor
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Danke an die Autorin Shelly Kupferberg. Sie hat dieses Buch, obwohl es um ihre Familie geht, ohne Kitsch, Rührseligkeit und zu vielen Emotionen geschrieben. Sie erzählt fast nüchtern, aber trotzdem den ...

Danke an die Autorin Shelly Kupferberg. Sie hat dieses Buch, obwohl es um ihre Familie geht, ohne Kitsch, Rührseligkeit und zu vielen Emotionen geschrieben. Sie erzählt fast nüchtern, aber trotzdem den Lesenden packend die Geschichte von ihrem Urgroßonkel Dr. Isidor Geller. Wer Probleme mit der Einordnung der verwandtschaftlichen Grade hat, dem kann der Stammbaum im Buch helfen.

Isidor Geller hat es geschafft. Er hat sich hochgearbeitet und durch kluge Entscheidungen es zu Geld und Ansehen geschafft. Doch er spürt auch den Neid, den Antisemitismus und die Missgunst. Doch Isidor Geller blendet es auch. Er lebt sein Leben und genießt seine Freiheiten, die Kunst und Kultur, das gute Essen und sein luxuriöses Leben.

Doch die Zeiten ändern sich rasant und er verpasst den Absprung in ein sicheres Land. Aufgrund seiner Position hatte er gehofft, geschützt zu sein. Seine Qualen werden beschrieben, die Beklemmung liest mit und die Traurigkeit klappt das Buch am Ende zu.

Shelly Kupferberg hat einen eindringlichen, aber auch stellenweise unterhaltsamen Roman über ihre Familie geschrieben. Sie hat recherchiert und in Deutschland viele Hinweise und Spuren gefunden. Dank der deutschen Gründlichkeit fand sie Listen und Tabellen und konnte so den Lebens-Leidensweg ihres Urgroßonkels rekonstruieren.

Ein lesenswertes Buch, welches nachdenklich macht, die Vergangenheit lebendig werden lässt und mahnt.

Veröffentlicht am 14.08.2022

Zu überfrachtet, schade.

Snowflake
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Diese Geschichte lässt mich etwas ratlos zurück. Wie soll ich sie einschätzen? Was war eigentlich der Kern der Geschichte? Ich weiß es nicht. Phasenweise hat mich die Geschichte überrollt, teilweise gut ...

Diese Geschichte lässt mich etwas ratlos zurück. Wie soll ich sie einschätzen? Was war eigentlich der Kern der Geschichte? Ich weiß es nicht. Phasenweise hat mich die Geschichte überrollt, teilweise gut amüsiert und dann wieder schockiert. Es war ein Auf und Ab und manchmal schwer zu lesen und zu ertragen. Immer wieder hatte ich den Drang Debbie bei der Hand zu nehmen und sie aus ihrem familiären Dunstkreis herauszuziehen. Ihr die Möglichkeit zum Luft holen, Durchatmen zu geben.

Die Autorin mutet ihrer jungen Protagonistin einiges zu. Die älteren Familienmitglieder, die eigentlich den kühlen Kopf und die Verantwortung haben sollten, kamen dieser Verantwortung nur schwer nach oder wälzten sie gleich ganz ab. Debbie muss mit ihren Problemen meistens allein klar kommen (schafft sie nur begrenzt), sie muss sich um die Mutter kümmern und hat zudem noch einen kauzigen Onkel, der ihr nur manchmal hilfreich zur Seite steht. Ein Todesfall sorgt für die Eskalation bei der Mutter und weiterem Gefühlschaos bei Debbie.

Debbie schwimmt in diesem Buch, für mich hatte sie kaum einen sicheren Stand. Zwischen Alkoholabstürzen, Parties, Jungs abschleppen (ohne Sex), ganz viel Unsicherheiten und noch weniger Aufklärung sowie wenig Struktur im restlichen Leben kämpft sie sich durch. Ihr Humor ist bissig, sarkastisch und phasenweise auch traurig bis zynisch.

Ich bin ehrlich, ich mochte die Geschichte nicht wirklich. Für mich hat die Autorin auch etwas zu viel gewollt. Ich glaube, dass die Geschichte mit 2-3 "Baustellen" gut geworden wäre. So wirkte sie etwas überfrachtet und zu chaotisch. Debbie ging leider durch die Mutter, den Onkel und die anderen Charaktere etwas unter. Schade.

Veröffentlicht am 10.08.2022

Sehnsuchtsort Insel

Meine Île de Ré
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Was für ein spannendes und geschichtsreiches Porträt von der Île de Ré.

Bernd Eilert erzählt von seiner Suche nach der perfekten Sehnsuchtsinsel, "seiner" Insel. Er bereist viele Inseln, um sie zu dentdecken ...

Was für ein spannendes und geschichtsreiches Porträt von der Île de Ré.

Bernd Eilert erzählt von seiner Suche nach der perfekten Sehnsuchtsinsel, "seiner" Insel. Er bereist viele Inseln, um sie zu dentdecken und erzählt kurz, warum sie nicht seine Insel werden konnten. Was macht eigentlich diesen Sehnsuchtsort aus? Warum kehren viele Menschen zu einem bestimmten Ort (meistens aus ihrer Kindheit) zurück?

Bernd Eilert entdeckt seinen Sehnsuchtsort durch seine Frau. Es ist Île de Ré. Eine Insel, die von den meisten Touristen übersehen wird, was wohl an der Ruhe und das Fehlen von Parties, Aufregung und klassischen Sehenswürdigkeiten liegt. Der Insel fehlen die spannenden Punkte, auf die sich die Touristen normalerweise stürzen. Die Festivals, Feste und andere besondere Aktivitäten sind nicht vorhanden. Was die Insel allerdings mehr als genug hat, sind geschichtliche Anekdoten, viele Stunden zum Fahrrad fahren, Bücher lesen und schreiben, Malen und Sinnieren und vor allem Nichtstun. Also Entspannung und Abschalten.

Das wird auf viele Lesende wahrscheinlich schrecklich langweilig wirken, aber wenn man sich auf die Geschichte von dem Autoren einlässt, erfährt man viele geschichtliche Anekdoten, den ein oder anderen bekannten Künstler- und Autorennammen. Seine unterhaltsame Art die Geschichte wiederzugeben, ließ mich die Zeit beim Lesen vergessen lassen.

Am Ende klappte ich das Buch zu und wusste, das ist nicht mein Sehnsuchtsort, aber schön war es trotzdem.