Weihnachtlicher Wohlfühlroman mit norddeutschem Flair
Die WeihnachtslisteIch bin eigentlich keine Weihnachtsromanleserin, aber da diese Geschichte quasi vor meiner Haustür spielt, habe ich hier einmal eine Ausnahme gemacht.
Die hübsche Darstellung der Giebelhäuser am Friedrichstädter ...
Ich bin eigentlich keine Weihnachtsromanleserin, aber da diese Geschichte quasi vor meiner Haustür spielt, habe ich hier einmal eine Ausnahme gemacht.
Die hübsche Darstellung der Giebelhäuser am Friedrichstädter Markplatz auf dem Cover ist nicht nur eine passende Illustration für einen Weihnachtsroman, sondern auch wirklich gut getroffen. Wer schon einmal dort war, sollte es problemlos erkennen. Dass man im Winter auf den Grachten Schlittschuh laufen kann, ist allerdings eher die Ausnahme als die Regel.
Die Beschreibung Friedrichstadts in der Geschichte ist ebenfalls insgesamt gut gelungen, auch wenn sich der Autor bei der Wegeführung gelegentlich ein wenig künstlerische Freiheit erlaubt und manches nicht ganz auf der Höhe der Zeit ist. Die erzeugte Atmosphäre wird dem Städtchen durchaus gerecht, und einige Details wie zum Beispiel die Beschreibung der Buchhandlung sind erstaunlich akkurat. Gestaunt habe ich auch über die Schilderungen der Begegnungen Bens mit den Einheimischen. Da wird einerseits stark überreagiert, andererseits entsteht innerhalb kürzester Zeit eine große Nähe, beides nicht gerade typisch in Norddeutschland. Schmunzeln musste ich über die Aussage, Bens Großonkel habe Weihnachtsgeschenke für alle Friedrichstädter hergestellt. 2500 Weihnachtsgeschenke? Respekt! Später wird dieser Satz allerdings relativiert, dann geht es „nur noch“ um den Friedrichstädter Bekanntenkreis des Onkels.
Die Geschichte plätschert recht gemächlich vor sich hin, es gibt ein paar Rätsel zu lösen, Schwierigkeiten zu überwinden, Überraschungen zu entdecken und Entscheidungen zu treffen, aber alles ohne große Aufregung. Würde man Friedrichstadt durch eine us-amerikanische Kleinstadt ersetzen, hätte man hier die Vorlage für einen typischen Hallmark-Weihnachtsfilm. Allerdings müsste man dafür wohl die Dialoge ändern, denn diese erinnern mit ihren zahlreichen „Moins“ zuweilen an einen Flens-Werbespot.
Ein großer literarischer Wurf ist dieser Roman nicht, aber wer weihnachtliche Wohlfühlgeschichten und/oder norddeutsches Flair mag, kommt durchaus auf seine Kosten.