Eine ganz besondere Geschichte
Strange the Dreamer - Der Junge, der träumteLazlo Strange ist als Waisenkind in einem Dorf aufgewachsen, das ihn nie so richtig akzeptieren wollte. Er ist Bibliothekar und ein Träumer. Er ist fasziniert von der verborgenen Stadt „Weep“, schreibt ...
Lazlo Strange ist als Waisenkind in einem Dorf aufgewachsen, das ihn nie so richtig akzeptieren wollte. Er ist Bibliothekar und ein Träumer. Er ist fasziniert von der verborgenen Stadt „Weep“, schreibt über sie, träumt von ihr, ist fest entschlossen, sie irgendwann zu entdecken und ihr Geheimnis zu lüften. Als eines Tages Eril-Fane, der Götterschlächter und ein Bewohner eben dieser verborgenen Stadt, sein Dorf aufsucht und die Menschen dort um Hilfe bittet, sieht er seine Chance. Er muss Eril-Fane begleiten, die Stadt sehen und ihm helfen, sie zu befreien.
Ich hatte zunächst Probleme, ins Buch reinzufinden. Der Schreibstil ist ausgefallen, sehr ausgeschmückt und er geht einem nicht so einfach über die Lippen. Er ist weit entfernt von der Alltagssprache und das mochte ich. Der Schreibstil hat mir richtig gut gefallen, wenn ich eben auch ein bisschen länger gebraucht habe, mich an ihn zu gewöhnen.
Das World-Building ist fantastisch und wird ebenso auf eine bemerkenswert andere Art und Weise eingeführt, als ich das kenne. Die Welt ist komplex und mit viel Liebe zum Detail ausgestaltet. Und durch die außergewöhnliche Art der Autorin, die Geschichte zu erzählen, erwachte die Welt vor meinem inneren Auge zum Leben.
Es wird abwechselnd aus Lazlos und Sarais Perspektive erzählt. Die beiden haben zwei scheinbar völlig verschiedene Geschichten zu erzählen, welche sich im Laufe des Buches aber immer weiter annähern und allmählich zusammengeführt werden.
Lazlo muss man einfach mögen. Er ist so unschuldig, bescheiden und einfach von Grund auf gut. Er macht die spannendste Entwicklung in dieser Geschichte durch. Er wächst in einem Dorf auf, in welchem er unterdrückt und nicht geschätzt wird. Man macht sich über ihn lustig, er wird ausgenutzt und er hat gelernt, dass er das genau so verdient. Aber in ihm brennt ein Feuer. Er brennt für die verborgene Stadt und als Eril-Fane auftaucht, beginnt in ihm eine Veränderung. Lazlo hat eine außergewöhnliche Gabe. Eril-Fane hat das erkannt und er nimmt ihn mit. Die Reise macht ihn stark und irgendwie erwachsen. Er erfährt zum ersten Mal Wertschätzung und echte Zuneigung. Das macht was mit einem Menschen…
Sarai ist auch eine spannende Figur. Sie ist eine Halbgöttin und lebt versteckt mit ihren Geschwistern in einer Zitadelle. Sie leben in ständiger Angst vor dem Götterschlächter und seinen Anhänger*innen. Sie verbreiten im Gegenzug selbst Angst bei den Menschen der Stadt Weep. Sarai war früher sehr wütend auf die Menschen, aber sie hat gelernt sie zu verstehen und hat ihnen vergeben. Auch in ihr ändert sich etwas, die Einstellung, sie entwickelt eine andere Haltung zu den Menschen. Letzten Endes wünscht sie sich Frieden. Doch ihre Schwester Minya ist zerfressen von ihrer Wut. Sie will nur Rache. Wenn es heißt sie oder die Menschen von Weep, wird sie sich immer für sich und ihre Familie entscheiden, egal, was es kostet.
Alle Figuren waren in ihren Handlungen nachvollziehbar, ich konnte sie (fast) alle gut leiden und habe sie gerne begleitet. Sie wurden alle detailreich und sehr lebensnah gezeichnet. Sie hatten ihre Besonderheiten und ihre Eigenarten. Das fand ich sympathisch. Sie transportieren so eine Leichtigkeit, dass ich mich zwischenzeitlich gefragt habe, ob ich in meinem Leben nicht alles vielleicht irgendwie zu schwer nehme :D
Es ist ein Buch, das zum Träumen einlädt. Die Spannung baut sich nur sehr langsam auf, aber trotzdem wollte ich immer wissen, wie es weitergeht. Hier und da hätte es für meinen Geschmack ruhig etwas schneller gehen könne, aber die Autorin lässt sich Zeit für den Aufbau ihrer Geschichte und das hat schon auch was für sich. Ich bin gespannt, was passiert, wenn die beiden Perspektiven so richtig aufeinandertreffen, und freue mich schon auf die Fortsetzung. Ein wirklich gelungener Reihenauftakt!