Profilbild von Rosecarie

Rosecarie

Lesejury Star
offline

Rosecarie ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Rosecarie über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.11.2020

"We Shall Overcome"

Die Arena: Grausame Spiele
0

Das England der Zukunft ist in zwei Klassen eingeteilt. Die Pures auf der schillernden Seites Lebens und die Dregs auf der Schattenseite. Die Dregs sind der Abschaum der Menschheit und werden auch wie ...

Das England der Zukunft ist in zwei Klassen eingeteilt. Die Pures auf der schillernden Seites Lebens und die Dregs auf der Schattenseite. Die Dregs sind der Abschaum der Menschheit und werden auch wie solcher behandelt. Es wird darüber gesprochen, sie "in den Griff zu kriegen", sie zu "regulieren" und vor allem die Zahl möglichst gering zu halten. Einige Dregs werden von dem berühmten Zirkus ausgewählt und zu Artisten und Artistinnen ausgebildet. Was zunächst wie ihre Rettung erscheint, entpuppt sich als pure Folter. Für die Dregs geht es nur um's nackte Überleben, denn leben tun sie schon lange nicht mehr. Ben, ein Pure, sieht sich zum ersten Mal den Zirkus an und spürt, dass das nicht richtig ist. Wird er seine Ansichten über die Dregs ändern? Kann er ihre Rettung sein?

Nach und nach wird man in die Gegenwart dieser Welt eingeführt, in die Missstände, die die meisten Menschen einfach so hinnehmen und unter welchen große Teile der Bevölkerung leiden. Die erschreckenden Details und deren Ausmaße werden von Seite zu Seite deutlicher und ließen mich wütend werden. Es ist einfach ungerecht.

Die Geschichte wird abwechselnd aus der Perspektive des Dreg-Mädchens Hoshiko und dem Pure-Jungen Ben erzählt. Ben wirkt ganz unschuldig und unbedarft und man nimmt ihm garnicht übel, dass er von den desaströsen Gegebenheiten, dem Leid der anderen, profitiert. Er lebt abgeschirmt von der Welt und vor allem von den Dregs und kriegt nichts von dem Unglück draußen mit. Für ihn ist es besonders leicht, wegzuschauen. Seine Dienerin Priya ist ein kleiner Berührungspunkt mit den Dregs und sie legt mit ihren Gesprächen mit Ben den Grundstein für berechtigte Zweifel am System, an der Meinung über Menschen, denen eine ausländische Herkunft zugeschrieben wird, den Dregs.

"Der Zirkus ist kein traumhaftes Wunderland, Ben. Sondern ein Straflager." S. 36

Die ganze Zeit über war mir das Alter von Ben nicht klar. Es gab Widersprüche. Er verhielt sich sehr kindlich, ist recht eigenständig, aber irgendwie auch sehr behütet. Als es hieß, er sei 15 oder 16 war ich überrascht. Das hat irgendwie nicht so richtig gepasst. Aber vielleicht kann man das auf sein behütetes Leben schieben.

Insgesamt finde ich die Charaktere und die Entwicklung ihrer Beziehungen nicht sehr gelungen. Manches ist nicht nachvollziehbar oder entwickelt sich viel zu schnell. Sie sind eher eindimensional und es fehlt ihnen etwas an Farbe und Tiefe. Ich konnte keine Connection zu den beiden Hauptfiguren aufbauen, habe ihre Geschichte emotional distanziert verfolgt.

Vom Schreibstil und der Gestaltung der Charaktere her, hätte ich das Buch ab 12 empfohlen. Von der Story und der Brutalität her, lieber so ab 16. Es ist einfach nicht ganz stimmig... Die Dialoge sind mal mehr und mal weniger authentisch. Insgesamt liest sich der Schreibstil aber recht angenehm und vor allem schnell.

Hoshiko ist eine der Artistinnen des Zirkus' und ihre Geschichte ist nur schwer zu ertragen finde ich... so viel Hass und Demütigung. Die brutale Gewalt fand ich noch am harmlosesten. Auch wenn es sich hier um eine überspitzte Darstellung der Realität handelt, ist es trotzdem wahr und allgegenwärtig. Sie lebt schon lange im Zirkus und hat dort ihre neue Familie gefunden. Der Zusammenhalt der Dregs im Zirkus war wirklich schön. Sehr viel Menschlichkeit war da zu finden.

"Denke selbst. Urteile selbst. Triff deine eigenen Entscheidungen." S. 106

Ben beginnt selbst zu denken, mit dem Herzen und dem Verstand, wie Prya ihm geraten hat, und erkennt das Unrecht. Mit seiner Veränderung beginnt die Geschichte richtig an Fahrt aufzunehmen und wird fast unerträglich aufregend :D ich habe mitgefiebert und mitgezittert.

Was mir nicht so ganz klar war, waren die Umstände, wo diese Dreg-Regelung überall gilt. Ist das ein Ding in England, dann stellt sich die Frage, warum die sogenannten Dregs das Land nicht verlassen. Ist es eine weltweite Regelung, stellt sich mir die Frage, wann ein Mensch als Dreg gilt. Also wenn ein Dreg jemand ist, dem ausländische Wurzeln zugeschrieben werden, dann gäbe es ja mindestens ein Land für sie, in denen sie keine Dregs wären. Und sind Engländer in beispielsweise Tokyo auch Dregs? Das war mir nicht so richtig klar und somit war für mich die gesamte Prämisse nicht ganz schlüssig.

Leider flachte meine anfängliche Begeisterung zum Ende hin immer weiter ab. Die Autorin machte es sich mit Bens Einfluss viel zu leicht. Die Geschehnisse wurden immer unglaubwürdiger und die Charaktere entwickelten sich nicht, sie änderten einfach ihr Verhalten. Genauso verhält es sich auch mit den Gefühlen der Figuren. Sie sind nicht entstanden, sie waren plötzlich da. Das mag manchmal auch in der Realität so sein, hier in dem Fall war es nicht stimmig.

Die Story an sich fand ich aber super und auch wie sie sich entwickelt und wo sie hinführt, hat mir gut gefallen. Der Spannungsbogen war hoch, die Message war wichtig und der Realitätsbezug schmerzhaft. Das Buch trifft genau den richtigen Ton. Bei der Ausarbeitung der Figuren wäre für mich noch Luft nach oben. Auf die Fortsetzung bin ich trotzdem neugierig, auch wenn meine Erwartungen nicht allzu hoch sind.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.11.2020

Mal wieder eine wunderschöne und tränenreiche Liebesgeschichte, mit genau der richtigen Prise Humor und Ernst

Wie die Stille vor dem Fall. Erstes Buch
0

Shay und Landon hassen einander. Schon immer. Sie wissen selbst nicht genau, wieso und warum ihre Herzen immer einen Sprung machen, wenn sie einander sehen. Sie lieben es einander zu hassen. Eine Wette ...

Shay und Landon hassen einander. Schon immer. Sie wissen selbst nicht genau, wieso und warum ihre Herzen immer einen Sprung machen, wenn sie einander sehen. Sie lieben es einander zu hassen. Eine Wette sorgt dafür, dass die beiden mehr Zeit miteinander verbringen und sich besser kennenlernen. Es fällt ihnen von Tag zu Tag schwerer, den Hass gegenüber des jeweils anderen aufrecht zu erhalten…

Ich bin sehr gut in die Geschichte gestartet. Ein paar Situationen erkennt man wieder aus dem ersten Buch und erlebt diese nun aus Landons bzw. Shays Perspektive. Grey und Elli nochmal wieder zu begegnen fand ich auch richtig schön, die beiden als junges Pärchen mochte ich so gerne. Aber vor allem mochte ich auch Shay und, dass dieses Buch ihre Geschichte erzählt, hat mich riesig gefreut.

Zwischen Landon und Shay - das wissen wir ja schon aus dem Vorgänger - herrscht von Anfang an eine Anziehung. Eine verwirrende Mischung aus Abneigung und Anziehung, die die beiden einander hassen lässt. Oder zumindest glauben sie, dass sie sich gegenseitig nicht leiden können.

Ich muss zugeben, die Geschichte von Grey und Ellie hat mir besser gefallen. Ich mochte die beiden einfach so gerne. Aber die von Landon und Shay hatte auch was für sich. Sie verbindet ein Schmerz und ähnliche Erfahrungen, die sich doch sehr voneinander unterscheiden und sie jeweils zu sehr unterschiedlichen Menschen formten.

Die Autorin hat sich auch bei dieser Geschichte wieder viele Gedanken zu den Figuren gemacht und sie mit viel Tiefe und Liebe zum Detail ausgestattet. Shay ist sehr angepasst und Vorzeigetochter/-schülerin/-freundin etc. weil sie möglichst die Situation zuhause nicht noch schlimmer machen will. Augenscheinlich hat sie es zuhause gut, aber es gibt doch einige Spannungen, die sie nicht noch weiter strapazieren will. So nimmt sie sich zurück, passt sich an.

Ich hasse es immer, wenn die Kinder für das Glück ihrer Eltern verantwortlich gemacht werden. „Sei stark für deine Mutter, sie braucht dich“... So sollte es nicht sein. Vielleicht später, aber nicht so früh und nicht bei dieser Thematik. Es passt total gut rein und es bringt nochmal mehr Dramatik in Shays Geschichte. Was ich aber sagen will ist, es ist nicht richtig und niemand sollte das von einem Kind verlangen. Das Kind ist das Kind und die Eltern sind die Eltern und müssen auf ihr Kind aufpassen. Nicht umgekehrt. Shay nimmt sich und ihre Gefühle immer wieder zurück, damit ihre Mutter es nicht so schwer hat. Sie war es, die ihre Mutter trösten musste, obwohl sie so dringend selbst Trost gebraucht hätte. Und auch wenn ihre Oma "Mima" warmherzig und fürsorglich dargestellt wird, war sie es, die das alles von Shay verlangt hat und das nehme ich ihr übel. Sie ist trotzdem ein herzensguter Mensch und einige Momente mit ihr haben mich fast zum Weinen gebracht.

Letztendlich machte die schwierige Situation zuhause Shay zu dem tollen Menschen, der sie jetzt ist. Sie ist stark, liebevoll und bringt allen Menschen so viel Wertschätzung entgegen. Sie hat so viel Kraft, dass sie für viele andere Menschen in ihrem Leben stellvertretend stark sein kann. Ich bewundere diese Frau.

Landon ist vordergründig ein Mistkerl, doch in seinem Inneren sieht es ganz anders aus: „Das hasste ich an mir. Ich hasste es, dass ich kein guter Mensch war“.

Es war schön Landons verletzliche Seite zu sehen, hinter seine Fassade zu schauen, die er gegenüber allen aufrechterhalten konnte, außer gegenüber Shay. Ich mochte, dass sie ihn sah. Mit Landon hab ich wirklich mitgelitten. Ich konnte seinen Schmerz verstehen. Teilweise hatte ich seinetwegen Tränen in den Augen. Es entschuldigt natürlich keineswegs sein mistkerliges Verhalten, aber immerhin erklärt es einiges. Und vieles, was er als schlechtes Verhalten betitelte, empfand ich als gutherzig und heldenhaft :)

Ich konnte wieder richtig mit den beiden Protas mitfühlen, ihre Angst, ihre Sorgen... Es gibt in ihrer beiden Leben einige Dinge, die nur schwer zu ertragen sind.

Den Schreibstil von Brittainy C. Cherry finde ich immer wieder toll. So gefühlvoll mit genau der richtigen Menge an Humor und Ernst. Sie nimmt mich immer mit in die (Gefühls-)Welt ihrer Hauptfiguren und ich kann jedes Mal tief in die Geschichte eintauchen.

Oooh als die beiden endlich mehr Zeit miteinander verbrachten, hat mir das Buch viel mehr Spaß gemacht. Der Austausch von liebevollen Gehässigkeiten in der ersten Buchhälfte war zwar sehr unterhaltsam und man hat das Knistern gespürt, aber als die beiden sich besser kennenlernten, entwickelte sich so eine Wärme zwischen den beiden. Das hab ich richtig gern gelesen.

Landons Umgang mit Monica hat mich wirklich beeindruckt. Sie provoziert ihn, sagt und tut schreckliche, gemeine Dinge, aber Landon sieht die und erkennt, warum sie sich so verhält. Er verhält sich ihr gegenüber weiterhin wie ein Freund, wird nicht wütend, schlägt nicht zurück. Nicht nur zusammen mit Shay, auch im Umgang mit Monica merkt man, was für eine gute Seele Landon in Wirklichkeit ist.

Auch dieses Mal hat die Autorin es mehrfach geschafft, mich zum Heulen zu bringen. Ich durfte sowohl die schönen und berührenden als auch die schmerzhaften und traurigen Momente fühlen und in alle nur möglichen Emotionen abtauchen. Der Verlauf der Story ist relativ geradlinig, hält aber trotzdem einige Überraschungen und Schockmomente parat. Das Buch erzählt zunächst nur einen Ausschnitt ihrer Jugend und ich gehe davon aus, dass die Fortsetzung sich mit den beiden im Erwachsenenalter beschäftigt. Die Geschichte fühlt sich echt und authentisch an und ich freue mich auf den zweiten Teil dieser Geschichte. Hoffentlich gibt es eine Happ End für die beiden (ich gehe davon aus, sonst wäre es kein Buch von B. C. Cherry :D).

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.11.2020

Lass dir deine Zeit nicht stehlen, verwende sie weise :)

Momo
0

Die kleine Momo taucht eines Tages einfach auf in ihrer viel zu großen Männerjacke, ihren wuscheligen Haaren und ihrer einzigartigen Art, die Dinge zu betrachten. Sie kennt weder ihr Alter noch ihre Herkunft, ...

Die kleine Momo taucht eines Tages einfach auf in ihrer viel zu großen Männerjacke, ihren wuscheligen Haaren und ihrer einzigartigen Art, die Dinge zu betrachten. Sie kennt weder ihr Alter noch ihre Herkunft, denn "soweit ich mich erinnere, war ich immer da". Sie lebt allein, ohne Eltern, in den Ruinen eines alten Amphitheaters und wird täglich von ihren vielen Freunden besucht. Die Menschen in der Nachbarschaft haben sie sofort ins Herz geschlossen und versorgen sie mit Essen und ihrer Gesellschaft. Aber sie gibt auch endlos viel zurück, denn sie hat die außergewöhnliche Fähigkeit, zuzuhören. Sie hört wirklich zu. Indem sie zuhört, wirklich hinhört, löst sie Probleme und Streitereien und nimmt den Menschen ihre Last von den Schultern. Ihre besten Freunde sind Beppo Straßenkehrer und Gigi Fremdenführer, die eine untrennbare Freundschaft verbindet. Ihr angenehmes, idyllisches Leben wird aber eines Tages durch die Ankunft der Grauen Herren gestört, die sich in das Leben der Menschen dieser Stadt schleichen und ihnen ihre Zeit stehlen. Das hat Auswirkungen auf alle Menschen und letzten Endes auch auf Momo und ihre Freunde. Sie hören auf, Momo zu besuchen, irgendwann ist sie ganz allein. Nun liegt es in Momos Händen, sie ist die Einzige, die sich den grauen Herren bisher widersetzen konnte. Kann sie den Menschen ihre verlorene Zeit zurückbringen?

Was für eine wundervolle Geschichte. Auf die ehrlichste und schönste Art und Weise geschrieben, die man sich vorstellen kann. Es hat absoluten Wohlfühlcharakter, ich musste immer wieder über Momo und ihre Freunde schmunzeln. Es wurden so schöne Dinge gesagt und getan. Michael Ende versteht es, die vermeidlichen Selbstverständlichkeiten als besonders und wunderbar herauszustellen. Ein ganz besonderer Schreibstil.

Die Figuren sind alle so liebenswert und mit viel Liebe ausgestaltet. Momo ist so unbedarft und lebt instinktiv genauso, wie man sich das selbst vielleicht manchmal wünscht. Man lebt doch teilweise sehr schnell, denn Zeit ist Geld und naja… der Rest ist bekannt. Auch Beppo, der Straßenkehrer, hat viele Weisheiten parat, nimmt sich aber für seine Antworten immer sehr viel Zeit, damit er nicht aus Versehen die Unwahrheit sagt. Er findet, dass das Unglück auf dieser Welt von den Lügen herrührt, ob sie nun absichtlich oder versehentlich ausgesprochen wurden, und möchte zu diesem Unglück nicht beitragen. Und Gigi erzählt die fantastischsten Geschichten, die das Buch noch einmal mehr mit Michael Endes Einfallsreichtum aufwerten. Es ist schlimm zu beobachten, wie all diese Menschen dem Zeitsparen verfallen und deshalb unglücklich werden und es ist schön Momo dabei zu begleiten, wie sie sich den grauen Herren entgegenstellt und versucht, ihre Freunde zurückzubekommen.

Die Kinder dieser Geschichte, allen voran Momo, erkennen die Notwendigkeit der sogenannten Zeitverschwendung als den Reichtum, der sie ist. Es ist eine Geschichte, die uns daran erinnern soll, zu entschleunigen, uns mit der Welt und anderen Menschen auseinanderzusetzen. Mit einer Schildkröte kommt man manchmal besser durchs Leben als mit einem schnellen Auto.

Es gibt ein großes und doch ganz alltägliches Geheimnis. Alle Menschen haben daran teil, jeder kennt es, aber die wenigsten denken je darüber nach. Die meisten Leute nehmen es einfach so hin und wundern sich kein bisschen darüber. Dieses Geheimnis ist die Zeit. Es gibt Kalender und Uhren, um sie zu messen, aber das will wenig besagen, denn jeder weiß, dass einem eine einzige Stunde wie eine Ewigkeit vorkommen kann, mitunter kann sie aber auch wie ein Augenblick vergehen - je nachdem, was man in dieser Stunde erlebt. Denn Zeit ist Leben. Und das Leben wohnt im Herzen.

Die Botschaft ist klar: Unsere Zeit auf dieser Erde ist begrenzt. Es liegt an uns zu entscheiden, wie wir sie nutzen und womit wir sie füllen wollen. Momo lehrt uns geduldig zu sein und unsere Zeit mit vielen schönen Dingen zu füllen und sie zu genießen. Vor allem lehrt sie uns, unsere Zeit Menschen zu schenken, die wir liebhaben und uns guttun. Nehmt euch Zeit für dieses Buch und lernt ein ganz besonderes Mädchen kennen. Von ihr kann man viel lernen :)

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.11.2020

Schöne Idee, spannende Story. Mit dem Schreibstil und den Charakteren hatte ich meine Schwierigkeiten.

Celestial City - Akademie der Engel
0

Ein Krieg zwischen Dämonen und Engeln wird auf dem denkbar ungünstigsten Ort geführt – der Erde. Eine wütende Entladung magischer Energie wurde freigesetzt und ist in sämtliche Menschen der Erde gekrochen. ...

Ein Krieg zwischen Dämonen und Engeln wird auf dem denkbar ungünstigsten Ort geführt – der Erde. Eine wütende Entladung magischer Energie wurde freigesetzt und ist in sämtliche Menschen der Erde gekrochen. Mit der Volljährigkeit erwachen die Kräfte und man erfährt, ob man dämonische oder himmlische Energie in sich trägt. Dies entscheidet dann über dein weiteres Schicksal. Bei Brielle ist es soweit. Ihre Fähigkeiten werden in ein paar Tagen offenbart. Vermutlich wird sie zu den Dämonen gehören und ein niederträchtiges Dasein tristen… Doch dann kommt alles anders als gedacht und ihr Schicksal scheint doch nicht mehr so in Stein gemeißelt, wie zunächst angenommen…

Den Einstieg fand ich sehr schön: man bekommt einen groben Überblick über die Welt und ihre Vergangenheit und natürlich über ihre Gegenwart. Es sind interessante Umstände, wie die Menschen an ihre magischen Fähigkeiten kommen und an welche und wieso. Eine spannende und kreative Idee.

Auch wenn mir der Schreibstil überwiegend ganz gut gefallen hat - er war leicht und schnell zu lesen - die Dialoge waren mir manchmal etwas zu platt und irgendwie so plakativ, dass es nicht authentisch war. Manches war einfach zu gewollt komisch oder zu gewollt cool etc… Außerdem liefen Brielles Gedanken als Kommentarspur zum Geschehen ab und pointieren nur nochmal das Offensichtliche heraus. Von diesen ständigen "Zwischenrufen" war ich zunehmend genervt.

Mit den Charakteren hatte ich auch Startschwierigkeiten. Über die (vielen!) Klischees konnte ich soweit noch hinwegsehen, aber Brielle war einfach in manchen Situationen so aufgesetzt. Ich hab ihr das abgebrühte Ghetto-Mädchen nicht abgekauft. Ihre pampigen Antworten auf die zugegebenermaßen ätzenden Sprüche der Jungs oder der Klischee-Zicke Tiffany sollten selbstbewusst rüberkommen, waren aber alles andere als schlagfertig. Brielle war irgendwie nicht deutlich genug gezeichnet, so ambivalent in ihren Charakterzügen, dass sie für mich nicht so richtig greifbar war. Als ob die Autorin sie mir für jemanden verkaufen wollte, die sie nicht war.

Ich finde es aber sehr gut, dass sie sich gegen die anderen und ihre Sprüche zur Wehr setzt und das alles nicht wie ein stummes Mäuschen über sich ergehen lässt, nur sind ihre Sprüche halt nicht gut... Aber alle feiern sie ständig für die gelungenen Retourkutschen ^^ naja... Geschmackssache.

Sie handelt impulsiv und dumm. Und undankbar. Je weiter die Geschichte fortschritt desto weniger konnte ich Brielles Handlungen nachvollziehen. Ich glaube, die Autorin war bemüht, sie selbstlos, mutig und stark erscheinen zu lassen, ich fand ihre Handlungen aber einfach nur unüberlegt. Nichtsdestotrotz mochte ich, wie Brielle nicht versuchte, sich als zu rettende Prinzessin in der Not zu inszenieren, um Lincoln (der Traum-Bad-Boy) zu gefallen. Sie wusste, was sie wollte, spielte keine Spielchen. Lincoln wusste, woran er bei ihr war. Er hingegen ließ Brielle mit seinen widersprüchlichen Signalen im Dunkeln tappen.

Kann mir jemand ein Jugendbuch empfehlen, in dem sich das Mädchen nicht in den Mistkerl mit dem weichen Kern verliebt, sondern in seinen netten besten Freund? Die Geschichte würde ich zur Abwechslung gerne mal lesen :D

Ausnahmslos alle Figuren reduzieren sich selbst und ihre Mitmenschen auf ihre körperlichen Eigenschaften. Unwichtige Äußerlichkeiten bekamen hier viel zu viel Raum.

Am Ende konnte ich Brielle dann doch noch ganz gut leiden. Ihr Charakter wurde klarer und ich konnte sie immer besser einordnen.

Die Geschichte an sich fand ich sehr spannend. Eine Geschichte über das Gute und Böse im Menschen, über Liebe und Freundschaft und Familie. Ein Kampf und eine Prophezeiung lassen die Spannungskurve nach oben schnellen und machten mich neugierig auf die Fortsetzungen. In diesem Teil lief alles auf das Bestehen (oder eben nicht) der Abschlussprüfung hinaus. Diese sollte entscheiden, ob man von der Academy fliegt oder bleiben darf. Wenn‘s blöd läuft, kann die Prüfung dich sogar umbringen. Also nochmal ein kleiner Höhepunkt mit einer spannenden kurzen Sequenz zum Mitfiebern am Ende des Buches. Dieses hält sogar noch eine Überraschung bereit, die viel Raum für Spekulationen und mehr Abenteuer für die nächsten Teile bietet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.11.2020

Eine sehr berührende Geschichte über Trauer und Liebe, die aber leider eine furchtbar unglaubwürdige Auflösung bereithält.

Wie die Luft zum Atmen
0

Menschen auf dem Cover schrecken mich meistens eher ab :D Aber die letzten Bücher von Brittainy C. Cherry mochte ich so gerne und alle schwärmen von der Elements-Reihe, da konnte ich nicht anders. Das ...

Menschen auf dem Cover schrecken mich meistens eher ab :D Aber die letzten Bücher von Brittainy C. Cherry mochte ich so gerne und alle schwärmen von der Elements-Reihe, da konnte ich nicht anders. Das Cover gefällt mir nicht, das Buch mochte ich gerne.

Tristan hat seine Frau und seinen Sohn bei einem Autounfall verloren. Seitdem ist er ein gebrochener Mann, immer wieder auf der Suche nach der Luft zum Atmen. Auch Elizabeth hat ihren Ehemann bei einem Unfall verloren und ist vor dieser Tatsache in eine andere Stadt geflüchtet. Sie kehrt nach über einem Jahr mit ihrer Tochter zurück in ihrer Heimatstadt und trifft mit ihrem gebrochenen Herzen auf das von Tristan. Können die beiden gebrochenen Herzen zu einem geheilten zusammenwachsen? Können die beiden gemeinsam wieder lernen zu atmen?

Zwei verletzte Seelen, noch immer damit beschäftigt, die schlimmsten Verluste ihres Lebens zu verarbeiten. Schwierige Voraussetzungen für eine neue Liebe und es gestaltet sich auch sehr schwer. Zunächst scheinen sie einander nur zu benutzen, um sich an den/die verlorene Partner/in zu erinnern. Doch bald beginnen sie einander zu sehen und es wird kompliziert. Die Schuldgefühle und die schwerer Last, die die beiden zu tragen haben, stehen den beiden im Weg. Trotzdem schaffen sie es auch, sich gegenseitig zu entlasten und dem jeweils anderen beim Trauern zu helfen.

Die Charaktere mochte ich alle gerne. Elizabeth ist so stark und steht für sich und ihre Tochter ein. Sie spürt, dass Tristan ihr guttut und kämpft darum, dass die beiden einander helfen. Sie sieht immer das Gute im Menschen, was sie einerseits stark, aber andererseits auch angreifbar macht. Dass sie nicht vollkommen zusammenbricht ist zu großen Teilen Elizabeth kleiner Tochter Emma zu verdanken. Der quirlige kleine Wirbelwind bringt so viel Freude in ihr Leben und brachte mich regelmäßig zum Schmunzeln. Tristan hat diese emotionale Stütze nicht. Er hat sowohl seine Frau als auch sein Kind verloren und fällt in ein nicht enden wollendes Loch. Neben Liz hilft ihm auch Emma und sein Hund Zeus wieder Licht zu sehen. Als seine Mauern einbrechen und sein wahres Ich hervorscheint, habe ich ihn auch direkt ins Herz geschlossen. Wie er mit Emma, Zeus und Liz umgeht, ist wirklich herzerwärmend. Seine Veränderung ist besonders stark und ich habe sie sehr gerne begleitet. Wie die beiden zusammenwachsen und ihre Geschichte erzählen hat mich tief berührt. Solche Verluste ertragen zu müssen… Ich bin sowieso nah am Wasser gebaut und das Buch hat mich fertig gemacht :D

Was ich an den Büchern der Autorin so schätze ist, dass man am Ende jede einzelne Handlung jeder Figur nachvollziehen kann, auch wenn sie zunächst noch so undurchsichtig erschienen sind. Nichts bleibt oberflächlich, alle Figuren bekommen Farbe und Tiefe. Das war auch in dieser Geschichte so. Ansonsten waren alle anderen Nebenfiguren wieder toll. Tolle Eltern, tolle Freunde und eine besonders tolle beste Freundin, die die Geschichte auf humorvolle und liebevolle Weise auflockerte. Bis auf eine Figur, deren Handlungen schlimme Konsequenzen hatten und maßgeblich zur Auflösung der Story beitrugen. Hier waren Hintergedanken und Handlungen sehr konstruiert und wirkten auf mich nicht glaubwürdig. Sie boten zwar eine große überraschende Wendung in der Geschichte, hinterließen aber einen unauthentischen Beigeschmack. Ohne diesen „Plot-Twist“ hätte die Geschichte auch funktioniert – sogar besser.

Der Umgang mit Verlusten, Trauer und Schmerzen, die Erwartungen der Gesellschaft an trauernde Witwen und Witwer, der Bruch mit Vorurteilen und unterschiedlichen Wahrnehmungen, aber auch Hoffnung, Lust, Liebe und Leidenschaft finden viel Raum in diesem Buch. Es ist eine Achterbahn der Gefühle, wie man es von der Autorin gewohnt ist.

Ich finde Brittainy C. Cherry kann unglaublich gut Symboliken in ihren Geschichten spielen lassen und gibt ihnen eine so starke Bedeutung, dass sie einen tief berührt. Das Auftauchen von Federn in diesem Buch hat mir jedes Mal eine Gänsehaut bereitet. Eine wirklich schöne Idee.

Da die Geschichte sowohl aus Elizabeth als auch aus Tristans Perspektive erzählt wird, kriegen wir einen tiefen Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der beiden Hauptfiguren. Man versteht die beiden so sehr gut und kann sich in sie hineinversetzen. Ihre Gefühle haben mich in jeder Zeile erreichen können.

Eine ganz tolle Geschichte mit vielen traurigen, schmerzvollen, aber auch lustvollen und hoffnungsvollen Momenten, die mich mitfühlen und mit den beiden mitfiebern ließen. Die beiden passen so gut zusammen, ich habe mir für sie gewünscht, dass es klappt. Das Ende bremste meine Begeisterung leider aus, wegen diese unnötigen konstruierten Schockmoments, der mich mehr mit den Augen rollen als mit den Figuren mitfiebern ließ. Trotzdem lässt mich der Schluss zufrieden zurück, weil die letzten Seiten wieder zur anfänglichen Atmosphäre des Buchs zurückfinden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere