Kreativ, spannend und sehr komplex. Die Geschichte ist sehr unterhaltsam, wenn auch etwas überladen.
Die dunklen Pfade der MagieCsorwe ist die Auserwählte des Unaussprechlichen. Sie lebt im Haus der Stille und wartet dort im Großen und Ganzen auf ihren Tod. Sie soll geopfert werden. Als der Tag kommt, wird sie von einem Fremden ...
Csorwe ist die Auserwählte des Unaussprechlichen. Sie lebt im Haus der Stille und wartet dort im Großen und Ganzen auf ihren Tod. Sie soll geopfert werden. Als der Tag kommt, wird sie von einem Fremden aufgehalten, der ihr einen Ausweg aufzeigt. Sie hat doch eine Wahl und kann sich für’s Leben entscheiden. Von da an begibt sie sich zusammen mit Sethennai auf viele aufregende Abenteuer.
Den Schreibstil würde ich als emotional distanziert, aber schön und humorvoll bezeichnen. Er hatte immer wieder einen leicht sarkastischen Unterton und nahm sich manchmal selbst nicht so ernst. Das war mir sympathisch. Die emotionale Distanz führte dazu, dass ich das Geschehen nur von außen beobachten konnte. Ich habe zwar mitgefiebert, aber nicht mitgefühlt. Es war schwer einzutauchen. Auch habe ich mich manchmal schwergetan, der Geschichte zu folgen. Ich konnte keinen Gesamtzusammenhang erkennen. Alles war irgendwie so undurchsichtig, was aber schon auch ein wenig den Reiz der Geschichte ausgemacht hat.
Was mich etwas störte war, dass interessante Szenen teilweise nicht auserzählt wurden. Sie endeten dann einfach mit "und es funktionierte" oder ähnlichem.
Die Welt ist sehr komplex und ausgeklügelt. Über ein Labyrinth lassen sich verschiedene Welten erreichen, die alle von unterschiedlichen Wesen mit verschiedenen Kulturen, Sprachen und einer jeweils speziellen Vergangenheit bewohnt werden. Die Welten sind unterschiedlich mächtig und haben dementsprechend unterschiedlich viel oder wenig Einfluss. Außerdem hatte ich den Eindruck, dass die Welten alle recht fragil und leicht zu erschüttern sind, wenn man beispielsweise die Götter erzürnt. Es ist wahnsinnig komplex und sehr kreativ.
Auch die Figuren fand ich sehr gelungen. Die naive Csorwe, die bisher nichts von der Welt kennt, weil sie bei sich zuhause auf ihr Ende, ihren frühen Tod gewartet hat und die Welt neu entdeckt, als der weltgewandte Magier Sethennai auftaucht und sie mit sich nimmt.
Sethennai ist ein interessanter Typ. Ich mochte ihn gleich und habe ihm direkt gute Absichten unterstellt, obwohl er uns über eben diese erst im Unklaren ließ. Da die Geschichte überwiegend aus der Sicht von Csorwe erzählt wird und sie sich nicht traut, ihn nach seinen Absichten zu fragen, bleibt er erstmal ein Rätsel. Und obwohl alles irgendwie im Dunkeln bleibt, habe ich die beiden sehr gerne auf ihrer Reise begleitet.
Die Beziehung zwischen den beiden war schwer zu greifen. Ich habe in Sethennai einerseits eine Vaterfigur für Csorwe und andererseits eine Lehrer-Schülerin-Beziehung erkannt. Aber, ob er es gut mit ihr meinte oder sie nur für seine Zwecke unter seine Fittiche nahm, das konnte ich zunächst nicht erkennen. Sie zumindest begegnet ihm mit Bewunderung und Dankbarkeit.
Die Entwicklung Csorwes vom weltfremden Mädchen zu einer mutigen, starken jungen Frau, habe ich begeistert verfolgt. So spannend, interessant und authentisch. Ich habe sie im Verlauf der Geschichte richtig liebgewonnen. Ihre Entschlossenheit und ihre Loyalität fand ich beeindruckend. Sie macht in jedem der vier Teile eine eindrückliche Veränderung durch und entdeckt viele neue Facetten an sich. Mir hat es gefallen, wie sie zu sich selbst gefunden hat und immer mehr Rückgrat bekam.
Es tauchen noch weitere interessante Figuren im Verlauf der Geschichte auf, aber auf die näher einzugehen, würde schon spoilern. Es entwickeln sich spannende Beziehungen Freundschaften und Feindschaften.
Sehr positiv soll an der Stelle die Dekonstruktion von heteronormativen Geschlechteridealen hervorgehoben werden. Ohne es groß herauszustellen, wird die gleichgeschlechtliche Liebe in diesen Welten ohne Aufsehen gelebt. Es ist einfach so. Das fand ich erfrischend.
Die Geschichte fand ich kreativ und spannend. Sie war nur etwas überladen. So viele Ideen, Figuren und Handlungsstränge, bei denen ich letztendlich auch den Überblick verloren habe. Ab und an habe ich den Faden verloren und ich musste mich aufs Neue in die Geschichte einfinden. Csorwes Reise und ihre Abenteuer haben mich gut unterhalten, man hätte fast drei Bücher draus machen können. Die Welt hat mich fasziniert, auch wenn ich sie nicht ganz durchschaut habe. Sie war für mich nicht so richtig greifbar und ich glaube fast, ich habe immer noch nicht alles verstanden…
Alles in allem habe ich das Buch genossen. Es war sehr viel und mir schwirrt noch der Kopf. Mit ein paar Längen hatte ich auch zu kämpfen, aber insgesamt war ich sehr zufrieden :)