Durchwachsen
Für immer ein Teil von dirKenna ist 26 Jahre als sie aus dem Gefängnis entlassen wird und versucht, neu ins Leben zu starten. Mit dem wenigen, das sie besitzt, zieht sein zurück in die Stadt, die sie eigentlich nie wieder betreten ...
Kenna ist 26 Jahre als sie aus dem Gefängnis entlassen wird und versucht, neu ins Leben zu starten. Mit dem wenigen, das sie besitzt, zieht sein zurück in die Stadt, die sie eigentlich nie wieder betreten wollte. Dort hatte sie den furchtbaren Unfall, weswegen sie letzten Endes wegen fahrlässiger Tötung verurteilt wurde. Aber dort lebt auch ihre Tochter, die sie nie kennenlernen durfte, weil ihr Kind während der Haft zur Welt kam und direkt zu den Schwiegereltern gebracht wurde, die sich seither mit dem gesamten Sorgerecht um Diem kümmern. Kenna hofft nun, eine Beziehung zu ihrer Tochter aufbauen zu können, doch dafür müssten Grace und Patrick sie erstmal zu ihr lassen. Wenn sie nur alles erklären könnte, wenn sie Kenna nur zuhören würden, vielleicht könnte sie dann ein Teil von Diems Leben werden.
Definitiv eine spannende Prämisse, ich war gespannt, wie Hoover Kennas tragische Geschichte umsetzen würde. Die Ausgangssituation ist denkbar schlecht. Sie trägt Mitschuld am Tod des Vaters ihres Kindes, dem Sohn der zwei Menschen, die sich um ihre Tochter kümmern, die das Sorgerecht haben und bisher ein Besuchsrecht der Mutter vollkommen ausgeschlossen haben.
Sie trifft auf Ledger, den sie auf anhieb anziehend findet und es funkt und knistert sofort zwischen den beiden. Als sich dann rausstellt, dass er der beste Freund des verstorbenen Scotts ist, der Vater ihres Kindes, ist das Chaos perfekt.
Der Fokus in diesem Buch liegt auf Kennas Geschichte, ihrem Wunsch, Diem eine Mutter sein zu dürfen und dem Kampf, ein Teil ihres Lebens werden zu dürfen. Wie ernüchternd es war, herauszufinden, dass diese beiden sehr liebenswerten Menschen, die sich so aufopferungsvoll um Diem kümmern, zu einem Gespräch nicht im Geringsten bereit sind. Völlig nachvollziehbar aus ihrer Perspektive, für Kenna aber natürlich eine absolute Katastrophe.
Kenna war im gesamten Buch einfach nur zu bemitleiden. Ein Schlag nach dem anderen. Nichts lief irgendwie mal positiv für sie. Der Hass, der ihr von allen Seiten entgegenkam, aber auch der, der aus ihr selbst kam, waren deutlich zu spüren. Sie ist diejenige, die sich das alles am wenigsten verzeihen kann.
Aus pädagogischer Sicht finde ich es fraglich, wie die Relevanz von Blutsverwandtschaft und die Rolle der leiblichen Mutter dargestellt wurde. Nein, Mütter sind nicht unersetzlich und nein, ein Kind braucht nicht zwingend seine leibliche Mutter, wenn es andere tragfähige Bindungspersonen um sich hat, die sich um es kümmern. Man muss abwägen, ob es dem Kind hilft oder schadet, die leibliche Mutter wieder ins Leben zu integrieren. Es ist eben nicht immer sinnvoll.
In dieser Geschichte wurde nicht vom Kind aus gedacht, sondern von der Mutter. Auch wenn Kenna sich immer wieder gefragt hat, ob sie es nicht einfach bleiben lassen soll, ist sie am Ende immer zu dem Schluss gekommen, dass sie ihr Kind braucht. Sie braucht ihr Kind. Nicht umgekehrt. Und das ist egoistisch. Was ihr Kind braucht, das hat sie ich nicht wirklich überlegt.
Trotz ihrer egoistischen Haltung mochte ich Kenna ganz gerne. Ihre Entschlossenheit, ihre Stärke, ihr Engagement. Lässt man mal das Kindeswohl außer Acht, ist Kenna eine sehr sympathische und beeindruckende junge Frau, der ich natürlich dennoch ein Happy End gewünscht habe. Es hat mir gefallen, dass sie nicht als missverstandene Heldin geschrieben wurde, die vielleicht falsch gehandelt hat, aber aus den richtigen Gründen oder sowas. Nein. Sie ist ein Mensch, der einen fatalen Fehler begangen hat, der schwerwiegende Folgen mit sich trug und sie hat für diesen Fehler bezahlt.
Ledger hingegen mochte ich nicht so gerne. Sein ewiges Hin und Her ist mir auf die Nerven gegangen. So richtig viel Farbe und Tiefe hat er dann auch nicht bekommen. Vielleicht, weil es eben einfach Kennas Geschichte war und er auch nur eine Nebenrolle in ihrer großen Tragödie gespielt hat. Die Love-Story hat mich dementsprechend nicht so gecatcht.
Das Ende hat mir dann trotz pädagogischer Bedenken gut gefallen :D Es kam ein bisschen abrupt und mit wenig Vorlauf, war aber zufriedenstellend.
Das Buch war okei. Es hat mich gut unterhalten und an der einen oder anderen Stelle auch berührt. Die Großen Gefühle blieben allerdings aus und die Liebesgeschichte war nicht so recht überzeugend. Für mich nicht das beste Buch von Colleen Hoover, aber auch nicht das schlechteste ^^