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Veröffentlicht am 12.03.2022

Durchwachsen

Für immer ein Teil von dir
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Kenna ist 26 Jahre als sie aus dem Gefängnis entlassen wird und versucht, neu ins Leben zu starten. Mit dem wenigen, das sie besitzt, zieht sein zurück in die Stadt, die sie eigentlich nie wieder betreten ...

Kenna ist 26 Jahre als sie aus dem Gefängnis entlassen wird und versucht, neu ins Leben zu starten. Mit dem wenigen, das sie besitzt, zieht sein zurück in die Stadt, die sie eigentlich nie wieder betreten wollte. Dort hatte sie den furchtbaren Unfall, weswegen sie letzten Endes wegen fahrlässiger Tötung verurteilt wurde. Aber dort lebt auch ihre Tochter, die sie nie kennenlernen durfte, weil ihr Kind während der Haft zur Welt kam und direkt zu den Schwiegereltern gebracht wurde, die sich seither mit dem gesamten Sorgerecht um Diem kümmern. Kenna hofft nun, eine Beziehung zu ihrer Tochter aufbauen zu können, doch dafür müssten Grace und Patrick sie erstmal zu ihr lassen. Wenn sie nur alles erklären könnte, wenn sie Kenna nur zuhören würden, vielleicht könnte sie dann ein Teil von Diems Leben werden.

Definitiv eine spannende Prämisse, ich war gespannt, wie Hoover Kennas tragische Geschichte umsetzen würde. Die Ausgangssituation ist denkbar schlecht. Sie trägt Mitschuld am Tod des Vaters ihres Kindes, dem Sohn der zwei Menschen, die sich um ihre Tochter kümmern, die das Sorgerecht haben und bisher ein Besuchsrecht der Mutter vollkommen ausgeschlossen haben.

Sie trifft auf Ledger, den sie auf anhieb anziehend findet und es funkt und knistert sofort zwischen den beiden. Als sich dann rausstellt, dass er der beste Freund des verstorbenen Scotts ist, der Vater ihres Kindes, ist das Chaos perfekt.

Der Fokus in diesem Buch liegt auf Kennas Geschichte, ihrem Wunsch, Diem eine Mutter sein zu dürfen und dem Kampf, ein Teil ihres Lebens werden zu dürfen. Wie ernüchternd es war, herauszufinden, dass diese beiden sehr liebenswerten Menschen, die sich so aufopferungsvoll um Diem kümmern, zu einem Gespräch nicht im Geringsten bereit sind. Völlig nachvollziehbar aus ihrer Perspektive, für Kenna aber natürlich eine absolute Katastrophe.

Kenna war im gesamten Buch einfach nur zu bemitleiden. Ein Schlag nach dem anderen. Nichts lief irgendwie mal positiv für sie. Der Hass, der ihr von allen Seiten entgegenkam, aber auch der, der aus ihr selbst kam, waren deutlich zu spüren. Sie ist diejenige, die sich das alles am wenigsten verzeihen kann.

Aus pädagogischer Sicht finde ich es fraglich, wie die Relevanz von Blutsverwandtschaft und die Rolle der leiblichen Mutter dargestellt wurde. Nein, Mütter sind nicht unersetzlich und nein, ein Kind braucht nicht zwingend seine leibliche Mutter, wenn es andere tragfähige Bindungspersonen um sich hat, die sich um es kümmern. Man muss abwägen, ob es dem Kind hilft oder schadet, die leibliche Mutter wieder ins Leben zu integrieren. Es ist eben nicht immer sinnvoll.

In dieser Geschichte wurde nicht vom Kind aus gedacht, sondern von der Mutter. Auch wenn Kenna sich immer wieder gefragt hat, ob sie es nicht einfach bleiben lassen soll, ist sie am Ende immer zu dem Schluss gekommen, dass sie ihr Kind braucht. Sie braucht ihr Kind. Nicht umgekehrt. Und das ist egoistisch. Was ihr Kind braucht, das hat sie ich nicht wirklich überlegt.

Trotz ihrer egoistischen Haltung mochte ich Kenna ganz gerne. Ihre Entschlossenheit, ihre Stärke, ihr Engagement. Lässt man mal das Kindeswohl außer Acht, ist Kenna eine sehr sympathische und beeindruckende junge Frau, der ich natürlich dennoch ein Happy End gewünscht habe. Es hat mir gefallen, dass sie nicht als missverstandene Heldin geschrieben wurde, die vielleicht falsch gehandelt hat, aber aus den richtigen Gründen oder sowas. Nein. Sie ist ein Mensch, der einen fatalen Fehler begangen hat, der schwerwiegende Folgen mit sich trug und sie hat für diesen Fehler bezahlt.

Ledger hingegen mochte ich nicht so gerne. Sein ewiges Hin und Her ist mir auf die Nerven gegangen. So richtig viel Farbe und Tiefe hat er dann auch nicht bekommen. Vielleicht, weil es eben einfach Kennas Geschichte war und er auch nur eine Nebenrolle in ihrer großen Tragödie gespielt hat. Die Love-Story hat mich dementsprechend nicht so gecatcht.

Das Ende hat mir dann trotz pädagogischer Bedenken gut gefallen :D Es kam ein bisschen abrupt und mit wenig Vorlauf, war aber zufriedenstellend.

Das Buch war okei. Es hat mich gut unterhalten und an der einen oder anderen Stelle auch berührt. Die Großen Gefühle blieben allerdings aus und die Liebesgeschichte war nicht so recht überzeugend. Für mich nicht das beste Buch von Colleen Hoover, aber auch nicht das schlechteste ^^

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Veröffentlicht am 12.03.2022

Ein aufschlussreicher Besuch in der Geisterwelt

Midnight Chronicles - Seelenband
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Der vierte Teil der „Midnight Chronicles“





Der Tag des Blutbades sitzt allen Huntern und Huntresses noch tief in den Knochen. So viele Verluste wurden erlitten und auch Ella trägt Trauer und Schuld ...

Der vierte Teil der „Midnight Chronicles“





Der Tag des Blutbades sitzt allen Huntern und Huntresses noch tief in den Knochen. So viele Verluste wurden erlitten und auch Ella trägt Trauer und Schuld mit sich herum. Nachdem sie mit Roxy und Shaw nach Prag gegangen ist, beschließt sie noch ein wenig länger zu bleiben, wegen des sehr au6geprägten Geisterproblems, bei dem sie weiter unterstützen möchte. Das hilft und lenkt ein wenig ab, doch als Wayne auch noch nach Prag reist, um die neuen Amulette persönlich abzuliefern, bringt sie das vollends aus dem Gleichgewicht.

Mir gefällt der Aufbau dieser Reihe richtig gut. Die Geschichte folgt überwiegend Roxys Abenteuer und ihrem Versuch, die 449 Seelen wieder einzufangen, die sie versehentlich befreit hat, wird aber abwechselnd durch die Geschichten ihrer Freund:innen und Kolleg:innen ergänzt und bereichert.

Und so begleiten wir dieses Mal Ella und Wayne, bei denen man schon in den Vorgängerbänden eine gewissen Spannung gespürt hat und die sich in diesem Buch eindeutig bestätigt. Die beiden Protas mochte ich sehr gerne. Sie waren mir von Anfang an sympathisch und passen perfekt zusammen.

Ella hat stark Schuldgefühle und hat Geheimnisse, die sie mit niemandem teilen will. Sie baut Mauern und lässt niemanden an sich ran. Deswegen ist sie auch, ohne was zu sagen, gegangen und hat den verblüfften und verletzen Wayne einfach zurückgelassen. Und Wayne war sich sicher, dass sich zwischen den beiden etwas Ernstes entwickelt hatte, will das klären und läuft bei Ella aber voll gegen die Wand. Die Entwicklung ihrer Beziehung zu begleiten war spannend und anstrengend, weil so vieles ungesagt blieb. Tatsächlich wurde mir das Hin und Her zwischen den beiden manchmal etwas zu viel, auch wenn die Gründe dafür sehr gut nachzuvollziehen waren.

Die Geschichte neben der Love Story hat mir dafür umso mehr gefallen. Ella wagt sich zusammen mit Wayne in die Geisterwelt und worauf sie da stoßen, ist ein absoluter Wendepunkt für die gesamte Reihe. Ich war absolut perplex und begeistert von dieser Überraschung.

Man merkt einfach, wie gut durchdacht die gesamte Geschichte ist. Hinweise aus vorherigen Bänden, über die man sich erstmal gar keine Gedanken gemacht haben, werden in den Fortsetzungen wieder aufgegriffen und auf einmal ergibt alles so viel mehr Sinn. Das macht wirklich Spaß!

Das Zusammenspiel der Bücher find ich super, und trotzdem muss ich sagen, dass mir die Teile von Laura Kneidl immer ein Stückchen besser gefallen. Diesen Band fand ich wieder herausragend.

Die Puzzleteile ergeben ein immer deutlicheres Gesamtbild, die Geschichte bleibt spannend und ich bin sehr neugierig, wo uns das alles hinführen wird. Mir hat dieser vierte Band mal wieder sehr gut gefallen und ich freue mich schon auf die Fortsetzungen.

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Veröffentlicht am 12.03.2022

Spannend, aber nicht umwerfend

Cyber Trips
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Der zweite Teil der Neon Birds - Reihe




Der Versuch, KAMI zu vernichten, ist selbst mit der Bombardierung des Sperrgebiets nicht gelungen und nun ist es auf dem Vormarsch, die Menschen in Moja und somit ...

Der zweite Teil der Neon Birds - Reihe




Der Versuch, KAMI zu vernichten, ist selbst mit der Bombardierung des Sperrgebiets nicht gelungen und nun ist es auf dem Vormarsch, die Menschen in Moja und somit die Welt in eine - in seinen Augen - bessere zu verwandeln. Auch Flover hat es erwischt, was eigentlich sein Todesurteil bedeutet, doch zunächst befindet er sich noch mit seinem Freund Luke auf der Flucht. Unterdessen ist man sich auf Regierungs- und Militärsebene uneinig, wie nun weiter vorzugehen ist. Während Andra davon überzeugt ist, mit KAMI reden zu können, um es zu überzeugen, die Menschheit zu verschonen, wird auf anderer Seite nach einer Waffe gesucht, die das Problem endgültig lösen soll. Doch KAMI scheint unbesiegbar, welches ist also der richtige Weg?

Der Einstieg ins Buch ist ruhiger als erwartet. Nichtsdestotrotz spürt man von Anfang an eine gewisse Anspannung. Was wird jetzt passieren? Wie wird KAMI nun weiter vorgehen? Ist die Menschheit schon verloren?

Es wird wieder abwechselnd aus den verschiedenen Perspektiven der Protas erzählt und auch KAMIs Gedanken bekommen noch ein bisschen mehr Raum. Das fand ich spannend. Auch wenn ich am Ende das Gefühl hatte, das es in seinen Denk- und Handlungsmustern nicht so richtig konsistent blieb. Das war ein bisschen schade. Das knüpft aber an meinem Problem, das ich mit den Charakteren im ersten Band schon hatte, an. Wie auch schon in Teil eins, bleiben die Figuren für mich leider unauthentisch und wenig greifbar. Ich glaube auch nicht, dass das letzte Buch daran noch irgendwas ändern wird. Sie sind irgendwie starr, in ihren Dialogen und auch in den Beziehungen nicht ganz authentisch, es fehlt mir immer irgendwas, um wirklich eine Connection zu ihnen zu bekommen. Ich habe sie gerne begleitet, habe aber nicht mitfühlen können und ihre Abenteuer recht unbeteiligt von außen betrachtet.

Die Figuren sind zunächst noch alle auf ihrem eigenen Weg, aber man merkt schon, dass sie demnächst alle aufeinandertreffen werden und den Kampf gemeinsam aufnehmen müssen. Ihre Wege werden sich definitiv kreuzen.

Der Geschichte an sich hätte für mich dieses Mal etwas spannender sein können. Die Dinge, die passierten, wurden teilweise zu schnell abgevespert und es wurde viel Lärm um nichts gemacht. Manches bekam viel Raum, hatte am Ende aber kaum Auswirkungen auf die Handlung und Manches ging auch irgendwie unter. Nichtsdestotrotz spitzt sich die Lage immer weiter zu, und vor allem gegen Ende ist die Spannung wieder zum Zerreißen hoch.

Auch das World-Building gefällt mir richtig gut. In diesem Band kriegen wir noch ein paar Häppchen mehr zur Welt und zum Hintergrund ihrer Entstehung. Doch es fehlt noch mindestens ein Puzzleteil für das Gesamtbild, denn irgendwas müssen wir noch dringend erfahren, um die Welt in ihrer Gänze zu verstehen. Darauf hoffe ich im Finalband.

Die Geschichte bleibt spannend, genau wie die Idee und ihre Umsetzung. Leider werde ich wohl mit den Charakteren nicht mehr warm werden, was schade, aber kein Ausschlusskriterium für das Weiterlesen dieser interessanten Reihe ist. Ich bin gespannt auf das Finale.

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Veröffentlicht am 12.03.2022

Eine WG voller Herz und Sonnenschein und einer ganzen Menge Prosecco

Für immer und noch ein bisschen länger
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Nachdem Anna ihren Verlobten verloren hat, befindet sie sich seit nun schon sechs Jahren in einem tiefen Loch. Als ihr dann auch noch die Wohnung wegen Eigenbedarfs gekündigt wird, wird ihr vollends der ...

Nachdem Anna ihren Verlobten verloren hat, befindet sie sich seit nun schon sechs Jahren in einem tiefen Loch. Als ihr dann auch noch die Wohnung wegen Eigenbedarfs gekündigt wird, wird ihr vollends der Boden unter den Füßen weggezogen. Tja, versuch mal in München eine erschwingliche Wohnung zu finden, in der man sich wohlfühlen kann. Entgegen ihrer Überzeugung zieht sie also in eine WG, die überwiegend von älteren Semestern bewohnt wird. Was sich erst wie ein notwendiges Übel anfühlt, stellt sich schnell als die beste Entscheidung heraus, die sie hätte treffen können.

Ich lese schon gar nicht mehr die Klappentexte bei Büchern der Autorin. Wenn Barbara Leciejewski was Neues rausbringt, lese ich es, keine Frage, denn es ist immer ein Highlight, jedes einzelne Mal. Und so war es auch dieses Mal - keine Überraschung :D

Diese Geschichte fühlte sich an, wie aus dem Leben. Die Autorin schreibt immer sehr lebensnah und authentisch. Nach dem Motto, „Das Leben schreibt die besten Geschichten“. Daran hält sich die Autorin jedes Mal und es funktioniert. Barbara Leciejewski schafft es immer wieder die liebenswertesten Figuren zum Leben zu erwecken. Wirklich, diese WG voller großartiger Menschen hat mich so berührt. Ich hatte allein wegen ihrer liebevollen herzlichen Art schon Pipi in den Augen. Ich habe mich bei diesen Menschen sofort wohlgefühlt. Ich hätte das Zimmer, ohne zu zögern genommen <3

Nach und nach erwacht die WG durch Anna zu neuem Leben. Man erfährt immer mehr von jedem einzelnen, denn alle haben sie eine Geschichte zu erzählen, die gehört werden will.

Anders als Anna erwartet hat, hat sie viel mit ihren neuen Mitbewohner:innen gemeinsam. Sie teilen alle das Gefühl, jemandem verloren zu haben. Eigentlich wollte Anna gar nicht eine so tiefe Verbindung zu ihren Mitbewohner:innen eingehen, aber der liebevollen und einnehmenden Art jedes und jeder einzelnen kann man sich einfach nicht entziehen. Es hatte etwas Schicksalhaftes.

Ich liebe, liebe, LIEBE den Schreibstil der Autorin <3 Ich habe aufgehört zu zählen, wie oft ich während des Lesens vor Rührung geweint habe.

Womit ich nicht gerechnet hatte, war die C-Bombe. Für mich war die Corona-Thematik zu früh. Ich wollte eigentlich frühestens in 10 Jahren Bücher oder Filme dazu sehen. Ich bin noch nicht so weit :D

Trotzdem: Das war so schön, weil irgendwie mit dem Einzug in diese WG wurde einfach alles besser, auch wenn die Welt drumherum den Bach runter ging. Hoffnung und schöne Momente und wachsenden Beziehungen und Freundschaften, all das gab es oder gibt es auch während Corona, auch wenn alles irgendwie ätzend war, gab es das alles auch noch. Die vielen schönen Dinge. Das hat man immer wieder mal vergessen und ich find es toll, dass die Autorin mich auf so liebevolle Art und Weise daran erinnert hat. Corona kann hat uns nicht kleingekriegt :)

Die einzige Kritik gilt dem Umgang mit Erkrankungen und Beeinträchtigungen einzelner Figuren. Eine psychische Erkrankung als Wahnsinn zu bezeichnen oder ständig darauf zu verweisen, dass Michel nicht "normal" ist, das war mir wirklich unangenehm. Anna betont auch immer wieder ihren "blinden Nachbarn". Wozu der Zusatz? Wir wissen alle um seine Beeinträchtigung, warum also nicht einfach nur "Nachbar"?

Die Autorin hat trotzdem einen sehr wertschätzenden und akzeptierenden Umgang mit allen Figuren, egal welches Päckchen sie mit sich herumtragen. Ihre Intensionen sind eindeutig, mir hat es nur ein bisschen in der Sprache gefehlt. Ich weiß, das ist meckern auf hohem Niveau und es ändert auch nichts an meiner Liebe zu diesem Buch!

Es ist eine Geschichte über Verlust und Trauer, aber auch über Hoffnung und Neubeginn. Es geht um zerrüttete und heilende Familienbande, aber auch um Vergebung und Liebe. Anna kämpfte sich zurück ins Leben und riss alle anderen mit hinein. Beziehungen heilten, Freundschaften wuchsen und eine alte Liebe wurde neu entdeckt. Ein wirklich traumhaftes Buch. Wie jede Geschichte der Autorin empfehle ich auch dieses Wohlfühlbuch gerne weiter.

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Veröffentlicht am 06.03.2022

Mehr Glück als Verstand

Die Legende von Koli - Buch 2: Das Signal von Albion
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Der zweite Teil der "Legende von Koli"





Nachdem Koli aus seinem Dorf gejagt wurde und beinah auf sich allein gestellt durch diese sehr lebensfeindliche Umgebung getigert ist, hat er inzwischen drei ...

Der zweite Teil der "Legende von Koli"





Nachdem Koli aus seinem Dorf gejagt wurde und beinah auf sich allein gestellt durch diese sehr lebensfeindliche Umgebung getigert ist, hat er inzwischen drei Begleiterinnen auf seiner Seite, die zwar nicht ganz dasselbe Ziel verfolgen, aber zufällig denselben Weg gehen müssen, um ihre Ziele zu erreichen. Sie wollen nach London, denn sie hoffen, auf die eine oder andere Art, das Überleben der Menschheit zu sichern. Ob sie es mit all den Gefahren, die sie auf dem Weg erwarten überhaupt nach London schaffen und falls ja, was sie dort erwartet, bleibt alles ziemlich fraglich...

Der zweite Teil setzt ziemlich genau da an, wo der erste endet und führt Kolis abenteuerliche Reise mit der Heilerin Ursula, der KI Monono und der Kämpferin Kelch fort. Außerdem wird eine zweite Perspektive eingeführt - Gott sei Dank! - die aus Sicht von Wirbel weitererzählt, was in dem Dorf alles vorgefallen ist, seit Koli es verlassen musste.

Es ist nach wie vor so, dass ich Koli als einen sehr anstrengenden Protagonisten empfinde. Ich war von daher sehr froh über die wechselnden Perspektiven. Denn auch wenn ich Kolis Geschichte richtig spannend finde, geht mir seine einfältige Art, zu denken und zu handeln so auf die Nerven :D Er ist echt ein Herzensguter mit mehr Glück als Verstand. Er hat die richtigen Verbündeten, gerade weil er so ein gutes und dummes Herz hat, und das rettet ihm viel zu oft seinen ungeschickten Hintern. Wirbel dagegen ist klug und besonnen. Sie denkt nach, bevor sie handelt und kann auch reflektieren, Zusammenhänge verstehen und dementsprechend handeln. Sie überlässt nichts dem Zufall und ist das genaue Gegenteil von Koli. Das Buch abwechselnd aus diesen beiden Perspektiven erzählt zu bekommen, hatte für die Geschichte einen echten Mehrwert.

Auch die anderen Figuren bereichern die Geschichte. Ursula ist klug und kann sich gut durchsetzen, Monono entwickelt sich auf eine sehr spannende Art weiter und Kelchs Transgender-Thematik wird auf eine sehr besondere und wertschätzende Weise eingeflochten. Die Charaktere hatten alle was Besonderes, bekamen viel Tiefe und Farbe und hatten was sehr Einnehmendes. Das ist auch wichtig, weil Koli eine einzige Katastrophe als Protagonist ist :D

Der Schreibstil ist sehr nahbar und authentisch. Kolis Naivität und - entschuldigt meine Direktheit - seine Dummheit werden ehrlich und realistisch dargestellt. Wirbels Besonnenheit und Klugheit übrigens ebenso. Auch finde ich es eine beeindruckende Leistung des Autors, alles uns zur heutigen Zeit Bekannte zu entfremden. Also so zu tun, als würde man es nicht kennen und beschreiben müssen. Denn so ist es bei Koli. Er kennt keinen Vibrationsalarm. Er spürt ein Kribbeln in der Hand, das ihn weckt. Und so macht der Autor aus allen möglichen modernen Dingen etwas Fremdes, was es zu beschreiben gilt und ich wusste immer, was gemeint war, obwohl der Autor nie geschrieben hat, wovon er tatsächlich sprach.

Vom World-Building bin ich immernoch begeistert. Im zweiten Teil lernt man noch viel mehr über die Welt und wie es zu diesem postapokalyptischen Zustand kommen konnte. Auch werden die Strukturen der Dörfer genauer beleuchtet.

Die Abenteuer der Figuren fand ich sehr spannend und diese Fortsetzung ist für mich eine riesige Steigerung zum ersten Band. Allerdings hoffe ich wirklich, dass Koli sich noch ein wenig weiterentwickelt und auch mal dazulernt und nicht immer dieselben Fehler macht. Ich hatte echt noch nie einen so anstrengenden Protagonisten in einem Buch, den ich trotz allem richtig liebgewonnen habe. Zum Glück gleichen die anderen Figuren und die sehr gut erzählte spannende Geschichte das locker aus. Ich freu mich schon sehr auf das Finale.

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