Profilbild von Rosenfreund

Rosenfreund

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Rosenfreund ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Rosenfreund über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.11.2020

Giftanschlag in der DDR

Die Republik
0

Das Setting dieses Romans ist die ehemalige DDR plus Westdeutschland, die im Jahre 2020 von der DDR regiert wird. Dabei handelt es sich in dieser Utopie um einen sehr modernen, totalitären Überwachungsstaat, ...

Das Setting dieses Romans ist die ehemalige DDR plus Westdeutschland, die im Jahre 2020 von der DDR regiert wird. Dabei handelt es sich in dieser Utopie um einen sehr modernen, totalitären Überwachungsstaat, der in technologischer Hinsicht vielen kapitalistischen Mächten überlegen ist. Lediglich eine kleine Enklave, namens Berlin-Deutschland wird weiterhin von den Westmächten gehalten. Das Volk scheint glücklich zu sein.

Ein Giftgasanschlag führt zu Problemen und einer Recherche, wer dafür verantwortlich gemacht werden kann. Ist es ein terroristischer Anschlag oder zum Beispiel Sabotage?

Wir haben hier einen Thriller mit vielen Leichen und Verwicklungen. Die Protagonisten sind Stasi Oberst Gustav Klum, der sich mit einem Ausreiseantrag auseinandersetzt. Eine sehr eigenwillige M16 Agentin aus Kanada, der Franzose Christopher Mueller und die forsche Alicia, eine Untergrundkämpferin für einen gerechteren und offeneren Sozialismus.

Maxim Voland gelingt es gut, die Atmosphäre des Kalten Krieges und den Machtkampf zwischen den Besatzungsmächten darzustellen.

In der Bevölkerung misstraut jeder jedem, Vorteilsnahme und Korruption sind an der Tagesordnung. Politische und geschichtliche Hintergründe werden in einem Glossar am Ende des Buches erläutert, denn für Nicht-DDRler ist das Verständnis oft blockiert, besonders am Anfang des Werkes, wo sehr viele Informationen gestreut werden.

Wir haben hier einen Agententhriller nach Bondmanier, der einen sehr nachdenklich stimmen sollte.

Der Spannungsaufbau ist sehr gut gelungen. Die Handlungsorte werden detailliert beschrieben, und auch die Sprache ermöglicht ein flüssiges Lesen. Lediglich die Auflösung am Ende des Buches, wo beschrieben wird, weshalb die Sowjets die BRD annektieren konnten, ist recht flach und enttäuschend, daher 4 Punkte

Veröffentlicht am 25.10.2020

Kill me if you can

Capitana
0

Die Capitana Lola Vasquez, eine junge Latina, ist eine vielschichtige Persönlichkeit. Sie ist die Chefin einer kleinen Gang in Los Angeles, die hauptsächlich mit Drogen handelt, diese jedoch nur an Latinos ...

Die Capitana Lola Vasquez, eine junge Latina, ist eine vielschichtige Persönlichkeit. Sie ist die Chefin einer kleinen Gang in Los Angeles, die hauptsächlich mit Drogen handelt, diese jedoch nur an Latinos in ihrem Bezirk verkauft, denn dort herrscht, wie oftmals in den USA, eine starke Trennung zwischen den einzelnen Ethnien. Die weißen, oftmals reichen Bürger in LA wohnen separat, in anderen Gegenden. Deshalb verbietet Lola es ihren Straßenverkäufern, an weiße Kids Drogen zu verkaufen, da deren Eltern das Geld für Spitzenanwälte hätten, im Falle des Geschnapptwerdens, ihre Kinder rauszuhauen, die Latinos aber unerbittlich zu verfolgen.
Als Person ist Lola zierlich und unscheinbar, also das Gegenteil einer imaginären Drogenkriminellen. Das Besondere an ihr ist, dass sie sich um die hilfsbedürftigen Nachbarn kümmert, ihnen Lebensmittel kauft oder mit der Miete aushilft. Es ist klar, dass diese Leute ihr ergeben sind und fast alles für sie tun würden. Sie hat eine Pflegetochter, Lucy, die sie liebevoll umsorgt, vom Drogenmilieu abschirmt, und auf eine Privatschule schickt.
Ein weiblicher Drogenboss ist sehr ungewöhnlich, besonders, da Lola sehr brutal sein kann, vor Mord und roher Gewalt nicht zurückschreckt. Auf keinen Fall will sie aber Gewalt gegen Frauen und Kinder tolerieren.
Dieser Charakter hat mich nicht voll überzeugt, denn ihre Vita wirkt zu konstruiert, um ein weiblicher Robin Hood, andererseits fast eine Laura Croft zu sein. Aber die Realität will Melissa Scrivner Love wohl auch nicht unbedingt darstellen, sondern sie will einen von der ersten Seite an spannenden Thriller lancieren, mit gekonnt schnörkelloser Sprache und hohem Tempo. Also ein spannendes Lesevergnügen mit Hollywoodflair, daher 5 Punkte

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.09.2020

Wo sind sie geblieben?

Bis wir uns wiedersehen
0

Während meiner Schulzeit in den 60er und 70er Jahren wurde die NS-Zeit und der zweite Weltkrieg nicht unterrichtet. Man versuchte das Schreckliche zu verdrängen. Alle Informationen über die Lebensumstände, ...

Während meiner Schulzeit in den 60er und 70er Jahren wurde die NS-Zeit und der zweite Weltkrieg nicht unterrichtet. Man versuchte das Schreckliche zu verdrängen. Alle Informationen über die Lebensumstände, Flucht und Vertreibung erhielt ich von Verwandten. In Deutschland findet in letzter Zeit jedoch viel Wiederaufarbeitung der Thematik durch Dokumentationen, Ausstellungen und Bücher statt.
Interessant ist auch, dass dieses Werk von Catherine Bailey zuerst auf Englisch erschienen ist, denn bei den sogenannten Siegermächten stößt dieses Thema auf höchstes Interesse, wie ich aus Erfahrungen weiß.
Dieses Werk hat meine Erwartungen weit übertroffen, denn es ist exakt recherchiert und mit sehr zahlreichen Quellenangaben, Landkarten, Fotos und einem Personenregister ausgestattet. Es ist kein spannender, leicht zu verstehender Roman, sondern erfordert eine Lektüre am Schreibtisch, um konzentriert die Fakten nachvollziehen zu können.
Es handelt sich nicht nur um die Geschichte einer Familie, quasi als herausragendes Fallbeispiel, sondern der Leser erfährt erschreckende Details über die schwierige politische Lage des Landes.
Fey von Hassel, deren Vater, ein Widerstandskämpfer, an der Vorbereitung des gescheiterten Attentats auf Hitler beteiligt war, wurde 1944 von den Nazis hingerichtet. Aber es herrschte eine Sippenverfolgung, so dass Angehörige der Familien Stauffenberg, Goerdeler, von Hassel und anderer, die das Attentat auf Hitler mitgeplant hatten, durch verschiedene Konzentrationslager geschleust wurden, wie Dachau, Buchenwald und Sutthoff, unter anderem. So wurden auch die beiden kleinen Söhne der Fey von Hassel, die auf dem Cover des Werkes zu sehen sind, gegen Ende des 2. Weltkrieges von den Nazis entführt und an einen geheimen Ort gebracht.
Dieser packende historische Roman wurde dank vieler Quellen, Tagebücher, Romanausschnitte und, größtenteils infolge der Informationsbereitschaft der Fey von Hassel und ihrer Verwandten, zu diesem herausragenden Werk. Zuerst ist der Stil eher nüchtern und faktenorientiert, wird dann aber auch emotional und packend, so dass ich bis zum Schluss gefesselt war und es vielen Bekannten meiner Generation empfehlen werde. Es hat herausragende 5 Punkte verdient.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.09.2020

Contenance um jeden Preis

Das lügenhafte Leben der Erwachsenen
0

Dieser Roman handelt von der Pubertät der anfänglich 13 jährigen Giovanna, die in Neapel in einer intellektuellen Familie aus dem Bildungsbürgertum aufwachst. Bildung und Erfolg sind ihr in die Wiege gelegt, ...

Dieser Roman handelt von der Pubertät der anfänglich 13 jährigen Giovanna, die in Neapel in einer intellektuellen Familie aus dem Bildungsbürgertum aufwachst. Bildung und Erfolg sind ihr in die Wiege gelegt, jedoch ist das Aussehen für jedes Mädchen von großer Bedeutung. Als sie ihre Eltern belauscht und ihren Vater sagen hört, Giovanna werde immer häßlicher und zunehmend seiner verhassten Schwester ähnlicher, bricht eine Welt für sie zusammen. Die Familie hat keinen Kontakt zu dieser Tante, denn sie lebt in einem Arbeitermilieu in einem heruntergekommenen Wohnviertel.
Die Aussage ihres sehr verehrten Vaters verletzt und berührt Giovanna so sehr, dass sie die Schule vernachlässigt und immer nachdenklicher wird. In der Vergangenheit hat es Probleme zwischen ihrem Vater und seiner Schwester gegeben, und Giovanna fühlt sich stark zu ihrer so wenig vornehmen Tante hingezogen. Getrieben von Selbstzweifeln macht sie sich auf die Suche nach dieser geheimnisvollen Frau. Im Rahmen ihrer Entwicklung von einem naiven Mädchen, zu einer 16-jährigen Frau, verliert sie immer mehr den Glauben an die Unfehlbarkeit ihrer Eltern und der anderen Erwachsenen. Sie muss erkennen, dass die Erwachsenen alle eine Rolle im gesellschaftlichen Gefüge spielen, denn sie lügen und manipulieren, um selbst eine möglichst gute Figur zu machen. Für sie ist Contenance alles!
Giovanna macht sich viele Gedanken über sich selbst, ihre Position im Leben, und ihre Beziehungen zu Verwandten, Freunden und natürlich Jungen.
Sie hinterfragt zunehmend den ihr aufgezwungenen Lebensstil und muss im rahmen ihres Erwachsenwerdens viele Probleme bewältigen um zu einem selbstbestimmten Individuum zu werden.
Zunehmend ändert sich aber auch ihre Haltung. Sie wird ruhiger und abschätzend, und versucht, das Verhalten der Erwachsenen zu verstehen. Aber sie bleibt ehrlich.
Dieser emotionsgeladene Roman endet mit der unspektakulären Entjungferung der 16-jährigen, die zu einer Frau geworden ist.
Elena Ferantes Fähigkeit, die Charaktere vor unserem inneren Auge entstehen zu lassen, wird durch ihren präzisen, differenzierten, gehobenen Schreibstil vermittelt. Meine Erwartungen an dieses Werk wurden voll erfüllt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.09.2020

Unser Leben mit Technik

Keine Panik, ist nur Technik
0

In 13 Kapiteln gibt die sympathische Autorin Kenza Ait Si Abbou, die auch auf der Vorderseite tanzenderweise abgebildet wurde, einen Einblick in die Wirkungsweise, die Vorteile, aber auch die Tücken der ...

In 13 Kapiteln gibt die sympathische Autorin Kenza Ait Si Abbou, die auch auf der Vorderseite tanzenderweise abgebildet wurde, einen Einblick in die Wirkungsweise, die Vorteile, aber auch die Tücken der digitalisierten Welt, mit der sich heutzutage jedermann auseinandersetzen muss.
Das Werk ist in einem lockeren, gut verständlichen Schreibstil verfasst. Die Zeichnungen und praxisnahen Beispiele helfen dem Laien, diese eigentlich recht trockene Materie zu verstehen, aber auch kritisch zu hinterfragen, indem sie auf die gefahren beim Umgang mit der künstlichen Intelligenz hinweist. Sie geht auch humorvoll an die Materie heran, wenn es beispielsweise darum geht, „ die Technik zu überlisten“. Interessant fand ich auch die Entwicklung in der Technologie von einer komplizierten Codierung hin zu einer vereinfachten Anwendung.
Die Autorin sagt auch voraus, dass in naher Zukunft wohl jeder interessierte Laie Computer programmieren könne.
Mir hat das Werk sehr gut gefallen. Ein einziger Kritikpunkt ist jedoch, dass im 2. Kapitel die schwarz unterlegten Beschriftungen mit minikleiner weißer Schrift nur mit einer Lupe korrekt lesbar sind. Als Geschenk für Jugendliche besonders geeignet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere