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Veröffentlicht am 03.06.2019

Die Dunkelheit ist alles andere als leer

Sieben Arten Dunkelheit
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Eigentlich ist David ein ganz normaler Junge. Doch dann ändert sich sein Leben von einem auf den anderen Tag, als mit der blinden Ayumi eine neue Mitschülerin in seine Klasse kommt. Mit ihr lernt er die ...

Eigentlich ist David ein ganz normaler Junge. Doch dann ändert sich sein Leben von einem auf den anderen Tag, als mit der blinden Ayumi eine neue Mitschülerin in seine Klasse kommt. Mit ihr lernt er die sieben Arten der Dunkelheit kennen. Wir erfahren , dass es sieben verschiedene Arten von Dunkelheit gibt, und dass alle ihre eigenen Gefahren bergen. In der Dunkelheit leben ganz unterschiedliche Lebewesen, teils harmlos, wie die Schattenhamster; aber auch gefährliche Wesen lauern dort im Dunkel, wie die Grantelschwänze und Dämmermahre. Die Gefahren in der Dunkelheit bleiben dank der Schattenmeister und Nachtzähmer, die auf der kleinen Insel Whaku leben, vor den Menschen geheim gehalten. Doch dann verändert sich die Dunkelheit und bringt neue, bisher unbekannte Gefahren mit. Der junge Krigk und seine kleine Schwester R’hee werden auserkoren, gegen die neue Dunkelheit vorzugehen. Um die Welt vor dem ewigen Dunkel zu bewahren, müssen plötzlich ganz unterschiedliche Menschen beidseits der Grenze zwischen Licht und Dunkelheit zusammenarbeiten.
Dem Autor ist hier ein Jugendbuch gelungen, an welchem sicher auch viele Erwachsene ihren Spaß finden werden. Schon von der ersten Seite an schafft er es einen Spannungsbogen zu errichten, den er gekonnt bis zum Schluss aufrechterhält. Dies gelingt nicht zuletzt durch die Beschreibung der unterschiedlichen Wesen in den Dunkelheiten. Auch die einzelnen Personen sind sehr schön beschrieben. Man folgt ihnen als Leber nur zu gerne durch die Geschichte.
Das etwas düster gestaltete Cover macht sofort neugierig und unterstreicht die einzelnen Dunkelheiten der Geschichte.
Eine durch und durch gelungene Fantasygeschichte für Jung und Alt, die ich voll und ganz weiterempfehlen kann.

Veröffentlicht am 21.05.2019

Eine Geschichte, die den Leser zutiefst berührt

Das Haus der Verlassenen
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1956 wird in Sussex die junge Ivy schwanger. Für die damalige Zeit ein Skandal. So wird sie dann auch von ihrer Familie verstoßen und in das St. Margarte’s Mutter-Kind-Heim der katholischen Kirche abgeschoben. ...

1956 wird in Sussex die junge Ivy schwanger. Für die damalige Zeit ein Skandal. So wird sie dann auch von ihrer Familie verstoßen und in das St. Margarte’s Mutter-Kind-Heim der katholischen Kirche abgeschoben. Den Demütigungen und Quälereien dort ausgesetzt, sieht Ivy irgendwann nur noch die Möglichkeit des Selbstmords.
Sechzig Jahre später stößt die junge Journalistin Sam in der Wohnung ihrer Großmutter auf Briefe, die Ivy damals an den Vater ihres Kindes gerichtet hat. Bei ihrer Suche nach den Hintergründen, die Ivy mit ihrer eigenen Familie verbinden, gerät Sam immer tiefer in die tragische und auch grausame Geschichte des ehemaligen Heimes und seiner Bewohner, in der immer wieder seltsame ungeklärte Todesfälle an die Oberfläche kommen.
In ihrem Debutroman gelingt es Emily Gunnis von der ersten Seite an den Leser von ihrer Geschichte gefangen zu nehmen. Immer wieder wird sowohl die Perspektive als auch die Zeit gewechselt, ohne dass es beim Lesen zu Verwirrungen führen würde. Vielmehr hat man den Eindruck, dass diese Wechsel einfach nur logisch sind; sie müssen genauso erfolgen. Der Leser erfährt von Ivy’s Schicksal und auch von einigen der Mitbewohnerinnen in dem Mutter-Kind-Heim; allen voran Elvira, einem kleinen Mädchen, dem Ivy zur Flucht verhilft, damit sie ihre Zwillingsschwester suchen kann.
Die einzelnen Personen sind so detailreich beschrieben, dass es ein Vergnügen ist, sie durch ihre Geschichte zu begleiten. Auf der anderen Seite macht dieses Buch durch seine Glaubhaftigkeit aber auch betroffen, und lässt den Leser an einigen Stellen schwer schlucken, wenn er mit den Grausamkeiten an den jungen Mädchen während ihrer Heimaufenthalte konfrontiert wird.
Insgesamt ist hier ein Roman gelungen, der gekonnt Liebesgeschichte, historische Hintergründe, Krimi, Thriller und auch ein wenig Horror mit einander verknüpft. Ein überaus gelungenes Debut der Autorin, das ich bedingungslos empfehlen kann.

Veröffentlicht am 17.05.2019

Über Liebe, Verantwortung und Vertrauen

Glück ist meine Lieblingsfarbe
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Juli hat ihren langweiligen Bürojob in Hamburg hin geschmissen und lebt seit einiger Zeit auf La Palma. Auf der Party eines Freundes trifft sie eines Tages den smarten, gut organisierten Quinn. Beide haben ...

Juli hat ihren langweiligen Bürojob in Hamburg hin geschmissen und lebt seit einiger Zeit auf La Palma. Auf der Party eines Freundes trifft sie eines Tages den smarten, gut organisierten Quinn. Beide haben ihre Vergangenheit, mit der sie sich auseinander setzen müssen. Eigentlich wollen sich die beiden gar nicht in einander verlieben. Doch dann stirbt ein Freund von Juli, und sie muss sich um dessen verstörten Hund kümmern. Sie erhält dabei Unterstützung von Quinn, und die beiden kommen sich doch näher, als sie das wollten. Um sich jedoch eine gemeinsame Zukunft aufbauen zu können, müssen beide lernen sich mit den Schatten ihrer Vergangenheit zu beschäftigen und darüber zu reden.

Mit viel Humor und Situationskomik erzählt die Autorin die Geschichte von Juli und ihren Freunden. Dabei wird der Schwerpunkt nicht nur auf die Hauptcharaktere gelegt. Auch die Nebenfiguren sind fein ausgearbeitet. Zusammen mit der detailreichen Beschreibung der Insel und den einzelnen Gegebenheiten macht dies das Buch zu einem Genuss. Aber auch die Spannung kommt nicht zu kurz durch die immer wiederkehrenden Andeutungen zu den Problemen in der Vergangenheit von Juli und Quinn. So ist eine leichte und schöne Liebesgeschichte entstanden, die nie schnulzig wird, und die ich mit großem Vergnügen gelesen habe. Von meiner Seite eine absolute Empfehlung als Sommerlektüre.

Veröffentlicht am 12.05.2019

Freundschaft zwischen zwei unterschiedlichen Frauen

Alte Sorten
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Sally ist ein junges Mädchen, 17 Jahre alt, zornig und auf der Flucht. Auf der Flucht vor der Klinik, in die ihre Eltern sie haben einweisen lassen, um sie von ihren Essstörungen kurieren zu lassen. Auf ...

Sally ist ein junges Mädchen, 17 Jahre alt, zornig und auf der Flucht. Auf der Flucht vor der Klinik, in die ihre Eltern sie haben einweisen lassen, um sie von ihren Essstörungen kurieren zu lassen. Auf der Flucht vor ihren Eltern. Und irgendwie auch auf der Flucht vor sich selbst.
Lizz ist eine Frau mittleren Alters, von ihrer Vergangenheit geprägt, und hat sich auf ihren Hof zurück gezogen, den sie allein bewirtschaftet.
Bis die beiden eines Tages im Weinberg auf einander treffen.
Mit Lizz und Sally treffen hier zwei unterschiedliche Frauen aufeinander. Doch, so unterschiedlich sie auch zu sein scheinen, so haben sie doch eine ähnliche Vergangenheit. Es scheint einer innere geistige Verbindung zwischen beiden zu geben.
Lizz nimmt Sally zu sich auf den Hof, lässt sie ohne Nachfragen bei sich wohnen. Allmählich beteiligt sich Sally an der Arbeit auf dem Hof, lernt Brot backen, keltern, hilft bei der Weinlese und bei der Ernte seltener Birnensorten. Und bei all der Arbeit lernen beide Frauen sich zu öffnen und über ihre Gefühle zu reden. Es entwickelt sich ein besonderes freundschaftliches Verhältnis. Als jedoch Sallys Eltern auftauchen, um sie in ihr altes Leben zurück zu bringen, bahnt sich eine Katastrophe an.

In einer gefühlvollen und bildlichen Sprache beschreibt der Autor die Geschichte von Lizz und Sally. Als Leser hat man immer wieder den Eindruck, dass man die Waldluft riechen und die Birnen schmecken kann. Ewald Arenz ist es gelungen Gefühle in Worte zu packen. Und so wird daraus ein Buch, das den Leser mitreißt, schmunzeln lässt aber auch nachdenklich macht.
Das Cover ist einfach gehalten aber dennoch ansprechend. Es passt sehr gut zur beschriebenen Schlichtheit des Hofes.
Beides zusammen, Inhalt und äußere Gestaltung machen aus diesem Buch ein kleines Meisterwerk, das unter die Haut geht und einen so schnell nicht wieder loslässt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 17.04.2019

Ehrliche Selbstkritik eines jungen Mannes

Mein Vaterland! Warum ich ein Neonazi war
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Christian Weißgerber schildert in seinem Buch seinen Weg in die rechte Szene und seinen Weg in den Ausstieg. Bis 2010 war er Mitglied der „Autonomen Nationalisten“ in Thüringen.

Ohne Pathos ...

Christian Weißgerber schildert in seinem Buch seinen Weg in die rechte Szene und seinen Weg in den Ausstieg. Bis 2010 war er Mitglied der „Autonomen Nationalisten“ in Thüringen.

Ohne Pathos und Effekthascherei erzählt er von seiner Jugend, die alles andere als einfach und schön war, und seinen Beweggründen. Dabei sucht er keine Entschuldigungen, wohl aber Erklärungen. Mit Selbstkritik wird nicht gespart. Er macht sich nicht zum Opfer, dem nichts anderes übrig blieb als Neonazi zu werden. „Ich bin es, der sich in diesen Umständen für etwas und gegen andere Möglichkeiten, die mir offenstanden, entschieden hat.“ (Originalzitat Seite 9)

Weißgerbers Schreibstil ist sehr angenehm. Man erkennt hier einen intelligenten und gebildeten jungen Mann, der sich nicht zum üblichen Aussteiger macht.

Insgesamt ein sehr ernstes Buch, das aber auch mit einer gewissen Selbstironie nicht geizt. Es handelt von einem Thema, das gerade in der aktuellen Zeit von großer Bedeutung sein kann und hoffentlich wird.

Kein leichtes Buch; dafür aber umso wichtiger.