ausgenutz und mit den Füssen getreten
Teatime mit LilibetDie Geschichte von „Crawfie“, wie die Lehrerin von ihren Schützlingen Elisabeth und Margaret liebevoll genannt wurde, ist sehr ergreifend. Ich bin schon sehr lange gilt mein Interesse dem englischen Königshaus. ...
Die Geschichte von „Crawfie“, wie die Lehrerin von ihren Schützlingen Elisabeth und Margaret liebevoll genannt wurde, ist sehr ergreifend. Ich bin schon sehr lange gilt mein Interesse dem englischen Königshaus. Schon bei Prinzessin Diana wurde einem bewusst, das wer nicht nach den königlichen Regeln spielt, gilt als „Verräter“ und hat Konsequenzen zu erwarten. Oder, wie Wendy Holden es auf Seite 209/210 ausdrückt:
„Mochte die Welt im Allgemeinen auch zwiespältig, facettenreich und widersprüchlich sein, so traf das auf die königliche Welt nicht zu. Dort gab es keinen Mittelweg, keine Grauschattierungen. Man gehörte entweder ganz dazu oder gar nicht. Man musste sich entscheiden.“
Ich interessierte mich für das Buch , um mehr über Elisabeth II. Kindheit zu erfahren. Doch ich habe nicht nur die junge Elisabeth kennengelernt, sondern vor allem eine weitere, genau so faszinierende Frau: Marion Crawford, genannt Crawfie, die 16 Jahre lang ihre Hauslehrerin war und die spätere Königin maßgebend geprägt hat.
Marions Geschichte ist von Verzicht und schwierigen Entscheidungen geprägt. Sie kam zur Königsfamilie eigentlich ungewollt aus einem völlig anderen Leben. Auch ihre Überzeugungen deckten sich kaum mit dem Traditionalismus und der Distanziertheit der Königsfamilie. Und so war ihr Hauptanreiz, die Stelle anzunehmen, um den Prinzessinnen das „echte“ Leben näherbringen zu bringen. Sie wollte ihnen zeigen, dass sich nicht jeder morgens an einen von Dienern gedeckten Tisch setzen kann, dass die Leute mit der U-Bahn statt in der chauffeurgesteuerten Limousine durch London fahren. Sie wollte, dass aus den königlichen kleinen Mädchen junge bodenständige Frauen werden, denen ihre Privilegiertheit bewusst ist.
Dafür verzichtete sie auf eigene Kinder, auf Beziehungen, ordnete sich dem strengen Protokoll unter und ertrug die Selbstverständlichkeit, mit der insbesondere Lilibets Mutter ihre Dienste in Anspruch nahm, klaglos. Dafür klammerte sie sich an die Liebe, die ihr die Mädchen fast wie einer Mutter entgegenbrachten.
Als die Mädchen erwachsen wurden, merkte Marion , dass ihre Tage im Palast gezählt waren. Der dann folgende sachliche, knappe Abschied traf Marion bis ins Mark. Ich empfand tiefes Mitleid für sie. Als es dann noch dazu kam, dass ein unbeteiligter Höfling für schriftliche Ausführungen über die Kindheit der Prinzessinnen ihr als langjähriger Vertrauter vorgezogen wurde, brach für Marion eine weitere Welt zusammen. Doch man bot ihr an, ihre Sicht der Dinge zu Papier zu bringen – und gaukelte ihr vor, dies werde von der Königin mitgetragen. Die Veröffentlichung von „The little princesses“, in denen Marion voller Liebe nur Positives von den Mädchen berichtete, wurde als unverzeihlicher Affront gegen das Königshaus aufgenommen. Mit der Folge, dass sie bis zu ihrem Tod 1987 einsam in ihrer Heimat Schottland lebte und nie wieder von der Königsfamilie hörte.
Am Ende bin ich wütend über die Ungerechtigkeit, die Marion auch aus meiner Sicht widerfahren ist. Das Buch bewahrt auch das Andenken einer zu Unrecht verstoßenen Frau, die die Königin Elisabeth II erzogen hat und das wahre Leben ausserhalb der Krone gezeigt hat. Meine Hoffnung bleibt bestehen, das "Lillibet" ihre Ziehmutter nicht wirklich vergessen hat und in ihrem Herzen trägt.