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Sadie

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Veröffentlicht am 14.05.2019

Beginnt angenehm, lässt dann leider stark nach

Dublin Street - Gefährliche Sehnsucht (Deutsche Ausgabe) (Edinburgh Love Stories 1)
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Hat vielversprechend angefangen, mich dann aber im Laufe des Lesens verloren. Das erste Drittel hat mir gefallen: Eine Frau mit einer mysteriösen, problematischen Vergangeheit trifft einen schönen fremden ...

Hat vielversprechend angefangen, mich dann aber im Laufe des Lesens verloren. Das erste Drittel hat mir gefallen: Eine Frau mit einer mysteriösen, problematischen Vergangeheit trifft einen schönen fremden Mann, die Funken sprühen, die Spannung steigt. Sie einigen sich auf ein sexuelles Arrangement - und wie schön, eine weibliche Hauptfigur, die ihre Sexualität auslebt.

Und dann hat sich die männliche Hauptfigur sehr zum Schlechten verwändert. Der supermännliche, scheinbar sehr selbstbewusste Kerl ist chronisch eifersüchtig, übertreibt seinen Beschützerinsinkt maßlos und wird dadurch leider sehr unsexy. Sowas turnt mich einfach total ab, sorry!

Außerdem war hier viel zu viel Drama am Start. Jede Figur, egal wie groß oder klein die Rolle war, hatte wirklich sehr ernsthafte Probleme zu bewältigen. es wurde zu schnell zu viel. Am Ende konnte ich das Ganze nicht mehr wirklich ernst nehmen.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Empfehlenswert, wenn auch nicht so genial wie die Vorgänger.

Die Känguru-Offenbarung (Känguru 3)
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So schwer es mir auch fällt, mehr als drei Sterne sind diesmal nicht drin. Zwar hat auch dieser abschließende Teil der Trilogie wieder viele sehr lustige und gut beobachtete, bissige, gesellschaftskritische ...

So schwer es mir auch fällt, mehr als drei Sterne sind diesmal nicht drin. Zwar hat auch dieser abschließende Teil der Trilogie wieder viele sehr lustige und gut beobachtete, bissige, gesellschaftskritische Momente. Und auch dieser Teil ist durchaus empfehlenswert und sollte all jenen, die sich schon bei den ersten beiden Teilen köstlich amüsiert werden, ans Herz gelegt werden. Es ist und bleibt eben Marc-Uwe Kling, und der Mann kann was.

Dennoch: Im Vergleich zu den ersten beiden Teilen hat mir dieser nicht ganz so gut gefallen. Ich glaube, ich bevorzuge eher die "kleinen" Abenteuer von Marc und dem Känguru, die feinen Momente und Beobachtungen des Alltags und Miteinanders. Im dritten Teil war mir der Storybogen zu groß, die Abeuer zu "weit weg", das hat für mich nicht ganz so gepasst. Und auch die Lesung war hier und da etwas holpriger als zuvor, vor allem das Känguru klang teils etwas "overdone", da wäre weniger mehr gewesen. Ich habe parallel an einigen Stellen noch einmal den zweiten Teil (mit)gehört, mein Freund ist da gerade dabei, da wurde dieser Unterschied nochmals sehr deutlich.

Alles an in allem also gut und empfehlenswert, wenn auch nicht so genial wie die Vorgänger.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Absolut hörenswert!

QualityLand (QualityLand 1)
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Das Wichtigste zuerst: Möglichst als Hörbuch genießen. Marc-Uwe Kling liest einfach zu gut. Auch wenn ich die gedruckte Version nicht kenne und mir eigentlich keinen Vergleich erlauben kann - die Lesung ...

Das Wichtigste zuerst: Möglichst als Hörbuch genießen. Marc-Uwe Kling liest einfach zu gut. Auch wenn ich die gedruckte Version nicht kenne und mir eigentlich keinen Vergleich erlauben kann - die Lesung ist genial, so voll mit perfekt abgestimmten Stimm- und Sprachwitz, dass ich es vermutlich schriftlich nicht ganz so genießen könnte.

QualityLand ist eine wunderbar spritzige, satirische Dystopie, die genau an den richtigen Stellen "piekst". Das Buch ist grundlegend politisch, ist aber kein rein politisches Buch (soll heißen: Auch wer sich nicht für Politik interessiert, wird seinen Spaß haben, es gibt noch genug andere Themen). Die Zukunft, die Kling hier schildert, ist unglaublich unfassbar und gleichzeitig unfassbar vorstellbar.

Totale Überwachung überall, getarnt als digitale Helferlein und "Lebenserleichterer". Sei es der virtuelle Shop, dessen Produkte nicht mal mehr bestellt werden müssen, da das System die Vorlieben seiner Kundschaft kennt (wirklich?); der soziale Status, der den Lebensstandard und -partner vorgibt oder der digitale Helfer, der immer ansprechbar ist (Alexa, Siri und Co. lassen grüßen). Auswahlmöglichkeiten werden nur vorgegaukelt, Androiden handeln oft am Menschlichsten. Alles klingt etwas verrückt, aber es gab genug Momente in diesem Buch, bei denen ich zustimmend nickte: "Yep, wir sind auf dem gerade Weg genau dorthin."

Ein kafka-esquer Hauptdarsteller in einem orwell-esquem Plot mit ganz viel kling-esquem, systemkritischem Humor. Total schräger Satz, daher hier noch einmal in Kurzform: Absolut hörenswert!

Veröffentlicht am 14.05.2019

Nein, danke.

Dann mach doch die Bluse zu
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Dass mir dieses Buch nicht gefallen würde, war mir von Beginn an klar. Von der Autorin hatte ich bislang kürzere Stücke gelesen und sie in einigen Talkshows gesehen, wusste also, dass ihr Weltbild mit ...

Dass mir dieses Buch nicht gefallen würde, war mir von Beginn an klar. Von der Autorin hatte ich bislang kürzere Stücke gelesen und sie in einigen Talkshows gesehen, wusste also, dass ihr Weltbild mit meinem in keinster Weise übereinstimmt. Und trotz dieses Vorwissens wurde dieses Buch für mich zu einer größeren Qual als befürchtet. Das fängt bei dem furchtbaren Titel an und setzt sich jedem einzelnen Kapitel fort. Zunächst ist da, rein formal betrachtet, der Aufbau: Das Buch will viel zu viel auf einmal. Der Titel suggeriert eine Abhandlung zum Thema Sexismus (mit der Verheißung von victim blaming), der Klappentext verspricht eine Ode an die Einmaligkeit der Mutterschaft, der tatsächliche Inhalt ist eine polemische Abrechnung mit allem, was so ein erzkonservatives Weltbild bedroht.

Meine Definitionen von Feminismus und Sexismus stimmen nicht mit denen - für mich - sehr kruden Interpretationen der Autorin überein. Ihre Argumente sind teils widersprüchlich, teils falsch, immer überhöht, oft ärgerlich und manchmal einfach nur dämlich - oder sogar gefährlich. Im Folgenden möchte ich eine kleine "best of" - oder eher "worst of" Liste ausgewählter Zitate präsentieren. Diese sollte ausreichen, um einen Eindruck vom Buch zu gewinnen. Empfehlen möchte ich es niemanden.

Sexismus


„Sexistische Strukturen“ (die auch so in Anführungszeichen gesetzt werden) sieht sie nicht, kennt sie nicht, also kann es sie wohl kaum geben – vielmehr sind sie nur eine billige Ausrede:

„Man findet diesen Begriff immer gern und überall, wenn Frau nicht weiterkommt und einen Grund sucht, der abseits ihrer Persönlichkeit und Talente liegt.“ (S. 24/25)

Frauen, die Sexismus erfahren haben, werden also nicht nur der Lüge bezichtigt, Frauen wird auch generell vorgeworfen, nicht in der Lage zu sein, sich (und anderen) Fehler, eigene Schwächen und/oder Unzulänglichkeiten einzugestehen. Darunter leiden die armen Männer, die (so, wie Frau Kelle es soeben mit Frauen getan hat) in Sippenhaft genommen werden. Nur, warum?

„Wie darf ich mir das vorstellen? Werden schon Jungs irgendwann im Leben beiseitegenommen von ihren Vätern, um sie auf das Unterdrücker-System einzuschwören?“ (S. 25)

Nicht nur von den Vätern, und ja, auch das sind sexistische Strukturen, und das geht so: „Stell dich nicht so an, du bist doch kein Mädchen“ oder „Boys will be boys“ oder „Jungs weinen nicht“ oder „Wie ein Mädchen, hahaha!“ usw.

„Man möge mich nur bitte, bitte, ab sofort mit den ständigen Hinweisen auf die besonderen Fähigkeiten und Wesenszügen von Frauen verschonen. […] Noch sexisitischer kann man eigentlich gar nicht argumentieren. Wer nämlich nur Frauen all diese positiven Eigenschaften zuspricht, der verneint sie im gleichen Atemzug beim Mann.“ (S. 121/122)

JAAAA, natürlich ist genau das auch Sexismus, und natürlich sind auch Männer davon betroffen, und sie sieht es doch selbst, wieso sagt sie dann, das gibt es nicht, also, zumindest nicht bei Frauen, bei Männern aber irgendwie „eigentlich“ doch? Wie kann man sich dermaßen im Kreis drehen?

Abtreibung


„Deswegen kämpfte die Frauenbewegung auch für das Recht auf Abtreibung. Als letzten Ausweg aus dem Gefängnis am Herd.“ (S. 49)

Ja, genau, das muss der wahre Grund sein – so schön profan ist dieses Thema! Und gleich noch ein Beispiel, die Fettungen sind von mir, um, neben dem großen Holzhammer auch nochmal die kleinen Betonungen hervorzuheben:

Es ist schon erstaunlich, dass es in unserer Gesellschaft inzwischen als Konsens gilt, dass es die Todesstrafe für Schwerverbrecher, Mörder und Vergewaltiger nicht mehr geben darf, dass es unmenschlich sei und wir nicht das Recht haben, Gott zu spielen und Leben unwiderruflich zu beenden. Gleichzeitig aber fällen wir aber mit großer Leichtigkeit Todesurteile über ungeborene Kinder.“ (S. 79)

Welch subtiler Vergleich. So nuanciert! Und, zu guter Letzt:

„Abtreibung ist inzwischen legitimes Mittel der Familienplanung […]“ (S. 79)

Klar, ich kann mir kaum eine entspanntere Verhütungsmethode vorstellen.

Aufklärungsunterricht in der Schule


Frau Kelle findet es total daneben, dass Kinder in der Schule über Verhütung unterrichtet werden. Weil:

„Hat sich schon mal jemand überlegt, wie sich das auf unsere Kinder auswirkt? Welchen Eindruck das erweckt, dass sie sogar in der Schule darin unterrichtet werden, wie Kinder zu vermeiden sind, wo sie doch selbst noch Kinder sind?“ (S. 83)

Äääähm. Hä? Hier kann ich nur aus eigener Erfahrung als sexuelle Frühstarterin sprechen: Bei mir hat sich das in einer ausbleibenden, weil gut verhüteten und sicher nicht gewollten Teenagerschwangerschaft ausgewirkt.

Arbeit vs. Mutterschaft


„Nicht umsonst geistert der Begriff des ,vergeudeten Potenzials‘ hinsichtlich gut ausgebildeter Mütter zu Hause durch die politische Landschaft. Aus der Perspektive der Wirtschaft, die akut Fachkräfte und billige Arbeitskräfte sucht, ein absolut berechtigter Einwand.“ (S. 72)

Kein Wort von den Müttern, die ihr eigenes Potenzial nach X Jahren Ausbildung und Studium gerne selbst noch etwas ausschöpfen wollen. Warum nur Schwarz oder Weiß, warum nicht beides? Warum nur Wahlfreiheit in eine Richtung? Ein grundsätzliches Problem von Kelles Argumentation: Genau das, was sie „der anderen Seite“ vorwirft, zieht sie selbst 100% durch, nur unter umgekehrten Vorzeichen. Und nebenbei, worauf bezieht sich denn das „billige Arbeitskräfte“? Heißt etwa, dass Frauen doch benachteiligt sind? Ach ne, kann ja nicht sein… Dazu gibt es noch viele weitere Thesen, die alle in die Richtung gehen, dass Frauen ausschließlich als Arbeitskraft gesehen werden und sich der Feminismus somit „Steigbügelhalter für einen Kapitalismus übelster Ausprägung“ betätigt.

Frauenquote


„Nahezu alle Personalberater sagen übrigens, dass die berufliche Qualifikation ab einem bestimmten Niveau sowieso nicht ausschlaggebend ist. Es müssen einfach persönliche Faktoren gegeben sein […]“ (S. 118)

…wie z.B. eine Überlegung „persönlicher Faktoren“ wie: wird die Person, die sich gerade bewirbt, in den nächsten fünf Jahren eventuell schwanger und geht in Elternzeit und kommt vielleicht nicht wieder und – ach, ich nehme den Mann. Vermutlich noch nie passiert.

Familienbilder


Mutter-Vater-Kind – solange es in diesem Land noch möglich ist, ohne sich strafbar zu machen, werde ich nicht aufhören, das als normale Familie zu bezeichnen.“ (S. 158)

Nicht, weil sie andere Lebensformen für „unnormal“ hält, wie sie noch anfügt. Aber eigentlich ja doch, sie hätte statt dem sehr polemischen „normal“ (und der abgrenzenden Implizierung) auch ein Wort wie „mehrheitlich“, „überwiegend“ oder einfach „die meisten“ nehmen können. Dazu noch ein bisschen paranoides Orakeln (solange es noch möglich ist, ohne sich strafbar zu machen), fertig ist der plumpe Stammtischsatz. Das wird man ja wohl noch sagen dürfen!

Sie zitiert den Familienbegriff der SPD wie folgt: „Dazu gehören Paare – ob mit oder ohne Kinder und Trauschein – ebenso wie Alleinerziehende, Patchwork- oder Regenfamilien sowie Großeltern und Menschen, die für ihre pflegebedürftigen Eltern sorgen. Zur Familie gehören Jung und Alt.“ Für Frau Kelle öffnet diese Definition ALLEM Tür und Tor:

„Selbst lebenslange Sicherheitsverwahrung ist demnach noch eine Familie, ist es doch eine dauerhaft übernommene Verantwortung, wenn auch nicht immer ganz freiwillig.“ (S. 161)

Wieder so ein subtiler Hinweis auf Straftäter, abgesehen davon versteh ich diesen Gedankengang überhaupt nicht und habe mittlerweile auch aufgegeben, es überhaupt verstehen zu wollen. Das ist so schräg, das ist mir echt zu doof.

Ähnlich ihre Tiraden gegen Regenbogenfamilien, von denen ich hier nur ein Beispiel nenne will, das schon alles sagt:

„Sie [Kinder, die zur Adoption freigegeben wurden] wurden von einem Vater gezeugt und einer Mutter geboren. Sie sollten auch bei einem Vater und einer Mutter groß werden. Bei jedem Hundewelpen plädieren wir auf eine artgerechtere Haltung als bei unseren Kindern.“ (S. 165/166)

„Echte“ Männer


Mimimimi, alles nur noch Waschlappen, wo sind die brünftigen Machos, wenn man sie braucht. Es ist alles so schlimm geworden, wer soll da noch durchblicken:

„Letzendlich sind damals mit Hillary Clinton und Barack Obama zwei Frauen gegeneinander angetreten. Die eine war tatsächlich eine, der andere hatte die weibliche Rolle einfach adaptiert.“ (S. 187)

Ach ja. Hä? Dann geht es noch ein bisschen um Männerrechte und nochmals wird Sexismus gegen Männer thematisiert, s.o. Und am Ende sind die Frauen dann auch wieder die Blöden, denn:

„Welche ernsthaft emanzipierte Frau möchte einen Partner, dem sie nichts zutraut, den sie für weniger klug hält als sich selbst? Nichts ist weniger sexy als ein Held, der gebrochen am Boden liegt.“ (S. 211)

Wir lernen: Männer, die sich für Frauen stark machen, sich vielleicht sogar selbst als Feminist bezeichnen, werden unfähig, verblöden und verlieren alle Kräfte, die sie je hatten. Sie werden regelrecht zu… Mädchen. PFUI! Bei meinem Partner ist das nicht so, aber vielleicht habe ich einfach nur Glück – ja, so muss es sein.

Ich gebe auf. Over and out.

Veröffentlicht am 14.05.2019

Was für ein wundervolles, perfektes Buch!

Nach einer wahren Geschichte
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Im Mittelpunkt der Geschichte steht Delphine, eine Autorin, die kürzlich zu Ruhm gekommen ist und mit ihrem neuen Starstatus hadert. Sie fühlt sich unsicher und verletzlich und begrüßt in dieser Situation ...

Im Mittelpunkt der Geschichte steht Delphine, eine Autorin, die kürzlich zu Ruhm gekommen ist und mit ihrem neuen Starstatus hadert. Sie fühlt sich unsicher und verletzlich und begrüßt in dieser Situation die beruhigende Wirkung, die ihre neue Bekanntschaft L. auf sie hat. L. ist eine mysteriöse Frau, die sich sofort um sich kümmert, und es scheint, als wäre diese schnell immer tiefer gehende Frauenfreundschaft das perfekte Match. Doch die Machtverhältnisse in dieser Beziehung beginnen sich zu verschieben, ganz langsam - mehr muss (sollte) man über den Plot zunächst gar nicht wissen.

Was dieses Buch für mich so besonders gemacht hat:
- die Geschichte an sich, die mich immer zum Spekulieren gebracht hat: Von "Wie weit wird es gehen?" bis "Wie konnte es soweit kommen?" Das erinnert an Thriller, auch wenn dies hier keine schnelle, actionreiche Geschichte ist, im Gegenteil:
- die Art des Erzählens hat mit sehr gefallen. Ruhig, langsam, fast schon einlullend hier und da - das unterstützt die Art, wie L. Delphine immer mehr einwickelt.
- L. als Charakter, sehr faszinierend
- das Ende - was für ein toller Twist, der nochmals so richtig zum Nachdenken anregt!

Absolute Leseempfehlung!