Profilbild von Sago

Sago

Lesejury Star
offline

Sago ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sago über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.11.2022

Hoffentlich auf Wiederlesen

Das verbotene Kapitel
1

Dass ich sehr wehmütig wurde, als ich las, dieser achte Band sei der letzte Teil der Reihe, zeigt, wie gern ich sie lese. Und umso mehr habe ich mich gefreut, dass die Autorin in der Danksagung verrät, ...

Dass ich sehr wehmütig wurde, als ich las, dieser achte Band sei der letzte Teil der Reihe, zeigt, wie gern ich sie lese. Und umso mehr habe ich mich gefreut, dass die Autorin in der Danksagung verrät, möglicherweise sei dies eher als Staffelfinale zu sehen und es könne irgendwann weitergehen.

Ich persönlich bekomme nicht genug von der mehr als ungewöhnlichen Bibliothekarin Irene, vom Drachenprinzen Kai, Detektiv Vale, der geheimnisvollen Bibliothek und all den Drachen und Elfen. Diese originelle Welt (eigentlich sind es unzählige) wurde einfach wunderbar erdacht.

Im verbotenen Kapitel geht es noch einmal wirklich um alles: Irenes Kampf gegen Alberich, ihre ungewisse Herkunft und wer in der Bibliothel tatsächlich die Strippen zieht. Zu allem Überfluß muss Irene auch noch um ihre Beziehung zu Kai fürchten, da diese vor allem dessen Bruder ein Dorn im Auge zu sein scheint.

Mehr als genug Stoff also für ein atemberaubenes Finale. Genevieve Cogman führt alle losen Fäden zu einem virtuosen Ende, das mich völlig zufrieden gestellt hat. Mit ihrem Einfallsreichtum, liebgewonnenen Protagonisten und originellen Dialogen hatte ich wie immer sehr viel Lesespaß, so dass ich nur auf ein Wiederlesen hoffen kann.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Fantasie
Veröffentlicht am 13.11.2022

Wenn der Dunkeldorn erblüht

Die Dunkeldorn-Chroniken - Blüten aus Nacht
0

Von Katharina Seck haben mir bereits einige märchenhafte Fantasy-Romane gut gefallen. Im ersten Band der Dunkeldorn-Chroniken wird es nun ungewöhnlich und wunderbar düster. Die Geschichte kreist um die ...

Von Katharina Seck haben mir bereits einige märchenhafte Fantasy-Romane gut gefallen. Im ersten Band der Dunkeldorn-Chroniken wird es nun ungewöhnlich und wunderbar düster. Die Geschichte kreist um die Dunkeldorn-Pflanze. Ihr Blütenstaub wird gewonnen, damit Magier damit zaubern können. Doch zu einem hohen Preis: Für die meisten Wesen ist der Blütenstaub gefährlich bis tödlich.

Die junge Opal arbeitet hart auf einer Dunkeldorn-Plantage, bis der Blütenstaub fast ihr gesamtes Dorf vernichtet. Als einzige Überlebende wird sie an eine magische Universität gebracht, wo der Dunkeldorn studiert wird. Doch was geht dort wirklich vor sich? Wie konnte Opal überleben? Und welche Rolle spielt der geheimnisvolle Königgsgleiche Ivar, der der Herscherfamilie entstammt und an Opal ein undurchschaubares Interesse zeigt?

Die Seiten flogen dahin. Wie in einem ersten Teil üblich, bleibt noch vieles ungeklärt. Zwar bin ich mit Ivar bisher nicht völlig warm geworden, aber seine unklare Rolle machte ihn für mich faszinierend. Ich bin gespannt, wie sich das Verhältnis zwischen Ivar und Opal weiterentwickelt. Katharina Seck konnte mich jedenfalls in dieser Geschichte bereits mit einer überraschenden Wendung überzeugen. Auch das ganze Setting und die Idee, eine Story rund um eine magische Pflanze zu spinnen, finde ich sehr gelungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.11.2022

Gravur in den Knochen

Der Pfirsichgarten
0

"Eine Geschichte zu kennen heißt, sie immer in sich zu tragen, wie eine Gravur in den Knochen, auch wenn sie für Jahrzehnte vergessen scheint."

Solche Satzperlen hätte ich gern mehr gefunden. Leider entfaltete ...

"Eine Geschichte zu kennen heißt, sie immer in sich zu tragen, wie eine Gravur in den Knochen, auch wenn sie für Jahrzehnte vergessen scheint."

Solche Satzperlen hätte ich gern mehr gefunden. Leider entfaltete sich der Zauber der Geschichte für mich vor allem auf dem traumhaften Cover. Im Innern des Buches verfällt Melissa Fu leider überwiegend in einen nüchternen Berichtsstil, was umso mehr verwundert, weil die Story auf der Herkunft ihres eigenen Vaters beruht.

In der Danksagung wird offengelegt, dass sie sich mit dem Buch auch einen Reim auf die Geschichte Chinas im 20. Jahrhundert machen wollte. Eigentlich bleibt aber vieles davon im Vagen, zumal ein Großteil des Buches in den USA spielt.

In bin der Story von Meilin, die mit ihrem kleinen Sohn Renshu vom kriegsgebeutelten China nach Taiwan flieht, über viele Seiten gefolgt und hatte trotzem selten das Gefühl, ihnen richtig nahezukommen. Renshu wandert später in die USA aus und gründet dort eine Familie. Seine Tochter ist wohl als Alter Ego der Autorin zu sehen.

Die chinesischen Legenden, die Meilin Renshu in seiner Kindheit erzählt, nehmen leider nur verschwindend geringen Raum ein, so dass dem Roman für mich leider das Funkeln fehlte.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.11.2022

Die Faszination des Andersartigen

Zirkus der Wunder
3

"Jeder Geschichtenerzähler, denkt Nell, ist ein Dieb und ein Lügner."

Große Geschichten erzählen möchte Jasper, der Impressario des Zirkusses der Wunder. Gemeinsam mit seinem Bruder Toby ist er aus dem ...

"Jeder Geschichtenerzähler, denkt Nell, ist ein Dieb und ein Lügner."

Große Geschichten erzählen möchte Jasper, der Impressario des Zirkusses der Wunder. Gemeinsam mit seinem Bruder Toby ist er aus dem Krimkrieg zurückkehrt. Ihre Vergangenheit birgt ein Geheimnis, das erst gegen Ende des Buches gelüftet wird. Die Brüder verbindet eine Beziehung mit großem Machtgefälle. Jasper regiert seinen Zirkus mit strenger Hand, Toby fristet ein Schattendasein ohne Selbstvertrauen. Der Roman spielt Mitte des 19. Jahrhunderts, als Menschen mit ungewöhnlichen Merkmalen als Kuriositäten bestaunt und regelrecht gehandelt wurden. Die Verbindung der Brüder gerät auf den Prüfstand, als Jasper Nell für den Zirkus kauft. Ihre Haut ist übersät mit Muttermalen, die ihr die Geflecktheit eines Leoparden geben. Schon bald entwickeln die beiden Außenseiter Toby und Nell Gefühle füreinander. Während Jaspers überbordender Geltungsdrang den Zirkus gefährdet, scheint sich ein Verhängnis anzubahnen...

Ich bin immer auf der Suche nach ungewöhnlichen Büchern. Elizabeth Macneal hatte mich bereits mit ihrer düsteren Doll Factory überzeugt und bietet hier erneut ungewöhnliche, plastische Protagonisten sowie eine äußerst vielschichtige Geschichte. Der Roman ist mit über 400 Seiten nicht dünn, hätte aber dennoch weitere verdient gehabt, da so mancher Handlungsstrang im Vagen versickerte. Das Ende hat die Autorin mutig gegen den Strich gebürstet. Mir persönlich fiel es etwas schwer mich damit anzufreunden.

Elizabeth Macneal hat mich als Garantin für das Ungewöhnliche mittlerweile fest am Haken. Ich bin gespannt, womit sie als nächstes überrascht.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 30.10.2022

Weibliche Parforcejagd durch die Ilias

Elektra, die hell Leuchtende
0

Jennifer Saint webt hier die Geschichte rund um den trojanischen Krieg aus Sicht dreier Frauen, die als Ich-Erzählerin agieren: König Agamemnons Frau Klytämnestra, die gleichzeitig die Zwillingsschwester ...

Jennifer Saint webt hier die Geschichte rund um den trojanischen Krieg aus Sicht dreier Frauen, die als Ich-Erzählerin agieren: König Agamemnons Frau Klytämnestra, die gleichzeitig die Zwillingsschwester der legendären, den Krieg mit auslösenden schönen Helena ist, Klytämnestras Tochter Elektra und die trojanische Seherin Kassandra.

Den Titel finde ich wirklich unglücklich gewählt, denn ausgerechnet Elektra vertritt für den Großteil des Buches die weibliche Sicht am schlechtesten: Obwohl ihr Vater Agamemnon skrupellos ihre geliebte Schwester den Göttern opfert, wartet sie ein Jahrzehnt treu auf die Rückkehr Agamemnons aus dem Krieg, ohne jedes Verständnis für die Rachepläne Klytämnestras.

Durch die Nähe zu den Protagonistinnen, die wechselnden Perspektiven und den fesselnden Stoff entwickelte der Roman einen solchen Lesesog, dass ich ihn an einem Wochenende durchschmökert habe. Da ich die griechischen Sagen seit meiner Kindheit sehr gut kenne, hatte ich keinerlei Mühe, mich zurecht zu finden. Vieles wurde hier wirklich nur angerissen. So bleibt der berühmte Achill eine Figur, die nur von fern von den Frauen ein paar Mal beobachtet werden kann. Das passt zwar gut zu der Rolle, die Frauen zu dieser Zeit leider spielten, ist aber für eine fesselnde Geschichte doch etwas eindimensional, ebenso wie der Blick auf die Männer fast durchgängig ein negativer war. Manches, wie Kassandras Leiden als Gefangene der Griechen, geschieht quasi nur zwischen den Zeilen. Das mag an dieser Stelle erleichternd sein, ist an anderer Stelle aber einfach zu hastig erzählt. Hier hätte ich mir für die volle Punktzahl einfach mehr Tiefe gewünscht. Die Perspektivenvielfalt hätte für eine dichtere Geschichte sicher noch viel mehr Seiten benötigt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere