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Veröffentlicht am 05.05.2022

Freunde wie diese

Freunde. Für immer.
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Im Original heißt der Thriller "Friends like these". Diesen Titel finde ich eigentlich viel treffender.

Maeve, Jonathan, Keith, Stephanie und Derrick sind seit ihrer gemeinsamen Collegezeit durch ein ...

Im Original heißt der Thriller "Friends like these". Diesen Titel finde ich eigentlich viel treffender.

Maeve, Jonathan, Keith, Stephanie und Derrick sind seit ihrer gemeinsamen Collegezeit durch ein dunkles Geheimnis verbunden, dass sie nun, zehn Jahre später, ausgerechnet zur Feier von Jonathans Junggesellenabschied wieder einzuholen droht. Zwei der Freunde verschwinden spurlos, einer davon wird bis zur Unkenntlichkeit entstellt tot aufgefunden. Und auch die Ermittlerin, Detective Scutt, hat einst jemand verloren. Hat sie den Verlust nicht verwunden, oder gibt es tatsächlich mehr Verbindungen als den Ort Catskill Mountains zwischen den Fällen?

Die abgründige Vergangenheit wird allzu bald und äußerst knäpplich offenbart, was ich ein wenig enttäuschend fand. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich, sicher auch bedingt durch die Vielzahl an Perspektiven, noch keine rechte Beziehung zu den Protagonisten aufbauen können. Leider blieben deren Konturen bis zum Ende recht vage. An dieser Stelle wäre definitiv mehr drin gewesen. Dennoch blieb die Erzählung spannend, bot einige, von mir nur zu einem Teil vorhergesehene Wendungen und hat mich gefesselt. Denn Details, die ich zunächst für etwas plump hielt, offenbarten sich immer wieder als raffiniert konstruiert, wenn sie endlich richtig gedeutet wurden. Daher würde ich von Kimberly McCreight auch weitere Thriller gern lesen.

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Veröffentlicht am 30.04.2022

Man muss des Winters sein

Real Easy
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"Man muss des Winters sein." Diese erste Zeile eines Wintergedichts von Wallace Stevens wurde in Detektive Holly Meylins Kindheit angesichts ihres stimmungsvollen Namens hin und wieder zitiert. Eisige ...

"Man muss des Winters sein." Diese erste Zeile eines Wintergedichts von Wallace Stevens wurde in Detektive Holly Meylins Kindheit angesichts ihres stimmungsvollen Namens hin und wieder zitiert. Eisige Schauer vermag sowohl auszulösen, was Holly in ihrer Vergangenheit erlebte, als auch ihr aktueller Fall, in dem sie mit ihrem Kollegen Victor Amador ermittelt. Zwei Stripperinnen verschwinden nach einem Unfall kurz nach dem Auftritt. Die eine wird ermordert aufgefunden. Die Zeit läuft. Können Holly und Viktor wenigstens die zweite Frau noch lebend finden?

Der Thriller wird multiperspektivisch erzählt, was ich bei manchen Büchern schon schwierig fand, hier aber für mich funktioniert hat. So erhält man eine Vielzahl intimer, manchmal verstörender Eindrücke. Es ist mir tatsächlich nicht gelungen, den Täter vor den Detectives zu ermitteln. Marie Rutkoski kannte ich bisher als Fantasy-Autorin. Es hat mich beeindruckt, wie sie hier eine weitere Facette ihres Könnens zeigt. Ich würde gern weitere Fälle von Holly und Victor lesen, aber ich fürchte, es handelt sich hier um einen Einzelband.

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Veröffentlicht am 24.04.2022

Literarisches Puzzle

Der Tote aus Zimmer 12
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"Jeder Autor ist anders... Sie absorbieren ihre Umgebung. Es ist ein eigenartiger Beruf. Sie leben in einer Art Zwielicht zwischen der realen Welt und dem, was sie selbst schaffen."

In diesem zweiten ...

"Jeder Autor ist anders... Sie absorbieren ihre Umgebung. Es ist ein eigenartiger Beruf. Sie leben in einer Art Zwielicht zwischen der realen Welt und dem, was sie selbst schaffen."

In diesem zweiten Buch um die ehemalige Lektorin Susan Ryeland schafft Anthony Horowitz wirklich ein wunderbar verwirrendes Zwielicht. Wieder gibt es ein Buch im Buch, verfasst vom fiktiven verstorbenen Autor Alan Conway, um den es schon in den Morden von Pye Hall ging.

Susan lebt mittlerweile mit ihrem Verlobten Andreas auf Kreta (nicht in Kreta, wie es in der an dieser Stelle hartnäckig schwächelnden Übersetzung leider stets heißt) und führt dort ein Hotel. So ganz erfüllend ist das für sie nicht und sie vermisst die literarische Welt. Als ihr das Ehepaar Treherne 10 000 Pfund bittet, wenn sie deren in Sussex verschwundene Tochter Cecily findet, ergreift Susan die Gelegenheit. Denn kurz vor ihrem Verschwinden glaubte Cecily, in einem der Krimnalromane des Autors Conway, die Susan einst herausgab, den wahren Täter in einem Mordfall entdeckt zu haben, der sich im Landhotel der Trehernes abgespielt hatte.

Der Krimi ist nicht nur durch seine Verknüpfung zur Buchwelt, sondern auch als Hommage an die Romane Agatha Christies, an denen zum Schluss stets alle Verdächtigen versammelt und mit ihrer möglichen jeweiligen Schuld konfrontiert werden, ein Lesevergnügen. Sowohl die ausführlich eingestreute Handlung von "Atticus unterwegs" (Conways Roman) als auch die detaillierte Rahmenhandlung und Susans Privatleben haben mich gleichermaßen gefesselt, was wirklich von Schreibkunst zeugt. Die jeweiligen Auflösungen konnte ich als sehr aufmerksame Leserin nur zu einem ganz kleinen Teil vorausahnen. Eine gelungene Mischung, denn dadurch hatte ich ein Erfolgserlebnis, während die Spannung voll erhalten blieb. Über weitere Romane um Susan Ryeland würde ich mich sehr freuen.

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Veröffentlicht am 21.04.2022

Uns bleibt immer noch Casablanca

So reich wie der König
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"Es musste ein heilloser Lärm in ihm herrschen, dachte Sarah - vielleicht mochte er deshalb die Stille so besonders."

Casablanca in den Neunzigern: Die 16jährige Französin Sarah und ihre haltlose Mutter ...

"Es musste ein heilloser Lärm in ihm herrschen, dachte Sarah - vielleicht mochte er deshalb die Stille so besonders."

Casablanca in den Neunzigern: Die 16jährige Französin Sarah und ihre haltlose Mutter besitzen beinahe nichts, wobei Sarah über große Schönheit und Jugend verfügt. Und die möchte sie nutzen. Raffinert lässt sie sich in die Clique um den reichen, aber eigentlich äußerst unattraktiven Driss enschleusen. Driss' Familie ist nicht nur einfach wohlhabend, vielmehr ist Driss nach Sarahs Meinung reich wie der titelgebende König von Marokko. Und nur der Reichste kommt für sie in Frage.

Sarah und Driss sind beide auf ihre Art äußerst sperrige Protagonisten, die es einem nicht leicht machen sie zu mögen. Aber sie wissen zu faszinieren und das macht für mich eine gute Lektüre aus. Obwohl sie einige Facetten zeigen, lässt die Autoren bei ihnen und in ihrer Erzählung bewusst Leerstellen und beleuchtet nur die Aspekte, auf die es ihr ankommt. Die Geschichte fliegt daher nur so dahin, schockiert mit harten Kontraste zwischen Arm und Reich, Männern und Frauen in einer muslimisch geprägten Welt, die sich mir durch die Autoren ein wenig erschlossen hat.

Kann Sarah Driss erobern oder wird sie sich in ihrer eigenen Falle fangen?

Der Roman hat mich beeindruckt und nachdenklich zurückgelassen. Auch sein Ende wurde von der Autorin gelungen durchkomponiert, konnte mich allerdings nicht völlig zufriedenstellen.

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Veröffentlicht am 18.04.2022

Stadt der Dschinn

Die Stadt aus Messing
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"Es hatte sie als Kind Jahre...gekostet, um überhaupt zu begreifen, wie sehr sie sich von den Menschen um sich herum unterschied;" heißt es zu Beginn über die junge Nahri, die sich auf den Straßen Kairos ...

"Es hatte sie als Kind Jahre...gekostet, um überhaupt zu begreifen, wie sehr sie sich von den Menschen um sich herum unterschied;" heißt es zu Beginn über die junge Nahri, die sich auf den Straßen Kairos mit Diebereien und seltsamen Beschwörungen über Wasser hält. Doch woher stammt sie und warum beherrscht sie eine Sprache, die nur sie kennt? Als sich während eines ihrer Rituale ein Wesen, das sie für einen kriegerischen Feuergeist hält, manifestiert, ist das noch lange nicht die größte Überraschung, die Nahri im Laufe dieses Buches zu verkraften hat. Denn bald findet sie sich mit Dara, so der Name des Beschworenen, auf der Flucht vor Ifriten und anderen Elementarwesen auf dem Weg nach Davabad, einer Stadt der Dschinn.

Die Geschichte wird abwechselnd aus Nahris Sicht erzählt und der des Prinzen Ali, der im intriganten Devabad zu den Quatani, der herrschenden Dschinn-Klasse gehört. Erst nach und nach habe ich mich in dieser von der Autorin überwältigend farbenprächtig, vielfältig und fantasievoll gestalteten Welt zurechtgefunden. Dann war ich aber hemmungslos verliebt und so froh, dass bereits der zweite Teil erschienen ist. Vor allem mit Dara hat Charkraborty einen Protagonisten geschaffen, der so wunderbar zwiespältig, anziehend und rätselhaft ist, wie ich es bisher nur selten erleben durfte. Aber auch mit Nahri und Ali muss man einfach mitfiebern. Wie sehr sich die Ereignisse am Ende überschlagen, konnte ich unmöglich voraussehen. Sowohl für Nahri als auch für mich sind noch so viele Geheimnisse zu lüften, dass ich mich auf den nächsten Teil unbändig freue.

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