Wortzauberin und Homo Faber
Ingeborg Bachmann und Max Frisch – Die Poesie der Liebe"Nein, ich nehme keine Drogen, ich nehme Bücher zu mir." (Ingeborg Bachmann)
Unglaublich nahe bin ich den beiden Literaturgrößen gekommen, so umfassend hat sich Bettina Storks in die Jahre der Beziehung ...
"Nein, ich nehme keine Drogen, ich nehme Bücher zu mir." (Ingeborg Bachmann)
Unglaublich nahe bin ich den beiden Literaturgrößen gekommen, so umfassend hat sich Bettina Storks in die Jahre der Beziehung zwischen Max Frisch und Ingeborg Bachmann eingefühlt. Ich hatte oft das Gefühl, dass sie dabei eine ähnliche Sensibilität erreicht, wie sie auch Ingeborg Bachmann nachgesagt wird.
Max Frisch ist mir noch aus dem Deutsch-Leistungskurs ein Begriff. Sein Homo Faber hat mich damals so beeindruckt, dass ich noch einiges von ihm gelesen habe. Nun war ich neugierig, was für ein Mensch er gewesen ist. Seine Beziehung zu Ingeborg Bachmann war mir bisher kein Begriff.
Frisch und Bachmann begegnen sich 1958 in Paris. Frisch ist bereits Ende 40 und hat Kinder aus einer zurückliegenden Beziehung. Die wesentlich jüngere Dichterin Bachmann fasziniert den eher pragmatischen Schweizer und studierten Architekten auf nie gekannte Weise. Trotz Ingeborg Bachmann großen Freiheitsdranges werden die beiden ein Paar. Während Max Frisch selbst bisher nie treu war, macht ihm die Umschwärmtheit Ingeborgs und vor allem ihre andauernde Freundschaft zu ihren ehemaligen Geliebten Paul Celan sehr zu schaffen.
Bettina Storks wirft nicht nur Schlaglichter auf zwei faszinierende Persönlichkeiten mit sehr unterschiedlicher Herangehensweise an ihr jeweiliges literarisches Schaffen. Sie schildert auch eine Beziehung, die zwischen Annäherung und Flucht schwankt, sowie eine Zeit, in der es nicht einmal Lektorinnen, sondern nur Lektoren gab und in der Ingeborg Bachmann als weibliche Literaturschaffende noch eine große Ausnahme darstellte.
Zunächst blieb mir Max Frisch etwas fremd. Im Laufe des Buches hatte ich aber das Gefühl, dass Max' Perspektive deutlich die Überhand gewann und mir Ingeborg etwas verloren ging. Zwangsläufig konzentriert sich der Roman auf die Jahre, in denen die beiden ein Paar waren, so dass manches Interessante, wie etwa Ingeborgs Beziehung zu Celan, nur in der Retrospektive oder gar nicht beleuchtet werden kann. Insgesamt hat mich aber die Schilderung so fasziniert, dass ich das Buch hintereinander weg hätte lesen können. Durch die eingestreuten, kursiv gesetzten Originalzitate sind viele beeindruckende Einblicke gelungen.