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Veröffentlicht am 16.09.2024

Weltenretterin

So Let Them Burn
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Vor fünf Jahren hat sie die Welt gerettet. Jetzt könnte sie ihr Untergang sein." Das verrät schon das Cover über Protagonistin Faron. Den weiteren Klappentext sollte man sich möglichst sparen, um nicht ...

Vor fünf Jahren hat sie die Welt gerettet. Jetzt könnte sie ihr Untergang sein." Das verrät schon das Cover über Protagonistin Faron. Den weiteren Klappentext sollte man sich möglichst sparen, um nicht zwangsläufig gespoilert zu werden, denn dieser erzählt zu viel.

" Bin ich hier unvermutet in einen zweiten Teil geraten?" Das werden sich wohl die meisten Lesenden fragen. Faron hat schon als Zwölfjährige als das berühmte Empyreische Kind gemeinsam mit den Göttern ihre Heimat, das Inselkönigreich San Irie, gerettet. Diese Vorgeschichte spielt zu Beginn eine so entscheidende Rolle, dass man sich fragt, was man schon verpasst hat. Bei der Friedenskonferenz mit dem gegnerischen Reich Langley wird Farons ältere Schwester Elara unvermutet als Reiterin eines Langley-Drachen berufen. Faron setzt alles daran, ihre Schwester zurückzubringen....

Eine wunderschöne Optik und eine sehr interessante Grundidee treffen hier auf eine Erzählweise, die leider oft arg konstruiert wirkt. Sowohl für Faron als auch für Elara muss eine Liebesgeschichte untergebracht werden, beide müssen dem Trope enemies to lovers entsprechen und sich anscheinend absolut parallel entwickeln. Konnte ich mich bei Faron und dem unglaublich sympathischen Reeve noch recht gut identifizieren, war mir Elaras Faszination für ihre stichelnde Drachen-Mitreiterin, deren Vorzüge vornehmlich gutes Aussehen und schöne Kleider zu sein scheinen, einfach zu viel.

Dennoch gab es auch viel Gutes. Interessante Verwicklungen, einen Cliffhanger und Drachen gehen bekanntlich immer!

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Veröffentlicht am 08.09.2024

Geheimnis des Lebens

Unser Buch der seltsamen Dinge
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"Nicht zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass Sharon irgendein Geheimnis über das Leben mitbekommen hatte, das mir nicht zuteilgeworden war."

Miv und Sharon wachsen in den Siebzigern in Yorkshire ...

"Nicht zum ersten Mal kam mir der Gedanke, dass Sharon irgendein Geheimnis über das Leben mitbekommen hatte, das mir nicht zuteilgeworden war."

Miv und Sharon wachsen in den Siebzigern in Yorkshire auf. Eher zufällig werden die beiden sehr unterschiedlichen Mädchen Freundinnen und sind doch schnell unzertrennlich. Als Miv hört, dass ihr Vater mit der Familie umziehen will, aus Furcht vor dem Yorkshire Ripper, muss sie dies daher unbedingt verhindern. Alles was ihr verdächtig erscheint, notiert sie von nun an in ihrem Notizbuch. Gelingt es den Mädchen, den Ripper zu enttarnen, gibt es keinen Grund mehr für den Umzug, so der Plan...

Dieser ungewöhnliche Coming of Age-Roman hat mich durchweg gefesselt. Wo die Handlung hinsteuert, war für mich nicht absehbar, was nur wenigen Geschichten gelingt. Durch die Ermittlungen der Mädchen tauchen sie tief ein in die Geheimnisse ihrer Stadt und des Erwachsenwerdens. Den Lesenden gelingt dies noch tiefer, da es nicht nur Kapitel aus Mivs Sicht gibt, sondern beispielsweise auch aus Sicht ihrer Verdächtigen.

Die Story lebt sowohl vom Kontrast zwischen der unscheinbaren, tiefgründigen Miv und der hübschen, aus stabileren Verhältnissen stammenden Sharon als auch von den Abgründen, die sich in der Nachbarschaft verstecken. Und von der bittersüßen Kraft der Freundschaft, wie man sie zumeist so intensiv nur in der Jugend erlebt.

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Veröffentlicht am 07.09.2024

Es sind Drachen im Spiel!

Ich fürchte, Ihr habt Drachen
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"Begleitet wurde sie von jemandem, bei dem es sich nur um den Kronprinzen handeln konnte, von dem alle sprachen. Seine Schönheit war fast schon grotesk, wenn so etwas denn möglich war: groß und ...

"Begleitet wurde sie von jemandem, bei dem es sich nur um den Kronprinzen handeln konnte, von dem alle sprachen. Seine Schönheit war fast schon grotesk, wenn so etwas denn möglich war: groß und goldhaarig, mit strahlend blauen Augen, die Wangen und Brauen scharf wie Schwerter und doch so sanft, als wärmte sie ein früher Sommerhimmel, den der Prinz in seinem Inneren trug. Es war ein heroisches Gesicht, ein Heldengesicht - ein Drachentötergesicht - und Robert hasste es auf den ersten Blick."

Wenn der mehrfach preisgekrönte Peter S. Beagle eine Drachengeschichte ersinnt, können alle anderen Drachen mit Ausnahme von Michael Endes Fuchur einpacken. Beagle hat ein ebenso düsteres wie witziges Märchen erschaffen, dass zudem vor farbenprächtigen Beschreibungen und berührenden, tiefgründigen Momenten nur so strotzt.

Der überaus sympathische Robert hat nur widerwillig von seinem Vater den Beruf des Drachenbekämpfers übernommen. Diese Tätigkeit wird vor allem als Schädlingsvernichtung gesehen, gibt es doch neben gefährlichen und großen Drachen auch die kleinen Drachlinge, die in den Wänden hausen und mir mit ihrem fast katzenartigen Weden sehr ans Herz gewachsen sind. Robert leidet unter seinem Beruf, rettet einzelne Exemplare und wäre viel lieber der Diener eines Prinzen. Dieser Wunsch scheint nahe, als er eine Drachenplage im Schloss von Bellemontagne beseitigen soll. Und dank der schönen Prinzessin Cerise ist dort alles voller prinzlicher Freier.

Besonders beeindruckt hat mich, mit welcher Selbstverständlichkeit hier die scheinbare Nebenfigur Robert ins Zentrum der Handlung rückt. Zumal nicht nur er mit seinem Schicksal hadert. Auch Prinzessin Cerise möchte eigentlich lieber Lesen lernen statt heiraten und der eingangs im Zitat beschriebene Prinz Reginald ist gar nicht auf Brautschau, sondern soll durch ritterliche Abenteuer endlich den Ansprüchen seines Vaters genügen. Auch die tatsächlichen Nebenfiguren wie der mit allen Wassern gewaschene Diener Mortmain und Roberts Freunde sind so authentisch geschildert, dass sie eigenen Geschichten verdient hätten.

Was Robert, Reginald und Cerise erleben, ist so spannend, bewegend und stellt herkömmliche Erzähhlmuster so brillant auf den Kopf, dass ich noch immer ganz bezaubert bin. Und es ist voller origineller Drachen!

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Vom Vermissen

Blue Sisters
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"Ich vermisse sie so", sagte sie. " Und warte darauf, dass dieses Gefühl aufhört, weil bisher jedes Gefühl, egal wie intensiv, irgendwann aufgehört hat. Aber das Vermissen nimmt kein Ende. Mein ...

"Ich vermisse sie so", sagte sie. " Und warte darauf, dass dieses Gefühl aufhört, weil bisher jedes Gefühl, egal wie intensiv, irgendwann aufgehört hat. Aber das Vermissen nimmt kein Ende. Mein Leben hat sich aufgeteilt in ein Davor und ein Danach... Und ein Teil von mir ist froh darüber, dass es nie aufhört, weil es das letzte ist, was mich noch mit ihr verbindet."
Wir begegnen vier Schwestern, Avery, Bonnie, Nicky und Lucky Blue, doch nach Nickys tragischem Tod sind sie nur noch zu dritt. Und an Nickys erstem Todestag wird mehr als deutlich, dass die verbliebenen Schwestern, egal wie erfolgreich ihre Leben nach außen scheinen, auf ihre ganz eigene Art verloren sind. Doch kann, wer verloren ist, immer auch gefunden werden?

Cocos Mellors zeichnet eindringliche Protagonistinnen, die man gleichzeitig mögen und gelegentlich schütteln möchte. Anwältin Avery, die mit dem Kinderwunsch ihrer Frau ringt. Boxerin Bonnie, die nach Nickys Tod ihre Weltkarriere in den Sand gesetzt hat. Model Lucky, die sich nur mit Drogenexzessen über Wasser halten kann. Süchte und dysfunktionale Familienbande sind große Themen, dir weite Teile der Handlung tragen und einige brillante Szenen liefern, die ich nicht so schnell vergessen werde. Es spricht sehr für das Buch, dass ich von vielem gern noch viel mehr gehabt hätte: Szenen mit den Eltern, Rückblicke aus Nickys Sicht und Details zu ihrem Leben und Tod. Gerade zum Ende hin eilte die Handlung dahin. Die Autorin hat sich, beeinflusst durch ihr eigenes Leben, für einen Abschluss entschieden, der sich in seiner Zuckersüße für mich zu stark von der harten Realität des übrigen Buches unterschied. Das kostet diese herausragende Geschichte leider einen kleinen Abzug.

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Veröffentlicht am 18.08.2024

Wenn die Handlung aus den Fugen gerät

Long Live Evil
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"Ich mag viele Leute, aber keine Protagonisten. Du weißt doch ganz genau, wo das hinführt. Rasante Verfolgungsjagden, epische Reden, einstürzende Gebäude. Qualen und Verrat. Vielleicht sogar ...

"Ich mag viele Leute, aber keine Protagonisten. Du weißt doch ganz genau, wo das hinführt. Rasante Verfolgungsjagden, epische Reden, einstürzende Gebäude. Qualen und Verrat. Vielleicht sogar noch ein Drache. Nein, danke! Ich habe keine Lust, gegen einen Drachen zu kämpfen."

Rae liegt todkrank im Krankenhaus, als ihr eine Fremde ein ungewöhnliches Angebot macht: Wenn Rae in die Fantasy-Welt der Lieblingsbuchreihe ihrer kleinen Schwester überwechselt, könnte die Blume von Leben und Tod sie heilen! Und tatsächlich findet sich Rae dort wieder, aber nicht als Heldin, sondern in der Rolle einer Schurkin, die am nächsten Tag sterben soll. Rae muss nun doppelt alles daran setzen, sich zu retten. Aber schließlich sind es die Schurken, die die Handlung vorantreiben...

"Sie hatte schon öfter gehört, dass Leute fragten: Kommen in Ihren Büchern echte Menschen vor? Allerdings hätte Rae nie gedacht, dass es ernst gemeint sein könnte."

Wenn echte Menschen in Bücher reisen, gerät die Handlung ordentlich durcheinander. Es hat mir großen Spaß gemacht, wie Sarah Rees Brennan Tropes bewusst übertreibt, Rae darüber philosophieren lässt, ob auch Nebenfiguren gutaussehend sein können oder ob sie dadurch später automatisch zu Protagonisten werden und andere literarische Anspielungen formuliert. Dass die Autorin selbst lebensbedrohlich erkrankt war und ihre Erfahrungen in die Raes einfließen lässt, verleiht dem Buch eine authentische Tiefe.

Endlich wieder ein absolut gelungener, ungewöhnlicher Fantasyroman, auf dessen Fortsetzung ich mich ungemein freue.

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