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Veröffentlicht am 21.01.2018

Wirkliches Kopfkino

Die maskierte Stadt
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„Die maskierte Stadt“ ist der zweite Teil aus der Reihe um die unsichtbare Bibliothek. Ich würde empfehlen, die Bände der Reihe nach zu lesen, sonst hat man einfach weniger von der Geschichte. Die Leser ...

„Die maskierte Stadt“ ist der zweite Teil aus der Reihe um die unsichtbare Bibliothek. Ich würde empfehlen, die Bände der Reihe nach zu lesen, sonst hat man einfach weniger von der Geschichte. Die Leser begegnen liebgewonnen Charakteren wieder, allen voran der Bibliotheks-Agentin Irene, dem Drachen in Menschengestalt Kai und dem genialen Detektiv Vale.

Fatalerweise wird Kai zu Beginn des Buches von den Elfen entführt und soll ihnen als Mittel zum Zweck dienen, einen intergalaktischen Krieg heraufzubeschwören. Irene muss sich nicht nur mit Kais erzürnter königlicher Drachen-Verwandtschaft auseinandersetzen, sondern auch mit den äußerst intriganten Elfen. Schließlich bleibt ihr nichts anderes übrig, als Kais Spur in eine Welt zu folgen, die dem mittelalterlichen Venedig gleicht. Allerdings einem wunderbar märchenhaft-übersteigerten Venedig, indem fortwährend Masken getragen werden. Das ist fabelhaft atmosphärisch beschrieben. Auch die Reise selbst beweist erneut den Einfallsreichtum der Autorin. Dabei jagen sich die Ereignisse nicht ganz so schnell wie im ersten Teil, was ich als wohltuend empfunden habe. Dennoch ist die Handlung nach wie vor actiongeladen und bietet herrliches Kopfkino durch Cogmans bildhafte Sprache. Z.B. erheben sich Möwen „kreischend von Dächern und Dachvorsprüngen und setzten sich explosionsartig in Bewegung; ein Gestöber bleicher Schwingen in der Dunkelheit.“

In diesem Band erfahren wir etwas mehr über Kais Abstammung und seine Kräfte. Durch seine Entführung tritt er leider seltener in Erscheinung, als ich mir gewünscht hätte. Ich möchte daher bald den dritten Teil in Angriff nehmen. Er ist ein wirklich faszinierender Protagonist.

Das Cover mit einer auf einem Bücherstapel thronenden Maske vor dem Hintergrund einer altertümlichen Stadtkarte passt wirklich hervorragend zum Inhalt und ist sehr ansehnlich gestaltet.

Die unsichtbare Bibliothek hat sich mit diesem zweiten Band einem Platz unter meinen Lieblingsserien verdient. Eine ungewöhnlich frische Grundidee wird hier hervorragend umgesetzt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Atmosphäre
  • Charaktere
  • Fantasie
  • Geschichte
Veröffentlicht am 23.12.2017

Überraschungshit

Die perfekte Gefährtin
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Braucht die Buchwelt ein neues Ermittlerduo? Dieses sehr wohl. "Die perfekte Gefährtin" stellt den Auftakt einer neuen Thrillerreihe um Detective Luc Callanach und seine Kollegin Ava dar. Gleichzeitig ...

Braucht die Buchwelt ein neues Ermittlerduo? Dieses sehr wohl. "Die perfekte Gefährtin" stellt den Auftakt einer neuen Thrillerreihe um Detective Luc Callanach und seine Kollegin Ava dar. Gleichzeitig ist es der Debütroman der Autorin. Dieser ist so durchdacht, ja geradezu genial konstruiert, dass man das kaum glauben mag.

Luc ist halb Schotte, halb Franzose und arbeitete bisher bei Interpol. Diese Tätigkeit musste er aufgrund eines Vorfalls beendet, der zur Folge hatte, dass sich sogar seine Mutter von ihm abgewendet hat. Nun nimmt er den Polizeidienst in Edinburgh auf, von einigen Kollegen beargwöhnt. Edinburgh war für mich persönlich ein sehr interessantes und bisher kaum dagewesenes Setting.

Der Roman weist gleich drei Rätsel auf. Die Haupthandlung bildet Lucs Fall, in dem ein Wahnsinniger Frauen entführt und auf brutale Weise nach einer Zeit der Gefangenschaft ermordet. Doch tatsächlich wird uns der Täter schon zu Beginn präsentiert, was der Spannung jedoch keinerlei Abbruch tut. Denn man fiebert bei der Jagd nach ihm unglaublich mit, zumal er äußert raffinierte Finten legt.

Dann ist da der Fall von Lucs sympathischer Kollegin Ava, bei dem es um ausgesetzte Babys geht. Und schließlich das Geheimnis um Lucs Rauswurf bei Interpol. Gerade dieses Thema verknüpft die Autorin auf so raffinierte Art und Weise mit Lucs Fall, dass es einfach nur virtuos wirkt.

Die Charaktere sind äußerst plastisch gezeichnet, bis hin zu den Entführungsopfern. Was diese zu erleiden haben, ist allerdings nichts für schwache Nerven.

Luc selbst ist ein Protagonist, der zunächst fast arrogant wirkt, dem Leser dann aber umso nachhaltiger ans Herz wächst.

Auch das Titelbild ist mehr als passend gewählt, denn man kann es durchaus als einen Hinweis auf den Täter im Fall der Morde verstehen.

Fazit: Genial komponierter Thriller, der Lust auf die folgenden Bände macht!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Originalität
Veröffentlicht am 02.10.2017

Wunderbarer Lesegenuss

Die Schlange von Essex
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Dieser Roman stellt für mich ein kleines Gesamtkunstwerk dar. Die wunderschöne, an den Künstler William Morris erinernde Optik des Buchumschlages fiel mir schon lange vor dem Erscheinen des Buches ins ...

Dieser Roman stellt für mich ein kleines Gesamtkunstwerk dar. Die wunderschöne, an den Künstler William Morris erinernde Optik des Buchumschlages fiel mir schon lange vor dem Erscheinen des Buches ins Auge. Erst auf den zweiten Blick entdeckte ich die titelgebende Schlange, die sich durch das Meer aus Blütenranken windet.

Ausgezeichnet wurde "Die Schlange von Essex" mit dem Britischen Buchpreis für den besten Roman des Jahres. Oft sind solche Vorschusslorbeeren nicht hilfreich, weil sie bei mir zu hohe Erwartungen wecken. Hier wurde ich jedoch nicht enttäuscht!

Angesiedelt Ende des 19. Jahrhunderts in Essex und London, passt sich Sarah Perry stilistisch dem viktorianischen Zeitalter an. So mancher Leser mit kürzerer Aufmerksamkeitsspanne mag sich hier erst einlesen müssen. Ich dagegen habe Satz für Satz von Beginn an genossen. Perry schreibt perfektionistisch, bildhaft, ja beinahe poetisch.

Eine weitere Stärke des Romans sind die plastischen, zuweilen fast ans Skurrile grenzenden Charaktere, allen voran die junge Witwe Cora Seaborne (was für ein herrlich bildhafter Name!), die nach dem Tod ihres gewalttätigen Ehemannes ihrer Liebe zur Wissenschaft nachgehen möchte. Das Rätsel eines angeblichen gefährlichen Seeungeheuers lockt Cora, ihren autistischen Sohn Frances und ihre Freundin Martha nach Aldwinter/Essex. Dort begegnet sie dem Pfarrer William und seiner kranken Frau Stella. William und Cora fühlen sich auf vielschichtige Weise zueinander hingezogen. Doch auch Luke Garrett, der Arzt von Coras verstorbenen Mann, hegt starke Gefühle für Cora und gibt so leicht nicht auf.

Lange Zeit spielte die Autorin raffiniert mit meinen Erwartungen, wie sich Handlung und Beziehungen entwickeln würden, um mich dann stets aufs Neue zu überraschen. Bis ins kleinste Detail wurde dieses Muster ausgearbeitet. So beginnt der Roman in der Neujahrsnacht, um Monat für Monat durchs Jahr zu reisen, schließt dann aber ab mit dem Monat November.

Ich bin stets auf der Suche nach ungewöhnlichen Büchern, die sich jeder Genre-Klassifizierung entziehen. Hier bin ich fündig geworden. Ein Buch, das man noch lange im Gedächtnis behält und immer wieder zur Hand nehmen wird. Herausragend!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Handlung
  • Figuren
  • Originalität
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 02.05.2017

Deutsche Geschichte hautnah erlebt

Die fremde Königin
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Mit dem Roman "Die fremde Königin" legt Frau Gablé den zweiten Band zur Geschichte von König Otto I. vor. Die Leser begleiten Otto auf seinem Weg zur Kaiserkrone. Meiner Meinung nach sollte man den ersten ...

Mit dem Roman "Die fremde Königin" legt Frau Gablé den zweiten Band zur Geschichte von König Otto I. vor. Die Leser begleiten Otto auf seinem Weg zur Kaiserkrone. Meiner Meinung nach sollte man den ersten Teil, "Das Haupt der Welt", unbedingt gelesen haben, sonst entgeht einem so manches und man brächte sich selbst um das volle Vergnügen.

Mitte des 10. Jahrhunderts angesiedelt, erweckt die Autorin nicht nur Geschichte zum Leben, sondern schafft auch wie in ihren früheren Werken plastische, interessante Charaktere. Dies gilt für die historisch verbürgten ebenso wie die fiktionalen Protagonisten. Im Mittelpunkt steht der junge Panzerreiter Gaidemar, mit dem Makel unehelicher Geburt behaftet. Gaidemar ist ein typischer Gablé-Held, edelmütig trotz häufiger Übervorteilung, seinen Prinzipien oft treuer als ihm guttut. Dennoch zeigt er auch ein paar recht drastische Verhaltensweisen im Zusammenhang mit Rachedurst. Zwar sind diese sicherlich den Umständen der damaligen Zeit geschuldet, sie haben ihn bei mir allerdings zumindest ein paar Sympathiepunkte gekostet. Gleichzeitig hat er aber so auch Ecken und Kanten und mehr Tiefe gewonnen.

Insgesamt nimmt Gaidemar in dem Roman einen nicht ganz so großen Platz ein wie Tugomir im ersten Band.Fürst Tugomir hat im Übrigen hier eine Nebenrolle erhalten, ebenso wie seine Tochter Jasna.

Neben Tugomir trifft man König Otto I. und seine Geschwister wieder, außerdem Ottos Kinder, inzwischen erwachsen geworden.

Zum Auftakt befreit Gaidemar die verwitwete Adelheid von Burgund, Königin von Italien, aus dem Kerker des machthungrigen Berengar. Dieser will Adelheid gegen ihren Willen mit seinem Sohn verheiraten. Gaidemar verrät ihr, wie sie sich aus ihrem Verlies herausgraben kann. Ausgerechnet dieses unwahrscheinlich erscheinende Detail, die Flucht durch Graben, ist historisch verbürgt, wie die Autorin im Nachwort berichtet. Überhaupt spürt man auf beinahe jeder Seite, wieviel Recherche den Roman so authentisch wirken lässt.

Gaidemar verliebt sich in Adelheid, doch diese wird Ottos zweite Frau. Wo Gaidemar stattdessen sein Glück finden wird, hat mich zu mancherlei Spekulation veranlasst. Hier wurde ich schließlich überrascht.

Berengar bleibt nicht der einzige Gegenspieler Ottos. Auch Ottos intriganter Bruder Henning ist wieder mit von der Partie. Schließlich ist da noch Gaidemars neidischer Ziehbruder Immed, der für manches Fiasko sorgt.

Insgesamt ist dieser Roman schlachtenlastiger als der Vorgänger-Band, was nun einmal dem historischen Kontext geschuldet ist. Aber auch dies meistert Frau Gablé ohne merkliche Längen. Für mich wurde der Spannungsbogen stets gehalten. Als Wahl-Brandenburgerin haben die Brandenburger Schauplätze für mich noch einen zusätzlichen Reiz entfaltet.
Mit Adelheid, der titelgebenden "fremden Königin", hat die Autorin zudem eine starke Frauenfigur geschaffen, die den männlichen Protagonisten in nichts nachsteht.
Umso erfreulicher, dass Adelheid nicht die einzige charakterstarke Heldin bleibt.

Fazit: Hier wird Geschichte lebendig. Für mich hätten es ohne weiteres noch mehr Seiten sein können. Ein Buch der Autorin über Ottos Nachfahren würde ich mir sehr wünschen.

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  • Recherche
  • Schreibstil
Veröffentlicht am 08.09.2023

Alles ist möglich

Ivy und die Magie des Poison Garden
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"Und sie begriff erneut, dass sie sich geirrt hatte. Manchmal waren Fantasie und Wirklichkeit dasselbe. Und es gab nichts Schöneres als das."

Es sind wirklich fantastische Abenteuer, die die 13jährige ...

"Und sie begriff erneut, dass sie sich geirrt hatte. Manchmal waren Fantasie und Wirklichkeit dasselbe. Und es gab nichts Schöneres als das."

Es sind wirklich fantastische Abenteuer, die die 13jährige Ivy unfreiwillig auf dem englischen Landsitz ihres Großvaters erlebt. Denn kaum ist sie dort angekommen und hat auf dem Gelände den Poison Garden entdeckt, den sie keinesfalls betreten soll, geschehen sehr seltsame Dinge. Als ihr Großvater entführt wird, muss sich Ivy gemeinsam mit dem Gärtnergehilfen Finn und dem Fuchs Gabriel ausgerechnet in den Giftgarten aufmachen, um den Verschwundenen zu suchen.

Im Innern des Gartens erwartet Sie eine wahre Fülle an Wesen, Herausforderungen und Pflanzenmagie. Hier wäre etwas weniger vielleicht sogar gut gewesen. Wunderbar fand ich die Einbindung der Giftpflanzen, die häufig genauso Heilpflanzen sind, in die Handlung. Denn, so der berühmte Lehrsatz der Homöpathie, der sich auch im Buch findet, bekanntlich macht die Dosis das Gift. So gibt es ganz nebenbei noch etwas zum Lernen oder Wiedererkennen. Die Pflanzen finden sich sogar als Zeichnung am Beginn jedes Kapitels, was die Erzählung wunderbar abrundet.
Sehr gelungen war der Plottwist bezüglich des Entführers. Das hatte ich einmal nicht kommen sehen. Außerdem ist hervorzuheben, das simple Schwarzweißmalerei gekonnt vermieden wurde, was ganz nebenbei auch nich Stoff für weitere Bände liefert. Darauf freue ich mich!

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  • Fantasy