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Veröffentlicht am 01.04.2022

Nordische Saga mit anderem Blickwinkel

Schildmaid
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Im Stil einer alten nordischen Saga erzählt das Autorenduo hier ein Abenteuer aus der Wikingerzeit. Ungewöhnlich und interessant ist, dass hier keine männlichen Krieger zu einer großen Fahrt aufbrechen, ...

Im Stil einer alten nordischen Saga erzählt das Autorenduo hier ein Abenteuer aus der Wikingerzeit. Ungewöhnlich und interessant ist, dass hier keine männlichen Krieger zu einer großen Fahrt aufbrechen, sondern fast nur Frauen bzw. diverse Protagonisten, die ausziehen, der eigenen Unterdrückung zu entfliehen, aber wie auf klassischen Heldenreisen üblich, auch um die Welt zu retten.

Das Buch hat mich zunächst über weite Strecken begeistert. Es ist gewandt formuliert und bot mir interessante magische Aspekte. Dass die Schar der Schiffsreisenden fast 20 Personen umfasst, führte aber dazu, dass nur wenige Protagonistinnen letztlich ein wirkliches Eigenleben entfalten konnten. Die Personen, die dann in der Erzählung im Fokus standen, waren aber ausgerechnet diejenigen, die mich weniger faszinierten als die, die bloße Randfiguren blieben. Letztendlich wurde bei den Hauptfiguren sehr viel Wert auf Diversität gelegt, so dass Liebe zwischen Männern und Frauen wie nicht existent wirkte. Paradoxerweise entstand gerade dadurch bei mir persönlich nicht der Eindruck von Vielfalt. Vielmehr waren nahezu alle traditionell männlichen Figuren eigentlich Antagonisten, was mir selbst für die damalige Zeit etwas nicht differenziert genug geschildert war.

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Hoffnungsvoll gestartet, aber dann...

Die Erfüllung wartet in dir
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Zu Beginn war ich vom Buch wirklich begeistert. Der sehr persönliche Bericht des sensibelen Autors Julian Hept hat mich zunächst sehr angesprochen und in mir auch einiges zum Klingen gebracht. Ich dachte ...

Zu Beginn war ich vom Buch wirklich begeistert. Der sehr persönliche Bericht des sensibelen Autors Julian Hept hat mich zunächst sehr angesprochen und in mir auch einiges zum Klingen gebracht. Ich dachte wirklich, dass ich hier genau an das richtige Buch zur richtigen Zeit geraten sei und vieles für mich mitnehmen würde.

Julian Hept schildert seinen eigenen Weg zu einer gelungenen Partnerschaft und zu seiner Berufung als Coach. Dabei spricht er immer wieder davon, wie wichtig es sei, die eigenen Lebensthemen, die jeden ganz persönlich an einem erfüllten Leben hindern, zu finden und die sehr individuellen Schattenthemen zu bearbeiten und zu transformieren. In meinem Fall bin ich mir dieser Themen auch bereits bewusst. Umso gespannter war ich daher, wie mir denn die Transformation wirklich gelingen könnte. Erst ganz am Schluss folgte dazu der Praxispart - auf nicht einmal dreißig Seiten. Vorgestellt wird eine Technik, die der Autor hat rechtlich schützen lassen und die vor allem mit der Vorstellung eines (selbsterdachten?) Symbols arbeitet. Diese Technik hat mich leider nicht überzeugen können, da sie mir nicht weiterhilft.

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Veröffentlicht am 24.03.2022

Pferdestehlen und Freundschaft finden

Manchmal muss man Pferde stehlen
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Wieder einmal hat Antonia Michaelis ein Kinderbuch geschaffen, das auch Erwachsene fesselt und beeindruckt.

Anna und Tariq gehen zwar zusammen zur Schule, scheinen aber von außen betrachtet nicht viel ...

Wieder einmal hat Antonia Michaelis ein Kinderbuch geschaffen, das auch Erwachsene fesselt und beeindruckt.

Anna und Tariq gehen zwar zusammen zur Schule, scheinen aber von außen betrachtet nicht viel gemeinsam zu haben. Erst auf den zweiten Bluk fällt auf, dass es doch Parallelen gibt: So ist Anna nach dem Verlust der Mutter allein mit ihrem Vater und spricht ausschließlich mit ihm. Tariq wurde nach der Flucht aus Afghanistan von seinem älteren Bruder getrennt und lebt im Kinderheim. Seine Ängste lassen ihn immer wieder zu Gewalttätigkeiten greifen.

Als diese zwei Kinder beginnen sich anzunähern und heimlich zwei beinahe ausgemusterte Arbeitspferde zu reiten, beginnt ein großes Abenteuer, auf dem Tariq und Anna auf der Suche nach sich selbst über sich hinauswachsen müssen.

Antonia Michaelis schreibt gewohnt vielschichtig und webt mit bewundernswert leichter Hand eine Vielzahl von berührenden Themen wie beispielsweise Traumatisierung von Kindern und Heimatlosigkeit in in ihre Geschichte ein. Kindern tut hier sicherlich die Begleitung von Erwachsenen gut, nicht nur, um komplexere Hintergründe zu erläutern, sondern auch weil manche Aktionen von Tariq und Anna zurecht von der Autorin mit einem "nicht nachmachen" Hinweis versehen sind. Die Handlungen der Kinder haben Folgen, die in der Realität sicherlich viel weniger glimpflich ablaufen würden. Daher hätte es mir durchaus gefallen, wenn Antonia Michaelis wie in anderen Büchern die Wirklichkeit mehr ins Magische verwischt hätte. Dennoch erneut ein wunderschönes Buch, an das ich noch lange denken werde!


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Veröffentlicht am 20.03.2022

Beim Jupiter!

Octavia, Tochter Roms – Gefahr in Germanien (Octavia, Tochter Roms 1)
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Was hat mir diese Buch auch als erwachsene Leserin für einen großen Spaß gemacht!

Nach dem Verschwinden seiner Frau mitten in Rom nimmt der Legionär Marcus seine Tochter Octavia unter mysteriösen Umständen ...

Was hat mir diese Buch auch als erwachsene Leserin für einen großen Spaß gemacht!

Nach dem Verschwinden seiner Frau mitten in Rom nimmt der Legionär Marcus seine Tochter Octavia unter mysteriösen Umständen mit nach Germanien. Dort sieht sich Octavia nicht nur mit den arroganten Söhnen anderer Legionäre konfrontiert, sondern auch mit dem fast gleichaltrigen geheimnisvollen Brotverkäufer Odo und dem nur wenig älteren anhänglichen dichtenden Legionär Amandus, mit dem ihr Vater sie nur zu gern verloben würde. Aber Octavia ist nicht nur sympathisch und schlau, sondern auch äußerst freiheitsliebend. Vor allem möchte sie das Rätsel um ihre Mutter lösen. Unversehens muss sie sich aber alsbald gegen alle möglichen Vorwürfe verteidigen und nicht nur ihren Vater in Sicherheit bringen, sondern ein ganzes germanisches Dorf...

Die Protagonisten haben mich wirklich begeistert. Vor allem die wunderbare Octavia, die sich nicht in die Rolle des braven römischen Töchterchens pressen lässt, aber auch Odo und allen voran Amandus, der in seiner Treuherzigkeit und unerschütterlichen Zuneigung zu Octavia einfach nur zum Liebhaben ist und immer wieder für humorige Sprüche sorgt. Auch die Nebenfiguren wie Octavias Vater Marcus wissen zu überzeugen. Sehr gut gefallen hat mir außerdem, dass keine platte Schwarzweiß-Malerei betrieben wird, sondern auch Antagonisten sehr differenziert dargestellt werden. Geschichte wird hier wirklich lebendig, und das in der besten Art und Weise. Bitte mehr davon!


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Veröffentlicht am 18.03.2022

Bibliothek des Verlusts

Das Fundbüro der verlorenen Träume
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"Manche Leute können ewig plaudern und nichts sagen; andere schenken dir mit einem einzigen Blick die ganze Welt."

Was die Autorin an dieser Stelle schreibt, könnten man gut auch auf Bücher übertragen. ...

"Manche Leute können ewig plaudern und nichts sagen; andere schenken dir mit einem einzigen Blick die ganze Welt."

Was die Autorin an dieser Stelle schreibt, könnten man gut auch auf Bücher übertragen. Und tatsächlich schafft sie es in ihrem anrührenden Buch, in manche Sätze und Szenen so viel zu verpacken, dass es mich mitten ins Herz getroffen hat.

Dot versteckt sich vor dem tödlichen Verlust ihres Vater im Fundbüro der Londoner Transportgesellschaft. In dieser Tätigkeit meint sie ihre Berufung gefunden zu haben, gibt es ihr doch eine große Befriedigung, verlorene Gegenstände wieder mit ihren Eigentümern zu vereinigen. Niemandem steht sie wirklich nahe. Einst hatte sie große Träume von Reisen, Liebe und einer Karriere als Übersetzerin.

Als der sympathische Mr. Appleby, der Dot an ihren verlorenen Vater zu erinnern scheint, eine Tasche verliert, die ihn noch immer mit seiner verstorbenen Frau verbindet, macht es sich Dot zur Mission, ihm die Tasche wieder zu verschaffen. Dies und ihr gespanntes Verhältnis zu ihrer Schwester und die gesundheitliche Situation ihrer Mutter setzen eine Ereigniskette in Gang, die nicht nur Dots berufliche und private Situation komplett auf den Kopf stellen, sondern auch viel neues Licht auf die Vergangenheit der Familie werfen...

Die Geschichte gestaltet sich wunderbar vielschichtig und spart auch verstörende Themen nicht aus. Sehr gefallen haben mir zudem die Formulierungskunst der Autorin und ihre pointierte Bildsprache. Dot ist eine tiefgründige Protagonistin, die selbst, wahrscheinlich nicht ganz zu Unrecht, glaubt, von ihrer Umwelt als verquer wahrgenommen zu werden. Mich hat sie dagegen sehr berührt.

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