Profilbild von Sago

Sago

Lesejury Star
offline

Sago ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Sago über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.12.2021

Es waren einmal drei Schwestern

Das Tagebuch der Jenna Blue
0

Wenn Julia Adrian und der Drachenmondverlag zusammenkommen, kann nicht viel schiefgehen. Ich kenne von ihr bereits einige Fantasy-Romane und war begeistert, dass sich der märchenhafte Erzählstil zum Teil ...

Wenn Julia Adrian und der Drachenmondverlag zusammenkommen, kann nicht viel schiefgehen. Ich kenne von ihr bereits einige Fantasy-Romane und war begeistert, dass sich der märchenhafte Erzählstil zum Teil auch hier findet. Das mag sich abgehoben anhören, ist aber wunderbar gelöst und passt einfach hervorragend zur düsteren Stimmung dieses Jugend-Thrillers. Hinzu kommt die wunderschöne Innenausstattung, die bei jedem "Drachen" zum Pflichtprogramm gehört. In diesem Fall ist es aber doppelt gut gelungen. Denn die eingestreuten Tagebuch-Seiten sind tatsächlich wie solche gestaltet, und das giftige Pflänzchen, dass sich auf jeder linken Seite als Zeichnung findet, ist von Bedeutung für die Geschichte.

Jenna und Scarlett sind sind zwar Schwestern, aber dennoch Konkurrentinnen, ja regelrecht verfeindet. Nur die ältere Halbschwester Anna scheint die Famile noch zusammenzuhalten, nachdem Scarletts und Jennas Mutter vor Jahren verschwand und sich der Vater in sein Inneres zurückzog. Als zwei fremde Jungen im mysteriösen Spukhaus nebenan auftauchen, geraten nicht nur Jennas Gefühle durcheinander, sondern auch das fragile Gleichgewicht zwischen den Schwestern gerät in ernsthafte Gefahr. Und über allem lastet die drückende Frage, was aus der verschwundenen Mutter wurde...

Mit der eindringlichen, atmosphärisch dichten Erzählweise, den Märchenanklängen und der Unvorhersehbarkeit der Geschichte konnte mich Lara Adrian wieder einmal vollends überzeugen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.11.2021

Einfallsreich

Feuerblut - Der Schwur der Jagdlinge
0

"Sie hat den Eid geschworen. Und sie wird ihn brechen." Schon diese zwei Sätze haben mir einen erwartungsvollen Schauer beschert. Trotzdem war es eine langsame Bücherliebe, die mich aber im Laufe der Geschichte ...

"Sie hat den Eid geschworen. Und sie wird ihn brechen." Schon diese zwei Sätze haben mir einen erwartungsvollen Schauer beschert. Trotzdem war es eine langsame Bücherliebe, die mich aber im Laufe der Geschichte immer mehr gepackt hat.

Zwölf ist ein Jagdling. Noch hat sie ihre Blutsprüfung nicht bestanden, um eine richtige Jägerin zu sein, die all ihrer Clanzugehörigkeit zu entsagen und nur der Jagdgilde zu dienen hat. Doch Zwölf ist eine Außenseiterin unter den Jagdlingen, obwohl niemand ahnt, wie viele gefährliche Geheimnisse sie in sich trägt. Darin gleicht sie der jungen Sieben. Als Kobolde die Jagdgilde überfallen und Sieben entführen, macht sich Zwölf auf, das Mädchen zu befreien. Unfreiwillig bildet sie dabei eine Gemeinschaft mit Hund, dem ursprünglich steinernen Wächter der Loge, und den Jungen Fünf und Sechs. Dabei sind sich Fünf und Zwölf alles andere als freundschaftlich gesinnt.

Aisling Fowler hat es mit diesem ersten Teil der "Feuerblut"-Reihe geschafft, mich mehrfach zu überraschen. Daher hoffe ich wirklich, dass auch die weiteren Teile übersetzt werden. Besonders gefallen hat mir die facettenreiche Zeichnung und Entwicklung der Protagonisten, bei der jede Schwarz-Weiß-Malerei vermieden wurde. Außerdem haben mir die bösen Kobolde und das gut ausgearbeitete Magiesystem wirklich viel Spaß bereitet, ebenso wie die unberechenbaren Feuergeister und die wirklich einfallsreich geschilderte Suche nach Sieben. Fantasyfiguren, die nicht überall auftauchen, sind immer von Vorteil.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.11.2021

Suchtfaktor

The Stranger Times
0

Wie schön, dass die Stranger Times in Serie geht. Ich bin nämlich schon nach dem ersten Teil süchtig geworden. Das Buch sprüht nicht nur vor zum Teil rabenschwarzem Wortwitz, sondern wartet auch mit einer ...

Wie schön, dass die Stranger Times in Serie geht. Ich bin nämlich schon nach dem ersten Teil süchtig geworden. Das Buch sprüht nicht nur vor zum Teil rabenschwarzem Wortwitz, sondern wartet auch mit einer innovativen Urban Fantasy Story und schrägen, liebenswerten Protagonisten auf.

Hannah sieht sich nach ihrer gescheiterten Ehe als fast unvermittelbare Kraft auf dem Arbeitsmarkt in Manchester. Ihr bleibt keine andere Wahl, als eine Stellung als stellvertretende Chefredakterin bei einem äußerst skurrilen Wochenblatt anzunehmen. Die Stranger Times liefert Geschichten über UFOs und Übernatürliches, die windiger kaum sein könnten. Da verwundert es nicht, dass Chefredakteur Banecroft selbst nicht an das glaubt, was seine Reporter da zusammentragen. Aber was, wenn sich plötzlich herausstellt, dass die Realität noch viel fantastischer ist als die Artikel in der Stranger Times?

Meine Güte, was hat mir dieses Buch Spaß gemacht! Zwischen die Kapitel eingestreut sind immer wieder Stranger Times-Artikel im Original-Wortlaut. Diese zeigen die überbordende Phantasie des Autors ebenso wie die Geschichte selbst. Die ehemalige Kirche, in der die Redaktion der Stranger Times verortet ist, bildet einen wirklich stimmungsvollen Schauplatz und die Protagonisten bieten ebenso wie das übernatürliche Worldbuilding noch zahlreiche Ansatzpunkte für weitere spannende Erzählstränge in künftigen Bänden. Hoffentlich haben diese auch wieder so einen schönen Buchschnitt, der hier in passendem Schwarz gestaltet ist. Ich bin auf jeden Fall wieder dabei und werde zwischenzeitlich schon mal den Newsletter der Stranger Times abonnieren.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.11.2021

Zauberhaft

Nordstern - Der Zauber der freien Pferde
0

Mit diesem Abschluss der Nordstern-Trilogie hebt Karin Müller meiner Meinung nach das Genre Pferde-Jugendbücher auf eine neue Ebene. Nicht nur Pferde-, sondern auch Elfen-, Island- und Fantasyfans kommen ...

Mit diesem Abschluss der Nordstern-Trilogie hebt Karin Müller meiner Meinung nach das Genre Pferde-Jugendbücher auf eine neue Ebene. Nicht nur Pferde-, sondern auch Elfen-, Island- und Fantasyfans kommen hier voll auf ihre Kosten. Allerdings ist aus meiner Sicht nicht nur die Kenntnis der anderen beiden Bände, sondern auch der Nordlicht-Trilogie unbedingt erforderlich, um das volle Lesevergnügen zu haben. Ansonsten wäre vor allem das Ende einfach kein völlig runder Abschluss.

Aber sind wir hier wirklich schon am Ende angekommen? Es ergeben sich durchaus Anknüpfungspunkte für weitere Geschichtenfäden, die gesponnen werden könnten, was mir auch mir als schon lange erwachsenes "Pferdemädel" sehr recht wäre.

Der Fantasyanteil liegt im letzten Band noch einmal weitaus höher als in der bisherigen Erzählung. Mit Zeitreisen und verschiedenen Erscheinungsformen mancher liebgewordener Protagonisten wird es geradezu mystisch und ein ums andere Mal auch bittersüß. Werden Floki und Erla wieder zu einander finden, Menschen, Hulduvolk und Islandpferde vor vergangenen und möglichen künftigen Katastrophen retten können? Wieder einmal wunderschöner Bücherzauber von Karin Müller!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.11.2021

Eisbergtechnik einmal ganz anders

Gesammelte Werke
0

Die Eisbergtechnik steht eigentlich für Hemingways lakonischen Stil, mit dem er es den Lesenden überlässt, viele Zusammenhänge in seinen Geschichten sich selbst zu erschließen.

Daran würde man bei diesem ...

Die Eisbergtechnik steht eigentlich für Hemingways lakonischen Stil, mit dem er es den Lesenden überlässt, viele Zusammenhänge in seinen Geschichten sich selbst zu erschließen.

Daran würde man bei diesem Roman, der auf fast 900 Seiten mit beinahe überwältigender Detailfülle seine Protagonisten folgt, eigentlich nicht denken. Hier kam sie mir dennoch in den Sinn, nicht nur, weil die Autorin die Eisbergtechnik selbst erwähnt, sndern auch, weil Sandgren trotz der geschilderten Akribie vieles - man möchte sagen, eigentlich das Wichtigste - der Fantasie der Leserschaft anheim gibt.

Der Göteborger Verleger Martin Berg und seine Famile werden von einem großen Geheimnis überschattet: Warum hat seine Frau Cecilia mit Anfang 30 plötzlich Martin und ihre Kinder Rakel und Ellis verlassen, um sich nahezu in Luft aufzulösen? Kurz vor seinem 50. Geburtstag wird Martin nicht nur von Erinnerungen an seine Kindheit sowie an die bewegte Jugendzeit mit seinem besten Freund, den Künstler Gustav, und an das Kennenlernen von Cecilia überflutet. Es scheint auch Bewegung in das große Rätsel zu kommen, als die mittlerweile erwachsene Rakel glaubt, in einem Roman, den sie vom Deutschen ins Schwedische übersetzt, untrügliche Hinweise auf den Verbleib ihrer Mutter zu entdecken.

Sandgrens Buch birst geradezu vor Lebenserfahrung, brillianten Formulierungen und dem Zeitgeist der Siebziger und Achtziger Jahre, was bei einer noch vergleichsweise jungen Autorin besonders bemerkenswert zu werten ist. Im letzten Drittel hat es für mich auch einen wahren Lesestrudel erzeugt, nicht zuletzt, weil ich Cecilia endlich auf die Spur kommen wollte. Besonders die Schilderung von Martins Jugend hatte für mich jedoch auch einige Längen, obwohl ich eigentlich auf dicke Schmöker geradezu abonniert bin. Außerdem muss ich sagen, dass mir die literarische Gestaltung des Endes gleichermaßen Respekt abnötigt, wie es mich ein wenig erbost hat. Hier blieb mir einfach zu viel des Eisbergs verborgen unter dem Meer.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere