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Veröffentlicht am 20.08.2021

Romantik ist relativ

Die letzten Romantiker
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„Die letzten Romantiker“ ist ein sehr ambitionierter Familienroman, der zum Teil herkömmliche Genregrenzen zu sprengen vermag. Denn die gefeierte Dichterin Fiona Skinner erzählt mit über hundert Jahren ...

„Die letzten Romantiker“ ist ein sehr ambitionierter Familienroman, der zum Teil herkömmliche Genregrenzen zu sprengen vermag. Denn die gefeierte Dichterin Fiona Skinner erzählt mit über hundert Jahren im Jahr 2079 rückblickend die zum Teil tragische Geschichte ihrer Schwestern Renee und Caroline, ihres Bruders Joe und ihrer selbst. Das Leben auf der Erde scheint zu diesem Zeitpunkt ein sehr gefährdetes geworden zu sein. Hier ergeht sich die Autorin Tara Conklin lediglich in Andeutungen, ohne Details zu verraten, was zum Teil große Neugier weckt und einen raffinierten Kunstgriff darstellt, teilweise den Roman allerdings auch überfrachtet und die Lesenden ein wenig unbefriedigt zurücklässt.
Als der Vater mit Mitte 30 überraschend stirbt, ist Noni, die Mutter der Geschwister, komplett überfordert und zieht sich zur „Großen Pause“ zurück. So nennen die vier Nonis tiefen Fall in eine jahrelange Depression, in der die Kinder fast völlig sich selbst überlassen bleiben. Renee als Älteste kümmert sich trotz ihrer Jugend aufopferungsvoll um Schwestern und Bruder. Und alle Schwestern sind sich einig: Sie müssen vor allem für Joe da sein. Diese Jahre führen zu einer besonders tiefen Verbindung untereinander. Aber können Kinder ein solches Aufwachsen tatsächlich unbeschadet überstehen?
Oft einzigartig poetisch, fast märchenhaft und gleichzeitig mit beinahe sezierend scharfem Blick beschreibt Tara Conklin das Leben und Sterben ihrer Protagonisten. Dies ist nicht nur brillant formuliert und durch die Perspektivwechsel sehr anschaulich gelungen. Fiona, die Jüngste, fungiert als Ich-Erzählerin, vermag jedoch gleichzeitig, Begebenheiten aus der Perspektive ihrer Geschwister darzustellen. Dennoch bleibt gerade sie, die enge Bindungen scheut und Männer oft eher als nummerierte Studienobjekte für ihren Blog und nicht als Menschen wahrnimmt, seltsam blass und nicht unbedingt sympathisch.

Familiäre Nähe und vor allem Verlust sind die großen, bewegenden Themen des Romans, mit denen mich Conklin beinahe durchgängig berührt hat. Lediglich im letzten Drittel hatte die Geschichte für mich einige Längen. Zudem erschienen mir manche Handlungen Fionas und Carolines bei der Suche nach der Verlobten ihres Bruders wenig plausibel. Ohne zu spoilern, kann dies leider nicht näher erläutert werden.
Regelrecht geärgert habe ich mich, als im Buch eine Katzenmutter, eigentlich wohlmeinend, mit mehreren Schmerztabletten betäubt wird, um sie aus einem Haus zu bringen. Damit könnte man sowohl Mutter als auch Kitten in der Realität dauerhaft schädigen oder töten. Als Tierfreundin muss ich sagen, dass Derartiges selbst in einer fiktiven Geschichte nicht kommentarlos verbreitet werden dürfte. Man sollte es nicht glauben, aber leider gibt es genug Tierhalter, die ein solches Verhalten dann tatsächlich nachmachen.
Eher unzufrieden bin ich mit dem einfach gehaltenen Cover, das Trübsinn vermittelt und dem Titel, der für ich trotz Erklärung im Roman wenig passend erscheint. Dennoch ein tiefgründiger, stilistisch herausragender Roman.

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Veröffentlicht am 16.08.2021

Drehscheiben

Dreh hin – Dreh her 1: Gute Nacht, kleiner Bär!
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Nachdem "Wach auf, kleiner Bär" bereits zu den Lieblingsbüchern meines zweijährigen Neffen gehört, konnte ich als Geschenk auch mit diesem Band wirklich nichts falsch machen. Das tolle Konzept, dass sich ...

Nachdem "Wach auf, kleiner Bär" bereits zu den Lieblingsbüchern meines zweijährigen Neffen gehört, konnte ich als Geschenk auch mit diesem Band wirklich nichts falsch machen. Das tolle Konzept, dass sich auf den wenigen Seiten des Papp-Lernbuches jeweils eine Drehscheibe befindet, setzt sich auch in diesem Band fort. Zieht man an der zugehörigen Schlaufe, ändern sich die Bilder und das Abenritual des kleinen Bären setzt sich fort.

Wie bei seiner Morgenroutine aus dem schon bekannten Band steht der kleine Bär hier für die kleinsten "Leser", die sich in seinem Abendritual sicher problemlos wiederfinden. Die Art der Zeichnungen finde ich erneut sehr ansprechend und ausgewogen, faszinierend, ohne das kindliche Augen hier gleich überwältigt werden würden. Das Buch wird meinem Neffen nach wie vor nicht langweilig, sondern er möchte sich immer wieder damit beschäftigen.

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Veröffentlicht am 15.08.2021

Drehscheibe

Dreh hin – Dreh her 2: Aufgewacht, kleiner Bär!
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Dieses niedliche Lernbuch ist bei meinem zweijährigen Neffen sehr gut angekommen. Er ist gerade in die Kita gekommen und kann sich daher bestimmt gut mit dem kleinen Bären, der sich im Buch für den Gang ...

Dieses niedliche Lernbuch ist bei meinem zweijährigen Neffen sehr gut angekommen. Er ist gerade in die Kita gekommen und kann sich daher bestimmt gut mit dem kleinen Bären, der sich im Buch für den Gang zu seiner Wald-Kita fertig macht, identifizieren. Die Besonderheit des Buches ist jeweils die über eine robuste Schlafe zu bedienende Drehscheibe, die neue Bilder zum Vorschein bringt, die den Fortgang der kleinen Geschichte zeigen.

So wird der kleine Bär in Situationen dargestellt, die mein Neffe so ähnlich selbst kennt: Er schläft, wacht auf, putzt sich die Zähne, trinkt Kakao, wird zur Kita gebracht, verabschiedet sich von seiner Mutter... Alles ist sehr ansprechend gezeichnet. Neben dem Geschichtchen gibt es noch weitere Details wie kleine Mäuse, die auch in die Veränderungen einbezogen werden. Also können kleine Entdecker hier eine ganze Weile beschäftigt werden, ohne dass die Darstellungsfülle zu viel wird.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Mutiger Neubeginn

Eine Prise Meersalz
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Auswandern nach Mallorca mit über 50, und das nach dem Scheitern ihres Restaurants in Gronau und der Zwangsversteigerung ihres Hauses - mutig oder verrückt? Zumal Hanni und Harald auf Mallorca nicht wieder ...

Auswandern nach Mallorca mit über 50, und das nach dem Scheitern ihres Restaurants in Gronau und der Zwangsversteigerung ihres Hauses - mutig oder verrückt? Zumal Hanni und Harald auf Mallorca nicht wieder Gastronomen sein wollen, sondern nur vage Pläne haben. Wo viele andere nicht erfolgreich gewesen wäre, erweist sich für das sympathische, tatkräftige Paar der Neuanfang als goldrichtig. Allerdings müssen sie sich zunächst dazu durchringen, doch wieder in die Gastronomie einzusteigen. Ihr Weg ist steinig und immer wieder von Rückschlägen gekennzeichnet, so dass man die beiden wirklich bewundert.

Dennoch hat mir das Buch nicht ganz so gefallen wie andere aus der Reihe Sehnsuchtsorte. Da Nanni und Harald solche Arbeitstiere sind und, wie Nanni bzw. ihr Co-Autor Oliver Domzalski selbst schreiben, eigentlich nie Zeit haben, sich die Insel anzusehen, bekommt man tatsächlich nur sehr eingeschränkte Eindrücke von Mallorca, die sich überwiegend auf die Gastronomie beziehen. Auch Rückblicke nach Deutschland oder ein sehr langer, im Original wiedergegebener Artikel in einer kulinarischen Zeitschrift haben meine Aufmerksamkeit nicht durchgängig gefesselt. Dennoch ein Buch mit viel Südflair.

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Veröffentlicht am 12.08.2021

Geheimnisse des Meeres

Die Leuchtturmwärter
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Was wirklich geschah, als im Jahr 1900 drei Leuchtturmwärter von einem einsamen Turm an der Küste Cornwalls verschwanden, ist bis heute ein Rätsel geblieben. Nun hat das Geheimnis auch die Fantasie von ...

Was wirklich geschah, als im Jahr 1900 drei Leuchtturmwärter von einem einsamen Turm an der Küste Cornwalls verschwanden, ist bis heute ein Rätsel geblieben. Nun hat das Geheimnis auch die Fantasie von Emma Stonex angeregt. Was sie daraus gemacht hat, ist so brillant konstruiert und formuliert, dass es eine wahre Freude ist. Ich bin nicht mal sicher, ob ich den Roman als Genremix bezeichnen kann, denn eigentlich entzieht er sich jeglicher Kategorisierung.

Abwechselnd lässt die Autorin die Wärter Arthur, Bill und Vince zu Wort kommen sowie ihre Frauen oder Freundinnen Helen, Jenny und Michelle. Die Geschichte mäandert dabei zwischen 1972, wohin Stonex das Verschwinden verlegt hat, und 1992, als ein Schriftsteller versucht, es zu ergründen. Abgründig wie das Meer ist alles Verborgene, das so nach und nach ans Licht kommt. Raffiniert und mit atmosphärischer Dichte spinnt Stonex die Geschichte fort, lässt uns in die Köpfe ihrer Protagonisten tauchen, bis nicht mehr zu unterscheiden ist, was wahr oder nur Vorstellung ist. Ich war ebenso beeindruckt von der Erzählkunst der Autorin wie von ihrem psychologischen Einfühlungsvermögen und werde ihr weiter folgen. Zwar hat sie mit dem gewählten Ende nicht alle meine Erwartungen erfüllt, aber die Leserschaft auch nicht einfach in der Luft hängen lassen, wie es bei einem offenen Ende der Fall gewesen wäre.

Ein sprachlich herausragender Roman, so geheimnisvoll wie das Meer und das Leben.

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